[{"address":"Am Ballinkai 1","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Das Bild Kanadas in der deutschen \u00d6ffentlichkeit ist meist eines von Fl\u00fcssen und W\u00e4ldern, von Nationalparks und Grizzlyb\u00e4ren. H\u00e4ufig genug wird das Land als bessere Alternative zu den USA wahrgenommen. Doch Kanada ist ein Staat, der seine nat\u00fcrlichen Ressourcen in einem enormen Ausma\u00df ausbeutet: \u00d6lsande in Alberta oder der Nickel- und Kobaltabbau, bei dem das Land jeweils zu den f\u00fcnf wichtigsten F\u00f6rderl\u00e4ndern weltweit geh\u00f6rt.[1] \r\n\r\nAuch beim Uran ist Kanada ein international wichtiger Player. Es extrahiert mehr Uran als Australien. Mit einer F\u00f6rderung von 4396 Tonnen im Jahr 2021 nahm es den zweiten Platz der F\u00f6rderl\u00e4nder hinter Kasachstan und Namibia ein.[2] Historisch betrachtet ist Kanada sogar mit Abstand das gr\u00f6\u00dfte F\u00f6rderland: Insgesamt 524.000 Tonnen der jemals gef\u00f6rderten Uranmenge, etwa ein Sechstel der gesamten Uranproduktion weltweit, stammen von dort.[3]\r\nIn Europa wird Atomkraft h\u00e4ufig noch als saubere Energieform wahrgenommen, so lange es nicht zu einem St\u00f6rfall kommt. Doch bei der F\u00f6rderung von Uran verbleibt der weitaus gr\u00f6\u00dfte Teil (85 %) des radioaktiven Inventars in den Absetzbecken der Minen (tailings) zur\u00fcck, da es sich um radioaktive Elemente handelt (z.B. Thorium, Radon), die nicht als Kernbrennstoff taugen. [4] Nach Jahrzehnten der Uranf\u00f6rderung sind diese tailings h\u00e4ufig in einem katastrophalen Zustand, insbesondere, wenn die F\u00f6rderung der Mine bereits eingestellt wurde. In den USA werden diese Gebiete daher h\u00e4ufig als \u201eNational Sacrifice Area\u201c ausgewiesen, als nationale Opfergebiete, bei denen der Versuch, sie zu sichern oder von der Biosph\u00e4re abzuschlie\u00dfen, aufgegeben wurde2. Allein der Versuch, die immensen Uranhalden und Tailings der ehemaligen Wismut AG (Deutschland) zu sichern, hat bis heute die enorme Summe von mehr als 6,8 Milliarden Euro verschlungen. [ ] https://www.zeit.de/news/2021-02/17/wismut-weitere-21-milliarden-euro-fuer-uranbergbausanierung\r\n\r\nh4. Das koloniale Erbe\r\n\r\nDer enorme Ressourcenverbrauch des globalen Nordens beruht seit vielen Jahrhunderten auf dem h\u00e4ufig gewaltsam durchgesetzten Zugriff des Nordens auf die Ressourcen des Globalen S\u00fcdens. Dieser Befund ist nicht neu, doch nicht selten wird \u00fcbersehen, dass es in Amerika einen solch kolonialen Zugriff auch auf das Land der _First Nations_ gibt. Im Falle Kanadas kommt das Uran aus den \u201enie abgetretenen Gebieten\u201c der Dene und aus der Elliott Lake Region. [5]\r\n\r\nSeit vielen Jahren organisiert sich dagegen Widerstand. 2015 beispielsweise verhinderten die James Bay Cree neue Uranminen in der Provinz Quebec, und setzten ein de facto moratorium durch. (Foto) https://www.cbc.ca/news/canada/montreal/cree-youth-walk-850-km-to-protest-against-uranium-mining-in-quebec-1.2872456\r\nAus Protest gegen die im Bundesstaat Quebec geplanten Uranmienen lief eine Gruppe von rund 20 jungen Aktivist*innen rund 850 Km von Mistissini nach Montreal um dort eine Pettition gegen den Uranabbau zu \u00fcbereichen. Matthew Coon Come, Grand Chief der James Bay Cree Nation unterst\u00fctzte diese Aktion und forderte: \"Let's all say no to uranium.\" https://www.cbc.ca/news/canada/montreal/cree-walkers-against-uranium-mining-arrive-in-montreal-after-850-km-walk-1.2873649\r\n\r\nDen Rechtsstreit gegen die bereits weit fortgeschrittenen Vorbereitungen des Konzern Strateco konnten die Cree im Oktober 2020 schlie\u00dflich vor dem kanadischen Supreme Court zu ihren Gunsten entscheiden. Eine Entscheidung die Matthew Coon Come mit den Worten: \u201cWe are committed to protecting our environment and our way of life from the unacceptable risks that uranium mining presents, now and for future generations,\u201d kommentierte.\r\nFilmtip: The Wolverine: The Fight of the James Bay Cree (2014)\r\n\r\nTrotz dieses Widerstandes liegen die weltweit gr\u00f6\u00dften Uranminen auf dem Land der Cree und Dene. Cigar Lake und Mc Arthur River, beide in der Provinz Saskatchewan gelegen, zeichnen sich dabei nicht nur durch ihre Gr\u00f6\u00dfe, sondern auch durch den hohen Urananteil von bis zu 13% (Uran 238 und 235) des dort gef\u00f6rderten Erzes aus. Noch vor Ort wird das Uranerz in Uranerzkonzentrat, sog. Yellow Cake, verarbeitet, das dann zu etwa 75 % aus Uran besteht. Der Rest des Erzes, zusammen mit einem enormen Inventar an weiteren radioaktiven Substanzen, endet in riesigen Absetzbecken unter freiem Himmel.\r\n\r\nTrotz dieses Widerstandes liegen die weltweit gr\u00f6\u00dften Uranmienen auf dem Land der Cree und Den\u00e9. Cigar Lake und Mc Arthur River, beide in der Provinz Saskatchewan gelegen, zeichnen sich dabei nicht nur durch ihre Gr\u00f6\u00dfe, sondern auch durch den hohen Urananteil von bis zu 13% des dort gef\u00f6rderten Erzes aus. Noch vor Ort wird das Uranerz in Uranerzkonzentrat sog. Yellow Cake (U3O8) verarbeitet, das dann zu etwa 75 % aus Uran besteht. Der Rest des Erzes, zusammen mit einem enormen Inventar an weiteren radioaktiven Substanzen, endet in riesigen Absetzbecken unter freiem Himmel.\r\n\r\nh4. Vom Erz zum Kernbrennstoff\r\n\r\nMit Uran verh\u00e4lt es sich anders als mit z.B. Kohle. Es ist kein \u201eRohstoff\u201c, der nur ausgegraben werden muss, und dann direkt verbrannt werden kann wie z.B. Braun und Steinkohle. Obwohl der Begriff \u201eKernbrennstoff\u201c anderes impliziert, stellt das im Reaktor verwendete Uran ein hochveredeltes Industriemetall dar. Bevor das in Mc Arthur oder Cigar Lake gef\u00f6rderte Uran in einem Reaktor verwendet werden kann, muss es zun\u00e4chst in Yellow Cake umgewandelt werden, was meist noch vor Ort an den Mienen geschieht. Im Weiteren braucht es dann spezielle Verfahren der Veredelung und Umwandlung, die z.T. milit\u00e4risch relevant sind (Anreicherung) und daher nur an wenigen Orten weltweit durchgef\u00fchrt werden. Industriell arbeitende Konversionsanlagen gibt es weltweit lediglich f\u00fcnf, Anreicherungsanlagen nur acht.\r\n\r\nKanada verf\u00fcgt mit der Anlage in Port Hope \u00fcber die viertgr\u00f6\u00dfte Konversionsanlage weltweit mit einer Kapazit\u00e4t von 9200t in 2019 (https://www.wise-uranium.org/umaps.html?set=conv). In zwei Verfahrensschritten wird dort das feste Uranoxid (U3O8) des Yelow Cakes in gasf\u00f6rmiges Uran-Hexafluorid (UF6) umgewandelt, da sich nur dieses f\u00fcr den n\u00e4chsten Verarbeitungsschritt, der Urananreicherung nutzen l\u00e4sst.\r\nNotwendig ist diese Anreicherung f\u00fcr die im Westen verbreiteten Leichtwasserreaktoren, die eine Kettenreaktion erst ab einem Gehalt von 3%-5% Uran 235 erhalten k\u00f6nnen, Natururan jedoch enth\u00e4lt lediglich 0,7% dieses Isotops. \r\nMilit\u00e4risch hoch sensibel ist dieser Verabeitungschritt, weil er ohne Weiteres auch eine Anreicherung zu waffenf\u00e4higem Material erm\u00f6glicht. Auf dem amerikanischen Kontinent ist dies lediglich in einer US-Amerikanischen Anreicherungsanlage m\u00f6glich. Alle anderen Anlagen stehen in Europa und Asien, und machen Seetransporte notwendig. Daher wird laut Gordon Edwards von der Canadian Coalition for Nuclear Responsibility http://www.ccnr.org/ rund 85% der kanadischen Uranproduktion exportiert.\r\n\r\nh4. Hamburg: Drehkreuz kanadischer Uranexporte\r\n\r\nUm die Anreicherungsanlagen Almelo (NL) und Gronau in Europa zu erreichen bietet es sich an, den gr\u00f6\u00dften Hafen an der Kanadischen Westk\u00fcste, Montreal, zu nutzen.\r\nAls einzige nicht kanadische Firma verf\u00fcgt die Hamburger Reederei Hapag Lloyd dort \u00fcber einen eigenen Terminal und bietet zusammen mit der Rederei OOCL einen Lieniendienst von Montreal nach Southhampton, Antwerpen und Hamburg an.\r\nNach einer Auswertung kleiner Anfragen in der Hamburger B\u00fcrgerschaft (https://sand.blackblogs.org/2020/12/15/2017-2020-atom-transporte-von-uranerzkonzentrat-und-uf6-in-den-hafen-von-hamburg/) wurden von den 9200t Uranhexafluorid, die 2019 in Port Hope produziert wurden, fast die H\u00e4lfte (4200t) \u00fcber den Hamburger Hafen umgeschlagen. Mehr als einmal im Monat (15 Transporte) landen dabei zwischen 16 und 24 48Y-Spezialbeh\u00e4lter am Terminal Altenwerder an, und wurde auf die Schiene Richtung Gronau und Almelo gesetzt. \r\n\r\nDer Hamburger Hafen stellt daher das wichtigste Drehkreuz f\u00fcr den Export kanadischen Urans dar, und die Hamburger Reederei Hapag Lloyd bewerkstelligt dies. \r\nMit Almelo in den Niederlanden wird so die weltweit zweitgr\u00f6\u00dfte Urananreicherungsanlage versorgt sowie ihre Schwesteranlage in Gronau die im internationalen Vergleich Platz vier belegt. Zusammen wird im deutsch-niederl\u00e4ndischen Grenzgebiet durch die beiden Anlagen des Urenco Konzerns rund ein F\u00fcnftel des gesammten Urans weltweit angereichert.\r\n\r\nM\u00f6glicherweise werden bis Ende 2022 alle in Deutschland betriebenen AKW stillgelegt, ein Erfolg des jahrzehntelangen, hartn\u00e4ckigen Widerstandes der Anti-Atom-Bewegung.\r\nDie international jedoch wichtigste Atomanlage, die Uranfabrik in Gronau ist vom Ausstiegsbeschluss nicht ber\u00fchrt, und kann unbefristet weiter laufen. Ein Ende der Atomtransporte \u00fcber den Hamburger Hafen ist daher nicht abzusehen, ganz im Gegenteil. Bis Mitte November 2020 wurde bereits mehr kanadisches Uranhexafluorid im Hamburger Hafen umgeschlagen, als im Vorjahr.\r\n\r\n\r\nfn1. \"https://www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA/DE/Rohstoffinformationen/L%C3%A4nderkooperationen/Laender/Kanada/kanada_node.html\":https://www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA/DE/Rohstoffinformationen/L%C3%A4nderkooperationen/Laender/Kanada/kanada_node.html\r\n\r\nfn2. \"https://www.wise-uranium.org/umaps.html?set=annu\":https://www.wise-uranium.org/umaps.html?set=annu\r\n\r\nfn3. \"https://www.nuclear-free.com/uranatlas-artikel/articles/geschichte-koloniales-erbe.html\":https://www.nuclear-free.com/uranatlas-artikel/articles/geschichte-koloniales-erbe.html\r\n\r\nfn4. \"https://www.nuclear-free.com/uranatlas-artikel/articles/der-weg-des-urans-aus-der-erde-in-die-sackgasse.html\":https://www.nuclear-free.com/uranatlas-artikel/articles/der-weg-des-urans-aus-der-erde-in-die-sackgasse.html\r\n\r\nfn5. \"https://www.nuclear-free.com/uranatlas-artikel/articles/geschichte-koloniales-erbe.html\":https://www.nuclear-free.com/uranatlas-artikel/articles/geschichte-koloniales-erbe.html\r\n\r\n\r\n","created_at":"2020-12-19T17:15:39Z","creator":"Daniel Manwire","district":"Altenwerder","geo_relation":"Kanada","id":112,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/112/Altenwerder-nacht.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/112/thumb_Altenwerder-nacht.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/112/mini_Altenwerder-nacht.jpg"}},"image_credit":"SAND","lat":"53.50365","layer_id":8,"lon":"9.936407","place":"Terminal ","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Altenwerder: Knotenpunkt des kanadischen Uranexports nach Europa ","teaser":"Mehr als 6100 Tonnen Uranhexafluorid (UF6) wurden 2021 am Terminal Altenwerder umgeschlagen. Wie gef\u00e4hrlich diese Transporte sind, zeigte sich nicht zuletzt beim Brand der Atlantic Cartier 2013. Doch nicht nur der Transport birgt Risiken. Auch die Folgen des Uranabbaus, etwa in Kanada, sind verheerend. Trotz der seit vielen Jahren anhaltenden Proteste der _First Nations_ trifft leider der Slogan heute immer noch zu: \"First people, last to be protected\".","title":"First People, last to be protected","updated_at":"2022-07-17T11:07:55Z","url":"","user_id":134,"zip":"21129","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/112","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Hohe Liedt","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Im Herbst 2018 hatte der jetzige Bezirksamtsleiter von Hamburg-Nord, Michael Werner-Boelz, und damaliger Bezirksabgeordneter der Gr\u00fcnen den \"hier auf Webmap Hamburg Global ver\u00f6ffentlichten Beitrag des Autors aus dem Jahr 2013\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/87 gelesen: \u201eBei der Recherche f\u00fcr eine Veranstaltung \u00fcber Neonazis in Hamburg bin ich dann auch auf deinen Artikel \u00fcber die Ermordung von Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 gesto\u00dfen\u201c, so Michael Werner-Boelz Anfang 2019 im Gespr\u00e4ch mit dem Autor, so \u201edass ich hier einen Handlungsauftrag f\u00fcr meine Fraktion sehe, eine angemessene Form der Erinnerung an diese Tat sicherzustellen.\" Im Stadtteil Langenhorn gab es bis dahin \u201emeines Wissens nach\u201c, wie Michael Werner-Boelzes es damals zur\u00fcckhaltend ausdr\u00fcckte, keine Erinnerung an oder Diskussion \u00fcber den Mord. \r\n\r\nAm 17. Januar 2019 hat \u201edie Bezirksversammlung den von mir initiierten Antrag, der von den Fraktionen von Gr\u00fcnen, SPD, Linke und CDU sowie der FDP-Gruppe eingebracht.\" Dieser wurde dann einstimmig beschlossen. Die Bezirksversammlung Nord bewilligte 5.000 Euro f\u00fcr eine Gedenktafel, die im Sommer 2021 an der Stra\u00dfe Hohe Liedt aufgestellt wurde und sich zu einer Skulptur entwickelt hatte. \r\n\r\n\u201eEs wird auf jeden Fall eine w\u00fcrdige Veranstaltung zur Anbringung der Gedenktafel vor Ort geben\u201c, versicherte Michael Werner Boelz dem Autor bereits 2019: \u201eDas Bezirksamt ist auch aufgefordert, nach M\u00f6glichkeit Kontakt mit Hinterbliebenen herzustellen und diese in diesen Prozess einzubinden.\u201c Dies gelang durch das Engagement und die Unterst\u00fctzung der Ramazan-Avci-Initiative, die erkl\u00e4rte: \u201eNach eigenen, langwierigen Recherchen konnten wir Kontakt zu den Familienangeh\u00f6rigen von Mehmet, die in der T\u00fcrkei und Holland leben, kn\u00fcpfen.\u201c\r\n\r\nh4. Verz\u00f6gerung auch durch die Corona-Pandemie\r\n\r\nAufgrund der Corona-Pandemie war es 2020 nicht m\u00f6glich, dass die Familienangeh\u00f6rigen zur Gedenkveranstaltung kommen. Deshalb wurde die Gedenkskulptur erst am 24. Juli 2021 aufgestellt und eingeweiht.\r\n\r\nEs gab aber bereits 2020 eine kleine Gedenkkundgebung, zu der die Ramazan-Avci-Initiative gemeinsam mit G\u00fcl\u00fcstan Avc\u0131, der Witwe von Ramazan Avc\u0131 und Faruk Arslan, \u00dcberlebender des Brandanschlags von M\u00f6lln 1992, eingeladen hatten: \u201e\u2018Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben\u2019, sagte Primo Levi, \u00dcberlebender von Auschwitz. Im Sinne, dass wir unsere Geschichte selber bestimmen und selber erz\u00e4hlen wollen, werden wir uns zum 35. Jahrestag der Ermordung von Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 am Tatort versammeln, um an Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 zu erinnern.\u201d Auch wenn Familienangeh\u00f6rige nicht vor Ort sein konnten \u2013 es gab Beitr\u00e4ge aus der Familie, so von seiner Gro\u00dfnichte aus Holland: \u201cSelbst nach Jahrzehnten sp\u00e4ter kann man in den Gesichtern meiner Familienmitglieder noch Schmerz und Trauer sehen, wenn es um den Tod von meinen Gro\u00dfonkel geht\u201c, so Dilan S\u0131k\u0131: \u201cEiner der Gr\u00fcnde, warum wir noch die Spuren dieses widerlichen Angriffs tragen ist, dass die M\u00f6rder, die unseren Onkel brutal ermordet haben, durch die widerliche Haltung des Richters mit milde Strafen davon gekommen sind\u201c.\r\n\r\nh4. Versagen staatlicher Institutionen\r\n\r\nMichael Werner-Boelz sprach auch bereits 2020 am Kiwittsmoorpark \u2013 als neuernannter Bezirksamtsleiter von Hamburg-Nord setzt er sich weiterhin f\u00fcr eine w\u00fcrdige Erinnerung ein, betonte die Notwendigkeit von Erinnerung an die Opfer rassistischer Gewalt in Hamburg: \u201eUnd auch in der j\u00fcngeren Vergangenheit blicken wir auf rassistisch motivierte Mordanschl\u00e4ge zur\u00fcck. So wurde am 27. Juni 2001 S\u00fcleyman Ta\u015fk\u00f6pr\u00fc durch den NSU ermordet\u201d, erinnerte Michael Werner-Boelz und fuhr fort: \u201cWenn man die Geschichte dieses Landes und dieser Stadt betrachtet, stellt man leider immer wieder auch fest, dass zumindest Teile der staatlichen Institutionen bei der Verfolgung rechtsextremistischer Straftaten versagen. Das war insbesondere bei der Mordserie des NSU so\u201d. \r\n\r\nAuch die Bezirksversammlung Nord positioniert sich klar. Gemeinsam erkl\u00e4rten alle Fraktionen (ohne die AfD) am 4. Mai 2021: \u201eWir freuen uns, dass die Planungen so gut voranschreiten. Das Ziel ist es, einen w\u00fcrdigen Gedenkort f\u00fcr Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 zu schaffen. Mit der geplanten feierlichen Einweihung im Beisein seiner Verwandten m\u00f6chten wir gemeinsam erinnern und ein deutliches Zeichen gegen Rassismus, Ausl\u00e4nderhass und Rechtsextremismus setzen. Denn rassistische, menschenfeindliche Haltungen haben keinen Platz in Hamburg-Nord\u201c.\r\n\r\nIn Absprache mit Angeh\u00f6rigen von Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 bereiteten Michael Werner-Boelz, die Initiative zum Gedenken an Ramazan Avc\u0131 und Faruk Arslan monatelang gemeinsam f\u00fcr den 36. Jahrestag der Ermordung, den 24. Juli 2021, eine Gedenkveranstaltung vor, an der Familienangeh\u00f6rige von Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 beteiligt wurden: Die beiden Neffen Yener und Y\u0131ld\u0131z Kaymak\u00e7\u0131 reisten aus Haymana an, um an der Einweihung der Gedenkskulptur teilzunehmen, bei deren Gestaltung die Familie einbezogen worden war.\r\n\r\nh4. Schwarzer Sarg von Hamburg nach Haymana\r\n\r\nAm 36. Jahrestag der Tat fand so am Tatort eine w\u00fcrdevolle Gedenkveranstaltung statt, es wurden bewegende Reden gehalten, eine Gedenkskulptur, die an Kaymak\u00e7\u0131 erinnert, wurde eingeweiht, Blumen abgelegt. Geschaffen wurde die S\u00e4ule mit einem gro\u00dfen steinernen Buch obenauf mit den Lebensdaten von Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 und drei Infotafeln auf t\u00fcrkisch, englisch und deutsch zum t\u00f6dlichen rassistischen Angriff auf ihn von dem aus Vietnam eingewanderten K\u00fcnstler V\u0103n Ng\u00e2n Ho\u00e0ng.\r\n\r\nDer Bruder Ahmet Kaymak\u00e7\u0131 war zu krank, um zu kommen, aber die beiden Neffen von Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 erinnerten an den Sommer 1985. Ihr Onkel kam nicht in die T\u00fcrkei, es gab keine Schokolade aus Deutschland: \u201eEinen Tag im Sommer redeten die Familienmitglieder wieder dar\u00fcber, dass Onkel Mehmet kommt\u201c, erinnerte sich der \u00e4ltere der beiden Neffen in seiner Rede: \u201eIch war au\u00dfer mich vor Freunde und sah mich schon in Schokolade schwimmen. Soweit ich das in diesem Alter verstanden habe, sprach die Familie wieder \u00fcber seine Zukunft\u201c. Yener Kaymak\u00e7\u0131 begriff als f\u00fcnfj\u00e4hriger, das etwas anders war: \u201eAber irgendwas war seltsam, das sp\u00fcrte ich. Die Familienmitglieder waren tief traurig, sie weinten. Aber manchmal weint man ja auch aus Freunde.\r\n\r\nIn Gespr\u00e4chen der Famile \u00fcber Mehmets Kommen fiel immer wieder das Wort \u201aNazi Monster\u2018. Sie sagten Nazi Monster h\u00e4tten Mehmet get\u00f6tet\u201c. Erst Jahre sp\u00e4ter verstand der damals f\u00fcnfj\u00e4hrige Neffe, dass nicht Monster aus einem M\u00e4rchen gemeint waren, sondern Menschen zu mordenden Monstern geworden waren: \u201e\u201cStatt meines Onkels, der mir bunte Bonbons schenkte, die mir Leben und Freude schenkte, kam ein schwarzer Sarg aus Hamburg nach Haymana. Jahrzehnte vergingen, der Schmerz unserer Familie lie\u00df nie nach, aber wie hier in der T\u00fcrkei wurde es einfach nach einer Weile \u201aSchicksalsschlag\u2018 genannt und mein Onkel wurde weitgehend vergessen. Denn nichts erinnerte an ihn. Bis heute.\u201c\r\n\r\nh4. Gedenken mit Angeh\u00f6rigen von Opfern rassistischer Morde\r\n\r\nAuch Faruk Arslan, der die Gedenkveranstaltung moderierte, und G\u00fcl\u00fcstan Ayaz, die Witwe von Ramazan Avc\u0131, sprachen von dem Schmerz der Angeh\u00f6rigen der Opfer rassistischer Morde. Der f\u00fcrsorgliche Umgang der Angeh\u00f6rigen miteinander war beeindruckend. Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz betonte in seiner diesj\u00e4hrigen Rede, wie wichtig antirassistische und antifaschistische Inititativen seien \u2013 gerade auch, weil Polizei und Justiz manchmal auf dem rechten Auge blind seien. Hamburgs zweite B\u00fcrgermeisterin Katharina Fegebank, ebenfalls von den Gr\u00fcnen, betonte in ihrer Rede, wie wichtig es sei, die Opfer nicht zu vergessen.\r\n\r\nAm Tag nach der Gedenkveranstaltung sagte Yener Kaymakc\u0131 zum Autor: \"Ich habe ein Gef\u00fchl, als ob mein Onkel jetzt endlich w\u00fcrdig begraben wurde, daf\u00fcr bin ich denen dankbar, die das Gedenken organisiert haben. Mein Onkel kam damals pl\u00f6tzlich im wei\u00dfen Tuch in die T\u00fcrkei und wurde in Deutschland, wo er lebte, vergessen. Dass hat sich jetzt endlich ge\u00e4ndert\".","created_at":"2021-09-27T10:43:46Z","creator":"Gaston Kirsche","district":"Langenhorn","geo_relation":"T\u00fcrkei, Niederlande","id":122,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/122/einweihung-Gedenkort3nah.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/122/thumb_einweihung-Gedenkort3nah.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/122/mini_einweihung-Gedenkort3nah.jpg"}},"image_credit":"Gaston Kirsche","lat":"53.67005","layer_id":3,"lon":"10.02364","place":"Kiwittsmoorpark \t","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Endlich gibt es eine Gedenkskulptur f\u00fcr Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 ","teaser":"36 Jahre nach der Ermordung von Mehmet Kaymak\u00e7\u0131 hat der Bezirk Hamburg-Nord zusammen mit Angeh\u00f6rigen des Opfers eine Gedenkskulptur mit Gedenktafeln in drei Sprachen aufgestellt. Im Sommer 1985 hatten drei junge M\u00e4nner den 29-j\u00e4hrigen Maurer erschlagen. Sie kamen mit geringen Strafen davon.\r\n","title":"Sp\u00e4tes Erinnern am Tatort","updated_at":"2022-01-20T10:05:31Z","url":"","user_id":94,"zip":"22417","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/122","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Neue Burg 10","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Eine Nachlassakte im Staatsarchiv Schleswig l\u00e4sst die Umrisse einer ungew\u00f6hnlichen Biografie erkennen[1]: Um 1771 wird auf der zu dieser Zeit zu D\u00e4nemark geh\u00f6renden Karibikinsel St. John ein M\u00e4dchen namens Maria Susanna geboren. Sie ist das Kind zweier versklavter Eltern und damit selbst auch versklavt \u2013 mutma\u00dflich w\u00e4chst sie auf der kleinen Baumwollplantage auf, auf der ihre Mutter lebt und arbeitet. Auf welchen Wegen Maria Susanna Josua, die diesen Nachnamen sp\u00e4ter im Leben annimmt, um 1826 nach Ahrensburg gelangte, ist unklar.\r\n\r\nZu dieser Zeit lebten jedoch einige Hamburger Kaufleute auf St. John und der Nachbarinsel St. Thomas.[2] Bei ihrem Tod 1848 mit etwa 71 Jahren ist die in der Nachlassakte als \u201eN******\u201c rassifizierte Frau jedoch nicht nur frei, sondern auch zu einigem Wohlstand gekommen: Sie besa\u00df Haushaltsg\u00fcter im Wert von \u00fcber 350 Reichstalern und hatte weitere 400 Reichstaler verzinst verliehen. Offenbar hatte Josua jedoch in Ahrensburg keine Nachkommen. Durch Briefe in ihren Papieren aber werden mehrere Nichten und deren Kinder auf St. Thomas ausgemacht. Die Inhaber der Firma Sch\u00f6n, Willink und Co. mit Sitz in der Neuen Burg 10 waren selbst einige Jahre lang auf St. Thomas t\u00e4tig gewesen;[3] August Joseph Sch\u00f6n hatte dort auch Versklavte besessen. Seine Firma \u00fcbermittelt Maria Susanna Josuas Erbschaft 1851 in Bargeld gegen eine Provision nach St. Thomas. \r\n\r\nDie Erben und Erbinnen waren zusammen mit ihrem Anwalt zum Schluss gekommen, dass Daunendecken und europ\u00e4ische Winterkleider in der Karibik weniger wert w\u00e4ren als sie bei einer lokalen Auktion einbringen w\u00fcrden. Josuas Geschichte zeigt \u2013 trotz aller L\u00fccken \u2013 die Best\u00e4ndigkeit und Reichweite famili\u00e4rer Verbindungen, auch von afro-karibischen Menschen. Sie deutet ebenso auf die Spannbreite fr\u00fcher Schwarzer Biografien hin: Man kann die \u00e4ltere Susanna Josua durchaus als erfolgreiche Gesch\u00e4ftsfrau begreifen.[4]\r\n\r\nFoto: Deckblatt der Nachlassakte Josuas im Staatsarchiv Schleswig, StSH Abt. 127.3 Ahrensburg, Nr. 66I\r\n\r\nfn1. Vgl. StSH Abt. 127.3 Ahrensburg, Nr. 66I Nachl\u00e4sse, darin: Akte Maria Susanna Josua.\r\n\r\nfn2. Karl H. Schwebel, Bremer Kaufleute in den Freih\u00e4fen der Karibik von den Anf\u00e4ngen des Bremer \u00dcberseehandels bis 1815, Bremen 1995. S. 135-207; Annette Christine Vogt, Ein Hamburger Beitrag zur Entwicklung des Welthandels im 19. Jahrhundert. Die Kaufmannsreederei Wapp\u00e4us im internationalen Handel Venezuelas und der d\u00e4nischen sowie niederl\u00e4ndischen Antillen, Stuttgart 2003. S. 60-70.\r\n\r\nfn3. Vgl. J\u00fcrgen Brockstedt, Die Schiffahrts- und Handelsbeziehungen Schleswig-Holsteins nach Lateinamerika 1815 - 1848. Zugl.: K\u00f6ln, Univ., Diss., 1973, K\u00f6ln 1975. S. 372f. \r\n\r\nfn4. Siehe hierzu auch die Dissertation von Annika B\u00e4rwald, Universit\u00e4t Bremen (voraussichtlich 2022).\r\n","created_at":"2021-06-30T15:37:07Z","creator":"Annika B\u00e4rwald","district":"Hamburg-Altstadt","geo_relation":"St. Thomas, USA","id":120,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/120/Mapping_Josua__2_.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/120/thumb_Mapping_Josua__2_.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/120/mini_Mapping_Josua__2_.jpg"}},"image_credit":"Deckblatt der Nachlassakte Josuas im Staatsarchiv Schleswig","lat":"53.54949","layer_id":5,"lon":"9.987123","place":"Firmenadresse Sch\u00f6n, Willinck & Co","public":true,"published_at":null,"source":"Dissertation (voraus. 2022), Annika B\u00e4rwald","subtitle":"Eine ehemalige Versklavte und ihr transatlantisches Erbe","teaser":"Maria Susanna Josua, als Versklavte auf einer karibischen Plantage geboren, stirbt 1848 in Ahrensburg und vermacht ihren Erben eine bedeutende Summe. Die Firma Sch\u00f6n, Willink & Co \u00fcbermittelt ihre Erbschaft gegen Provision an freie Schwarze Verwandte auf St. Thomas. ","title":"Nachlass\u00fcbermittlung nach St. Thomas","updated_at":"2021-09-27T10:28:45Z","url":"","user_id":139,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/120","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Englische Planke 1 ","category_id":null,"city":"Hamburg-Mitte, Hamburg","comment":"","content":"\"Aus Hamburg starben f\u00fcr Kaiser und Reich\", so beginnt der Text auf der Gedenktafel in der Kirche St. Michaelis. Aufgelistet sind dort \u2013 geordnet nach \"China\" und \"Afrika\" - die Namen von M\u00e4nnern, die vor \u00fcber 100 Jahren antikoloniale Aufst\u00e4nde bek\u00e4mpfen sollten: Die Matrosen Heinrich Goedecke und Heinrich Bading etwa fielen am 22. Juni 1900 bei der Erst\u00fcrmung des Forts Shiku in China. Rudolf Jobst, Reiter der Schutztruppe, starb am 16. Mai 1904 in einem Ort namens Otjihaenena im damaligen Deutsch-S\u00fcdwestafrika. Willy Kramkau fiel im August 1905 im Gefecht bei Lugongwe im damaligen Deutsch-Ostafrika. \"Ehre ihrem Andenken\" endet der Text auf der Tafel. Nach Informationen des derzeitigen Hauptpastors, Alexander R\u00f6der, hatte man sie 1912 angebracht, nachdem die Kirche nach dem Brand von 1906 wiederaufgebaut und in Gegenwart des Kaisers wieder geweiht wurde.\r\n\r\nEs ist bemerkenswert, dass es so gut wie keine Diskussion in der Gemeinde oder in der Stadt dar\u00fcber gibt, was diese Tafel bedeutet und wie man mit ihr umgehen will. Sie sei peinlich f\u00fcr eine Stadt, die sich weltoffen gibt und unpassend f\u00fcr eine Kirche, die laut Eigenwerbung, die \"gesellschaftliche Auseinandersetzung an- und aufnehmen\" und \"plural bleiben\" m\u00f6chte. Vor allem aber sei sie ein Affront gegen die afrikanischen und chinesischen Opfer des deutschen Kolonialismus und ihrer Nachfahren. Im Sommer 2011 hat das Eine Welt Netzwerk Hamburg den Hauptpastor aufgefordert, endlich eine Debatte in der Gemeinde \u00fcber den Umgang mit dieser Tafel zu f\u00fchren. Geschehen ist, soweit bekannt, nichts. Im Sommer 2012 schieb Pastor Roeder, dass er sich nun f\u00fcr eine Veranstaltung stark machen wolle, die sich mit den Milit\u00e4rtafeln in St. Michaelis f\u00fcr Soldaten, die in den Kriegen der letzten beiden Jahrhunderte get\u00f6tet worden sind, besch\u00e4ftigt. \r\n\r\nR\u00f6der hatte zwar dem Eine Welt Netzwerk Hamburg im Sommer 2011 geantwortet, dass man sich \"v\u00f6llig einig\" dar\u00fcber sei, dass die Verbrechen, die in der Kolonialgeschichte an Menschen ver\u00fcbt worden seien, in keiner Weise gerechtfertigt werden k\u00f6nnten und aus heutiger Sicht verurteilt werden m\u00fcssten. Gleichwohl schrieb er:\r\n\r\nbq. \"Die Menschen, die auf den Tafeln in St. Michaelis namentlich genannt sind, verdienen ebenso eine (kritische) W\u00fcrdigung wie die Opfer der Kriege und Kolonialpolitik, deren Rechte Sie einklagen. Es sind Menschen, um die Familien damals hier in Hamburg getrauert haben, weil sie im Verlauf dieser Kriege gestorben sind, und schon darum ist die Nennung ihrer Namen kein Affront gegen die Opfer in China und Afrika oder ihre Nachfahren.\"\r\n\r\nh4. Wer wird gew\u00fcrdigt?\r\n\r\nLeider \u00fcbersieht der Hauptpastor, dass die T\u00e4ter keine Opfer sind, weil sie in weit entfernten Regionen, die man unterwerfen und ausbeuten wollte, einem Vernichtungskrieg f\u00fchrten. Vor allem aber unterschl\u00e4gt er die Tatsache, dass die Opfer und Nachfahren in St. Michaelis bis zum heutigen Tag weder erw\u00e4hnt noch gew\u00fcrdigt werden.\r\n\r\nDie Nachfahren von Opfern und \u00dcberlebenden haben \u2013 bis heute \u2013 mit der unabgeschlossenen Vergangenheit zu tun. Sie k\u00e4mpfen um Entschuldigung, Entsch\u00e4digung und um die R\u00fcckgabe von Geraubtem, wie etwa die Gebeine der Verwandten, die bis heute in deutschen Museen liegen.[1] \r\n\r\nJohanna Kahatjipara geh\u00f6rte im Herbst 2011 zu einer Delegation aus Namibia, die zwanzig geraubte Gebeine abholte, die die Berliner Charit\u00e9 nach \u00fcber 100 Jahren zur\u00fcckgab. In einem Interview sagte sie:\r\n\r\nbq. \"It is painful thoughts to know that my ancestors were treated in the most undignified manner, that they were so traumatised and scared and yet they were also brave to have brought us up. I sometimes ask myself how does it feel to be thirsty without water? How does it feel to die from poisoned water? What kind of poison was it? So many questions run through my mind but there are no replies.\"\r\n\r\nKahatjipara ist Mitglied im Technical Committee for the Ovaherero Traditional Chiefs on the Ovaherero/Ovambanderu Council for Dialogue on the 1904 Genocide (OCD-1904). Im Interview berichtet sie weiter: \r\n\r\nbq. \"My family is connected to the Skullls in that my grandmother's uncle was also hanged and beheaded. My grandmother Auguste Kavetjurura-Kahatjipara was also confined to a concentration camp and made to wear a medal pass around her neck like a dog together with her first born half German daughter, my aunt Metha Kavetjurura.\"[2]\r\n\r\n\"Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zur\u00fcck oder lasse auf sie schie\u00dfen\", so der Kommandeur der kaiserlich deutschen Schutztruppe in Deutsch-S\u00fcdwestafrika Lothar von Trotha 1904.\r\nDieser Vernichtungskrieg der Deutschen kostete sch\u00e4tzungsweise 80 Prozent der Herero das Leben. Bis heute fordern die Nachfahren der \u00dcberlebenden Reparationen und Entsch\u00e4digungen von der Bundesrepublik Deutschland und deutschen Unternehmen wie etwa der Deutschen Bank. Ende 2011 wurden endlich die Gebeine aus der Berliner Charit\u00e9 von Opfern des V\u00f6lkermordes und der Konzentrationslager, die die deutschen Truppen in Deutsch-S\u00fcdwestafrika unterhielten, zur\u00fcckgegeben. Sie waren zu \"Forschungszwecken\" nach Berlin gebracht worden. Zuvor hatten Gefangene die Sch\u00e4del ihrer Angeh\u00f6rigen mit Glasscherben reinigen m\u00fcssen.\r\n\r\nh4. Die Firma Aurubis und das Kupfer\r\n\r\nAm Michel h\u00e4ngt \u00fcbrigens ein nicht zu \u00fcbersehendes Schild der \"Firma Aurubis\":../placemarks/78 , die so gro\u00dfz\u00fcgig die Kosten f\u00fcr die Sanierung des Kupferdachs \u00fcbernommen hat. Die Aktiengesellschaft z\u00e4hlt zu den gr\u00f6\u00dften Kupferproduzenten weltweit. Unter dem Namen firmiert das Unternehmen zwar erst seit 2009, doch seine Geschichte ragt weit in die deutsche Kolonialzeit hinein: Die Situation der Herero versch\u00e4rfte sich, als 1900 die \"Otavi-Minen-und Eisenbahn-Gesellschaft\" gegr\u00fcndet wurde.[3] \r\nAn diesem deutsch-britischen Konsortium waren auch Kaufleute und Banken aus Hamburg beteiligt, etwa die Norddeutsche Bank. In der Region Otavi waren Kupfervorkommen entdeckt worden, die abgebaut und per Zug zum Hafen \u2013 mitten durch das Herero-Gebiet - transportiert werden sollten. Land beiderseits der Bahnlinie sowie die Wasserrechte sollten unentgeltlich abgetreten werden.\r\nM\u00e4nner, Frauen und Kinder mussten die Strecke in Zwangsarbeit bauen. Auf ihr wurde sp\u00e4ter Kupfererz transportiert \u2013 Hauptabnehmerin war die Norddeutsche Affinerie. Auch w\u00e4hrend der Apartheid behielt sie ihre Beteiligung an der Otavi Minen AG und verkaufte sie erst 1989, als Namibia nach \u00fcber 100 Jahren unabh\u00e4ngig wurde. Seit 2008 und der \u00dcbernahme des Kupferproduzenten Cumerio durch die Norddeutsche Affinerie AG firmiert das Unternehmen unter dem Namen Aurubis AG.\r\n\r\nDer Slogan \"Kupfer ist treu\" mit dem Hamburger Stadtwappen sei also \"nicht nur eine leere Worth\u00fclse\", hei\u00dft es auf der Webseite der Kirche St. Michaelis und spielt damit auf die mehrmalige Unterst\u00fctzung in Kupferfragen an.[4]\r\nDiese gro\u00dfherzige Unterst\u00fctzung wie auch das Motto \"Kupfer ist treu\" bekommen angesichts der Geschichte dieser Firma und des Umgangs der Kirche mit der Kolonialvergangenheit, gelinde gesagt, einen schalen Beigeschmack.\r\n\r\nh4. \"Pardon wird nicht gegeben\"\r\n\r\nAndere Soldaten, die auf der Gedenktafel im Michel erw\u00e4hnt sind, starben im Krieg der deutschen Kolonialtruppen gegen die Menschen aus dem heutigen Tanzania und aus China, die sich gegen Kolonisierung und Vertreibung wehrten:\r\n\"Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht. Nie wieder soll es ein Chinese wagen, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen\", so die Worte Kaiser Wilhelms II. in seiner \"Hunnenrede\", als sich im Sommer 1900 seine Marinetruppen von Hamburg und Wilhelmshaven nach China aufmachten. Seit 1898 sah Deutschland die Kiatschou-Bucht mit Tsingtau als ihr Reich an. Gegen das kolonial-imperiale Vorgehen, vor allem gegen die christliche Missionierung, rebellierte die \"Bewegung der Verb\u00e4nde f\u00fcr Gerechtigkeit und Harmonie\" und sp\u00e4ter auch die chinesische Zentralregierung. Deutsche Soldaten in den alliierten Truppen ver\u00fcbten in Strafexpeditionen Massaker an der chinesischen Zivilbev\u00f6lkerung, sie vergewaltigten und pl\u00fcnderten.\r\n\r\nh4. Der Maji-Maji-Krieg\r\n\r\nDer Krieg im S\u00fcden \"Deutsch-Ostafrikas\", dem heutigen Tanzania, war eine der gr\u00f6\u00dften Erhebungen gegen die Kolonialisten und ihre afrikanisch-arabischen Verb\u00fcndeten und sollte mehr als zwei Jahre dauern. Vor \u00fcber 100 Jahren, am 20. Juli 1905 rissen mehrere Frauen und M\u00e4nner die verhassten Baumwollstr\u00e4ucher aus der Erde. Diese unscheinbare Tat bedeutete eine Kriegserkl\u00e4rung an die deutschen Kolonialherren. Es folgten weitere Attacken auf kleinere St\u00e4dte entlang der Handelsroute im Hinterland der K\u00fcstenstadt Kilwa, auf Plantagenbesitzer und Missionarsstationen. Das deutsche Kolonialregime antwortete mit einer Terror-Politik der \"verbrannten Erde\" gegen die Bev\u00f6lkerung: Ernten wurden vernichtet oder beschlagnahmt, Frauen vergewaltigt, so genannte R\u00e4delsf\u00fchrer aufgeh\u00e4ngt und ganze D\u00f6rfer niedergebrannt. Der Zaubertrank Maji-Maji, nach dem der Krieg sp\u00e4ter benannt wurde, half den K\u00e4mpfern nicht. Der Heiler Kinjikitile hatte zuvor eine Nachricht verbreitet, wonach die Medizin maji, das in Swahili Wasser bedeutet, die Kugeln der Feinde wie Regentropfen von den Kriegern abperlen lassen w\u00fcrde.\r\n\r\nDer tansanische Historiker Gilbert Gwassa sch\u00e4tzt, dass zwischen 250.000 und 300.000 Menschen, ein Drittel der Bev\u00f6lkerung, ums Leben gekommen sind.[5] Im Gegensatz dazu seien nur 15 wei\u00dfe Europ\u00e4er gestorben. In den Jahren vor dem Krieg war es unter dem Gouverneur Gustav Adolf Graf von Goetzen zu neuen oder versch\u00e4rften Verordnungen und Steuern gekommen: Zwangsarbeit auf Baumwoll- und Sisalplantagen, Kopfsteuer, in Ketten gelegte Feldarbeiterinnen, Schl\u00e4ge mit der Nilpferdpeitsche und dem Bambusstock, Steuer auf selbstgebrautes Bier, Landenteignung und eine Jagd- und Wildschutzverordnung, die viele traditionelle Jagdgewohnheiten der Ostafrikaner verbot. Auch der Schulzwang f\u00fcr Kinder, den Missionare durchzusetzen versuchten, zog den Zorn vieler Einheimischer auf sich.\r\n\r\n\r\nfn1. \"http://www.ewnw.de/sites/default/files/2011-09-28_pm_versoehnung-braucht-entschaedigung.pdf\":www.ewnw.de/sites/default/files/2011-09-28_pm_versoehnung-braucht-entschaedigung.pdf\r\nabgerufen am 24.11.2011 \r\n\r\nfn2. \"http://www.africavenir.org/news-archive/newsdetails/browse/1/datum/2011/09/23/interview-with-johanna-kahatjipara-on-the-occasion-the-repatriation-of-the-mortal-remains-of-herero.html?tx_ttnews[backPid]=12&cHash=8013ebd733a5205e5397487d643cfc34\":www.africavenir.org/news-archive/newsdetails/browse/1/datum/2011/09/23/interview-with-johanna-kahatjipara-on-the-occasion-the-repatriation-of-the-mortal-remains-of-herero.html?tx_ttnews[backPid]=12&cHash=8013ebd733a5205e5397487d643cfc34\r\nabgerufen am 24.11.2011\r\n\r\nfn3. S.64ff in Heiko M\u00f6hle: Pardon wird nicht gegeben: Aufst\u00e4ndische Afrikaner und hanseatische Kriegsgewinnler. In: Heiko M\u00f6hle (Hg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika \u2013 Eine Spurensuche in Hamburg, Verlag Assoziation A Berlin/Hamburg, 1999.\r\n\r\nfn4. \"http://www.st-michaelis.de/index.php?id=662\":www.st-michaelis.de/index.php?id=662\r\nabgerufen am 9.2.2012\r\n\r\nfn5. Felicitas Becker und Jigal Beez (Hg.): Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905\u20131907. Ch. Links Verlag, Berlin 2005","created_at":"2011-12-08T13:35:39Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Neustadt","geo_relation":"Namibia, Tanzania, China","id":12,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/12/wellmann-michel.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/12/thumb_wellmann-michel.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/12/mini_wellmann-michel.jpg"}},"image_credit":"Webmap Hamburg Global DW","lat":"53.54848","layer_id":5,"lon":"9.978590","place":"Michel","public":true,"published_at":"2011-12-08","source":"","subtitle":"\u00dcber den sorglosen Umgang der Kirche St. Michaelis mit der Kolonialvergangenheit","teaser":"In der St. Michaelis-Kirche \u2013 dem Michel und Wahrzeichen Hamburgs \u2013 befinden sich mehrere Gedenktafeln. Eine erinnert an Soldaten aus Hamburg, die in Deutschlands Kolonialkriegen starben. Verschiedene Initiativen und Einzelpersonen kritisieren seit vielen Jahren, dass diese Tafel immer noch h\u00e4ngt beziehungsweise dass sie unkommentiert bleibt. Sie empfinden diese Art der Gedenkkultur als aggressiv. \r\n\u00dcbrigens: Das neue Kupferdach der Kirche hat die Aurubis AG gesponsert. Ihr Vorl\u00e4ufer bezog vor \u00fcber 100 Jahren Otavi-Kupfer aus der Kolonie Deutsch-S\u00fcdwestafrika und stieg auch w\u00e4hrend der Apartheid nie aus dem Gesch\u00e4ft aus \u2013 erst 1989, als Namibia unabh\u00e4ngig wurde.","title":"\"Kupfer ist treu\"","updated_at":"2021-02-14T13:24:28Z","url":"","user_id":3,"zip":"20459","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/12","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Nettelbeckstra\u00dfe","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"","created_at":"2020-12-16T23:08:38Z","creator":"Bildungsb\u00fcro Hamburg e.V.","district":"Bahrenfeld","geo_relation":"Surinam","id":108,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/108/nettelbeck-AS.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/108/thumb_nettelbeck-AS.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/108/mini_nettelbeck-AS.jpg"}},"image_credit":"Anke Schwarzer","lat":"53.564081","layer_id":5,"lon":"9.9116152","place":"Nettelbeckstra\u00dfe","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Ehrung per Stra\u00dfennamen","teaser":"Nach Joachim Nettelbeck (1738-1824) sind viele Stra\u00dfen in Deutschlands St\u00e4dten benannt: In Berlin, Bremen, Dortmund, D\u00fcsseldorf \u00fcber Erfurt, Oberhausen, Duisburg, M\u00fcnchen bis nach L\u00fcbeck, Hannover, Kiel und Flensburg. Hamburg bzw. das damalige Altona ehrt den preu\u00dfischen Seefahrer und Menschenh\u00e4ndler seit 1913 ebenfalls. Nettelbeck beteiligte sich als Steuermann auf einem holl\u00e4ndischen Schiff am Handel mit versklavten Afrikaner:innen. Er befuhr u.a. die Route Europa \u2013 Guinea \u2013 Surinam \u2013 Europa im sogenannten Dreieckshandel. G\u00fcter wie Waffen, Schie\u00dfpulver, Tabak, Schaps und Textilien wurden in Guinea gegen Versklavte eingetauscht und im Anschluss in Surinam gegen aus Versklavungsarbeit hervorgegangene Produkte wie Rohrzucker, Rum und Baumwolle getauscht. 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Dort k\u00f6nnen t\u00e4glich etwa 150 Tonnen Kakaomasse geschmolzen und sterilisiert sowie 100 Tonnen Kakaobutter geschmolzen und desodoriert werden. Zur Lagerung der fl\u00fcssigen Rohstoffe wurden 17 beheizte Tanks erbaut.\r\n\r\nW\u00e4hrend der Kakao-Anbau haupts\u00e4chlich in tropischen Regionen in den L\u00e4ndern des S\u00fcdens stattfindet, spielt sich der Gro\u00dfteil der Weiterverarbeitung und des Konsums von Kakao-Produkten in den Industriel\u00e4ndern ab. \r\n\r\nh4. Erzeugerl\u00e4nder investieren in die Kakaoverarbeitung\r\n\r\nSeit Jahren gibt es in den kakaoproduzierenden L\u00e4ndern den Trend, Kakaohalbfertigprodukte, wie Kakaomasse und Kakaobutter in geblockter Form, selber herzustellen. Diese werden dann in die Verbraucherl\u00e4nder exportiert. Dort steigt aufgrund dieses Trends der Bedarf an Schmelzkapazit\u00e4ten.\r\n\r\nNeben der T\u00e4tigkeit als Lagerhalter ist Cotterell seit 2010 erster und einziger unabh\u00e4ngiger Dienstleister in Deutschland f\u00fcr das Aufschmelzen von Kakaomasse. \u201eDurch die schnell gestiegene hohe Auslastung der ersten Anlage f\u00fcr Kakaomasse, haben wir nun die Kapazit\u00e4ten mit der neuen Produktionshalle nicht nur im Masse-Bereich erweitert, sondern auch um Kakaobutter vervollst\u00e4ndigt\u201c, erl\u00e4utert Thomas Cotterell.\r\n\r\nEine Anlage zum Desodorisieren von Kakaobutter ist im gro\u00dfen Hallenbereich installiert. Bei diesem Vorgang wird dem Rohstoff der Eigengeschmack entzogen. Dies ist notwendig, da jeder Schokoladenproduzent eine eigene, immer gleichbleibende Qualit\u00e4t gew\u00e4hrleisten m\u00f6chte. Die Hersteller f\u00fcgen dem Produkt anschlie\u00dfend nach eigenen Rezepturen den typischen Geschmack hinzu. Mit der neuen Anlage kann H.D. Cotterell au\u00dferdem den Anteil der freien Fetts\u00e4uren in der Kakaobutter reduzieren.\r\n\r\nDes Weiteren bietet die neue Produktionshalle Platz f\u00fcr eine Tankfarm zum Lagern der Rohstoffe. Diese besteht aus sechs Tanks mit einer Kapazit\u00e4t von jeweils 25 Tonnen sowie drei Tanks mit jeweils 50 Tonnen f\u00fcr Kakaomasse. Acht Tanks \u00e0 25 Tonnen stehen f\u00fcr Kakaobutter zur Verf\u00fcgung, davon sechs f\u00fcr desodorisierte und zwei f\u00fcr naturale.\r\n\r\nDeutschland ist einer der weltweit gr\u00f6\u00dften Importeure von Kakaobohnen. Diese kommen zum gr\u00f6\u00dften Teil \u00fcber den Hamburger Hafen ins Land. Mit einem j\u00e4hrlichen Umschlag von rund 250.000 Tonnen Kakao ist der Hansehafen ein wichtiges Zentrum f\u00fcr den europ\u00e4ischen Kakaohandel. ","created_at":"2013-11-05T13:54:19Z","creator":"Karsten Weitzenegger","district":"Steinwerder","geo_relation":"C\u00f4te d\u2019Ivoire; Ghana; Indonesien; Nigeria; Kamerun; Brasilien; Ecuador; Togo; Papua-Neuguinea","id":98,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.52880","layer_id":7,"lon":"9.973075","place":"Firma H. D. Cotterell ","public":true,"published_at":null,"source":"Thomas Cotterell","subtitle":"H.D. Cotterell investiert in die Lagerung und das Aufschmelzen von Kakaobutter","teaser":"L\u00e4ngst exportieren Kakao-Anbaul\u00e4nder nicht mehr nur unbearbeitete Bohnen: Eine neue Kakaofabrik im Hamburger Hafen tr\u00e4gt dem Trend zur Verarbeitung in den Erzeugerl\u00e4ndern wie etwa in Ghana oder in Brasilien Rechnung. Sie unterst\u00fctzt so die Wertsch\u00f6pfung in Afrika und Lateinamerika. Durch die Verarbeitung dort werden allerdings auch die Lieferketten komplizierter zu durchschauen. Die Herkunft der Rohware kann verschleiert werden, etwa um Sklavenarbeit und Kinderarbeit zu maskieren. Das Unternehmen H.D. Cotterell ist Mitglied im \"Forum nachhaltiger Kakao\" und man kann also nachfragen, welche Herkunft die Ware hat.","title":"Rohes und Halbfertiges","updated_at":"2021-01-25T22:27:11Z","url":"http://www.cotterell.de","user_id":54,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/98","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Englische Planke 1","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Im Deutschen Kaiserreich war die Errichtung von Denkm\u00e4lern g\u00e4ngige Praxis. Koloniale Gefallenendenkm\u00e4ler vereinen gleich zwei typische Funktionen von Denkm\u00e4lern: zum einen wird damit den siegreichen Kriegen und seinen Gefallenen gedacht. Zum anderen dienten sie der Vermittlung des kolonialen Gedankens. So erinnern koloniale Gefallenendenkm\u00e4ler an die milit\u00e4rische Verteidigung der Kolonien und der dabei gefallenen oder verschollenen deutschen Soldaten.\r\n\r\nDie Entstehungszeit der Gedenktafel f\u00fcr die gefallenen und verschollenen Hamburger Kolonialsoldaten in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis erstreckte sich \u00fcber die Jahre 1909 bis 1913. An ihrer Errichtung waren mehrere Akteure beteiligt. Im Wesentlichen sind hier Kaiser Wilhelm II., der Kriegsminister, der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, das Kommando der Schutztruppen, zwei Kommandos der Kaiserlichen Marine, zwei Hamburger Kolonialveteranenvereine sowie die Hauptkirche St. Michaelis zu nennen. Alle diese Akteure verfolgten mit der Errichtung der kolonialen Gefallenengedenktafel spezifische Interessen:\r\n\r\nh4. Die Intentionen Wilhelm II., Deutscher Kaiser und K\u00f6nig von Preu\u00dfen, des Kriegsministers sowie des Kommandos der Schutztruppen und Kommandos der Kaiserlichen Marine\r\n\r\nIm Fall der kolonialen Gedenktafel im Michel ist Wilhelm II., Deutscher Kaiser und zugleich K\u00f6nig von Preu\u00dfen, als Stifter zu benennen, Er ordnete am 11. September 1909 an, im gesamten K\u00f6nigreich Preu\u00dfen den deutschen gefallenen und verschollenen Soldaten zu gedenken \u2013 in den Kirchen, deren Gemeinden die Gefallenen angeh\u00f6rten.[1] Dieser Erlass galt nicht f\u00fcr die Freie und Hansestadt Hamburg, da sie nicht zu Preu\u00dfen geh\u00f6rte. Einige Monate sp\u00e4ter wandte sich jedoch der Kriegsminister, Josias von Heeringen, an den Hamburger Senat und forderte diesen auf, ebenfalls einen Erlass zur Errichtung von Denkm\u00e4lern f\u00fcr die in den Kolonialkriegen gefallenen und verschollenen Hamburger Soldaten herauszugeben.[2]\r\nAls Kolonialmacht bestand ein gro\u00dfes Interesse des Kaiserreichs darin, dass sich die Bev\u00f6lkerung mit dem kolonialen Projekt und den in der Ferne liegenden Kolonien identifizierte. So sollte die Bev\u00f6lkerung die deutsche Kolonialpolitik, deren milit\u00e4rische Verteidigung inbegriffen, guthei\u00dfen und unterst\u00fctzen. Dies wurde nicht zuletzt vor dem Hintergrund zunehmender Krisen \u2013 wie der Kolonialkriege \u2013 und der verbreiteten \u201aKolonialverdrossenheit\u2018 und \u201aKolonialm\u00fcdigkeit\u2018 in der reichsdeutschen Bev\u00f6lkerung f\u00fcr notwendig erachtet.[3] Daneben war die Gedenktafel als Gefallenendenkmal auch dazu bestimmt, der reichsnationalen Identifikationsstiftung zu n\u00fctzen. So sollte sie der deutschen Bev\u00f6lkerung Heldenmut und Opferbereitschaft vermitteln sowie nationale Identit\u00e4t und milit\u00e4rische Verteidigungsbereitschaft f\u00f6rdern.\r\n\r\nh4. Die Intentionen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg\r\n\r\nDie Hansestadt und seine Wirtschaft profitierten enorm vom Deutschen Kaiserreich, vor allem von seinen Kolonien und den Kolonialkriegen, dabei insbesondere vom Ovaherero- und Nama-Krieg. [4] Die Hansestadt war daher am Fortbestehen des deutschen Kolonialreichs interessiert, damit die Kaufleute weiterhin leicht an Ressourcen zu gelangen und unter Geleitschutz des Staates Handel zu betreiben. Die Gedenktafel k\u00f6nnte sich zur W\u00fcrdigung der gefallenen Kolonialsoldaten angeboten haben, um ihre Bejahung des kolonialen Projekts zu erkennen zu geben. \u00dcberdies wird die Hansestadt \u2013 wie die das Kaiserreich \u2013 daran interessiert gewesen sein, eine prokoloniale Haltung der Bev\u00f6lkerung zu f\u00f6rdern.\r\n\r\nh4. Die Intentionen der Hamburger Kolonialveteranenvereine\r\n\r\nNeben dem Reich und der Stadt traten die Kolonialveteranenvereine als Akteure im Entstehungsprozess der kolonialen Gefallenengedenktafel im Michel auf. Veteranenvereine spielten im Kaiserreich eine wichtige Rolle. Diese sich als konservativ-monarchisch verstehende Vereinigungen bildeten die wesentlichen Grundpfeiler des monarchischen Herrschaftssystems in b\u00fcrgerlichen und kleinb\u00fcrgerlichen Kreisen[5] und fungierten als signifikantes Bindeglied zwischen Milit\u00e4r und Zivilgesellschaft.[6] Ideologisch standen sie dem wilhelminischen Milit\u00e4rstaat nahe. Insofern ist die Wirkung, die sie auf Politik und Gesellschaft hatten, als nicht zu gering einzusch\u00e4tzen.[7]\r\nDa die Veteranenvereine die Erinnerungen an die Kriege, an denen ihre Mitglieder beteiligt waren, unter anderem mit Denkm\u00e4lern wachhielten, hatten die Hamburger Kolonialveteranenvereine ein gesteigertes Interesse an der beabsichtigten Anbringung einer Gedenktafel f\u00fcr die gefallenen und verschollenen Hamburger Kolonialsoldaten.\r\nDass die Gedenktafel im Michel angebracht wurde, geht auf eine Bitte des Veteranenvereins \u201aMilit\u00e4rische Kameradschaft ehemaliger Ostasiaten \u2013 Hamburg\u201b zur\u00fcck.\r\n\r\nh4. Die Intentionen der Hauptkirche St. Michaelis\r\n\r\nDie evangelisch-lutherische Hauptkirche St. Michaelis hat unter den Hamburger Kirchen eine herausragende Stellung. So nimmt sie in der Stadt eine repr\u00e4sentative Funktion ein: sie ist eines der Wahrzeichen Hamburgs. Auch innerhalb des Senats und der B\u00fcrgerschaft genoss die Kirche ein hohes Ansehen. Das l\u00e4sst sich beispielsweise daran erkennen, dass die Kirche \u00fcber Sitzpl\u00e4tze verf\u00fcgte \u2013 das sogenannte Senatsgest\u00fchl \u2013 die ausschlie\u00dflich f\u00fcr Senatoren bestimmt waren. Hierin spiegelt sich die gro\u00dfe N\u00e4he, die zur Entstehungszeit der Gedenktafel zwischen dem Staat beziehungsweise dem Senat und der Hauptkirche St. Michaelis bestand, wider. Durch diesen repr\u00e4sentativen Standort konnte die Bedeutung der Gedenktafel noch einmal unterstrichen werden. \r\nEingeweiht wurde die koloniale Gefallenengedenktafel am 19. Oktober 1913 im Rahmen eines gut besuchten Festgottesdienstes anl\u00e4sslich des 100. Jahrestag der V\u00f6lkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813), bei dem der Hamburger Senat durch eine Delegation vertreten war.[8]\r\n\r\nMit der kolonialen Gefallenengedenktafel im Michel wollten die beteiligten Akteure ihre politische und \u00f6konomische Macht sichern und ausbauen. Sie sollte die Zustimmung in der Bev\u00f6lkerung zur kolonialen Expansion festigen und bef\u00f6rdern. Und heute?\r\n\r\nh4. Literaturverzeichnis\r\n\r\nManfred Hettling: Einleitung. Nationale Weichenstellungen und Individualisierung der Erinnerung. Politischer Totenkult im Vergleich, in: Hettling, Manfred / Echternkamp, J\u00f6rg (Hg.): Gefallenengedenken im Globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung. Oldenbourg Verlag, M\u00fcnchen 2013, S. 11- 42.\r\n\r\nMeinhold Lurz: Kriegerdenkm\u00e4ler in Deutschland, Bd. 2 Einigungskriege. Esprint-Verlag, Heidelberg 1985.\r\n\r\nHeiko M\u00f6hle: \u201ePardon wird nicht gegeben\u201c. Aufst\u00e4ndische Afrikaner und hanseatische Kriegsgewinnler, in: ders. (Hrsg.), Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika. Eine Spurensuche. Assoziation A, Hamburg/Berlin 2011, S. 63\u201368.\r\n\r\nKaren Stubbemann: Die Hamburger Gro\u00dfe St. Michaeliskirche als postkolonialer Erinnerungsort. Die Gedenktafel f\u00fcr die in den deutschen Kolonialkriegen gestorbenen Hamburger Soldaten. Masterarbeit, Universit\u00e4t Hamburg 2017.\r\n\r\nWette, Wolfram: Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg), Darmstadt 2008.\r\n\r\nJoachim Zeller: Kolonialdenkm\u00e4ler und Geschichtsbewu\u00dftsein. Eine Untersuchung der kolonialdeutschen Erinnerungskultur. IKO Verlag f\u00fcr Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main 2000.\r\n\r\nfn0. vgl. auf Webmap Hamburg Global: \"Kupfer ist treu - \u00dcber den sorglosen Umgang der Kirche St. Michaelis mit der Kolonialvergangenheit.\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/12\r\n\r\nfn1. Stubbemann 2017, S. 39.\r\n\r\nfn2. Stubbemann 2017, S. 43.\r\n\r\nfn3. Zeller, S. 73\u201378, 84.\r\n\r\nfn4. M\u00f6hle 2011, S. 63\u201368.\r\n\r\nfn5. Lurz, Bd. 2 1985, S. 363.\r\n\r\nfn6. Hettling 2013, S. 32.\r\n\r\nfn7. Wette 2008, S. 72.\r\n\r\nfn8. Stubbemann 2017, S. 54-55.\r\n","created_at":"2020-12-30T22:28:34Z","creator":"Karen Stubbemann","district":"Neustadt","geo_relation":"China; Namibia, Tanzania","id":116,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/116/Eigenes_Foto_von_Gedenktafel_im_Michel_bearbeitet_2-1.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/116/thumb_Eigenes_Foto_von_Gedenktafel_im_Michel_bearbeitet_2-1.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/116/mini_Eigenes_Foto_von_Gedenktafel_im_Michel_bearbeitet_2-1.jpg"}},"image_credit":"Karen Stubbemann 2017","lat":"53.54800985426506","layer_id":5,"lon":"9.97857380539115","place":"Hauptkirche St. Michaelis ","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Wie der Hamburger Michel zum kolonialen Erinnerungsort wurde","teaser":"In der Hauptkirche St. Michaelis, der bekanntesten Hamburger Kirche, auch Michel genannt, h\u00e4ngt seit 1913 eine koloniale Gefallenengedenktafel, die seitdem 15 Hamburger Kolonialsoldaten ehrt \u2013 bis dato unkommentiert. Was steht auf der Tafel? Und in welchen Kriegen k\u00e4mpften die geehrten Soldaten? Wer hat sie aufgeh\u00e4ngt und warum? Dieser Text widmet sich der Entstehungsgeschichte der Tafel in Hamburgs Wahrzeichen und versucht sie in einen gesellschaftlichen Kontext einzubetten. Seit vielen Jahren fordern Aktivist:inen, Wissenschaftler:innen und Nachfahren der Opfer dieser Kriege die Tafel nicht unkommentiert h\u00e4ngen zu lassen.[0]","title":"Eine Gedenktafel f\u00fcr Kolonialsoldaten ","updated_at":"2021-01-17T11:33:33Z","url":"","user_id":136,"zip":" 20459","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/116","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Trostbr\u00fccke 1","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Seit 1908 pflanzte die Afrikanische Fruchtcompagnie Aktiengesellschaft A.F.C. am Kamerunberg Bananen. Ziel war die F\u00f6rderung des Anbaus der \u201eDeutschen Kamerun-Banane\u201c in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun. Von Beginn an gab es eine enge Verbindung mit der Hamburger Reederei Laeisz, die Gro\u00dfaktion\u00e4r der Firma war. 1911 wurde die Firma offiziell gegr\u00fcndet. Besonders der Aufsichtsratsvorsitzende der Reederei Laeisz, Paul Gansauge, trieb das Gesch\u00e4ft voran.\r\n\r\nIm Ersten Weltkrieg wurde die Produktion unterbrochen, die Fl\u00e4chen fielen an England. In den 1920er Jahren wurden diese wieder erworben und 1925 nahm das Unternehmen das Gesch\u00e4ft mit den \u201eKamerun-Bananen\u201c wieder auf. Erst Prokurist und dann Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer war Willi Gansauge, der Sohn von Paul Gansauge. Die enge Verbindung mit der Reederei Laeisz blieb erhalten. Erich Ferdinand Laeisz war der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Die Reederei begann 1929 mit dem Bau einer eigenen Flotte von K\u00fchlschiffen f\u00fcr den Bananentransport.\r\n\r\nh4. Gesch\u00e4fte w\u00e4hrend der Nazi-Zeit\r\n\r\nDie Weltwirtschaftskrise wurde gut \u00fcberstanden und 1930 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1938 unterhielt die Firma einen regelm\u00e4\u00dfigen w\u00f6chentlichen Linienverkehr mit Kamerun. In den Jahren von 1930 bis 1938 hat sich die Verschiffung von Bananen aus Kamerun verf\u00fcnzigfacht. Ende 1938 besch\u00e4ftigt die A.F.C. neben 74 kaufm\u00e4nnischen Angestellten und 200 in der Schifffahrt Besch\u00e4ftigten \u00fcber 2000 Arbeiter_innen in Kamerun. \r\n\r\nBeseelt von der \u201edeutschen Kamerun-Banane\u201c stellte Willi Gansauge 1937 seine Vorstellungen \u00fcber die Vorteile der deutschen Pflanzungen Hermann G\u00f6ring bei einem Besuch in Hamburg vor. Diese beinhalteten den Aufbau eines deutschen Wirtschaftsgebietes in \u00dcbersee auf privatwirtschaftlicher Basis. Willi Gansauge tat sich w\u00e4hrend des Nationalsozialismus in vielen kolonialrevisionistischen Wirtschafts- als auch Wissenschaftskreisen hervor. Er trat in diesen Kreisen f\u00fcr die Aufhebung der \u201ek\u00fcnstlichen Gegens\u00e4tze\u201c zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein. So war er 1937 Gr\u00fcnder der \u201eKolonialen Arbeitsgemeinschaft\u201c der \u201eGesellschaft der Kaufleute im Hansischen Hochschulring\u201c, eine sich ebenfalls in diesem Jahr geschaffene Sponsorengruppe f\u00fcr die Hamburger Universit\u00e4t. Zudem wurde er Beiratsmitglied in dem im Mai 1939 wiederer\u00f6ffneten Hamburger Kolonialinstitut.\r\n\r\nh4. Onkel Tuca\r\n\r\nNach dem Verlust der Kolonien und auch der L\u00e4ndereien des Unternehmens in Kamerun im Zweiten Weltkrieg, begann die A.F.C., immer noch unter Willi Gansauge, 1945 mit Pflanzungen in Liberia. Seit 1950 kamen die Importe haupts\u00e4chlich aus Mittel- und S\u00fcdamerika und seit 1957 konzentriert sich die A.F.C. ausschlie\u00dflich auf diese Region, da eine Wurzelkrankheit das Gesch\u00e4ft in Liberia wenig lukrativ machte. Die Markenbanane der A.F.C. mit Namen Onkel Tuca gibt es seit 1968.\r\n \r\nBeide Unternehmen, die Reederei F. Laeisz GmbH und die Afrikanische Fruchtcompagnie GmbH sitzen auch heute noch in dem Laeiszhof an der Trostbr\u00fccke 1. Ihre \"Bananenreiferei\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/90 hat die A.F.C. in der Bankstra\u00dfe 29.\r\n\r\n\r\n\r\n","created_at":"2012-04-19T14:58:54Z","creator":"Mina Ringel","district":"Hamburg-Altstadt","geo_relation":"Kamerun","id":59,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/59/Laeiszhof.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/59/thumb_Laeiszhof.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/59/mini_Laeiszhof.JPG"}},"image_credit":"Mina Ringel","lat":"53.54785","layer_id":7,"lon":"9.992177","place":"Laeiszhof","public":true,"published_at":"2012-04-19","source":"Linne, Karsten (2011): \"Deutsche Kamerun-Bananen\u201c. Die Afrikanische Frucht-Compagnie Aktiengesellschaft. In: M\u00f6hle, Heiko (Hg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika. Eine Spurensuche.","subtitle":"Wie ein Unternehmen jeden \u201eZeitgeist\u201c mitnimmt!","teaser":"Die Afrikanische Fruchtkompagnie baute Anfang des 20.Jahrhunderts Bananen in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun an. Das Unternehmen kann eine Erfolgsgeschichte zwischen den Weltkriegen vorweisen, die sich vor allen Dingen durch nationalistische und kolonialrevisionistische Umtriebe realisieren lie\u00df. Von der \u201edeutschen Banane\u201c beseelt betrieb der Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer Willi Gansauge w\u00e4hrend der Nazizeit Lobbypolitik f\u00fcr die Verkn\u00fcpfung von Wissenschaft und Wirtschaft sowie f\u00fcr die R\u00fcckgewinnung der ehemaligen deutschen Kolonien. Die Afrikanische Fruchtkompagnie baut auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Bananen an. Der Name des Unternehmens blieb erhalten, obwohl sich das Gesch\u00e4ft nach Mittel- und S\u00fcdamerika verlagert hatte. Heutzutage besser bekannt sind die Markenbananen von Onkel Tuca.","title":"\"Deutsche Kamerun-Bananen\"","updated_at":"2021-01-17T11:32:53Z","url":"","user_id":16,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/59","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Kamerunkai 215","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Auf Hamburgs Parkplatz am Grasbrook stehen lange Reihen von Schrottautos, die nach Westafrika gehen: Personenautos und Transporter mit Aufklebern, auf denen die Namen westafrikanischer Zielh\u00e4fen wie Abidjan, Conakry, Cotonou, Dakar, Douala, Freetown, Lagos, Libreville, Lom\u00e9, Luanda, Monrovia, PointeNoire, Tema angebracht sind. Viele dieser Wagen fahren nicht mehr, sondern werden mit Sonderfahrzeugen in den Schiffsrumpf geschoben.[1]\r\n\r\nDie alten Autos, Vans und Minibusse, die von Hamburg, von Europa, aber auch aus Japan und den USA in L\u00e4nder des Globalen S\u00fcdens exportiert werden, tragen zudem erheblich zur Luftverschmutzung bei, behindern Anstrengungen, die Effekte des Klimawandels abzumildern und sind eine Gefahr im Stra\u00dfenverkehr.\r\n\r\nZwischen 2015 und 2018 seien weltweit 14 Millionen Gebrauchtwagen exportiert worden, von denen rund 80 Prozent in arme L\u00e4nder gingen. \"Mehr als die H\u00e4lfte davon ging nach Afrika\", schreiben die Autor:innen der UNEP-Studie _Used Vehicles and the Environment_.[2] Ein kleinerer Teil gelange aber auch nach Osteuropa, den Nahen Osten sowie Asien und Mittelamerika. Die Zahl der aus Europa verfrachteten Exportautos wird auf j\u00e4hrlich etwa eine Million Fahrzeuge gesch\u00e4tzt. Sie waren im Schnitt 16 bis 20 Jahre alt und gen\u00fcgten den Euro-4-Abgasnormen nicht mehr. Die EU belegt mit 54 Prozent den ersten Platz der Gro\u00df-Exporteure, es folgen die USA und Japan. Jede zweite Kiste in Westafrika kommt also aus Europa. \r\nAn der deutschen Nordseek\u00fcste wurde erst im Herbst 2020 ein Terminal zur Verschiffung europ\u00e4ischer Gebrauchtautos nach Afrika in Betrieb genommen. Es wird von dem Autologistik-Unternehmen Mosolf betrieben. Von Wilhelmshaven sollen bis zu 60.000 Autos j\u00e4hrlich nach Nordafrika verschifft werden.\r\n\r\nh4. Old Fadama in Accra\r\n\r\n\"Autos werden in Old Fadama mit blo\u00dfen H\u00e4nden, mit Hammer, Mei\u00dfel und Schraubenzieher auseinandergenommen. Nach der Tagesarbeit wird das Bisschen wertvolles Metall an die Schrotth\u00e4ndler verkauft, was ein paar Euros bringt\", berichtet die K\u00fcnstlerin Hannimari Jokinen. Die Hamburgerin arbeitete 2013 in Ghana und beobachte das Vorgehen rund um die gro\u00dfe M\u00fclldeponie Agbogbloshie am Rande der Hauptstadt Accra. Dort t\u00fcrmt sich nicht nur der Elektrom\u00fcll, den Kinder und Jugendliche verbrennen, um an das verwertbare Metall zu kommen. Auch schrottreife Karossen landen hier und werden ausgeschlachtet. So verdienten Kinder das Schulgeld und zum Familienunterhalt dazu, so Jokinen. Old Fadama, die informelle H\u00fcttensiedlung neben der M\u00fcllkippe Agbogbloshie, sein ein _Zongo_, was in der Hausa-Sprache \u201eKarawane\u201c hei\u00dfe. Dort lebten etwa 40.000 Menschen, deren Vorfahren mit ihren Karawanen zwischen \u00c4gypten und Westafrika Handel betrieben hatten.[3]\r\n\r\nh4. Ausgemusterte Rostlauben jenseits der Euro-4-Abgasnormen \r\n\r\nDie j\u00fcngste Analyse der UNEP ergab, dass zwei Drittel der untersuchten L\u00e4nder f\u00fcr den Gebrauchtwagenimport nur schwache oder sehr schwache Beschr\u00e4nkungen aufgestellt haben. Die Vereinten Nationen haben daher eine Initiative gestartet, um Mindeststandards f\u00fcr den Import gebrauchter Wagen aufzustellen. Mehrere afrikanische L\u00e4nder - darunter Marokko, Algerien, Ghana, die Elfenbeink\u00fcste und Mauritius - haben bereits strenge Auflagen f\u00fcr den Import von Altwagen umgesetzt, etwa was das Alter der Fahrzeuge oder ihre Abgasnormen anbelangt. Allerdings k\u00f6nnen diese auch leicht umgangen werden. Zu alte Fahrzeuge w\u00fcrden zum Beispiel nicht nach Ghana, sondern ins benachbarte Togo exportiert, um die strengeren Auflagen in Ghana zu umgehen, berichtet ein Hamburger aus Togo. Kurze Zeit sp\u00e4ter w\u00fcrden diese Autos aber auch in Ghana fahren, denn von Lom\u00e9 aus sei es auf den gut ausgebauten K\u00fcstenstra\u00dfen nur ein Katzensprung bis nach Ghana. \r\n\r\n\r\n\r\n\r\n\r\nfn1. Hannimari Jokinen (Protokoll Lena Kaiser): Mit dem Elektrom\u00fcll nach Ghana. In: taz nord, 25./26. Mai 2013 \"https://taz.de/Mit-dem-Elektromuell-nach-Ghana/!485934/\":https://taz.de/Mit-dem-Elektromuell-nach-Ghana/!485934/\r\n\r\nfn2. UN Environment Programme (UNEP): Used Vehicles and the Environment - A Global Overview of Used Light Duty Vehicles: Flow, Scale and Regulation. Nairobi, 2020 \r\n\"https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/34175/UVE.pdf?sequence=1&isAllowed=y\":https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/34175/UVE.pdf?sequence=1&isAllowed=y\r\n\r\nfn3. Mehr dazu: \"http://www.away-is-a-place.de/news.html\":http://www.away-is-a-place.de/news.html\r\n","created_at":"2020-12-27T16:59:43Z","creator":"Bildungsb\u00fcro Hamburg e.V. mit Material von Hannimari Jokinen","district":"Kleiner Grasbrook","geo_relation":"Benin, Kamerun, Togo, Ghana, Nigeria, Senegal, Angola","id":114,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/114/altauto-schnitt.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/114/thumb_altauto-schnitt.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/114/mini_altauto-schnitt.JPG"}},"image_credit":"Hannimari Jokinen","lat":"53.53467","layer_id":7,"lon":"9.994483","place":"Terminal O\u00b4Swaldkai ","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Export von Schrott-Fahrzeugen nach Westafrika","teaser":"Mehrmals im Monat verlassen Schiffe mit Altautos den Hamburger Hafen. Zielort ist h\u00e4ufig Cotonou, die Hauptstadt des westafrikanischen Benin. Die ausrangierten Fahrzeuge werden aber auch nach Tema, Dakar, Libreville, Monrovia und einige andere H\u00e4fen entlang der westafrikanischen K\u00fcste bis ins angolanische Luanda verschifft. Viele der Rostlauben sind nicht mehr fahrt\u00fcchtig und h\u00e4tten in Europa keine Chance, eine Zulassung zu erhalten. In Ghana und in anderen Orten des Globalen S\u00fcdens bereiten sie Probleme.","title":"Altauto Ahoi ","updated_at":"2021-01-17T11:30:30Z","url":"","user_id":94,"zip":"20457 ","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/114","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Drewer Hauptdeich","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Am 1. Januar 2021 war f\u00fcr das Kohlekraftwerk Moorburg Schluss. Nachdem der Energiekonzern Vattenfall 2020 an einer Auktion des Bundes zur Stilllegung von Steinkohlekraftwerken erfolgreich teilgenommen hatte, trat mit Jahresbeginn 2021 das Verbot in Kraft, Strom aus Moorburg zu verkaufen. Abgeschlossene Liefervertr\u00e4ge durften jedoch bis Juli 2021 noch bedient werden, bis schlie\u00dflich das Verbot griff, in der Anlage jegliche Kohle zu verfeuern.[1]\r\n\r\nh4. Kohle und Verantwortung\r\n\r\nWoher kam die Kohle, die in Moorburg verfeuert wurde? Zumindest zu Beginn zu einem nicht unerheblicher Teil aus Kolumbien. Wie ausf\u00fchrlich von FIAN und anderen Umweltorganisationen dokumentiert, hat der Kohleraubbau in Kolumbien f\u00fcr viele Menschen drastische Auswirkungen. Es werden gewerkschaftlich organisierte Mienenarbeiter verfolgt und ermordet, Menschen f\u00fcr die Erweiterung der Kohlegruben unter Einsatz von Paramilit\u00e4rs vertrieben und ganze \u00d6kosysteme wie das Flusssystem des Rancheria zerst\u00f6rt.[2]\r\n \r\nDie Anliegen derjenigen, die vor Ort gegen den Raubbau k\u00e4mpfen, werden bei Anh\u00f6rungen oder Genehmigungsverfahren in Deutschland jedoch nicht ber\u00fccksichtigt. Auch der Hamburger Senat war weit davon entfernt, entwicklungspolitische Aspekte bei seinen Entscheidungen in den Blick zu nehmen. \"Nun, wo der Schaden vor Ort angerichtet ist, stehlen sich Betreiber und Beh\u00f6rden mit dem Abschalten der Anlage schlicht aus der Verantwortung\", sagt Sebastian R\u00f6tter von der Umweltorganisation Urgewald. Zwar werde aktuell keine Kohle aus Kolumbien mehr in Hamburg verfeuert, doch f\u00fcr den Schaden, der vor Ort angerichtet wurde, und f\u00fcr die sozialen Folgen des Kohleraubbaus f\u00fchlt sich nun in Deutschland niemand mehr verantwortlich, so R\u00f6tter. Ein Thema, das auch in anderen Bereichen rohstoffintensiver Produktion im Globalen Norden meist unter den Tisch f\u00e4llt. \r\n\r\nh4. Wie konnte das passieren?\r\n\r\nDas Kraftwerk Moorburg war eine gigantische Fehlinvestition. Nach nur f\u00fcnf Jahren Betrieb endete 2021 die kurze Geschichte der mit Abstand gr\u00f6\u00dften CO\u00b2 Quelle Norddeutschlands, die im Jahr 2018 laut EU Angaben mit 6.247 Kilotonnen (2018) CO\u00b2 soviel Treibhausgase emmitierte wie die beiden auf der Rangliste nachfolgenden norddeutschen CO\u00b2 Gro\u00dfquellen in Salzgitter und Bremen zusammen. \r\nDreieinhalb Milliarden Euro hat die Anlage Vattenfall gekostet; und es darf bezweifelt werden, dass diese Kosten in der kurzen Laufzeit wieder eingespielt wurden. Mit einer Leistung von 1654 Megawatt \u00fcbertraf das Bauwerk die Leistung des umk\u00e4mpften AKW Brokdorf (1480 MW) noch um einiges. Es bleibt die Frage, wie es kommen konnte, dass es noch im Jahr 2015 ans Netz ging, zu einem Zeitpunkt also, zu dem das Kyotoprotokoll nach fast zwei Jahrzehnten neu verhandelt und im gleichen Jahr in das Pariser Klimaabkommen umgewandelt wurde.\r\n\r\nh4. Der Weg zum Kraftwerk Moorburg\r\n\r\nAls wichtigstes Projekt der Energieinfrastruktur Hamburgs leitete Ole von Beust (CDU) den Bau des gr\u00f6\u00dften Kohhlekraftwerkes Norddeutschlands in die Wege. Noch alleine regierend, und ohne bremsenden gr\u00fcnen Koalitionspartner, genehmigte von Beust kurz vor den B\u00fcrgerschaftswahlen 2008 den Bauvorbescheid f\u00fcr das Kraftwerk.\r\nObwohl sie im Wahlkampf unter dem Slogan \u201eKohle von Beust\u201c noch den Eindruck vermittelt hatten, es l\u00e4ge in ihren M\u00f6glichkeiten, das schon vorgenehmigte Kraftwerk noch zu verhindern, richteten die wenige Monate sp\u00e4ter mitregierenden Gr\u00fcnen nichts mehr gegen den Kraftwerksneubau aus. Im November 2007 begann der Bau und kostete statt der geplanten 1,7 Milliarden Euro am Ende rund 3,5 Milliarden. Bis 2054 sollte es laufen um die Kosten wieder ein zu spielen. Und so kam es, dass parallel zu den Feierlichkeiten der \u201eUmwelthauptstadt Europas\u201c 2011 am gegen\u00fcberliegenden Ufer der Elbe ein gewaltiges Kohlekraftwerk in den Himmel wuchs. \r\n\r\nh4. Klimakiller in der Umwelthauptstadt\r\n\r\nDie urspr\u00fcnglich f\u00fcr 2012 geplante Inbetriebnahme des Kraftwerkes verz\u00f6gerte sich um mindestens drei Jahre, da es massive Probleme mit dem im Dampfkessel verarbeiteten \u201eSuperstahl\u201c T24 der Firma Hitachi Europe gab. Bei den Probel\u00e4ufen in Hamburg und an anderen Kraftwerksstandorten tauchten zahlreiche undichte Schwei\u00dfn\u00e4hte auf, die eigentlich den Einbau neuer Kessel erforderlich machten. Dies wurde jedoch nicht umgesetzt, da das gesamte Geb\u00e4ude des Kraftwerks um den Kessel herum gebaut wurde, also eigentlich h\u00e4tte wieder abgerissen werden m\u00fcssten.[3]\r\n\r\nBei einem Wirkungsgrad von nur 55 Prozent (bei Fernw\u00e4rmenutzung) ging beinahe die H\u00e4lfte der erzeugten Energie als Abw\u00e4rme verloren. Konkret bedeutete dies, dass bei Volllast etwa die Leistung des AKW Brokdorf als W\u00e4rme in die S\u00fcderelbe geleitet wurde. Daher sahen die Auflagen den Bau eines teuren und energiefressenden Hybridk\u00fchlturmes vor, der die W\u00e4rmelast f\u00fcr die Elbe stark verringert. Auch der Wirkungsgrad des Kraftwerks sinkt dann durch den hohen Eigenstromverbrauches des K\u00fchlturmes. Nach langen juristischen Auseinandersetzungen wurde der permanente Betrieb des gew\u00e4sserschonenden K\u00fchlturmes schlie\u00dflich im September 2020 vom Hamburgischen Oberverwaltungsgericht angeordnet.\r\n\r\nDie meisten Bewohner:innen Hamburgs werden sich \u00fcber den Titel Umwelthauptstadt gefreut haben, oder doch zumindest die darin impliziten Ziele teilen. Wenn dieses Kraftwerk also nicht ihren Interessen entspricht[4] und es keinerlei Stromengp\u00e4sse in Norddeutschland gab, wieso wurde dieser Klimakiller gebaut und in wessen Interesse war dies?\r\n\r\nh4. Vattenfall sch\u00fctzt sich vor Konkurrenz\r\n\r\nDer Beginn des vorletzten Jahrzehnts war eine Phase des energiepolitischen Umbruchs. Viele alte Kohlekraftwerke, die nach dem 2. Weltkrieg errichtet wurden, erreichten das Ende ihrer Laufzeit. Hinzu kamen die wegfallenden Kraftwerkskapazit\u00e4ten der nach dem dreifach GAU in Fukushima 2011 stillgelegten Atomkraftwerke. Dar\u00fcber hinaus entwickelten sich die erneuerbaren Energien bis ca. 2016 \u00e4u\u00dferst dynamisch und dr\u00e4ngten mit ihrem Einspeisevorrang auf den Markt.\r\n\r\nF\u00fcr die Energieversorgungsunternehmen wie Vattenfall galt es sich rasch ein St\u00fcck vom Energiemarkt, der neu verteilt wurde, zu sichern. 2010 wurden mehr als 20 neue Gro\u00dfkraftwerke geplant, zehn von ihnen befanden sich bereits im Bau. Denn wer als erstes ein Kraftwerk ans Netz bringen konnte, sicherte sich sein St\u00fcck vom Kuchen und macht es f\u00fcr Konkurrenzunternehmen schwieriger, sich auf dem Markt zu etablieren.\r\nEntscheidend f\u00fcr die Zeitspanne von der ersten Planung bis zur Inbetriebnahme sind generell die Abl\u00e4ufe der Genehmigungsverfahren und der Zugang zum H\u00f6chstspannungsnetz. Beide Faktoren sprachen f\u00fcr die Entscheidung Vattenfalls, Moorburg voranzutreiben. Durch eine geneigte Landesregierung unter Ole von Beust (CDU), gelang es rasch, einen Bauvorbescheid zu erwirken.\r\n\r\nIn anderen St\u00e4dten und Regionen gestaltet sich das Ringen um Genehmigungen f\u00fcr Kraftwerksbetreiber wesentlich schwieriger. Eine Reihe von Kohlegro\u00dfkraftwerken, zum Beispiel ein Kohlekraftwerk in Mainz, wurden auf dem langen Verwaltungsweg verhindert.[5] Dar\u00fcber hinaus stand am gleichen Ort in Moorburg bis 2004 bereits ein Vattenfall Kraftwerk, dessen Umspannwerk und Zugang zum H\u00f6chstspannungsnetz noch vorhanden war. Vattenfall konnte in Moorburg also ohne lange Genehmigungsverfahren f\u00fcr den Bau einer Hochspannungsleitung, den Bau des Gro\u00dfkraftwerkes voran treiben.Um seine mittelfristige Position am deutschen Strommarkt zu festigen, lag es im Interesse von Vattenfall, m\u00f6glichst rasch mit m\u00f6glichst viel Strom ins norddeutsche Netz zu gehen. Der ideale Standort: Hamburg Moorburg. Das Kraftwerk der Wahl: ein Steinkohlekraftwerk an der Elbe, wo die auch mittelfristig g\u00fcnstige Importsteinkohle (siehe Hansa Port) direkt angelandet werden konnten.\r\n\r\nWas Vattenfall zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnte, war der Umstand, dass sich CO\u00b2 Zertifikate als klimapolitisches Instrument tats\u00e4chlich durchsetzen w\u00fcrden, und die Debatte um den Klimawandel und seine Folgen zu Beginn der 2020er Jahre eine viel gr\u00f6\u00dfere Bedeutung gewann als noch zu Beginn des Jahrhunderts. Dass sich das Kraftwerk ohne den Anschluss an das Fernw\u00e4rmenetz nicht rechnen w\u00fcrde, wurde bald klar, und so ergriff Vattenfall die Chance bereits in der ersten von drei Auktionen zur Stillegung von Steinkohle Kraftwerkskapazit\u00e4ten eine wenn auch geringe Entsch\u00e4digung f\u00fcr die vorzeitige Stillegung des Kraftwerkes zu erhalten. \r\n\r\nh4. Energiepolitische Realit\u00e4ten 2020\r\n\r\nSeit dem Beginn der Planungen f\u00fcr das Kraftwerk in Moorburg hat sich der Anteil der regenerativen Energien im deutschen Strommix mehr als verdreifacht. 2020 war das erste Jahr, in dem sie mehr als die H\u00e4lfte der Stomerzeugung stellten - alleine die Windenergie erzeugte mehr Strom als Braun- und Steinkohle zusammen. Das Kraftwerk Moorburg ist daher nicht nur eine Investitionsruine, es ist im windreichen Norddeutschland einfach \u00fcberfl\u00fcssig. Dieser Umstand bildet sich in der \u00f6ffentlichen Debatte jedoch noch nicht ab, in der die wichtigsten Energietr\u00e4ger Wind und Solar immer noch als \u201enice to have\u201c betrachtet werden, was ihrer energiepolitischen Rolle keineswegs gerecht wird. \r\n\r\nh4. Interessenvertretung und Demokratisierung\r\n\r\nDie Frage nach dem \u201eWieso gab es eigentlich Moorburg?\u201c verweist darauf, dass es sich bei der Frage einer zukunftsf\u00e4higen Energieerzeugung eigentlich nicht um eine technische, sondern um eine gesellschaftliche Frage handelt. Das Kohlegro\u00dfkraftwerk Moorburg zeigt eindr\u00fccklich, wie wenig demokratisch die Energieversorgung in der Bundesrepublik organisiert ist. Obwohl der Bau des Kraftwerkes Moorburg in erster Linie im Interesse des Konzernes Vattenfall geschah und ansonsten die Belange der gesellschaftlichen Akteure wie der Anwohner:innen, Stromkund:innen, Fischer:innen und Umweltverb\u00e4nden \u00fcbergangen wurden, wurde das Kraftwerk errichtet.\r\n\r\nGro\u00dfkraftwerke bedingen gro\u00dfe, finanzstarke Akteure und bringen damit eine deutliche Schieflage bei der Vertretung von Interessen mit sich. Die M\u00f6glichkeiten eines Konzerns wie Vattenfall, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen und medial mit dem eigenen Interesse pr\u00e4sent zu sein, sind ganz andere als jene der \u00fcbrigen gesellschaftlichen Akteure. Es stellt sich daher die Frage, wie eine Energieversorgung nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch demokratischer gestaltet werden kann.[5]\r\nDass dies durchaus auch technologiebedingt sein kann, zeigt sich beim immer z\u00e4heren Ausbau der Windenergie und dem gekapptem Ausbau der Biogasanlagen. Wenn eine Technologie nicht durch einzelne Gro\u00dfbauwerke und Gro\u00dfkonzerne vertreten wird, schaffen es auch lokale Initiativen wesentlich leichter, steuernd in die Energieinfrastruktur einzugreifen. So bedauerlich dies f\u00fcr einen CO\u00b2 freien Energiemix auch sein mag, die Verlangsamung des Ausbaues von Wind und Biogasanlagen ist auch Nachweis der Demokratiefreundlichkeit der regenerativen Energien. Ob die dabei vorgebrachten Argumente gegen diese Technologien plausibel und integer sind, sei dabei dahin gestellt. Doch im Vergleich zu den Anwohner:innen der kolumbianischen Steinkohlemiene El Cerrej\u00f3n haben die Anwohner:innen der meisten deutschen Windparks wesentlich bessere M\u00f6glichkeiten Einspruch gegen die geplanten Kraftwerke zu erheben, in die Bauleitplanung einzugreifen und Einfluss auf den Gesetzgebungsprozess auszu\u00fcben, und dies auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. Auch im Sinne einer Demokratisierung der Energieerzeugung und globaler Gerechtigkeit ist die Stilllegung des Kraftwerkes Moorburg daher als Erfolg zu verbuchen.\r\n\r\nh4. Protesthighlights gegen das Kraftwerk Moorburg\r\n\r\n* August 2020: mehr als 500 Menschen beteiligen sich an einer Fahrradkundgebung der fridays for future und des BUND Hamburgs die von der Umweltbeh\u00f6rde in Wilhelmsburg zum Kraftwerk f\u00fchrte.\r\n\r\n* Oktober 2019: mehr als 150 Aktivist:innen des B\u00fcndnis \u00bbdeCOALonize Europe\u00ab blockieren mit einer Sitzblockade die Katwykbr\u00fccke vor dem Kraftwerk, Durch mehrere Personen die sie von der Br\u00fccke abseilten, wurde auch der Schiffsverkehr zum Kraftwerk unterbrochen\r\n\r\n* September 2019: Robin Wood Aktivist:innen erklettern den K\u00fchltum des Kraftwerkes und entrollen einen Banner mit dem Slogan: \u201eKohle frisst Zukunft\u201c \r\n\r\n* Juli 2015: mit zwanzig Kanus demonstrieren Aktivist_innen von Gegenstrom und Ende Gel\u00e4nde auf der Elbe vor dem Kraftwerk, unter anderem mit den Slogans \u201eMoorburg stilllegen \u2013 Energiekonzerne enteignen!\u201c und \u201eCOAL KILLS \u2013 RECLAIM POWER!\u201c \r\n\r\n* 2013: Volksinitiative \u201eTsch\u00fcss Kohle\u201c. 13 Hamburger Organisationen starten Volksinitiative f\u00fcr Kohle-Ausstieg durch einen Gesetzestext zur \u00c4nderung des Hamburger Klimaschutzgesetzes[6]\r\n\r\n* Juni 2011: Zum Ende der Einwendungsfrist des Planungsverfahrens f\u00fcr die umstrittene Fernw\u00e4rmetrasse f\u00fcr das Kohlekraftwerk Moorburg wurden mehr als 4.600 Einwendungen bei der Beh\u00f6rde eingereicht\r\n\r\n* Juni 2011: Mit \u00fcber 116.000 beim Senat eingereichten Unterschriften erzielte das B\u00fcndnis \u201eUnser Hamburg \u2013 Unser Netz!\u201c einen sensationellen Erfolg und gewann das Volksbegehren zum R\u00fcckkauf der Energienetze\r\n\r\n* Dezember 2009/ Januar 2010: Mehrmonatige Baumbesetzung gegen die Fernw\u00e4rmetrasse zum Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg\r\n\r\n* August 2009: Mit einem Gro\u00dftransparent hat die Kampagne \u201cGegenstrom08\u201d in Hamburg gegen das von Vattenfall gesponserte Radrennen \u201cCyclassics\u201d protestiert\r\n\r\n* Juni 2009: Der BUND Hamburg reicht Klage gegen die Kraftwerksgenehmigung ein\r\n\r\n* April 2009: Vattenfall verklagt die 30 Klimasch\u00fctzer:innen, die im Sommer 2008 die Baustelle des geplanten Kohlekraftwerks besetzten. Unter www.ausgekohlt.net wird eine Solidarit\u00e4tsaktion gestartet\r\n\r\n* September 2008: ROBIN WOOD und der BUND Jugend h\u00e4ngen an der Lombardsbr\u00fccke in der Hamburger Innenstadt ein Transparent mit der Aufschrift \u201cDie Jugend l\u00e4sst sich nicht verkohlen\u201dauf\r\n\r\n* September 2008: \u201cVattenfall davonradeln\u201d \u2013 Protest gegen Moorburg bei von Vattenfall gesponserten Radrennen \u201cCyclassics\u201d\r\n\r\n* September 2008: Besetzung der Baustelle des Kohlekraftwerkes durch Klima-Aktivist:innen\r\n\r\n* August 2008:\r\nIn der N\u00e4he der Baustelle des Kohlekraftwerks Moorburg findet das erste deutsche Klimacamp statt, mehrere Hundert Menschen versuchen die Baustelle zu erst\u00fcrmen.\r\n\r\n* Februar 2008: Greenpeace protestiert auf den Schornsteinen in Moorburg\r\n\r\n* 2007: Ein breites Klimab\u00fcndnis bezeugt mit mehr als 12.000 Unterschriften im Rahmen einer Volkspetition den Widerstand der Hamburger Bev\u00f6lkerung gegen das Kraftwerk\r\n\r\n\r\nfn1. Steinkohle: 317 Millionen Euro f\u00fcr Betreiber. Zeit-Online, 1. Dezember 2020 \"https://www.zeit.de/news/2020-12/01/steinkohlekraftwerke-317-millionen-euro-fuer-betreiber\":https://www.zeit.de/news/2020-12/01/steinkohlekraftwerke-317-millionen-euro-fuer-betreiber\r\n\r\nfn2. Liebrich, Silvia und Burghardt, Peter: Der Fluch der Kohle. In: sueddeutsche.de, 17. November 2010 \"https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energiebranche-der-fluch-der-kohle-1.1024027-0#seite-2\":https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energiebranche-der-fluch-der-kohle-1.1024027-0#seite-2\r\n\r\nfn3. Quelle: Robin Wood\r\n\r\nfn4. Mehrheit gegen Kohlekraftwerk Moorburg. In welt.de, 13. M\u00e4rz 2008 \"www.welt.de/regionales/hamburg/Mehrheit_gegen_Kohlekraftwerk_Moorburg\":http://www.welt.de/regionales/hamburg/article1796164/Mehrheit_gegen_Kohlekraftwerk_Moorburg.html\r\n\r\nfn5. vgl. \"https://unser-netz-hamburg.de/\":https://unser-netz-hamburg.de/\r\n\r\nfn6. Volksinitiative \u201eTsch\u00fcss Kohle, \"https://www.klima-allianz.de/publikationen/publikation/volksinitiative-tschuess-kohle\":https://www.klima-allianz.de/publikationen/publikation/volksinitiative-tschuess-kohle\r\n\r\n\r\n","created_at":"2021-01-09T20:43:49Z","creator":"Daniel K. Manwire","district":"Moorburg","geo_relation":"Kolumbien","id":118,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/118/Elbbloackade_Moorburg-1.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/118/thumb_Elbbloackade_Moorburg-1.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/118/mini_Elbbloackade_Moorburg-1.jpg"}},"image_credit":"IL","lat":"53.497397","layer_id":8,"lon":"9.937921","place":"Steinkohlekraftwerk Moorburg ","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Aufstieg und Fall von Norddeutschlands gr\u00f6\u00dftem Klimakiller ","teaser":"Das Kraftwerk Moorburg war eine gigantische Fehlinvestition. Nach nur f\u00fcnf Jahren Betrieb endete 2021 die kurze Geschichte der mit Abstand gr\u00f6\u00dften CO\u00b2 Quelle Norddeutschlands. Es emittierte im Jahr 2018 mit \u00fcber 6.200 Kilotonnen CO\u00b2 soviel Treibhausgase wie die beiden norddeutschen CO\u00b2 Gro\u00dfquellen in Salzgitter und Bremen zusammen. Der Bau des umstrittenen und umk\u00e4mpften Gro\u00dfprojekts des Energiekonzerns Vattenfall wurde im Zusammenspiel mit dem damals schwarz-gr\u00fcnen Senat 2007 gestartet. 2015 ging es unter Protesten ans Netz. Die Stilllegung erfolgt im Laufe des Jahres 2021.","title":"Wo Vattenfalls Kohle verbrannt wurde","updated_at":"2021-01-16T13:22:10Z","url":"","user_id":94,"zip":"21129","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/118","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Seewartenstra\u00dfe 4","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Mit den Antr\u00e4gen von 2014 (Drucksache 20/13930) und 2019 (Drucksache 21/18360) hat die Hamburgische B\u00fcrgerschaft beschlossen, das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark zu sanieren und instand zu setzen. Der Bund \u00fcbernimmt die Kosten von 7,7 Millionen Euro, Hamburg von 1,2 Millionen f\u00fcr die Denkmalsanierung, w\u00e4hrend die Stadt weitere 6,4 Millionen f\u00fcr die Revitalisierung des umgebenden Alten Elbparks bezuschusst. Im Sockelinneren des Denkmals soll eine Ausstellung eingerichtet werden. Die Ma\u00dfnahme hat Ende M\u00e4rz 2020 begonnen. \r\n\r\nMit diesen Beschl\u00fcssen haben die Entscheidungstr\u00e4ger*innen festgestellt, \u201edass das innen- und au\u00dfenpolitische Wirken Otto von Bismarcks ... stets umstritten war und bleiben wird\u201c und dass sein Standbild von Anfang an polarisiert habe (Drucksache 21/18360). So hat das Monument Konjunkturen von Verehrung und Verachtung, Rehabilitation und Dekonstruktion durchlaufen. Der Einweihung 1906 blieb die Hamburger Arbeiterschaft ostentativ fern, w\u00e4hrend rechte Verb\u00e4nde Bismarck in seinem Denkmal zum heldenhaften Mythos hochstilisierten und den Alten Elbpark \u00fcber Jahrzehnte f\u00fcr ihre ritualisierten Versammlungen okkupierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Parkanlage eine gro\u00dfe Anzahl fast ausgewachsener B\u00e4ume angepflanzt, um das \u00fcberkommen deutschnationale und antidemokratische Symbol den Blicken der \u00d6ffentlichkeit zu entziehen.\r\nIn der \u00c4ra des CDU-Schill-Senats sorgte der Bund f\u00fcr Denkmal-Erhaltung f\u00fcr die Illumination des Standbildes aus privaten Spendengeldern. Dabei lie\u00dfen die Bismarck-Verehrer*innen die hoch gewachsenen B\u00e4ume f\u00fcr Sichtachsen wieder k\u00fcrzen. Zur Einweihung der Neugestaltung 2003 kam es dann zu einem Aufmarsch von rechten Burschenschaftern und Neonazis. 2015 machte sich eine K\u00fcnstlergruppe \u00fcber die Figur lustig, in dem sie ihr eine Steinbock-Skulptur auf den Kopf setzte. 2020 l\u00e4sst die Stadt die Denkmalfigur neu erstrahlen und die B\u00e4ume so k\u00fcrzen, dass das umstrittene Zeichen erneut zur Geltung und W\u00fcrdigung kommt. \r\n\r\nh1. Gigantomanie in Granit\r\n\r\nEs gibt bundesweit und auch in den ehemaligen deutschen Kolonien (Kamerun, Tansania, Papua-Neuguinea) \u00fcber 300 noch existierende Bismarck-Denkm\u00e4ler. Das Hamburger Monument ist weltweit das gr\u00f6\u00dfte seiner Art. In den B\u00fcrgerschaftsantr\u00e4gen um die Instandsetzung des hiesigen Denkmals ist die nationalhistorische Einordnung der Person Otto von Bismarck[1] unternommen worden, zudem wurde auf kunsthistorische und denkmaltheoretische Quellen[2] rekurriert. Der Alte Elbpark wurde als Treffpunkt der Rechten nach dem Ersten Weltkrieg bis heute problematisiert. Nationalhistorisch betrachtet ehren die allermeisten in Deutschland befindlichen Bismarck-Denkm\u00e4ler den Reichsgr\u00fcnder. \r\nDie schiere Monumentalit\u00e4t des Hamburger Bismarcks l\u00e4sst sich mit der aufkommenden b\u00fcrgerlichen Denkmalkultur, die mit den adligen Denkmalstilen und -setzungen rivalisierte, erkl\u00e4ren: Das Deutsche Reich befand sich im Zuge der Industrialisierung in einem Transformationsprozess, die Machtverh\u00e4ltnisse verschoben sich. In diesem Zusammenhang ist wohl auch die Konkurrenz zwischen Kaiser und Kanzler um die jeweils eigenen Denkm\u00e4ler zu verstehen, auch in Hamburg.[3] \r\nKunsthistorisch gesehen handele es sich bei der martialischen Bismarck-Statue um eine Formensprache des modernistischen Jugendstils. Bereits bei der Denkmalsetzung wurde das gigantomanische Standbild mit Stimmen prominenter Gegner*innen und F\u00fcrsprecher*innen hitzig debattiert. Heute erscheint es erkl\u00e4rungsbed\u00fcrftig, aus welchen Gr\u00fcnden ausgerechnet der Stadtstaat Hamburg, der sich ansonsten m\u00f6glichst gegen den preu\u00dfischen Einfluss gewehrt hatte, das weltweit gr\u00f6\u00dfte Denkmal zu Ehren Bismarcks errichtete. Wer wird hier eigentlich gew\u00fcrdigt? Wer waren die Denkmalsetzer*innen? Aus welchem Motiven und Absichten heraus haben sie das Denkmal errichtet? \r\n\r\nh1. Wei\u00dfe Flecken in der Erinnerung \r\n\r\nIn der Entscheidung zur Instandsetzung des Monuments sind diese wesentlichen Fragen noch nicht ausreichend beantwortet worden. Die _Initiative Decolonize Bismarck_ erkennt in der bisherigen Debatte entscheidende L\u00fccken in der Erinnerungskultur: Es mag erstaunen, doch den bisherigen Erl\u00e4uterungen und Entscheidungsgrundlagen der B\u00fcrgerschaft fehlt g\u00e4nzlich die Betrachtung von Bismarcks Rolle in der Globalgeschichte. Die _Initiative Decolonize Bismarck_ sieht es als dringend notwendig an, auch die kolonialhistorischen und wirtschaftspolitischen Beweggr\u00fcnde der Errichtung des riesigen Bismarck-Denkmals am \u201eTor zur Welt\u201c zu durchleuchten. Erst mit einer solchen globalhistorisch verortenden Analyse l\u00e4sst sich die Bedeutung des Monuments verstehen, debattieren und ein weiterer angemessener Umgang mit ihm begr\u00fcnden. \r\n\r\nh1. Flottenpetitionen und Freihandel\r\n\r\nAls Kaiser Wilhelm II. seine neue Flottenpolitik mit der Losung \u201eDeutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser\u201c ank\u00fcndigte und dabei \u201eWeltgeltung\u201c f\u00fcr das Deutsche Reich einforderte, war dies Musik in den Ohren der \u201ek\u00f6niglichen\u201c Hamburger Reeder, Bankiers und Kolonialhandelsherren. Die m\u00e4chtigen Kaufleute haben stets f\u00fcr ihre Interessen gesorgt: Ihre Delegationen hatten immer wieder den Reichskanzler Bismarck auf seinem Anwesen in Sachsenwald besucht und gedr\u00e4ngt, das Reich m\u00f6ge doch Kolonien gr\u00fcnden. Der Grund: Der \u00fcberseeische Freihandel war durch die Konkurrenz anderer europ\u00e4ischer Nationen und den kontinuierlichen Widerstand der kolonisierten Bev\u00f6lkerungen erheblich in Bedr\u00e4ngnis geraten. Mit wiederholten Flottenpetitionen gelang es schlie\u00dflich der Hamburger Kaufmannselite, bei Bismarck Geh\u00f6r zu finden.\r\n\r\nZur Kl\u00e4rung der europ\u00e4ischen Machtanspr\u00fcche lud der Reichskanzler dann zur Berliner Afrika-Konferenz (1884/1885) ein, bei der die Modalit\u00e4ten f\u00fcr die Teilung des afrikanischen Kontinents unter den reichen Industrienationen einvernehmlich, doch eigenm\u00e4chtig, beschlossen wurden. Regierungsvertreter*innen aus den afrikanischen L\u00e4ndern und Regionen waren nicht eingeladen. Adolph Woermann, der einflussreiche Hamburger Kolonialkaufmann, Reeder und Politiker, der bereits vor Beginn der Konferenz die Kolonie Kamerun \u201egegr\u00fcndet\u201c hatte, nahm dort als beratender Lobbyist teil. Nach der Berliner Afrika-Konferenz nahm das Deutsche Reich \u201eseine\u201c Kolonien in Besitz. \r\n\r\nh1. Landnahme, Pr\u00fcgelstrafe und V\u00f6lkermord\r\n\r\nDie Speicherstadt in Hamburg wurde zum damals weltgr\u00f6\u00dften Lagerhauskomplex f\u00fcr \u201cKolonialwaren\u201c ausgebaut und 1888 von Wilhelm II. feierlich eingeweiht. Im selben Jahr trat Hamburg nach z\u00e4hen Verhandlungen dem Deutschen Zollverein bei, eher widerwillig, bef\u00fcrchteten doch die Handelsh\u00e4user den Verlust ihrer Zollprivilegien. Erst als das Deutsche Reich ein Zollausschlussgebiet als Freihafen zugesagt, zudem erhebliche finanzielle Zusch\u00fcsse f\u00fcr weitere Hafenanlagen zugebilligt hatte, erkannte Hamburgs Kolonialwirtschaft f\u00fcr sich die damit verbundenen Vorteile. In den deutschen \u201eSchutzgebieten\u201c in Afrika, Asien und Ozeanien lie\u00dfen Bismarck und seine Nachfolger eine Kolonialverwaltung aufbauen und entsandten vom Hamburger Hafen Soldaten, R\u00fcstungsg\u00fcter und Kriegsschiffe. \r\nVolkswirtschaftlich gesehen waren die Kolonien ein Verlustgesch\u00e4ft, und nicht zuletzt wurden die deutschen Steuerzahler*innen zur Kasse gebeten. Lediglich die Handelsh\u00e4user konnten satte Gewinne einstreichen. Was jedoch nicht aufzurechnen ist, sind die Konsequenzen deutscher Kolonialpolitik f\u00fcr die kolonisierten Bev\u00f6lkerungen, die unter der systematischen Landnahme, Enteignung, Pr\u00fcgelstrafe und Zwangsarbeit, schlie\u00dflich unter Kriegen, Vernichtungsfeldz\u00fcgen bis hin zum V\u00f6lkermord leiden mussten.\r\n\r\nh1. Schnapsfabrikanten und Branntweinexporte\r\n\r\nAm Kolonialhandel verdiente auch Otto von Bismarck pers\u00f6nlich. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Reichskanzler zusammen mit Adolph Woermann und den anderen Hamburger Schnapsfabrikanten einen lukrativen Branntweinexport nach Afrika betrieb. Bismarck selbst besa\u00df vier Brennereien. Etwa 60 Prozent aller Ausfuhren in die Kolonien bestand aus minderwertigem Alkohol (1880-1889 ca. 77.000 Tonnen j\u00e4hrlich). Spirituosen wurden zum allgemeinen Zahlungsmittel, was zu einer verheerenden Alkoholsucht in weiten Regionen Afrikas f\u00fchrte. Bismarck torpedierte alle Versuche, Branntweinexporte zu kontrollieren oder mit Zollerh\u00f6hungen zu belegen. Die \u00fcber Jahre ausge\u00fcbte Kritik vor allem von Seiten der Sozialdemokratie im Reichstag und von Missionaren lief ins Leere.[4] Als Dank errichtete Adolph Woermann 1903 einen gro\u00dfen Bismarck-Turm auf seiner Plantage Bimbia am Kamerunberg. Auch in den anderen Kolonien wuchs die Anzahl der Denkm\u00e4ler zu Ehren Bismarcks. \r\n\r\nDas 1906 errichtete Hamburger Bismarck-Denkmal w\u00fcrdigt nicht, wie vielerorts, den Reichsgr\u00fcnder, sondern ist als Dank der hiesigen Kaufmannselite f\u00fcr die Gr\u00fcndung von Kolonien und den Ausbau des Hafens f\u00fcr die zollfreie Lagerung und Veredelung von \u201eKolonialwaren\u201c zu verstehen. Tats\u00e4chlich ist das Monument kein Ausdruck eines entfesselten Hurrapatriotismus, sondern das \u201eInstrument einer Wirtschaftsf\u00f6rderung ... aus k\u00fchlem kaufm\u00e4nnischem Kalk\u00fcl.\u201c[5]\r\n\r\nh1. Who is Who der Kaufleute, Bankiers und Reeder\r\n\r\nAus Sicht der Hamburger Denkmalsetzer*innen musste es sich vor allem rechnen. So vermittelt der als Roland dargestellte Bismarck denn auch eine bewusst doppelb\u00f6dige Botschaft: Auf den ersten Blick tut das Denkmal so, als beschw\u00f6re es preu\u00dfische Reichstreue. Im Gegensatz dazu steht die eingebaute Symbolik mit der Figur des mittelalterlichen Helden Roland, der unabh\u00e4ngige Stadt- und Marktrechte repr\u00e4sentiert. Als Schutzpatron von Handelsfreiheiten und Wohlstand huldigt er vor allem gro\u00dfb\u00fcrgerlichen Kaufmannsinteressen. Betont wird diese Aussage noch durch die \u2013 seinerzeit durchaus umstrittene \u2013 Auswahl des Standortes auf der mittelalterlichen Bastion Gasparus. Von seiner H\u00f6henlage \u00fcber dem Elbstrom hinunter sollte der steinerne Bismarck \u201edie Wacht nach dem Weltmeer\u201c halten[6] mit einem \u201estolzen Ausblick aus dem Mittelpunkte der Stadt in den Weltverkehr\u201c[7]. Was es bedeutet, von einer \u201ekolonialen Globalit\u00e4t\u201c (Sebastian Conrad)[8] zu sprechen, l\u00e4sst sich an Hamburg mit seinem Hafen und gleicherma\u00dfen an dem die Stadt \u00fcberragenden Bismarck-Denkmal ablesen.\r\n\r\nWer waren die Denkmalsetzer? Es verwundert kaum, dass sich die Liste der Initiatoren und Gro\u00dfspender wie ein Who is Who der einflussreichen, kolonial agierenden Hamburger Kaufm\u00e4nner, Bankiers und Reeder liest. Unter Ihnen befanden sich\r\n\r\n* Johann von Berenberg-Gossler (1839-1913)\r\n\r\n* Rudolph Crasemann (1841-1929)\r\n\r\n* Siegmund Hinrichsen (1841-1902) \r\n\r\n* Carl Ferdinand Laeisz (1853-1900)\r\n\r\n* Julius Lippert (1835-1918)\r\n\r\n* William Henry O\u02bcSwald (1832-1923)\r\n\r\n* Rudolph Petersen (1878-1962)\r\n\r\n* Max von Schinckel (1849-1938)\r\n\r\n* Edmund Siemers (1840-1922)\r\n\r\n* Ernst Friedrich Sieveking (1836-1909)\r\n\r\n* Adolph Woermann (1847-1911)\r\n\r\nBei der Denkmaleinweihung 1906 standen Senats- und B\u00fcrgerschaftsabgeordnete und das kaufm\u00e4nnische Denkmal-Comit\u00e9 eintr\u00e4chtig zusammen mit dem Alldeutschen Verband/Ortsgruppe Hamburg, dessen Mitglieder u.a. im Deutschen Flottenverein und in der Deutschen Kolonialgesellschaft aktiv waren. Die Alldeutschen, ein einflussreicher Sammelbecken aus Gro\u00dfb\u00fcrgerlichen, radikalen Nationalisten, Antisemiten und Kolonialenthusiasten, legten einen kolossalen Lorbeerkranz nieder und nutzten auch in der Folgezeit das Monument als Treffpunkt f\u00fcr ihre propagandistisch-kultischen Zwecke. \r\n\r\nh1. Neustart postkolonialer Erinnerungskultur?\r\n\r\nDie einstige Kolonialmetropole Hamburg will heute ihre Vergangenheit kritisch aufarbeiten. An der Dekolonisierung der deutschen Vergangenheit gibt es heute ein gro\u00dfes \u00f6ffentliches Interesse. Die Stadt Hamburg hat sich mit dem Bericht des Kulturausschusses vom 27.05.2013 (Drucksache 20/8148) und der Stellungnahme des Senats vom 08.07.2014 (Drucksache 20/12383 ) zur \u201eAufarbeitung des kolonialen Erbes\u201c und einem \u201eNeustart in der Erinnerungskultur\u201c verpflichtet. Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD vom 07.02.2018 erkl\u00e4rt inzwischen die kritische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte zum Grundkonsens der Bundesrepublik Deutschland. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Beh\u00f6rde f\u00fcr Kultur und Medien Hamburg in Abstimmung mit BIPoC-Communities[9] folgende Ma\u00dfnahmen ergriffen: \r\n\r\n* 2017 Gr\u00fcndung des Runden Tisches Koloniales Erbe als vielstimmige Plattform f\u00fcr eine breite Beteiligung von Einzelpersonen und Gruppen aus der Zivilgesellschaft sowie von Vertreter*innen aus Institutionen, Verwaltung und Politik.\r\n\r\n* 2019 Gr\u00fcndung des Beirats zur Dekolonisierung Hamburgs, der die Aufgabe \u00fcbernommen hat, ein gesamtst\u00e4dtisches Erinnerungskonzept zu erarbeiten.\r\n\r\nUm die Dekolonisierung des \u00f6ffentlichen Raums voranzutreiben, gilt es, koloniale Zeichen im Stadt-raum zu kontextualisieren, kolonial belastete Stra\u00dfennamen zu kommentieren oder umzubenennen sowie Kolonialdenkm\u00e4ler in ihrer Aussage zu dekonstruieren, um ihre hartn\u00e4ckigen Mythen zu brechen. \r\nDas Hamburger Bismarck-Denkmal ist auch ein Kolonialdenkmal. In vielfacher Hinsicht ist ein anderer Umgang mit diesem Denkmal m\u00f6glich. Bei \u00fcberkommenen kolonialen Zeichen bedarf es zeitgen\u00f6ssischer Vorgehensweisen, etwa k\u00fcnstlerischer Formen, \u201eNachdenkm\u00e4ler\u201c oder postkolonialer Gegendenkm\u00e4ler. Die _Initiative Decolonize Bismarck_ fordert ein Moratorium f\u00fcr die Sanierung und Instandsetzung und eine neue Debatte rund um das Denkmal. In dieser neuen Debatte, in der Entscheidungsfindung, Formgebung und einer geplanten Ausstellung vor Ort sollen die Nachkommen der Kolonisierten, die diasporischen BIPoC-Communities ebenso ma\u00dfgeblich beteiligt werden wie die Opferverb\u00e4nde aus den ehemaligen Kolonien und die zivilgesellschaftlichen Initiativen. \r\n\r\nfn1.In der Drucksache 21/18360 (11.09.19) wurde das Wirken des Reichskanzlers als umstritten kritisiert.\r\n\r\nfn2.Das \u201cstadtpr\u00e4gende Standbild Bismarcks an prominenter Stelle\u201c wurde \u201evon Anfang an polarisierend\u201c eingestuft. \u201eAus heutiger Sicht\u201c diene die steinerne Figur \u201eals monumental wirkende Projektionsfl\u00e4che f\u00fcr offensive Auseinandersetzungen mit der deutschen und hamburgischen Geschichte und deren Aufarbeitung\u201c (Drs. 21/18360; 11.09.19). \r\n\r\nfn3.S. das neobarocke Reiterstandbildensemble f\u00fcr den Kaiser Wilhelm I., das einst vor dem Hamburger Rathaus stand\r\n\r\nfn4.Klaus J. Bade: Friedrich Fabri und der Imperialismus der Bismarckzeit. Revolution - Depression - Expansion, Freiburg i.B., 1975/2000; s. auch http://www.afrika-hamburg.de/bismarcke.html (26.01.2020); s. auch Friedrich Engels, der \u00fcber die ostpreu\u00dfischen Junker und Schnapsbrenner schrieb: \u201eWohin wir uns wenden, \u00fcberall finden wir preu\u00dfischen Sprit. ... Kartoffelsprit ist f\u00fcr Preu\u00dfen das, was Eisen und Baumwollenwaren f\u00fcr England sind, der Artikel, der es auf dem Weltmarkt repr\u00e4sentiert.\u201c Preu\u00dfischer Schnaps im Deutschen Reichstag http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_037.htm (03.02.2020)\r\n\r\nfn5.Der gr\u00f6\u00dfte Bismarck der Welt. Denkmale als Wirtschaftsfaktor: Wie es Hamburgs Kaufleuten um 1900 gelang, sich mit kolossalen Monumenten die Gunst von Kaiser und Reich zu sichern, ZEIT 01.06.2006. https://www.zeit.de/2006/23/A-Denkmal_xml/komplettansicht (26.01.2020)\r\n\r\nfn6.Franz Andreas Meyer, der Erbauer der Speicherstadt, Schilling a.a.O., S. 49\r\n\r\nfn7.Franz Andreas Meyer: Bericht an Senator Pred\u00f6hl, 3.11.1900, Staatsarchiv Hamburg, Bismarck-Denkmal-Comite [sic], A 2, Bd. 2, 194, S. 1-10, in: Schilling a.a.O., S. 33\r\n\r\nfn8.Conrad, Sebastian: Globalisierung und Nation im Deutschen Kaiserreichhttps://www.chbeck.de/conrad-globalisierung-nation-deutschen-kaiserreich/product/16803 (03.02.2020)\r\n\r\nfn9. Black, Indigen, Persons of Color-Communities","created_at":"2020-12-15T16:19:04Z","creator":"Hanni Jokinen und Initiative Decolonize Bismarck","district":"St. Pauli","geo_relation":"Namibia; Kamerun; Tanzania; Togo","id":107,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/107/b-denkmal-as.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/107/thumb_b-denkmal-as.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/107/mini_b-denkmal-as.jpg"}},"image_credit":"A. Schwarzer","lat":"53.548718","layer_id":5,"lon":"9.971996","place":"Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Das Hamburger Bismarck-Denkmal ist auch ein Kolonialdenkmal","teaser":"Dekolonisierung des \u00f6ffentlichen Raums in Hamburg: Zur Zeit wird der Bismarck-Koloss f\u00fcr neun Millionen Euro saniert und geputzt. Doch wer kommt hier zu neu strahlenden Ehren? Wie kein anderes Memorial steht die m\u00e4chtige Granitfigur f\u00fcr den Dank der Hamburger Kaufmannselite f\u00fcr die Gr\u00fcndung der Kolonien bei der Berliner Afrika-Konferenz 1884/1885, f\u00fcr den Freihafen und f\u00fcr kr\u00e4ftige preu\u00dfische Finanzspritzen bei der Hafenerweiterung. So liest sich auch die Liste der Gro\u00dfspender wie ein Who is Who der hanseatischen Koloniallobbyisten. Heute gilt es, kolonial belastete Symbole im Stadtraum zu erforschen, auf sie aufmerksam zu machen und sie in ihrem herrschaftlichen Gestus und ihren hartn\u00e4ckigen Mythen zu brechen. Die _Initiative Decolonize Bismarck_ fordert einen Baustopp und einen anderen Umgang mit dem Denkmal. Es bedarf einer breiten zivilgesellschaftlichen Beteiligung und Debatte, vor allem m\u00fcssen die Nachkommen der Kolonisierten ma\u00dfgeblich beteiligt werden.","title":"Ein aufgeh\u00fcbschter Antidemokrat","updated_at":"2021-01-15T12:47:31Z","url":"","user_id":94,"zip":"20459","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/107","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Baakenallee","category_id":null,"city":"","comment":"Foto 1: Ehemaliger Kakaospeicher Schuppen 29 im Baakenhafen.\r\nFoto 2: Foto von drei Exemplaren der \u201eCigarrentaschen\u201c; Quelle: Staatsarchiv Hamburg 111-1_47069.\r\nFoto 3: Quelle: Staats- und Universit\u00e4tsbibliothek Hamburg, https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1024832953, letzter Zugriff: 29.12.2020 (CC BY-SA 4.0 [https://creativecommons.org/licences/by-sa/4.0/deed.de])","content":"\r\nh4. Koloniale Handelssysteme\r\n\r\nDie Entstehung des Baakenhafens ist eng an die Entwicklungen der globalen Handelssysteme im 19. Jahrhundert gebunden, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts direkt vom Kolonialismus gepr\u00e4gt waren.[2] In den 1860er Jahren wurde ein Hafenkonzept entwickelt, welches Hamburg in Verbindung mit dem Bau der Speicherstadt zu einem der modernsten und schnellsten H\u00e4fen der Welt machte.[3] Der Baakenhafen war Teil dieses neuen Konzepts und er\u00f6ffnete 1887. Am n\u00f6rdlichen Ufer, dem Versmannkai, wurden haupts\u00e4chlich sogenannte \u201eS\u00fcdfr\u00fcchte\u201c (wie Orangen, Zitronen etc.), Sultaninen oder auch Mandeln umgeschlagen, die aus den unterschiedlichsten globalen Anbauregionen importiert wurden. Das s\u00fcdliche Kaiufer, der Petersenkai, war an verschiedene Reedereien vermietet, die Schifffahrtslinien in fast alle Weltregionen betrieben. Von 1893 bis 1903 hatte die Hamburg-Amerika Linie (HAL) das Kaiufer gemietet,[4] die regelm\u00e4\u00dfig \u00fcber den Atlantik nach Nord- und Lateinamerika, sowie nach Ostasien und Australien fuhren. Ab 1904 waren die Woermann-Linie (WL), die Deutsche Ostafrika-Linien (DOAL) und die Deutsche Levante-Linien (DLL) vor Ort, die Schiffsverbindungen ins Mittelmeer und Rund um den afrikanischen Kontinent unterhielten.\r\n\r\nMit WL und DOAL begann im Baakenhafen der Seehandel mit afrikanischen L\u00e4ndern, der bis 1999 anhielt, als das Hafenbecken f\u00fcr das HafenCity-Projekt als Kaianlage aufgegeben wurde.[5] Die WL und DOAL gingen Anfang der 1940er Jahre in der Reederei \u201eDeutsche Afrika Linien\u201c (DAL) auf, die bis heute in Hamburg ans\u00e4ssig ist, und bis Mitte der 1980er Jahre dort den \u201eAfrika-Terminal\u201c betrieb. Mit den Schiffen der DAL wurde \u00fcber den Terminal ein Gro\u00dfteil des Handels der BRD mit den Apartheidsstaaten S\u00fcdafrika und Namibia abgewickelt,[6] was die Kontinuit\u00e4t in den kolonial gepr\u00e4gten Handelsbeziehungen aufzeigt. 1985 \u00fcbernahm die BUSS-Gruppe den Liegeplatz und betrieb dort bis zum Schluss weiter Handel mit westafrikanischen L\u00e4ndern: Kakao aus Ghana wurde importiert und nahezu schrottreife Autos aus Deutschland exportiert.[7] Mittlerweile sind diese Handelsgesch\u00e4fte in die Hafengebiete auf der anderen Elbseite verlagert.\r\n\r\nh4. Truppentransporte von wei\u00dfen Kolonialsoldaten\r\n\r\nZwischen August 1900 und Mai 1907 haben im Baakenhafen mindestens 86 Truppen- und Materialtransporte stattgefunden. Dabei machten die Transporte im Kontext des Kolonialkriegs im heutigen Namibia den Hauptteil aus: 73 Truppen- und Materialtransporte mit insgesamt 23.145 Milit\u00e4rangeh\u00f6rigen und 11.065 Pferden sind zwischen Januar 1904 und Mai 1907 am Petersenkai angekommen oder abgefahren. Damit sind \u00fcber 90% der Soldaten f\u00fcr den Kolonialkrieg im heutigen Namibia vom Petersenkai gestartet und ca. 40% sind dort auch wieder zur\u00fcckgekehrt, wobei die Zahlen hierf\u00fcr noch unvollst\u00e4ndig sind.[8] W\u00e4hrend des Kolonialkriegs in China und der folgenden Besatzungszeit sind zwischen August 1900 und November 1903 insgesamt zehn Transporte \u00fcber den Baakenhafen abgefertigt worden. Anfang 1906 kamen zwei R\u00fccktransporte der Marineinfanterie aus dem Kolonialkrieg in Deutsch Ost-Afrika (DOA) am Petersenkai an und im Dezember 1902 ging ein Transport mit ca. 125 Marinesoldaten f\u00fcr eine Seeblockade vor der K\u00fcste Venezuelas vom Petersenkai ab.\r\n\r\nDer Baakenhafen und im Besonderen das s\u00fcdliche Ufer \u2013 der Petersenkai \u2013 sind zentrale Orte f\u00fcr die Rolle Hamburgs im Kolonialkrieg und beim Genozid an den Ovaherero und Nama. Die Kolonialsoldaten, die in Hamburg bei ihrer Abfahrt und Ankunft gefeiert wurden, waren an Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen beteiligt und f\u00fcr diese verantwortlich. Lothar von Trotha ist vom Petersenkai in den Kolonialkrieg gereist und nachdem er den Genozid befohlen hat hier auch wieder angekommen und mit einer Feier begr\u00fc\u00dft worden.[9] Gerade die Truppenabfahrten zu Beginn des Krieges haben in Hamburg eine gro\u00dfe \u00f6ffentliche Aufmerksamkeit bekommen und es wurden publikumswirksame Abschiedsfeiern inszeniert, die in heutiger Sprache \u201eEvents\u201c waren. Bei allen Transporten im Kontext des Kolonialkriegs im heutigen Namibia waren offizielle Vertreter:innen des Hamburger Senats anwesend und die Soldaten haben bei ihrer Abfahrt und der Ankunft \u201eLiebesgaben\u201c (kleine Geschenke wie Postkarten und Zigarren) vom Hamburger Senat erhalten. Es wurden sogar extra Zigarrentaschen mit dem Hamburger Wappen besorgt, um den Soldaten ein besonderes Andenken an ihre Zeit in Hamburg zu \u00fcberreichen.\r\n\r\n\r\nFoto: Jan Kawlath 2019\r\n\r\n\r\nh4. Schluss\r\n\r\nZu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Hamburg eine etablierte \u00f6ffentliche Festkultur, mit der koloniale Truppentransporte begleitet wurden und die als politische B\u00fchne f\u00fcr verschiedene Akteur:innen diente. Der Hamburger Senat und verschiedene Hamburger Reedereien haben sich hier als zentrale Akteure in der Kolonialpolitik und der kolonialen Weltwirtschaft pr\u00e4sentiert, w\u00e4hrend das Milit\u00e4r die eigene Rolle f\u00fcr die Umsetzung dieser Ziele demonstrierte. Die Mehrheit der Transporte hat viel Aufmerksamkeit von Seiten der Politik, Presse und der Stadtbewohner:innen erfahren. Damit sind sie ein Beispiel f\u00fcr das gro\u00dfe \u00f6ffentliche Interesse innerhalb Hamburgs, welches w\u00e4hrend der aktiven Kolonialpolitik des Kaiserreichs an kolonialen Themen gezeigt werden konnte. \u00dcber die Inszenierungen der Truppentransporte war die Kolonialpolitik Deutschlands und die daf\u00fcr notwendigen Kolonialkriege in der Hamburger \u00d6ffentlichkeit pr\u00e4sent und die Bewohner:innen der Stadt haben aktiv daran Teil genommen.\r\n\r\n\r\nFoto: Staats- und Universit\u00e4tsbibliothek Hamburg, siehe unten\r\n\r\nDer Baakenhafen als ein (post-)kolonialer Erinnerungsort hat somit drei zentrale Ebenen: Zun\u00e4chst eine \u00f6konomische und infrastrukturelle Ebene, als ein globales Reise- und Logistikzentrum f\u00fcr Menschen, Tiere und G\u00fcter, welches in das koloniale Handelssystem eingebettet war. Zweitens als ein Ort, an dem Vorstellungen von Deutschland als Kolonialmacht und der Herrschaftsanspruch \u00fcber andere Menschen inszeniert und legitimiert wurde. Zu diesen beiden historischen Ebenen tritt die aktuelle Praxis Stra\u00dfen und Pl\u00e4tzen in der HafenCity unkritisch nach europ\u00e4ischen Kolonisatoren zu benennen, wie der Bau des \u201eAmerigo-Vespucci-Platz\u201c am \u00f6stlichen Ende des Baakenhafens exemplarisch deutlich macht.\r\n\r\nh4. Literaturverzeichnis\r\n\r\nLars Amenda: \u201eTor zur Welt\u201c. Die Hafenstadt Hamburg in Vorstellungen und Selbstdarstellung 1890\u20131970, in: ders./Gr\u00fcnen, Sonja [Hrsg.]: \u201eTor zur Welt\u201c. Hamburg-Bilder und Hamburg-Werbung im 20.Jahrhundert. D\u00f6lling & Galitz, Hamburg/M\u00fcnchen 2008, S. 8\u2013101.\r\n\r\nJan Kawlath : Der Hamburger Hafen und der deutsche Kolonialkrieg in Namibia. Die Inszenierung kolonialer Gewalt im Baakenhafen 1904\u20131907. Allitera Verlag, M\u00fcnchen 2019.\r\n\r\nGert K\u00e4hler und Sandra Sch\u00fcrmann: Spuren der Geschichte. Hamburg, sein Hafen und die Hafencity, in: HafenCity Hamburg GmbH [Hrsg.]: Arbeitshefte zur Hafencity. Hamburg 2010.\r\n\r\nArnold Kludas: Die Geschichte der Hapag-Schiffe. Band 1: 1847\u20131900. Hauschild Verlag, Bremen 2007.\r\n\r\nTania Mancheno: All change, please! \u00dcber die Un-/M\u00f6glichkeiten der Dekolonialisierung des \u00f6ffentlichen Raumes in Hamburg, in: ZAG. Antirassistische Zeitschrift, Ausgabe 70, Berlin 2015, S. 25\u201327.\r\n\r\nHeiko M\u00f6hle: \u201eGute Gesch\u00e4fte mit Rassisten. Was Hamburgs Afrika-Wirtschaft alten Beziehungen verdankt\u201c, in: ders. (Hrsg.), Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika. Eine Spurensuche. Assoziation A, Hamburg/Berlin 2011, S. 151\u2013157.\r\n\r\nfn1. *Mancheno 2015, S. 27.*\r\n\r\nfn2. *Amenda 2008, hier besonders S. 10f.*\r\n\r\nfn3. *K\u00e4hler/Sch\u00fcrmann 2010, S. 35f.*\r\n\r\nfn4. *Kludas 2007, S. 107.*\r\n\r\nfn5. *K\u00e4hler/Sch\u00fcrmann 2010, S. 58.*\r\n\r\nfn6. *M\u00f6hle 2011, hier besonders S. 154.*\r\n\r\nfn7. *M\u00f6hle 2011, S. 157.*\r\n\r\nfn8. *Kawlath 2019, S. 110\u2013111.*\r\n\r\nfn9. *Kawlath 2019, S. 74\u201377.*\r\n","created_at":"2020-12-29T14:27:38Z","creator":"Jan Kawlath","district":"HafenCity","geo_relation":"Namibia; Venezuela; Ghana","id":115,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/115/Unbenannt.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/115/thumb_Unbenannt.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/115/mini_Unbenannt.jpg"}},"image_credit":"Jan Kawlath, 2017","lat":"53.53835718","layer_id":5,"lon":"10.01075195","place":"Petersenkai","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"130 Jahre (post-)koloniale Geschichte im Baakenhafen","teaser":"Der Baakenhafen ist ein weniger bekannter Ort der (post-)kolonialen Geschichte Hamburgs, an dem sich die letzten 130 Jahre dieser Geschichte nachvollziehen und heutige Auswirkungen beobachten lassen. In diesem Zeitraum spielte im Baakenhafen der Handel mit Kolonialwaren sowie der Export von Wirtschaftsg\u00fctern in (ehemalige) Kolonialgebiete eine zentrale Rolle. Es starteten aber auch tausende von deutschen wei\u00dfen Kolonialsoldaten hier in ihre Eins\u00e4tze, um deutsche Kolonial- und Handelsinteressen weltweit mit Gewalt durchzusetzen und abzusichern. 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","title":"Ehemaliges liberianisches Konsulat","updated_at":"2021-01-15T11:05:03Z","url":"","user_id":26,"zip":"20148","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/79","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Lohseplatz 2","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"","created_at":"2012-08-29T11:49:57Z","creator":"Mit freundlicher Genehmigung von Stadtplan \"hamburg postkolonial\" 2010, Redaktion: Susann Lewerenz und Heiko M\u00f6hle ","district":"HafenCity","geo_relation":"","id":75,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/75/lohse.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/75/thumb_lohse.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/75/mini_lohse.jpg"}},"image_credit":"krt pln","lat":"53.54346","layer_id":5,"lon":"10.00356","place":"Lohseplatz 2","public":true,"published_at":null,"source":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\", PHARUS-Verlag, Herausgeber: Eine Welt Netzwerk Hamburg und Hafengruppe Hamburg, gefaltet auf ca. 9,8 x 17 cm (offenes Format: ca. 98 x 68 cm) 1. Auflage 2010, Ma\u00dfstab: 1 : 12.500, ISBN: 978-3-86514-171-2, Preis: 5 Euro","subtitle":"Raubbau","teaser":"Am Lohseplatz 2 befand sich ab 1906 der Hauptsitz der Kautschukfabrik Dr. Heinrich Traun & S\u00f6hne. Sie ging aus der Rohr-, Stock- und Fischbeinfabrik von H.C. Meyer (\"Stockmeyer\"), dem Schwiegervater von Traun, hervor. Stockmeyer verdiente so gut am Elfenbeinhandel, dass 1864 eine eigene Elfenbeinfirma unter Leitung seines Sohnes (Heinr. Ad. Meyer) entstand. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts f\u00fchrte die Ausbeute von Elfenbein in Ostafrika zu einer dramatischen Dezimierung der Elefantenbest\u00e4nde. F\u00fcr die seit der Jahrhundertwende von Hamburger Konzessionsgesellschaften betriebene Kautschukausbeute in Kamerun wurden zehntausende Afrikaner:innen zur Zwangsarbeit verpflichtet. Kautschuk wurde zun\u00e4chst aus Wildbest\u00e4nden gesammelt, mit der gestiegenen Nachfrage aber auch von Plantagenb\u00e4umen. Beides f\u00fchrte zu Raubbau.","title":"Zwangsarbeit f\u00fcr Gummi","updated_at":"2021-01-15T10:54:08Z","url":"","user_id":26,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/75","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Jean-Dolidier-Weg 75","category_id":null,"city":"Kr\u00f6ppelshagen-Fahrendorf","comment":"","content":"Bei den meisten Inhaftierten aus den kolonisierten L\u00e4ndern wurde als Herkunftsland die Kolonialmacht registriert. Deshalb l\u00e4sst sich nicht rekonstruieren, wie viele Schwarze H\u00e4ftlinge in den deutschen Konzentrationslagern gewesen sind [2] \u2013 sofern die Herkunft dies \u00fcberhaupt ausweisen w\u00fcrde. Die Lebensgeschichten einiger Dutzend Schwarzer M\u00e4nner konnten aber zur\u00fcckverfolgt werden. Schwarze Deutsche, die in Neuengamme aus politischen, aus \u201erassistischen\u201c oder anderen Gr\u00fcnden gefangen waren, sind bisher nicht bekannt. \r\n\r\nIn der Regel wurden M\u00e4nner und Frauen aus den besetzten L\u00e4ndern in Konzentrationslager deportiert, weil sie in ihren L\u00e4ndern oder als verschleppte Zwangsarbeiter:innen in Deutschland tats\u00e4chlich oder angeblich im Widerstand gewesen waren oder bei der Arbeit Sabotage betrieben hatten. In Neuengamme war eine Hand voll M\u00e4nner aus den damaligen Kolonien Frankreichs und anderer Staaten inhaftiert, deren Lebensgeschichten verschiedene Autoren:innen rekonstruiert haben. [4] Bei weiteren, einigen Dutzend Gefangenen, sind deren au\u00dfereurop\u00e4ische Geburtsorte in den heute noch vorhandenen Akten der SS verzeichnet oder ihr Name verweist auf eine famili\u00e4re Herkunft aus meist arabischsprachigen L\u00e4ndern. Die meisten Schwarzen Gefangene waren entweder aus den Kolonialgebieten in die \u201eMutterl\u00e4nder\u201c Frankreich und Niederlande eingewandert oder sie waren die Kinder von Eingewanderten oder von wei\u00dfen Europ\u00e4ern mit Frauen aus den kolonisierten L\u00e4ndern. Die Deportierten hatten sich am Widerstand gegen die Nationalsozialist:innen beteiligt und waren deshalb - oder als \u201eGeiseln\u201c - ins Konzentrationslager deportiert worden.\r\n\r\nDie Schwarzen Gefangenen erlitten die f\u00fcr politische H\u00e4ftlinge typische, leidvolle Behandlung: Folter in Gestapohaft, Internierung in einem Sammellager und schlie\u00dflich Transport nach Neuengamme oder zuerst in ein anderes KZ. Sie hatten sich oft schon vor dem Krieg an politischen und sozialen Befreiungsbewegungen beteiligt, insbesondere in kommunistischen Organisationen, die Schwarzen zu dieser Zeit am ehesten offen standen. Einige Schwarze hatten sich aber auch in antikolonialen, antirassistischen oder nationalen Befreiungsbewegungen engagiert, oft in Beziehung zur internationalen Arbeiterbewegung. \r\n\r\nIn einigen Lebensl\u00e4ufen schimmern die besonderen Bedingungen durch, denen Schwarze in den Kolonialgesellschaften ausgesetzt waren. \r\nInsbesondere die Biografien von John William und Dominique Mendy mit ihrer unterschiedlichen Sozialisation und Lebensgestaltung, verweisen auf unterschiedliche Positionierungen im Kampf gegen Rassismus und f\u00fcr Gleichheit. Im Folgenden sollen beide portraitiert werden. \r\n\r\nh4. Der Pressefotograf Dominique Mendy \r\n\r\nDominique Amigou Mendy wurde am 4. August 1909 in Ziguinchor im Senegal geboren. [5]\r\nEr diente schon als Kind im Ersten Weltkrieg als tirailleur s\u00e9n\u00e9galais (Senegalsch\u00fctze), wie die Schwarzen Truppen bezeichnet wurden. Sp\u00e4ter arbeitete er auf den Feldern seiner Eltern und ging dann nach Dakar, wo er als Mechaniker bei der Handelsmarine arbeitete. Es ergab sich f\u00fcr ihn die M\u00f6glichkeit, nach Frankreich zu gehen, um dort eine Ausbildung zum Fotografen zu machen. Mendy blieb in Frankreich und arbeitete als Pressefotograf f\u00fcr namhafte Zeitungen. \r\n\r\nBei Ausbruch des Krieges 1939 meldete sich Mendy freiwillig zur Armee und schloss sich nach der franz\u00f6sischen Kapitulation Mitte Juni einer Widerstandsgruppe an. Seine Aufgabe war es, britische Fallschirmspringer zu verstecken und Waffen zu den k\u00e4mpfenden Einheiten zu bringen. Mendy wurde jedoch verraten, von der Gestapo gefangen genommen und gefoltert. Am 21. April 1944 wurde er in das Lager Drancy bei Paris gebracht. Man verurteilte ihn zum Tode, deportierte ihn dann aber in das KZ Neuengamme, wo man ihn am 24. Mai ins Stammlager einwies.\r\n\r\nBei der Ankunft in Neuengamme wurde Mendy von den anderen Gefangenen aus Frankreich getrennt und verh\u00f6rt. Er stellte sich, so schildert Mendy es, dumm und sagte, die Franzosen h\u00e4tten ihn aus Dakar verschleppt. Ihm wurde im KZ ein Posten zur Verrichtung von Hausarbeiten zugewiesen. Die SS-Leute bezeichneten ihn als \u201eBimbo\u201c, schikanierten ihn, und verpr\u00fcgelten ihn eines Tages mit 50 Schl\u00e4gen. Der Kommandant und seine Frau h\u00e4tten es aber gut gemeint und ihm ab und zu einen Apfel oder eine Birne zugesteckt, so Mendy.\r\n\r\nEnde April 1945 musste Dominique Mendy im Zuge der \u201eEvakuierung\u201c des Lagers zu Fu\u00df in Richtung L\u00fcbeck marschieren, konnte aber vom d\u00e4nischen oder schwedischen Roten Kreuz gerettet werden. Dominique Mendy ging in den Senegal zur\u00fcck, heiratete und arbeitete bis 1980 als pers\u00f6nlicher Fotograf des Pr\u00e4sidenten L\u00e9opold Senghor, der selbst als franz\u00f6sischer Soldat in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen war. Mendy erhielt in Frankreich und im Senegal mehrere Auszeichnungen. 1982 wurde er zum Mitglied der Ehrenlegion (L\u00e9gion d\u2019honneur) ernannt. Er starb am 30. Juni 2003 in Dakar. \r\n\r\nMendy gab seinen Leiderfahrungen die folgende Sinngebung: \r\n\r\nbq. \u201eHeute, wenn ich mich an all das erinnere, kann ich nicht anders als wieder an die Insel Gor\u00e9e zu denken, von wo aus unsere Vorfahren aufgebrochen sind als Sklaven f\u00fcr Frankreich, f\u00fcr Europa und f\u00fcr Amerika. Sie haben Pr\u00fcgel kennen gelernt, Fu\u00dftritte, sie haben den Tod gefunden. Nun gut, auch wir, in dem Lager, wir haben das Gleiche erlebt. Wir sind letztendlich durch die gleiche Pr\u00fcfung gegangen wie unsere Vorfahren.\u201c \r\n\r\nMendys Identifikation mit afrikanischen Sklav:innen geschieht im Zusammenhang mit der Betonung seiner Rolle als Retter von wei\u00dfen Franzosen: \r\n\r\nbq. \u201eEs passierte auch, dass ich direkt zur SS ging und geradeheraus sagte, dass ich Hunger hatte. Und jedes Mal gaben sie mir ein St\u00fcck trockenes Brot, das ich mit den anderen teilte. So habe ich vielen Franzosen geholfen. Ich rettete sie vor dem Tod, indem ich daf\u00fcr sorgte, dass sie etwas zu essen hatten.\u201c \r\n\r\nMendy pr\u00e4sentierte sich hier als \u201eUntergebener\u201c, der seinen \u201eHerren\u201c durch das eigene Opfer, n\u00e4mlich seine Selbsterniedrigung durch sein Dummstellen, sogar das Leben schenkt und so eigentlich die Hierarchie umkehrt. Seine Worte lassen sich als Kritik der kolonialen Herrschaft lesen.\r\n\r\nh4. Der S\u00e4nger John William\r\n\r\nJohn William, mit b\u00fcrgerlichem Namen Ernest Armand Huss, war in den 1950er und 60er Jahren ein international erfolgreicher S\u00e4nger. Er ver\u00f6ffentlichte 1990 seine Autobiografie \u201eSi toi aussi, tu m\u2019abandonnes...\u201c, die leider nicht ins Deutsche \u00fcbersetzt ist. [6] Geboren wurde William am 9. Oktober 1922 in Abidjan, C\u00f4te d\u2019Ivoire, als unehelicher Sohn einer Schwarzen Mutter und eines wei\u00dfen Franzosen. Der Vater zog mit William nach Paris, als dieser acht Jahre alt war. 1939 machte er eine Ausbildung als Mechaniker und besuchte sp\u00e4ter eine Technische Schule. \r\n\r\nAls die Deutschen Paris besetzten, arbeitete William in einem Betrieb, der Suchger\u00e4te f\u00fcr Flugzeuge produzierte. Ein Arbeitskollege setzte Sprengladungen in die Ger\u00e4te ein. Nachdem diese explodierten, wurden William und einige andere Arbeiter am 9. M\u00e4rz 1944 als \u201eGeiseln\u201c verhaftet und inhaftiert. Im Gef\u00e4ngnis wurde William gefoltert. Da er den Namen des Saboteurs nicht verriet, brachte man ihn zun\u00e4chst in das Lager Compi\u00e8gne und am 24. Mai in das KZ Neuengamme. Hier wurde er in einem Block mit jugendlichen Gefangenen untergebracht. Die SS setzte William als Facharbeiter in den \u201eMetallwerken\u201c ein, der Waffenfabrik der Firma Walther auf dem KZ-Gel\u00e4nde. \r\n\r\nBei der R\u00e4umung des Lagers Ende April 1945 brachte die SS John William auf eines der kleineren \u201eKZ-Schiffe\u201c in der L\u00fcbecker Bucht, die nicht auf See gingen. Er geh\u00f6rte zu den Gefangenen, die vom Schwedischen Roten Kreuz gerettet werden konnten. William ging nach Paris zur\u00fcck und begann eine Ausbildung in Gesang. Er hatte sehr bald gro\u00dfen Erfolg als S\u00e4nger und freute sich besonders, dass 1952 der Titel \u201eJe suis un N\u00e8gre\u201c ein Publikumserfolg wurde, da er dies als Ausdruck der Akzeptanz sah, wie er in seiner Autobiographie erkl\u00e4rte. Ab 1969 stieg John William, der auch oft als Interpret in internationalen Filmproduktionen mitgewirkt hatte, aus dem Showgesch\u00e4ft aus und sang von nun an als einer der Ersten in Frankreich Spirituals und Gospels in Kirchen. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und 2005 den Orden der Ehrenlegion. Am 8. Januar 2011 verstarb John William.\r\n\r\n\u00c4hnlich wie Mendy machte auch William die Erfahrung, f\u00fcr dumm gehalten zu werden: \r\n\r\nbq. \u201eEines Tages kam ein SS-Oberst ins Lager. Und er kam die \u201aMetallwerke\u2018 besuchen, wo ich arbeitete. Die Metallwerke waren eine Stelle, an der echte Pr\u00e4zisionsarbeit gemacht wurde. Es wurden vor allem Maschinenpistolen gefertigt und man bekam 15 Zigaretten im Monat. Ich erinnere noch, wie dieser Oberst an meinen Platz kam und mich ratlos anschaute. Er verstand wirklich nichts. Man hatte ihm gesagt, die Afrikaner seien Neandertaler, und er verstand nicht, wie ich, ein Afrikaner, es schaffte, technische Pl\u00e4ne zu lesen, die auf Deutsch geschrieben waren und den Stahl auf den hundertstel Millimeter genau zu bearbeiten. Das hat ihm vollkommen den Atem verschlagen. Er beobachtete mich bei der Arbeit mindestens zehn Minuten lang und da ihn das wirklich aus der Ruhe brachte, lie\u00df er schlie\u00dflich einen \u00dcbersetzer kommen, um mich zu befragen. Nun, nat\u00fcrlich, auf jede Frage, die er stellte, legte ich mich ins Zeug, ihm auf Deutsch zu antworteten, bevor der \u00dcbersetzer zum Zuge kam. Als er ging, h\u00e4tte man ihn den Kopf sch\u00fctteln sehen m\u00fcssen. Als er zuhause war, musste er sich sicherlich Fragen stellen zur Behauptung der \u00dcberlegenheit der \u201aarischen Rasse\u2018.\u201c\r\n\r\nAnders als bei Mendy ist Williams Interpretationsrahmen ein universalistischer, allgemein-menschlicher. Es geht ihm um den Menschen als Sklaven und weniger um Sklaverei als eine spezifische Erfahrung von Afrikaner:innen. \r\n\r\nbq. \u201eWir waren gleichsam Sklaven, Millionen von Sklaven\u201c, schreibt William, als er den Gefangenenalltag schildert. \u201eDie Entdeckung des Lebens in Neuengamme war f\u00fcr uns, Tag f\u00fcr Tag, eine sehr harte \u00dcberraschung. Niemals h\u00e4tte man sich vorstellen k\u00f6nnen, dass menschliche Wesen im 20. Jahrhundert anderen Menschen auf eine so f\u00fcrchterliche Art Leiden zuf\u00fcgen k\u00f6nnten. Vom ersten Kontakt an lie\u00dfen unsere W\u00e4chter uns wissen, dass wir nicht mehr waren als Nummern. Sie hatten von nun an das Recht \u00fcber unser Leben und unseren Tod. Sie folgerten, in einem \u00fcberlegenen Ton, als w\u00fcrden sie sich an wilde Tiere wenden: \u201aMacht euch keine Illusionen! Die Au\u00dfenwelt hat euch total vergessen!\u2018\u201c \r\n\r\nh4. Das Konzentrationslager Neuengamme\r\n\r\nEnde 1938 errichtete die SS in einer stillgelegten Ziegelei in Hamburg-Neuengamme ein Au\u00dfenlager des KZ Sachsenhausen, das im Fr\u00fchsommer 1940 verst\u00e4rkt und dann als eigenst\u00e4ndiges KZ direkt der Inspektion der Konzentrationslager unterstellt wurde. \r\nIm Verlauf des Krieges deportierten die Gestapo und der Sicherheitsdienst der SS Zehntausende Menschen aus allen besetzten L\u00e4ndern Europas als KZ-H\u00e4ftlinge nach Neuengamme. Gr\u00fcnde f\u00fcr die Einweisung waren zumeist ihr Widerstand gegen die deutsche Besatzungsherrschaft, Auflehnung gegen Zwangsarbeit oder rassistisch motivierte Verfolgung. \r\n\r\nInsgesamt wurden im KZ Neuengamme nach gegenw\u00e4rtigen Erkenntnissen \u00fcber 80.000 M\u00e4nner und mehr als 13.000 Frauen mit einer H\u00e4ftlingsnummer registriert; weitere 5.900 Menschen wurden in den Lagerb\u00fcchern gar nicht oder gesondert erfasst. Im Konzentrationslager Neuengamme und in den \u00fcber 85 Au\u00dfenlagern, die ab 1942 \u2013 und vor allem 1944 \u2013 f\u00fcr Bauvorhaben und bei R\u00fcstungsfirmen in ganz Norddeutschland entstanden, mussten die Gefangenen Schwerstarbeiten f\u00fcr die Kriegswirtschaft leisten. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren m\u00f6rderisch. Noch kurz vor Kriegsende starben \u00fcber 16.000 Gefangenen auf Todesm\u00e4rschen und -transporten, in Sterbelagern und bei dem Bombardement von KZ-Schiffen. \r\nInsgesamt kamen mindestens 42.900 Menschen im Stammlager Neuengamme, in den Au\u00dfenlagern oder im Zuge der Lagerr\u00e4umungen ums Leben. Zus\u00e4tzlich sind mehrere tausend H\u00e4ftlinge nach ihrem Abtransport aus dem KZ Neuengamme in anderen Konzentrationslagern oder nach Kriegsende an den Folgen der KZ-Haft gestorben. \r\nVermutlich mehr als die H\u00e4lfte der 100.400 Gefangenen des Konzentrationslagers Neuengamme haben die nationalsozialistische Verfolgung nicht \u00fcberlebt. [6]\r\n\r\n\r\n\r\nfn1. \u201eSchwarz\u201c und \u201eof Color\u201c werden als (heutige) politische Begriffe und Eigenbezeichnungen verwendet. \r\n\r\nfn2. Auf die in Kriegsgefangenenlagern inhaftierten Soldaten, die Frankreich, England und andere Staaten in den kolonisierten L\u00e4ndern rekrutiert hatten, geht dieser Artikel nicht ein.\r\n\r\nfn3. Eine ausf\u00fchrliche Darstellung mit allen Quellenangaben sowie mit zahlreichen Literaturhinweisen findet sich in: Rosa Fava (Hg.): Schwarze H\u00e4ftlinge im KZ Neuengamme \u2013 biografische Notizen und Rekonstruktionsprobleme. In: Beitr\u00e4ge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 12, Edition Temmen 2010, Bremen 2010.\r\n\r\nfn4. Die Angaben sind zusammengestellt aus folgenden Quellen:\r\nChristine Alonzo und Peter Martin (Hg.): Zwischen Charleston und Stechschritt, D\u00f6lling und Galitz Verlag, Hamburg 2004.\r\nSerge Bil\u00e9 (Hg.): Noirs dans les camps nazis, Editions du Rocher, Monaco 2005\r\nPierette Herzberger-Fofana: \"Dominique Amigou Mendy (1909-2003), rescap\u00e9 du camp de concentration de Neuengamme.\":http://www.africultures.com/index.asp?menu=revue_affiche_article&no=3868 (abgerufen am 23.06.2005).\r\n\r\nfn5. Alle Angaben nach Williams Autobiografie. John William (Hg.) : \u201eSi toi aussi, tu m\u2019abandonnes\u2026\u201c, Paris 1990\r\n\r\nfn6. \"KZ-Gedenkst\u00e4tte Neuengamme\":http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/","created_at":"2012-03-15T12:18:11Z","creator":"Rosa Fava","district":"Neuengamme","geo_relation":"Senegal; Frankreich; Niederlande; Elfenbeink\u00fcste; Karibik; Surinam ","id":57,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/57/neuengamme.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/57/thumb_neuengamme.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/57/mini_neuengamme.JPG"}},"image_credit":"Elisabeth Mena Urbitsch","lat":"53.42743","layer_id":5,"lon":"10.22679","place":"KZ-Gedenkst\u00e4tte Neuengamme","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Biografische Notizen von Schwarzen Gefangenen ","teaser":"Im Konzentrationslager Neuengamme mit seinen \u00fcber 80 Au\u00dfenlagern waren von Dezember 1938 bis zum Kriegsende \u00fcber 100.000 Menschen gefangen und der \u201eVernichtung durch Arbeit\u201c ausgesetzt. Etwa 90 Prozent der M\u00e4nner und Frauen kamen aus dem Ausland, vor allem aus den L\u00e4ndern, die das nationalsozialistische Deutschland besetzt hatte. Viele der westeurop\u00e4ischen Staaten waren in jener Zeit noch Kolonialm\u00e4chte. Dort lebten Eingewanderte aus den damaligen Kolonien, vor allem aus der Karibik sowie West- und Nordafrika. So befanden sich unter den Gefangenen auch People of Color [1]. Die Ausstellung in Neuengamme zeigt einige kurze Ausschnitte aus einem Interview mit John William und die Biografiemappe von Waldemar Nods aus den Niederlanden beziehungsweise aus Surinam. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte des Pressefotografen Dominique Mendy sowie des S\u00e4ngers John William.","title":"\"Ich kann nicht anders als an die Insel Gor\u00e9e denken\"","updated_at":"2021-01-15T08:19:25Z","url":"","user_id":7,"zip":"21039","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/57","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"St. Pauli Hafenstra\u00dfe 96H","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"","created_at":"2012-08-24T13:30:22Z","creator":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\" 2010, Redaktion: Susann Lewerenz und Heiko M\u00f6hle ","district":"St. Pauli","geo_relation":"","id":70,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.54662","layer_id":5,"lon":"9.962125","place":"Elbhang","public":true,"published_at":null,"source":" \tStadtplan \"hamburg postkolonial\", PHARUS-Verlag, Herausgeber: Eine Welt Netzwerk Hamburg und Hafengruppe Hamburg, gefaltet auf ca. 9,8 x 17 cm (offenes Format: ca. 98 x 68 cm) 1. Auflage 2010, Ma\u00dfstab: 1 : 12.500, ISBN: 978-3-86514-171-2, Preis: 5 Euro","subtitle":"","teaser":"Um 1900 entstand auf dem Elbhang des \"Schmuddelviertels\" St. Pauli die repr\u00e4sentative \"Hafenkrone\", die Hamburgs f\u00fchrende Rolle auf den Weltmeeren geltend machen sollte: Neben den Landungsbr\u00fccken z\u00e4hlten dazu ein 1858-1863 errichtetes Seemannsheim (heute Hotel Hafen Hamburg), eine 1905 entstandene Navigationsschule sowie das 1910-1914 errichtete Institut f\u00fcr Schiffs- und Tropenkrankheiten (heute Bernhard-Nocht-Institut). Die imperiale Inszenierung fand ihre Fortsetzung auf dem Gebiet der benachbarten Neustadt mit der 1881 errichteten Deutsch Seewarte und dem Bismarck-Denkmal von 1906. ","title":"Hafenkrone","updated_at":"2021-01-15T00:29:20Z","url":"","user_id":26,"zip":"20359","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/70","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Willy-Brandt-Stra\u00dfe 49","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"","created_at":"2012-08-29T11:37:51Z","creator":"Mit freundlicher Genehmigung von Stadtplan \"hamburg postkolonial\" 2010, Redaktion: Susann Lewerenz und Heiko M\u00f6hle ","district":"Hamburg-Altstadt","geo_relation":"China","id":74,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/74/800px-829_wbs49_asiahaus.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/74/thumb_800px-829_wbs49_asiahaus.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/74/mini_800px-829_wbs49_asiahaus.jpg"}},"image_credit":"Dirtsc, commons.wikimedia.org/wiki/File:829_wbs49_asiahaus.jpg","lat":"53.54702","layer_id":5,"lon":"9.995940","place":"","public":true,"published_at":null,"source":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\", PHARUS-Verlag, Herausgeber: Eine Welt Netzwerk Hamburg und Hafengruppe Hamburg, gefaltet auf ca. 9,8 x 17 cm (offenes Format: ca. 98 x 68 cm) 1. Auflage 2010, Ma\u00dfstab: 1 : 12.500, ISBN: 978-3-86514-171-2, Preis: 5 Euro","subtitle":"","teaser":"Typisches Kontorhaus der Jahrhundertwende. Sein Bau durch den Hamburger Kaufmann Theodor Lind im Jahre 1900 fiel zusammen mit der Niederschlagung des \"Boxeraufstandes\" in China; der Reichsadler \u00fcber chinesischen Masken an der Fassade wird so zum imperialistischen Siegeszeichen. ","title":"Asia-Haus","updated_at":"2021-01-14T21:19:31Z","url":"","user_id":26,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/74","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Kamerunkai 214","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Koloniale Bestrebungen und Diskurse nach dem Verlust der deutschen Kolonien wurden keineswegs ad acta gelegt. Die Nachfolgeinstitution des Reichskolonialamtes unterst\u00fctzte propagandistisch t\u00e4tige Kolonialverb\u00e4nde mit finanziellen Mitteln sowie Kolonialunternehmen mit Wiederaufbaudarlehen. Dar\u00fcber hinaus wurde der Kolonialgedanke mittels Erlasse auch an Schulen und im Heer wachgehalten. Und die Kolonialismus-Literatur erreicht erst in der nachkolonialen bzw. in der nationalsozialistischen Zeit bis 1939 ihren H\u00f6hepunkt.[1] Viele koloniale Stra\u00dfennamen und Denkm\u00e4ler sind in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden. \r\n\r\nIm Hafengebiet finden sich zahlreiche Stra\u00dfen und Hafenanlagen, die w\u00e4hrend und nach der Zeit des reichsdeutschen Kolonialismus nach ehemaligen Kolonien, nach L\u00e4ndern und Kontinenten benannt wurden, in denen Hamburger Kaufleute Gesch\u00e4fte machten: Dort, in der N\u00e4he des S\u00fcdwesthafens, befindet sich beispielsweise der Kamerunweg (seit 1922), der Kamerunkai (seit 1951), Am Kamerunkai (seit 1958) und Togokai (seit 1922) oder die Afrikastra\u00dfe (seit 1927 bzw. 1997), die Australienstra\u00dfe (seit 1927) und der Asiakai (seit 1888). \r\n\r\nEine Reihe der Namen schlug der damalige Hamburger B\u00fcrgermeister Johannes Versmann 1887 f\u00fcr neue Hafenanlagen vor, um an die \u201e\u00fcberseeischen Handelsbeziehungen\u201c der Hansestadt zu erinnern: Afrikakai, Indiakai, Amerikahafen und Panamakai. 1893 wurden das Afrikah\u00f6ft benannt und es entstanden die Bezeichnungen Indiaquai, Afrikaquai und Australiaquai rund um den Indiahafen sowie der O\u00b4Swaldquai[2], der Amerikaquai und der Asiaquai. \r\n\r\nDie sp\u00e4teren Kaistrecken Afrikakai, Australiakai, Indiakai und Windhukkai existieren heute durch die Zusch\u00fcttung der Hafenbecken nicht mehr. Diese Kainamen wurden im Oktober 1997 gel\u00f6scht. Allerdings hat die Stadt im gleichen Jahr einige Stra\u00dfen in Anlehnung der ehemaligen Kaistra\u00dfen benannt: Am Windukkai und die Indiastra\u00dfe.\r\n\r\n\r\nfn1. Gr\u00fcnder, Horst (2000): Geschichte der deutschen Kolonien, 4. Auflage, Paderborn, S. 217-218\r\n\r\nfn2. Benannt nach William Henry O\u2019Swald (1832\u20131923), Hamburger Kolonialkaufmann, Merchant Banker, Senator und B\u00fcrgermeister. Weitere Informationen in: Beh\u00f6rde f\u00fcr Schule und Berufsbildung (2015): \"Koloniale Stra\u00dfennamen \u2013 Kolonialakteure\":https://www.hamburg.de/contentblob/7113234/66622608dc0231264167686217768fa4/data/oswaldkai.pdf , S.51-55\r\n\r\n","created_at":"2020-12-16T23:21:29Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Kleiner Grasbrook","geo_relation":"Kamerun, Togo, Indien, Namibia","id":109,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/109/Hamburg-Anke-SCHWARZER.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/109/thumb_Hamburg-Anke-SCHWARZER.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/109/mini_Hamburg-Anke-SCHWARZER.JPG"}},"image_credit":"Anke Schwarzer","lat":"53.53370","layer_id":5,"lon":"9.989310","place":"S\u00fcdwesthafen","public":true,"published_at":null,"source":"u.a. Staatsarchiv Hamburg, 16.09.2015 ","subtitle":"Koloniale Namen im Hamburger Hafen","teaser":"Das Deutsche Reich hatte von 1884 bis 1919 Kolonien. Die Gebiete in Afrika, Asien und Ozeanien wurden \"Schutzgebiete\" und \"Pachtgebiete\" genannt. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland seine Kolonien an die Siegerm\u00e4chte, darunter Gro\u00dfbritannien, Frankreich und Japan, abtreten. Im Hamburger Hafen wurden in den 1920ern mehrere Stra\u00dfen und Kais nach den ehemaligen Kolonien benannt, etwa der S\u00fcdwesthafen, der von einem Kamerun-, einem Windhuk- sowie einem Togokai ges\u00e4umt wird \u2013 ein Verweis auf die kolonialrevisionistischen Bestrebungen der Zeit. Politiker:innen und Kolonialvereine warben f\u00fcr eine R\u00fcckgabe der alten Kolonien an das Deutsche Reich oder setzen sich mit Denkm\u00e4lern, Reklameschildern, Sammelbildchen und Stra\u00dfennamen f\u00fcr die \"koloniale Frage\" ein.","title":"Vom Afrikah\u00f6ft bis zur Indiastra\u00dfe","updated_at":"2021-01-14T11:17:43Z","url":"","user_id":94,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/109","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Altenwerder Kirchweg","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"Weitere Informationen gibt es auf den energiepolitischen Hafenrundfahrten \"Gegen den Strom\" der Hafengruppe Hamburg. Termine und Infos unter http://www.hafengruppe-hamburg.de/RundfahrtThemen.php#strom","content":"Die Windr\u00e4der haben eine Leistung von sechs Megawatt (MW), ihre Rotoren einen Durchmesser von 127 Metern. Die Nabenh\u00f6he liegt bei 135 Metern, die Gesamth\u00f6he betr\u00e4gt 198 Meter.\r\n\r\nSo eindrucksvoll die Daten der e-126 auch sind, Hamburgs Stellenwert f\u00fcr die Windenergie ergibt sich nicht aus den hier installierten Anlagen. Und auch f\u00fcr die Logistik der Offshore-Windparks spielen Emden, Bremer- und Wilhelmshaven eine weitaus wichtigere Rolle. Hamburg ist viel mehr Sitz einiger wichtiger Firmen der Windkraftbranche. Seit 2011 residiert hier die Windkraftsparte von Siemens, die Hauptverwaltung von REpower sitzt in der City Nord. Letztere ist Teil der Suzlon Gruppe, des f\u00fcnfgr\u00f6\u00dften Windkrafthersteller weltweit. Mit Nordex hat ein dritter gro\u00dfer Player der Branche seinen Hauptsitz in Hamburg.\r\n\r\nAndere bedeutende Windkraftanlagen im Hafen sind \u00fcbrigens die beiden Nordex N100 von HAMBURG ENERGIE am Kl\u00e4rwerk Dradenau mit einer Nennleistung von 2,5 MW.\r\n\r\nh4. \u00d6ko aber nicht fair\r\n\r\nWie kaum ein anderer Energietr\u00e4ger neben der Solarenergie steht die Windenergie f\u00fcr die \u201egr\u00fcne Energierevolution\u201c. Mittlerweile steuert sie den weitaus gr\u00f6\u00dften Anteil aller regenerativen Energietr\u00e4ger zum bundesdeutschen Energiemix bei. Doch bei \u201eRevolutionen\u201c sollte es um mehr gehen als um eine Technologie, und da steht die Windkraft sehr zwielichtig da. Obwohl der Gr\u00fcnder und Besitzer von Enercon, Alois Wobben, mittlerweile Milliard\u00e4r ist, konnte erst in den letzten Jahren eine gewerkschaftliche Organisation der ArbeitnehmerInnen in seinen Betrieben durchgesetzt werden [1], und noch heute berichten MitarbeiterInnen der Gewerkschaft IG-Metall von einem \u201e\u00e4u\u00dferst aggressiven Auftreten\u201c der Firma gegen\u00fcber den Gewerkschaften [2]. Damit steht Enercon nicht alleine. Auch REpower lehnt weiterhin tarifliche Regelungen ab, der weltweit gr\u00f6\u00dfte Windradhersteller, Vestas, wich sogar mit seinen deutschen Werken nach D\u00e4nemark aus. Der zweite Gewerkschaftsvorsitzende der IG-Metall, Detlef Wetzel, beschrieb die Lage so: \r\n\r\nbq. \u201eTarifvertr\u00e4ge sind eine Ausnahme, die Leiharbeit weit verbreitet und die Bezahlung der Besch\u00e4ftigten ist h\u00e4ufig undurchsichtig.\u201c\r\n\r\nDer nieders\u00e4chsische IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine spricht gar von Lohndumping [3]. Sicherlich k\u00f6nnten Windr\u00e4der auch zu fairen Bedingungen hergestellt werden, und h\u00e4ufig starteten die Betriebe mit einer vergleichsweise flachen Hierarchie (zum Beispiel Wagner Solar in Hessen als Kollektiv) doch mit der Anpassung der kleinen dezentralen Betriebe an eine gro\u00dfindustrielle Produktion, wurde auch die Solar- und Windenenrgiebranche den konventionellen Betrieben der Energiebranche immer \u00e4hnlicher, obwohl sie einst zu deren Abl\u00f6sung angetreten waren.\r\n\r\n\u201eThere are no technical sollutions to social problems\u201c \u2013 es gibt keine technischen L\u00f6sungen f\u00fcr soziale Fragestellungen - dieser Slogan aus der Internet-Community l\u00e4sst sich auch auf den Energiesektor anwenden. Zwar erzeugen Windturbinen und Solarpannels Strom auf erneuerbare Art, \u00fcber die Produktionsverh\u00e4ltnisse, die Arbeitsbedingungen und sozialen Schieflagen bei der Erzeugung dieser Energie gibt der Energietr\u00e4ger alleine noch keine Auskunft.\r\nGerade bei \u00d6ko-Produkten bleibt die soziale Frage h\u00e4ufig au\u00dfen vor, gilt es doch den Planeten zu retten. Da behindern gewerkschaftliche Forderungen die gute Sache nur, so ist zumindest der Eindruck, den die Betriebe der Windenergiebranche vermitteln.\r\n\r\nh4. Nicht \u00f6ko und gar nicht fair \u2013 Windenergie in Oaxaca (Mexico)\r\n\r\nGrunds\u00e4tzlich hat die Windenenergie das Potential, gerade in entlegenen Regionen eine demokratische und dezentrale Energieversorgung zu bef\u00f6rdern. Doch das Beispiel Mexiko zeigt, dass sich Windenergie im schlechtesten Fall auch sehr zum Nachteil der lokalen Bev\u00f6lkerung entwickeln kann.\r\n\r\nDer Isthmus von Tehuantepec ist eine nur etwa 200 Kilometer breite Landenge zwischen dem Pazifik und dem Atlantik, und damit die schmalste Festlandbr\u00fccke am Golf von Mexiko. Wie durch einen Windkanal bl\u00e4st hier ein konstanter Wind durch eine L\u00fccke in den Kordilleren, die sich n\u00f6rdlich und s\u00fcdlich erheben, und machen die Region zu einer der drei windreichsten Regionen der Erde. Mit Windgeschwindigkeiten von durchschnittlich 8,5 Metern pro Sekunde bietet die Region ideale Voraussetzungen zur Errichtung von Windparks, zumal sich die Mexikanische Regierung im Rahmen internationaler Abkommen zu einer massiven Reduktion von fossiler Energieerzeugung verpflichtet hat.\r\nUm dieses Ziel zu erreichen, sind bereits acht Windparks mit bis zu 1.200 Windr\u00e4dern errichtet worden, die eine Leistung von 518 MW erzeugen. 5.000 Windr\u00e4der in 22 Parks sollen es nach den Vorstellungen des mexikanischen Energieministeriums bis 2014 werden [4]. Hinzu kommt eine F\u00f6rderung in Form von Krediten der Weltbank, in H\u00f6he von 100 Millionen Dollar, im Rahmen des \u201eMechanismus der sauberen Entwicklung\" [5].\r\n\r\nh4. Des einen Freud, des anderen Leid\r\n\r\nDoch was sich wie ein M\u00e4rchen f\u00fcr die Windindustrie anh\u00f6rt, entwickelt sich zu einem Albtraum f\u00fcr die lokale Bev\u00f6lkerung.\r\nWasser ist rar am Isthmus von Tehuantepec und so wurde von den BewohnerInnen der Region \u00fcber Jahrhunderte ein ausgekl\u00fcgeltes Bew\u00e4sserungssystem entwickelt, um den Anbau einer besonders windresistenten Maissorte zu erm\u00f6glichen. Durch die Verpachtung von gro\u00dfen Fl\u00e4chen an die Betreiber von Windparks wird diese gemeinschaftlich bewirtschaftete Bew\u00e4sserungssystem immer h\u00e4ufiger unterbrochen, mit drastischen Folgen gerade f\u00fcr diejenigen, die ihr Land nicht verpachtet haben. Dadurch, dass die Konzerne Verhandlungen mit einzelnen Bauern f\u00fchren, und nicht mit den Gemeinden, l\u00e4sst sich kaum eine gemeinschaftliche Verteilung der Kraftwerksstandorte organisieren, die die Belange aller Beteiligten ber\u00fccksichtigt. Sollten alle geplanten Windparks gebaut werden, wird eine Landwirtschaft, die die lokale Bev\u00f6lkerung ern\u00e4hren kann, nicht mehr m\u00f6glich sein.\r\n\r\nAktivistInnen vor Ort wie etwa die Agrarwissenschaftlerin Bettina Cruz emp\u00f6rt vor allem, dass in den von der Regierung veranstalteten Anh\u00f6rungen die Betroffenen keinen Raum hatten, um ihre Anliegen vor zu tragen. Stattdessen k\u00f6nnen Weltmarktfirmen wie Walmart, Heineken und Coca Cola in Zukunft damit werben, ihre Produkte mit \u00d6kostrom hergestellt zu haben. Hinzu kommt eine Besonderheit des mexikanischen Strommarktes, in dem der Gewerbestrom besonders teuer ist. Dadurch wird der Betrieb eines eigenen Windparks, der g\u00fcnstigen Windstrom erzeugt, neben dem Imagegewinn auch zu einer lohnenden Investition f\u00fcr gro\u00dfe Konzerne.\r\nBettina Cruz betont, dass sie nicht grunds\u00e4tzlich gegen Windenergie ist, nur m\u00fcsse auch der lokalen Bev\u00f6lkerung zu Gute kommen, und deren Belange, etwa in der Landwirtschaft, ber\u00fccksichtigen.\r\nUm ihre Anliegen einzufordern, gehen Menschen in Oaxaca immer wieder auf die Stra\u00dfe. Doch die Repression des Staates gegen den Widerstand ist zum Teil drastisch. Zeitweise sa\u00dfen bis zu 40 AktivistInnen im Gef\u00e4ngnis. Bei der gewaltsamen Aufl\u00f6sung einer Stra\u00dfenblockade, mit der versucht wurde, den Bau eines Windparks zu verhindern, kamen im Oktober 2011 sogar zwei Menschen ums Leben. Bettina Cruz sah sich gar Morddrohungen ausgesetzt, die die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dazu veranlasste eine \"urgent action\" zu starten [6]. Doch das \"B\u00fcndnis zum Schutz der Landenge\" l\u00e4sst nicht locker und hat bereits rund 200 Klagen gegen illegale Pachtvertr\u00e4ge gewonnen. Warum sie weiter machen, begr\u00fcndet Bettina Cruz so:\r\n\r\nbq. \u201eSolange die erneuerbaren Energien in den H\u00e4nden der gleichen Unternehmen sind, die den Klimawandelt herbei gef\u00fchrt haben, stellen sie keine L\u00f6sung dar. Wir brauchen unsere eigene Energieautonomie. Wir d\u00fcrfen ihnen die Energieversorgung nicht \u00fcberlassen.\u201c\r\n\r\nDie M\u00f6glichkeit der erneuerbaren Energien liegt in der Realisierung der Energieversorgung aus lokal verf\u00fcgbaren Quellen f\u00fcr den eigenen Bedarf. Es geht um eine St\u00e4rkung der regionalen Energieautonomie und nicht um eine Kopie des zentralisierten und monopolisierten Stromversorgungssystems in Form von riesigen Windparks. Aus diesem Grund experimentieren die AktivistInnen mit einem Gegenmodell. Zusammen mit einer britischen Umwelt-NGO versuchen sie \u00fcber kosteng\u00fcnstige Kleinwindr\u00e4der lokal verwertbare Energie zu erzeugen, die der Gemeinde zu Gute kommt [7].\r\n\r\nfn1. \"Der Freitag\" vom 29.05.2011\r\n\r\nfn2. \"robinwood\":http://www.robinwood.de/oekosozial.oekosozial.0.html\r\n\r\nfn3. \"Der Freitag\" vom 29.05.2011\r\n\r\nfn4. \"http://amerika21.de/nachrichten/2012/05/52258/windkraft-oaxaca\":http://amerika21.de/nachrichten/2012/05/52258/windkraft-oaxaca\r\n\r\nfn5. \"Vom Winde verweht, nichts mehr im Fluss?\":http://www.eercampaign.org/DE/locallevel/okostrom/germany/#190\r\n\r\nfn6. \"http://amerika21.de/meldung/2011/10/41516/mexiko-windenergie\":http://amerika21.de/meldung/2011/10/41516/mexiko-windenergie\r\n\r\nfn7. \"Vom Winde verweht, nichts mehr im Fluss?\":http://www.eercampaign.org/DE/locallevel/okostrom/germany/#190\r\n\r\n\r\n","created_at":"2012-10-03T20:56:45Z","creator":"Anti- Atom-B\u00fcro Hamburg","district":"Altenwerder","geo_relation":"Mexiko","id":83,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/83/windrad-hoch.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/83/thumb_windrad-hoch.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/83/mini_windrad-hoch.jpg"}},"image_credit":"Jan Reinecke","lat":"53.51071","layer_id":8,"lon":"9.916425","place":"Windrad","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Demokratische Potentiale dieser dezentralen Energie werden selten genutzt","teaser":"Mit fast 200 m H\u00f6he z\u00e4hlen sie zu den h\u00f6chsten Geb\u00e4uden Hamburgs und erheben sich direkt an der A7 bei Altenwerder. Die zwei Windkraftanlagen des Typs Enercon 126 waren bei ihrer Errichtung 2009 die gr\u00f6\u00dften Windr\u00e4der der Welt. Grunds\u00e4tzlich hat die Windenenergie das Potential gerade in entlegenen Regionen eine demokratische und dezentrale Energieversorgung zu bef\u00f6rdern. Doch das Beispiel Mexiko zeigt, dass sich Windenergie im schlechtesten Fall auch sehr zum Nachteil der lokalen Bev\u00f6lkerung entwickeln kann.","title":"Die gr\u00f6\u00dften Windr\u00e4der der Welt ","updated_at":"2021-01-13T16:11:50Z","url":"","user_id":3,"zip":"21129","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/83","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Hovestra\u00dfe 50","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Die im Hamburger Hafen ans\u00e4ssige _Aurubis AG_ (bis 2009 _Norddeutsche Affinerie_) ist der zweitgr\u00f6\u00dfte Kupferproduzent der Welt und bezieht Kupferkonzentrat aus einer Vielzahl von Herkunftsl\u00e4ndern. Zu den wichtigsten Produzenten des Konzentrats, das in Hamburg zu hochwertigen Kupferkathoden weiterverarbeitet wird, z\u00e4hlt neben anderen global agierenden Akteuren auch _PT Freeport Indonesia_, ein Tochterunternehmen des US-amerikanischen Bergbaukonzerns _Freeport-McMoRan Copper & Gold Inc_ . Der Konzern betreibt die in West-Papua gelegene Grasberg-Mine, bei der es sich um die gr\u00f6\u00dfte Goldmine und gleichzeitig um die Kupfermine mit den niedrigsten F\u00f6rderkosten der Welt handelt[1].\r\n\r\nDie Gr\u00fcnde f\u00fcr die geringen F\u00f6rderkosten liegen auf der Hand: Der Konzern ist in West-Papua weder an Umweltschutzauflagen gebunden, noch an die Einhaltung universeller Menschenrechte der Bev\u00f6lkerung, die unter den gravierenden \u00f6kologischen und sozio\u00f6konomischen Folgen des offenen Tagebaus und der skrupellosen Firmenpolitik von _Freeport_ zu leiden hat. Jeden Tag werden hunderttausende Tonnen verseuchten Abraums in die wichtigsten Fl\u00fcsse der Region abgeleitet und gelangen daraufhin in die nahe gelegene Arafurasee. \r\n\r\nAuf dem Weg zum Meer kontaminiert der hohe Schwermetallgehalt des Abraums vormals fruchtbares Agrarland sowie das Trinkwasser der ans\u00e4ssigen Bev\u00f6lkerung. Dar\u00fcber hinaus vernichtet der giftige Abraum die \u00f6rtlichen Fischbest\u00e4nde und somit die wichtigste Nahrungsressource der Menschen. Proteste der papuanischen Bev\u00f6lkerung l\u00e4sst _Freeport_ mit Unterst\u00fctzung des indonesischen Milit\u00e4rs blutig niederschlagen. Die Grundlage f\u00fcr den massiven Raubbau an Land und Bev\u00f6lkerung in West-Papua durch Konzerne wie _Freeport_ bildete eine auf totalit\u00e4ren und rassistischen Strukturen aufbauende Fremdherrschaft Indonesiens, die fortlaufend durch Ausbeutung, Unterdr\u00fcckung, Mord und eklatante Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet ist[2]. Durch Kooperation mit _Freeport Indonesia_ und durch die Weiterverarbeitung von Kupferkonzentrat aus der Grasberg-Mine ist die _Aurubis AG_ indirekt f\u00fcr die katastrophale Situation in West-Papua mitverantwortlich.\r\n\r\n\r\nh4. West-Papua unter indonesischer Fremdherrschaft\r\n\r\nNachdem die Niederlande den indonesischen Teil ihres ostasiatischen Kolonialreichs 1949 in die Unabh\u00e4ngigkeit entlassen mussten, zogen sie sich einige Jahre sp\u00e4ter schrittweise auch aus West-Papua zur\u00fcck. 1952 erhielt das Land innere Selbstverwaltung mit Aussicht auf v\u00f6llige Unabh\u00e4ngigkeit im Jahr 1970. Die lang gehegte Hoffnung der Papua auf Selbstbestimmung wurde jedoch 1961 mit dem Einmarsch indonesischer Truppen zunichte gemacht. Die Regierung in Jakarta, unter F\u00fchrung von Staatspr\u00e4sident Sukarno, begr\u00fcndete die Besetzung mit dem Anspruch auf ein von niederl\u00e4ndischen Einfl\u00fcssen befreites S\u00fcdostasien. Das Interesse am enormen Rohstoffreichtum der Region d\u00fcrfte jedoch eine weitaus gr\u00f6\u00dfere Rolle gespielt haben. Nachdem West-Papua 1962, auf US-amerikanischen Druck, den Vereinten Nationen unterstellt worden war, veranlassten diese das _New Yorker Abkommen_, das nun auch offiziell den \u00dcbergang West-Papuas in den indonesischen Herrschaftsbereich besiegelte. \r\n\r\nAm 1. Mai 1963 wurde West-Papua zu indonesischem Staatsgebiet. Diese Entscheidung ber\u00fccksichtigte jedoch keines Falls den mehrheitlichen Willen der papuanischen Bev\u00f6lkerung und es bildeten sich in den Folgejahren friedliche Widerstandsbewegungen, aber auch die revolution\u00e4re _Organisation Papua Merdeka_ (_OPM_, dt.: _Organisation Freies Papua_), die nur mit m\u00e4\u00dfigem Erfolg begann, auf milit\u00e4rischem Weg f\u00fcr die Unabh\u00e4ngigkeit des Landes zu k\u00e4mpfen. Obwohl die Aktionen der schlecht ausger\u00fcsteten Guerillas der _OPM_ in keinster Weise die Souver\u00e4nit\u00e4t des indonesischen Milit\u00e4rs bedrohten, wurden v\u00f6llig unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfige Vergeltungsaktionen gegen die Zivilbev\u00f6lkerung durchgef\u00fchrt, bei denen indonesische Truppen ganze D\u00f6rfer samt ihrer Einwohner*innen auf einen Schlag vernichteten[3].\r\n\r\nDer staatlich angeordnete Terror beschr\u00e4nkte sich jedoch nicht auf die fr\u00fchen 1960er-Jahre, sondern stellte den traurigen Beginn einer v\u00f6lligen Polizei- und Milit\u00e4rwillk\u00fcr in West-Papua dar, die bis heute anh\u00e4lt. Ermordungen vermeintlicher Separatist*innen, Folter, Vergewaltigungen und weitere gravierende Menschenrechtsverletzungen durch marodierende indonesische Truppen, sind auch heute noch an der Tagesordnung. Allein im Zeitraum von 1963 bis 1983 wurden sch\u00e4tzungsweise 150.000 Papua get\u00f6tet und eine un\u00fcberschaubare Anzahl von Menschen in das benachbarte Papua Neuguinea vertrieben. Aktuelle Zahlen sind nur schwer zu erheben, da unabh\u00e4ngigen Journalist*innen und Menschenrechtsorganisationen die Einreise nach West-Papua seit Jahren verwehrt wird. Eine Vielzahl von NGOs spricht jedoch von einem schleichenden Genozid[4].\r\n\r\nh4. Staatlicher Terror und Umsiedelungen\r\n\r\nW\u00e4hrend die papuanische Bev\u00f6lkerung durch den staatlichen Terror und schlechte Lebensbedingungen kontinuierlich zur\u00fcckgeht, steigt die indonesische Bev\u00f6lkerung stetig an. Unmittelbar nach dem sogenannten _Act of Free Choice_ im Jahr 1969, bei dem sich das indonesische Regime um den Diktator Suharto noch einmal die Rechtm\u00e4\u00dfigkeit der Annexion West-Papuas durch gekaufte und unter starken Druck gesetzte Wahlm\u00e4nner legitimieren lie\u00df, wurden im Rahmen des gro\u00df angelegten _Transmigrasi_-Projektes tausende indonesische Familien von Java aus nach West-Papua umgesiedelt. Die staatlich organisierten Umsiedlungen nach West-Papua hatten und haben verschiedene Gr\u00fcnde. Zum einen sollte der Bev\u00f6lkerungsdruck auf die wirtschaftlich am st\u00e4rksten entwickelte indonesische Insel Java gesenkt werden, auf der auch heute noch rund die H\u00e4lfte der indonesischen Gesamtbev\u00f6lkerung lebt. Zum anderen ben\u00f6tigte die indonesische Regierung Facharbeiter*innen mit dem n\u00f6tigen Know-how, um die \u00fcppigen Ressourcen West-Papuas m\u00f6glichst effizient auszubeuten[5].\r\n\r\nEin durchaus gewollter Nebeneffekt ist eine fortlaufende Indonesierung der papuanischen Bev\u00f6lkerung, um West-Papua auch nachhaltig in den Vielv\u00f6lkerstaat Indonesien einzugliedern, wobei sich jedoch ein deutliches Paradoxon abzeichnet. Einerseits werden papuanische Kulturelemente aus dem \u00f6ffentlichen Leben verbannt und unter Strafe gestellt, um bestehende Identifikationsmuster aufzubrechen und die Assimilierung der Papua voranzutreiben, andererseits werden diese durch enorme Repressionen, strukturellen Rassismus und soziale Benachteiligungen in ihrem eigenen Land marginalisiert. So ist die Armut in papuanischen Gemeinden doppelt und die Kindersterblichkeit sechsmal so hoch wie im indonesischen Durchschnitt. Generell wird der papuanischen Bev\u00f6lkerung der Zugang zu sozialen Einrichtungen, Schulen und der Gesundheitsversorgung erheblich erschwert. In Gebieten mit besonders starker Pr\u00e4senz indonesischer Truppen steigen zudem die Aidsraten unter jungen papuanischen Frauen exorbitant[6].\r\n\r\nh4. West-Papua - Die Schatzkammer Indonesiens\r\n\r\nZwar gab es in Jakarta seit Ende der Suharto-\u00c4ra von verschiedenen politischen Akteuren wiederkehrende Bestrebungen, die rassistischen Disparit\u00e4ten beider Bev\u00f6lkerungsgruppen aufzubrechen und den Papua, zumindest auf dem Papier, politische und kulturelle Minimalrechte zuzugestehen. Real umgesetzt wurde davon bis heute allerdings herzlich wenig. Dabei w\u00fcrde sich eine Kurs\u00e4nderung in der West-Papua-Frage hin zu einer tats\u00e4chlichen Demokratisierung der Region durchaus positiv auf das internationale Image der indonesischen Nation auswirken. Da jedoch auch schon kleine Zugest\u00e4ndnisse die papuanischen Unabh\u00e4ngigkeitsbestrebungen befl\u00fcgeln w\u00fcrden, w\u00e4re der uneingeschr\u00e4nkte Zugang zu den reichen Ressourcen des Landes alsbald ernsthaft gef\u00e4hrdet. Der indonesische Staat profitiert wirtschaftlich allerdings enorm von der rigorosen Ausbeutung der nat\u00fcrlichen Ressourcen, die unmittelbar an die Unterdr\u00fcckung der lokalen Bev\u00f6lkerung gekoppelt ist. Also bleibt alles beim Alten.\r\n\r\nDie wichtigsten Ressourcen, die durch indonesische Konzerne, aber auch durch australische und US-amerikanische Unternehmen in West-Papua ausgebeutet werden, sind Erd\u00f6l, Gas, Kupfer, Gold und Tropenh\u00f6lzer. Da mittlerweile der Gro\u00dfteil aller indonesischen Rohstoffe aus dieser Region stammt, kann man West-Papua getrost als die Schatzkammer Indonesien betrachten[7].\r\n\r\nDer Holzeinschlag ist der Rohstoffsektor mit den offensichtlichsten geographischen Auswirkungen auf West-Papua. Da \u00fcber die H\u00e4lfte der enorm artenreichen Regenwaldfl\u00e4chen West-Papuas von Indonesien zur wirtschaftlichen Nutzung freigegeben wurde, regiert in der Region nicht nur das marodierende Milit\u00e4r, sondern auch die Kettens\u00e4ge. So ist West-Papua beispielsweise die weltgr\u00f6\u00dfte Quelle des \u00e4u\u00dferst hochwertigen Tropenholzes Merbau. Zwar ist Merbau seit 2001 offiziell mit einem Exportverbot belegt, 90 Prozent des Edelholzes werden jedoch ohnehin illegal eingeschlagen und \u00fcber eigens errichtete H\u00e4fen au\u00dfer Landes gebracht. \r\n\r\nHauptabnehmer von Merbau sind heute vor allem Japan und China. Der illegale Holzeinschlag in West-Papua wird wiederum haupts\u00e4chlich von indonesischen Milit\u00e4rs organisiert, die weitestgehend ohne staatliche Kontrolle agieren und sich seit der Besetzung in den 1960er-Jahren eigene wirtschaftliche Strukturen geschaffen haben. Die enormen Gewinne des Holzeinschlages gehen an der auf Subsistenzwirtschaft angewiesenen papuanischen Bev\u00f6lkerung weitestgehend vorbei. Fallen jedoch Waldfl\u00e4chen in den Fokus der Holzwirtschaft, die innerhalb von papuanischen Siedlungsgebieten liegen, kommt es zu Vertreibungen und massiver Gewalt. Entsch\u00e4digungen f\u00fcr die erzwungenen Landverluste gibt es in der Regel keine. Die abgeholzten Brachfl\u00e4chen werden im Anschluss vom indonesischen Staat an internationale Palm\u00f6lproduzenten verpachtet[8].\r\n\r\nh4. Freeport und die Grasberg-Mine\r\n\r\nDie Ressourcen, mit deren Ausbeutung sich jedoch in West-Papua mit Abstand die h\u00f6chsten Gewinne erzielen lassen, sind Kupfer und Gold. 1967 erwarb das US-amerikanische Unternehmen _Freeport- McMoRan_ ein Konzessionsgebiet im Hochland von West-Papua beim damaligen indonesischen Machthaber Suharto. Nachdem unter enormem technischen Aufwand eine circa 100 Kilometer lange Zufahrtsstra\u00dfe von der s\u00fcdlich gelegenen Arafurasee durch unwegsamen und zerkl\u00fcfteten Regenwald bis zu den zentralen Kupfervorkommen im papuanischen Hochgebirge in unmittelbar N\u00e4he des h\u00f6chsten Bergs Ozeaniens, der Carstensz-Pyramide gebaut wurde, begann _Freeport_ mit der Kupfererzgewinnung im offenen Tagebau. Zu den ersten Abnehmern des Kupfererzes aus West-Papua geh\u00f6rte neben Japan auch die _Norddeutsche Affinerie AG_. 1988 erfolgte dann im selben Konzessionsgebiet der Aufschluss der Grasberg-Mine auf 4.270 Metern H\u00f6he, bei der es sich heute um die weltgr\u00f6\u00dfte Goldmine und gleichzeitig um die Kupfermine mit den weltweit niedrigsten F\u00f6rderkosten handelt. \r\n\r\nT\u00e4glich werden in dem mittlerweile 910 Meter tiefen Tagebau 238.000 Tonnen Kupfererz bei 700.000 Tonnen bewegtem Material gef\u00f6rdert (Stand: 2005)[9]. Das gef\u00f6rderte Kupfererz wird mit Hilfe chemischer Verfahren und unter Verwendung gro\u00dfer Wassermengen schon vor Ort zu einem Konzentrat aufgewertet, das dann zur Weiterverarbeitung \u00fcber einen eigenen Seehafen zu Affinerien in aller Welt transportiert wird. Der Jahresertrag der Grasberg-Mine lag 2006 bei 660.000 Tonnen reinem Kupfer im Wert von 2,7 Milliarden US-Dollar und 79 Tonnen Feingold im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar. Damit tr\u00e4gt _Freeport Indonesia_ 1,6 Prozent des indonesischen BIP bei und ist mit einer j\u00e4hrlichen Abgabe von 1,8 Milliarden US-Dollar gr\u00f6\u00dfter Steuerzahler des Landes[10]. \r\n\r\nJedoch ist _Freeport Indonesia_ nicht nur der gr\u00f6\u00dfte Steuerzahler, sondern auch der gr\u00f6\u00dfte Umweltzerst\u00f6rer in West-Papua. _Freeport_ verst\u00f6\u00dft sowohl gegen indonesische als auch gegen amerikanische Umweltgesetze und leitet t\u00e4glich 238.000 Tonnen giftigen Abraum direkt in die wichtigsten Fl\u00fcsse der Region und somit auch in die nahe gelegene Arafurasee[11]. Der Kupfergehalt der riesigen Abraummengen, die in die Fl\u00fcsse gesp\u00fclt werden, kontaminiert das Trinkwasser, t\u00f6tet die Fischbest\u00e4nde sowie nahezu alle anderen Wasserlebewesen und l\u00f6st ein weit reichendes Waldsterben aus. Dar\u00fcber hinaus verschlammt der giftige Abraum die ehemals fruchtbaren Agrarfl\u00e4chen der lokalen Bev\u00f6lkerung an den Uferr\u00e4ndern und hinterl\u00e4sst betr\u00e4chtliche Fl\u00e4chen totes Land. Im M\u00fcndungsgebiet der Fl\u00fcsse hat _Freeports_ Kupferabbau ein sich ausdehnendes Korallensterben eingeleitet, das auch die traditionelle K\u00fcstenfischerei beeintr\u00e4chtigt.\r\n\r\nDa das Konzessionsgebiet unmittelbar neben dem Lorentz-Nationalpark liegt, sind dessen Gew\u00e4sser ebenfalls zum Teil stark verunreinigt. Zwar wurde 2001 auch von Indonesien ein Gesetz gegen die Flussentsorgung erlassen, die in anderen Bergbau betreibenden Industriestaaten wegen katastrophaler Langzeit-Umweltsch\u00e4den schon lange verboten ist, _Freeport Indonesia_ \u00e4ndert jedoch nicht an seiner Praxis und umgeht Kontrollen durch j\u00e4hrliche Schmiergeldzahlungen an den indonesischen Staat und \u00f6rtliche Milit\u00e4rs in zweistelliger Millionenh\u00f6he[12]. \r\n\r\nh4. Vergiftetes Grundwasser und geschmierte Gesch\u00e4fte\r\n\r\nNeben der verantwortungslosen Entsorgung des Abraums stellt saurer Haldenabfluss ein weiteres massives Umweltproblem dar. W\u00e4hrend der Verwitterung des Haldenmaterials, das auch noch nach der Ausbeutung Kupferr\u00fcckst\u00e4nde beinhaltet, wird Schwefel zu Schwefels\u00e4ure oxidiert, die ungehindert in den Grundwasserzyklus gelangt und somit die umliegenden Gew\u00e4sser zus\u00e4tzlich vergiftet. Der saure Haldenabfluss der Grasberg-Mine wird zudem durch die Praxis des _High-Grading_ verst\u00e4rkt: Um die F\u00f6rderkosten so niedrig wie m\u00f6glich zu halten und somit den Profit der Mine zu maximieren, werden nur die Erze mit dem h\u00f6chsten Gold- und Kupfergehalt weiterverarbeitet. Daher haben die Materialhalden der Grasberg-Mine einen besonders hohen Gehalt an Kupferr\u00fcckst\u00e4nden und produzieren dementsprechend hochkonzentrierten sauren Haldenabfluss.\r\n\r\nDie betr\u00e4chtlichen Zahlungen an \u00f6rtliche indonesische Milit\u00e4rs und Polizeieinheiten, die _Freeport_ einr\u00e4umt, sollen nicht nur staatliche Kontrollen zur Einhaltung von Umweltauflagen und entsprechende Konsequenzen abwehren, sondern erkaufen dem Konzern umfangreichen Schutz seiner Mine und der ihr zugeh\u00f6rigen Infrastruktur vor der papuanischen Bev\u00f6lkerung. Rund 3.000 Soldaten und Polizeikr\u00e4fte sind einzig und allein f\u00fcr den Schutz der Mine zust\u00e4ndig, sollen Sabotagen durch die _OPM_ verhindern und schlagen Proteste immer wieder blutig nieder[13]. Den bitterarmen Papua werden t\u00e4glich die Zerst\u00f6rung ihres Lebensraums und die rigorose Ausbeutung ihrer Ressourcen vor Augen gef\u00fchrt. Zwar zahlt _Freeport_ horrende Steuerabgaben an den indonesischen Staat, von denen die indigene Bev\u00f6lkerung West-Papuas in der Regel jedoch nur minimal bis \u00fcberhaupt nicht profitiert. Dar\u00fcber hinaus wurden schon bei der Vergabe des Konzessionsgebietes und beim Bau der beiden Minenst\u00e4dte Tembagapura und Kuala Kencana, in denen die Minenarbeiter und ihre Familien untergebracht sind, die ans\u00e4ssigen Amungme und Komoro vertrieben, ohne daf\u00fcr entsch\u00e4digt zu werden[14].\r\n\r\nDie Region des papuanischen Hochlands, in dem die Grasberg-Mine liegt, ist zudem zentraler Bestandteil der regionalen Mythologie und gilt der indigenen Bev\u00f6lkerung als heilig. _Freeport_ verweigert den Menschen nicht nur den Zutritt, sondern entweiht und zerst\u00f6rt durch den rigorosen Gold- und Kupferabbau deren wichtigstes Heiligtum. Findet bei der Betrachtung des regionalen Konfliktes zus\u00e4tzlich die generelle Unterdr\u00fcckung der papuanischen Bev\u00f6lkerung durch die indonesische Besatzungsmacht Ber\u00fccksichtigung, verwundert der anhaltende Widerstand gegen die Grasberg-Mine, die haupts\u00e4chlich durch nicht-papuanisches Personal betrieben wird, wohl niemanden mehr. \r\n\r\nh4. Mit Streiks f\u00fcr bessere Arbeitsbedingungen\r\n\r\nAber auch innerhalb des Minenbetriebs regen sich Widerst\u00e4nde gegen die ausbeuterischen Gesch\u00e4ftspraktiken des Konzerns. 2011 fanden lang anhaltende Arbeitsk\u00e4mpfe um h\u00f6here L\u00f6hne und bessere Arbeitsbedingungen ihren vorl\u00e4ufigen H\u00f6hepunkt in einem Generalstreik der Belegschaft, der zu einem tempor\u00e4ren Stillstand der Kupferf\u00f6rderung in der Grasberg-Mine f\u00fchrte. Bei Tumulten w\u00e4hrend der Streiks im Oktober 2011 wurden zwei Minenarbeiter von indonesischen Sicherheitskr\u00e4ften erschossen. Gegen Jahresende kam es schlie\u00dflich, nicht zuletzt durch Druck der internationalen \u00d6ffentlichkeit, zu einer \u00dcbereinkunft mit den Streikenden, in der _Freeport_ einer Lohnsteigerung um 37 Prozent sowie einem Ausbau der Sozialleistungen zustimmte[15]. Dennoch sind auch die blutigen Ereignisse rund um die Streiks signifikante Zeugnisse der profitorientierten Skrupellosigkeit eines Konzerns, der zur Aufrechterhaltung niedrigster Betriebskosten nicht einmal davor zur\u00fcckschreckt, die eigene Belegschaft zusammenschie\u00dfen zu lassen. \r\n\r\nZusammenfassend kann gesagt werden, dass _Freeport_ massiv von den kolonialistischen Strukturen in West-Papua und der bestehenden Rechtlosigkeit der indigenen Bev\u00f6lkerung profitiert. Anstatt einen zumindest ansatzweise fairen Rahmen f\u00fcr den Kupferabbau in West-Papua zu schaffen und dementsprechend Eigenverantwortung zu \u00fcbernehmen, erkauft sich der Konzern durch Steuerzahlungen und Schmiergelder totale Narrenfreiheit und h\u00e4lt sich weder an bestehende Umwelt- noch an Menschenrechte. Im Gegenteil: Durch die umfangreichen Zahlungen an \u00f6rtliche Milit\u00e4rs zum Schutz der Grasberg-Mine unterst\u00fctzt _Freeport_ die massive Unterdr\u00fcckung der papuanischen Bev\u00f6lkerung und ist f\u00fcr die anhaltenden Gr\u00e4ueltaten der indonesischen Truppen in West-Papua mitverantwortlich. Durch seine unvertretbare Firmenpolitik wird der Konzern auch international schon seit Langem von zahlreichen Umweltschutzorganisationen und Menschenrechtsgruppen, aber auch von einigen finanzstarken Anlegern ge\u00e4chtet. So h\u00e4lt beispielsweise der _Government Pension Fund of Norway_ den Besitz von _Freeport_-Aktien auf Grund der Verletzung zahlreicher internationaler Umweltschutzgesetze und universeller Menschenrechte sowie mangelnder Transparenz f\u00fcr ethisch nicht vertretbar[16].\r\n\r\nh4. Die Aurubis AG h\u00e4ngt sich ein umweltfreundliches M\u00e4ntelein um\r\n\r\nDie _Norddeutsche Affinerie AG_ wurde im Jahr 1866 gegr\u00fcndet und hat seit 1910 ihren zentralen Standort auf der Peute im Hamburger Hafen. Nach der \u00dcbernahme des belgischen Kupferproduzenten _Cumerio_ 2009 erfolgte die Umbenennung des b\u00f6rsennotierten Unternehmens in _Aurubis AG_. Der Konzern ist heute mit weltweit 63.000 Mitarbeiter*innen, einem Jahresumsatz von 13,8 Milliarden Euro und einem Produktionsvolumen von 1,2 Millionen Tonnen Kupfer der weltweit zweitgr\u00f6\u00dfte Kupferproduzent (Stand: 2011)[17]. \r\n\r\nNach au\u00dfen bem\u00fcht sich das Unternehmen um ein umweltfreundliches und sozialvertr\u00e4gliches Image, doch die j\u00e4hrlich erscheinenden Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichte, die von _Aurubis_ ver\u00f6ffentlicht werden, k\u00f6nnen nicht \u00fcber die divergente Wirklichkeit hinwegt\u00e4uschen: _Aurubis_ ist nicht nur gr\u00f6\u00dfter Schwermetallemittent im norddeutschen Raum, sondern bezieht seit ihrem Bestehen (bzw. der _Norddeutsche Affinerie AG_) Kupfererz aus ethisch h\u00f6chst fragw\u00fcrdigen Quellen. \r\n\r\nSchon im sp\u00e4ten 19. Jahrhundert profitierte das Unternehmen von der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia und bezog einen Gro\u00dfteil seines Kupfererzes aus den Otavi-Minen, in denen es unter sklaven\u00e4hnlichen Zust\u00e4nden von der einheimischen Bev\u00f6lkerung f\u00fcr die Wei\u00dfen Kolonialherren abgebaut wurde (siehe auch \"Kupfererz aus S\u00fcdamerika und der Otavi-Mine\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/78 und \"Kupfer ist treu\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/12). Dem folgten Kooperationen mit so ziemlich jedem Unrechtsregime, das \u00fcber nennenswerte Kupfervorkommen verf\u00fcgte: So bezog die _Norddeutsche Affinerie_ ihr Kupfererz nicht nur aus dem unter der Herrschaft Pinochets stehenden Chile oder von der durch Papua Neuguinea unrechtm\u00e4\u00dfig besetzten Insel Bougainville im westlichen Pazifik, sondern auch aus S\u00fcdafrika, in dem noch bis 1994 die Apartheid aufrechterhalten wurde[18]. \r\n\r\nAuch wenn _Aurubis_ heute nur rund vier Prozent ihres Kupfererzes aus West-Papua bezieht, der Gro\u00dfteil kommt mittlerweile aus Bulgarien und verschiedenen L\u00e4ndern Lateinamerikas[19], ist dies angesichts der massiven Unterdr\u00fcckung und des schleichenden V\u00f6lkermords an den Papua durch das indonesische Milit\u00e4r sowie des skrupellosen und unverantwortlichen Umgangs mit Mensch und Natur durch _Freeport Indonesia_ auf das Sch\u00e4rfste zu verurteilen. F\u00fcr die _Aurubis AG_ w\u00e4re es ein Leichtes, auf die Kooperation mit _Freeport_ zu verzichten und kein weiteres Kupfererz aus West-Papua zu verarbeiten, da die Anteile aus dieser Mine ohnehin marginal sind. Als politisches Zeichen ist ein solcher Schritt jedoch von gro\u00dfer Relevanz. Dar\u00fcber hinaus ist f\u00fcr _Aurubis_ die Erarbeitung einer langfristig geltenden Unternehmensethik unumg\u00e4nglich, die den Konzern zur selbstst\u00e4ndigen \u00dcberpr\u00fcfung der Umwelt- und Sozialvertr\u00e4glichkeit ihrer Zulieferer verpflichtet, um endlich die n\u00f6tige Mitverantwortung f\u00fcr die Aufrechterhaltung ausbeuterischer Strukturen in den Produktionsl\u00e4ndern zu \u00fcbernehmen. Dies impliziert auch eine detaillierte Pr\u00fcfung aller bereits bestehenden Vertragspartnerschaften, um gegebenenfalls entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Nur auf diesem Weg kann es der _Aurubis AG_ auf Dauer gelingen, die tr\u00fcgerische Selbstdarstellung vom sauberen Gro\u00dfkonzern, der sich um soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit bem\u00fcht, mit entsprechenden Inhalten zu f\u00fcllen und somit an Glaubw\u00fcrdigkeit zu gewinnen.\r\n\r\nfn1. \r\nNorbert von der Ruhen 2012: Ressourcenfluch \u2013 Die Grasberg-Mine in West-Papua. In: Klett Gruppe / Geographie Infothek, \"http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=miniinfothek&miniinfothek=Geographie%20Infothek&node =Indonesien&article =Ressourcenfluch +-+Die+Grasberg-Mine+in+West-Papua\":http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=miniinfothek&miniinfothek=Geographie%20Infothek&node =Indonesien&article =Ressourcenfluch +-+Die+Grasberg-Mine+in+West-Papua , abgerufen am 20.04.2013\r\n\r\nfn2. \r\nFree West-Papua 2013: \"http://www.freewestpapua.de/index.php/allgemein/west-papua-bericht-mai-2012\":http://www.freewestpapua.de/index.php/allgemein/west-papua-bericht-mai-2012, abgerufen am 21.04.2013\r\n\r\nfn3. \r\nVolker B\u00f6ge 2006: Unterdr\u00fcckung und Widerstand in West-Papua. In: Friedesforum 3/2006, Bonn.\r\n\r\nfn4. \r\nPhilippe Pataud C\u00e9l\u00e9rier 2012: Die Papua unter indonesischer Herrschaft - Der unbekannte Genozid. In: Le Monde diplomatique Nr. 9113 vom 12.2.2010, S. 19. \r\n\r\nfn5. \r\nPhilippe Pataud C\u00e9l\u00e9rier 1996: Apartheid auf Indonesisch - Die neuen Roth\u00e4ute von Irian Jaya. In: Le Monde diplomatique Nr. 5049 vom 11.10.1996, S. 22 \r\n\r\nfn6.\r\nSurvival International 2013: \"http://www.survivalinternational.de/nachrichten/9181\":http://www.survivalinternational.de/nachrichten/9181, abgerufen am 21.04.2013\r\n\r\nfn7.\r\nMarc Frings 2012: Papua: Herausforderungen f\u00fcr die staatliche Integrit\u00e4t Indonesiens. In: Auslandsinformationen der Konrad Adenauer-Stiftung 2/2012, Sankt Augustin.\r\n\r\nfn8.\r\nWest-Papua Netzwerk 2008: Palm\u00f6l und illegaler Holzeinschlag in West-Papua. In: Rundbrief des West-Papua Netzwerks 45, Wuppertal.\r\n\r\nfn9.\r\nZum Vergleich: 700.000 Tonnen entsprechen in etwa dem Gewicht von 500.000 Mittelklassenwagen.\r\n\r\nfn10. \r\nVgl: Norbert von der Ruhen 2012\r\n\r\nfn11. \r\nJohannes Schweikle 2009: Gr\u00fcne Geldw\u00e4sche. In: Greenpeace Magazin 1/2009\r\n\r\nfn12.\r\nVgl.: Marc Frings 2012\r\n\r\nfn13.\r\nVgl.: Norbert von der Ruhen 2012\r\n\r\nfn14.\r\nVgl.: Philippe Pataud C\u00e9l\u00e9rier 2012\r\n\r\nfn15.\r\nVgl.: Marc Frings 2012\r\n\r\nfn16.\r\nBBC News 2008: \"http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/7608097.stm\":http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/7608097.stm , abgerufen am 26.04.2013.\r\n\r\nfn17.\r\nAurubis AG 2012: Gesch\u00e4ftsbericht 2011/2012\r\n\r\nfn18.\r\nSchwarzbuch Hamburg Dritte Welt 1983: Norddeutsche Affinerie und Dritte Welt\r\n\r\nfn19.\r\nAurubis AG 2012: Umweltreport 2012","created_at":"2013-06-23T11:50:28Z","creator":"Simon Strobelt, Hafengruppe Hamburg","district":"Veddel","geo_relation":"West-Papua; Indonesien","id":92,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/92/Morgensternflagge.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/92/thumb_Morgensternflagge.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/92/mini_Morgensternflagge.JPG"}},"image_credit":"Flagge der Unabh\u00e4ngigkeitsbewegung, Lussqueittt 2009","lat":"53.5216815068787","layer_id":7,"lon":"10.033071041107178","place":"Aurubis AG","public":true,"published_at":null,"source":"Siehe Fu\u00dfnoten","subtitle":"Aurubis AG profitiert von Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen","teaser":"Kupfer geh\u00f6rt durch seine hohe Leitf\u00e4higkeit von Strom zweifelsohne zu den wichtigsten Werkstoffen unseres Kommunikationszeitalters. Ohne Kupferleitungen w\u00e4re die globale Vernetzung sowie die Technologisierung unserer heutigen Gesellschaft undenkbar.\r\nDie im Hamburger Hafen ans\u00e4ssige Aurubis AG ist der zweitgr\u00f6\u00dfte Kupferproduzent der Welt. Allerdings bezieht der Konzern seine Rohstoffe zum Teil aus ethisch h\u00f6chst fragw\u00fcrdigen Quellen. So zum Beispiel aus West-Papua, einem Land, das 1961 von indonesischen Truppen besetzt wurde und dessen Menschen als auch Ressourcen seitdem von verschiedenen Akteuren massiv ausgebeutet werden.\r\n","title":"Schmutziges Kupfer aus West-Papua","updated_at":"2021-01-10T13:20:07Z","url":"http://freewestpapua.org/","user_id":50,"zip":"20539 ","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/92","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Reiherdamm 46","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Der Probenstecher bohrt sich durch das grobe Jutegewebe. Der eben noch prall gef\u00fcllte und an den Enden verplombte Sack erschlafft im Umkreis des f\u00fcnfmarkst\u00fcckgro\u00dfen Einstichs. In der Nacht gab es noch einmal Frost, deshalb hat Mario Lau die blaue Strickm\u00fctze tief ins Gesicht gezogen. Im ged\u00e4mpften Licht vom Schuppen 74 im Hamburger Freihafen steigt sein Atem wie eine Rauchs\u00e4ule auf. Der Mann in der orangefarbenen Schutzkleidung ist umgeben von braunen S\u00e4cken, meterhoch auf Paletten gestapelt. Mario Lau l\u00e4sst die Kakaobohnen aus dem Probenstecher in die Hand rieseln und mustert sie kritisch. Dann f\u00fchrt er sie unter die Nase. \u201eIn Ordnung\u201c, sagt der Seeg\u00fcterkontrolleur des Quartiersmannunternehmen H.D. Cotterell, \u201ekein Feuchtigkeitsschaden\u201c.\r\n\r\nh4. Jede Bohne hat ein Gesicht\r\n\r\nDie n\u00e4chsten vier Tage werden Mario Lau und seine Kollegen_innen den Inhalt der 80 Container, das sind tausend Tonnen Rohkakao, entladen, Sack f\u00fcr Sack wiegen und begutachten, um sie dann einzulagern. Drei Wochen fr\u00fcher und vierzig Grad w\u00e4rmer war es, als die Container den Hafen von Freetown, der quirligen sierra-leonischen Hauptstadt, verlie\u00dfen. Doch die Geschichte der Bohnen beginnt weit im tropischen Hochland des kleinen westafrikanischen Staates von der Gr\u00f6\u00dfe Hessens. Zehn Stunden Autofahrt auf Stra\u00dfen voller ausgewaschener Schlagl\u00f6cher, tief wie Badewannen, liegen zwischen der Kaimauer von Freetown und dem kleinen \u00d6rtchen Kangama, wo fast jede_r der tausend Einwohner_innen vom Verkauf der braunen Bohne lebt.\r\n\r\nUmaru Foday ist einer von ihnen. Mit seinen langen, kr\u00e4ftigen Fingern gr\u00e4bt er die Samen aus der Frucht. Das wei\u00dfe Fruchtfleisch klebt an den H\u00e4nden. Diese ist besonders ergiebig: 50 Samen schabt er in einen Korb, den er zuvor mit Bananenbl\u00e4ttern ausgelegt hat. Dann folgt die n\u00e4chste. Die gelbe Frucht auf einen Stein hauen, sorgf\u00e4ltig, damit die Schale nur angeschlagen und das wertvolle Innere nicht besch\u00e4digt wird. Auseinanderbrechen und aush\u00f6hlen. Schwer zu glauben, dass diese bl\u00e4sslichen, feuchten Samen, die den Korb langsam f\u00fcllen, ein gefragter Rohstoff sind, der an den B\u00f6rsen von London und New York hoch gehandelt und in \u00dcbersee zu Schokolade, Kakaopulver oder Glasur verarbeitet wird.\r\n\r\nWas genau sie in Europa aus seinen Bohnen herstellen, wei\u00df Umaru Foday nicht. \u201eIch habe Schokolade noch nie probiert\u201c, sagt der 53-J\u00e4hrige und wischt sich mit dem Handr\u00fccken \u00fcber die Stirn. Nur eine Handvoll Superm\u00e4rkte in der Hauptstadt verkaufen ausl\u00e4ndische Schokoriegel, f\u00fcr Bauern wie ihn unerschwinglich. Was den Familienvater neuerdings jedoch brennend interessiert, ist der Weltmarktpreis f\u00fcr Rohkakao. Der befindet sich noch immer auf H\u00f6henflug, was den K\u00e4ufer_innen aus \u00dcbersee Kopfzerbrechen bereitet. Doch Umaru Foday freut sich. \u201eKakaogeld ist s\u00fc\u00df, aber die Arbeit ist hart\u201c, singt der 53-J\u00e4hrige grinsend.\r\n\r\nh4. Romantik und Realit\u00e4t \r\n\r\nSeit September ist die Ernte in vollem Gange. Seine zwei Hektar Land liegen eine knappe Stunde Fu\u00dfmarsch vom Dorf entfernt an einem der Bergr\u00fccken. Kola- und Bananenb\u00e4ume, \u00d6lpalmen und der majest\u00e4tisch hohe Kapokbaum spenden den ersehnten Schatten. Der Teppich aus verwelkten Bl\u00e4ttern bedeckt den Boden das ganze Jahr hinweg. In der Ferne streiten sich zwei V\u00f6gel. Die Bachl\u00e4ufe murmeln beruhigend.\r\n\r\nDie Idylle tr\u00fcgt. Der Kakaoanbau ist Knochenarbeit. Aber das einzige, womit er ein paar Leones verdienen kann, - zu wenig f\u00fcr die neunk\u00f6pfige Familie. Seit dem B\u00fcrgerkrieg verkauften die B\u00e4uerinnen und Bauern ihre Ernte an Zwischenh\u00e4ndler_innen. Aus der Not viel zu fr\u00fch, die Bohnen waren weder ausreichend fermentiert noch getrocknet. Die H\u00e4ndler_innen kamen bereits im Juni in die D\u00f6rfer, wenn die Nahrungsmittelvorr\u00e4te zur Neige gingen. \u201eWir brauchten dringend Reis, hatten aber kein Geld, um welchen zu kaufen\u201c, erz\u00e4hlt Umaru Foday. \u201eSie gaben uns einen Sack Reis, daf\u00fcr mussten wir sp\u00e4ter zwei S\u00e4cke Kakao zur\u00fcckzahlen.\u201c Auch Kredite gew\u00e4hrten die Zwischenh\u00e4ndler_innen den Bauern und B\u00e4uerinnen, die diese in Kakao erstatten mussten. Viele seien noch immer verschuldet. Der Blick verfinstert sich.\r\n\r\nh4. Gute Aussichten?\r\n\r\nDamit ist jetzt Schluss. Im September hat er die ersten Kakaos\u00e4cke an die Millenium Kooperative verkauft. Die haben anst\u00e4ndig gezahlt. \u201eIch sch\u00e4tze, dass ich bis Januar 230 Kilogramm ernten werde\u201c, sagt Umaru Foday stolz. \u201eDas sind bei den gegenw\u00e4rtigen Preisen mindestens 800 000 Leones\u201c, umgerechnet etwa 213 Euro, fast das Doppelte von dem, was er fr\u00fcher erhielt. Millenium ist eine von drei Kakao-Kooperativen im Land, die seit Kriegsende aufgebaut wurden. Seit vergangenem Fr\u00fchjahr helfen Mitarbeiter_innen der Deutschen Welthungerhilfe beim Aufbau der Produktions- und Vertriebsstrukturen, mit finanzieller Unterst\u00fctzung durch die Europ\u00e4ische Union. Ein Sechstel der etwa 30 000 Kleinb\u00e4uerinnen und -bauern hat sich bis heute den Kooperativen angeschlossen. Ihr Ziel ist es, die Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen und die Zwischenh\u00e4ndler_innen, die kr\u00e4ftig mitverdienen, auszuschalten. \u201eWir begreifen erst jetzt, was unser Kakao eigentlich wert ist.\u201c\r\n\r\nSo stakst Umaru Foday Tag f\u00fcr Tag, von August bis Februar, in seinen schwarzen Gummistiefeln - \u201ehier gibt es Schlangen!\u201c - unter den B\u00e4umen hindurch, den Blick starr in die bis zu drei Meter hohen Wipfel gerichtet. Entdeckt er eine gelbe Frucht, angelt er sie mit einem langen Holzstab, auf den er ein scharfes Schneidemesser gesteckt hat, und schneidet die Frucht vom Ast. Die plumpst mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. \u201eKopf einziehen\u201c, warnt er und unz\u00e4hlige Lachfalten \u00fcberziehen wieder sein Gesicht.\r\n\r\nHeute ist f\u00fcr den Kakaobauern Umaru Foday ein ganz besonderer Tag. Sheriff Tarawally \u2013 Inspekteur, aber nicht Polizist, wie sein Name vermuten l\u00e4sst, - und einige andere Mitarbeiter_innen aus dem B\u00fcro der Kooperative haben sich angemeldet, um seine Pflanzung zu inspizieren. Der Dorfausrufer hatte ihre Ankunft vor einigen Tagen auf seiner abendlichen Runde angek\u00fcndigt. \u00dcber 150 B\u00e4uerinnen und Bauern kamen am folgenden Abend zum Versammlungsplatz. Dort legte Sheriff Tarawally den B\u00e4uerinnen und Bauern dar, dass sie ihren Kakao hier \u201ebio\u201c anbauen. \u201eBio\u201c, so erl\u00e4uterte er, hei\u00dft ohne Pestizide. Wenn sie sich jetzt registrieren lie\u00dfen, w\u00fcrden sie bei der n\u00e4chsten Kakaoernte eine Pr\u00e4mie erhalten. Es gebe n\u00e4mlich Menschen in Europa, die daf\u00fcr viel Geld zahlen. Umaru Foday hat sich noch am selben Abend angemeldet.\r\n\r\nh4. Biologischer Anbau als Existenzrettung \r\n\r\nSheriff Tarawally ist ein gewissenhafter, junger Mann, der eigentlich aus Freetown stammt. Mende, die lokale Sprache, versteht er nicht, deshalb unterh\u00e4lt er sich mit den Bauern und B\u00e4uerinnen in der Landessprache Krio, einer Melange aus Englisch, Franz\u00f6sisch und afrikanischen Sprachen. Als er bei Umaru Foday ankommt, blickt er auf die eigenh\u00e4ndig gezeichnete Karte von Kangama und Umgebung. Die Grundst\u00fccke der registrierten B\u00e4uerinnen und Bauern sind darauf mit Nummerncodes gekennzeichnet. Damit sie als Bio-Produzenten zertifiziert werden k\u00f6nnen, muss er nun die B\u00e4ume und das Gesamtbild der Pflanzung begutachten. Er nickt zufrieden, diese hier macht einen gepflegten Eindruck \u201eHier stehen gro\u00dfe B\u00e4ume, die ausreichend Schatten spenden. Es ist aber nicht zu schattig, so dass die Feuchtigkeit stehen bleibt\u201c, lobt er den Kakaobauern. Dann zeigt er auf einen Haufen aus braunen, vermodernden Kakaoschalen. \u201eDie musst du aufsammeln und au\u00dferhalb der Pflanzung kompostieren. Die haben hier nichts verloren\u201c, erkl\u00e4rt der Inspekteur im strengen Ton. Unschwer zu erkennen, dass er Lehrer war, bevor er bei der Kooperative anfing.\r\n\r\nDie H\u00e4lfte der Bauern und B\u00e4uerinnen von Kangama hat Sheriff Tarawally bislang f\u00fcr den Bio-Anbau registriert. Mit den meisten der 160 Produzenten hat er die detaillierten Frageb\u00f6gen ausgef\u00fcllt, weil sie nicht lesen und schreiben k\u00f6nnen. Die andere H\u00e4lfte ist noch misstrauisch. Die B\u00e4uerinnen und Bauern, dass sie nach der Registrierung enteignet werden. \u201eDie k\u00f6nnen nach der n\u00e4chsten Ernte dazu kommen, wenn sie sich \u00fcberzeugt haben\u201c, klingt Sheriff Tarawally schwer \u00fcberzeugt. Wenn sie mit eigenen Augen sehen, dass zus\u00e4tzliche Einnahmen winken. \u201eDie Bauern haben niemals Pestizide oder chemische D\u00fcnger verwendet, weil ihnen einfach das Geld fehlte\u201c, erl\u00e4utert Sheriff Tarawally. \u201eJetzt unterrichten wir sie in unseren Standards f\u00fcr biologischen Anbau und dann k\u00f6nnen sie sich zertifizieren lassen.\u201c Das Verfahren ist kompliziert, weil f\u00fcr die Kunden_innen in Europa jede Charge bis zur\u00fcck an den Baum nachverfolgt werden k\u00f6nnen muss.\r\n\r\nMittlerweile ist es Nachmittag und Zeit, den R\u00fcckweg anzutreten. Umaru Foday tr\u00e4gt den Korb mit den bl\u00e4sslichen Bohnen auf dem Kopf. Seine \u00e4ltesten T\u00f6chter Famata und Aissatou werden sie sp\u00e4ter mit Bananenbl\u00e4ttern abdecken und sieben Tage fermentieren. Sie m\u00fcssen das Bohnenmus immer wieder mischen, damit sich die Hitze gleichm\u00e4\u00dfig im Korb verteilen kann. Dann erst sind die Bitterstoffe entzogen. Ein leichtes Kakaoaroma ist zu schmecken und die Bohnen haben endlich ihre charakteristische braune Farbe. \r\n\r\nh4. Zwischen Geschichte und Zukunft\r\n\r\nAls der Trampelpfad auf die Landstra\u00dfe trifft, bleibt Umaru Foday abrupt stehen. Neben der rot-staubigen Sandpiste stehen B\u00e4ume und Str\u00e4ucher, dazwischen mannshohes Elefantengras. \u201eHier war fr\u00fcher unser Dorf\u201c, sagt er und zeigt einige Meter weiter. \u201eDort standen die H\u00e4user meiner Gro\u00dfeltern.\u201c \u00dcber sein Gesicht f\u00e4llt ein Schatten, der Blick ist ausdruckslos auf einen Ort in weiter Ferne gerichtet. Die Erinnerungen an die Jahre des B\u00fcrgerkriegs kehren zur\u00fcck.\r\n \r\nEr erz\u00e4hlt, wie die Familie bei den ersten Rebellenangriffen in den Regenwald floh, weit weg vom Dorf, und dort elf Jahre verbrachte. Elf Jahre, in denen Rebellen gegen Regierungstruppen, und beide gemeinsam gegen die einfachen Leute k\u00e4mpften. Sie massakrierten, folterten, vergewaltigten Frauen und M\u00e4dchen und rekrutierten Kinder. Seine erste Frau verblutete im Wald bei der Geburt. Zwei Kinder starben. Es ist eiskalt in der stillen, tropischen Nachmittagshitze.\r\n\r\nVor sieben Jahren kehrte Umaru Foday mit vier Kindern und seiner zweiten Frau Mariama ins Leben zur\u00fcck. Es dauerte Tage, bis er sich traute, zu seiner Pflanzung hinaufzugehen. \u201eSie war verwildert, ich konnte sie nicht betreten\u201c, erinnert er sich und sch\u00fcttelt beim Gedanken daran den Kopf. \u201eDie Fr\u00fcchte waren verfault, die B\u00e4ume krank.\u201c M\u00fchsam, Meter f\u00fcr Meter, s\u00e4uberte er die Pflanzung von Unterholz und f\u00e4llte B\u00e4ume, die zu viel Schatten warfen. Mit nichts weiter als einer Machete. Es war schwierig, an die fr\u00fcheren Anbau- und Verarbeitungsverfahren anzuschlie\u00dfen. Viele alte, erfahrene B\u00e4uerinnen und Bauern waren tot und die Jungen hatten einfach vergessen, wie eine Pflanzung verwaltet wird.\r\n \r\nDie H\u00e4user von Kangama ziehen sich die Hauptstra\u00dfe entlang. Es sind kleine Steinh\u00e4user mit D\u00e4chern aus Wellblech, mit Hilfe der vielen Hilfsorganisationen erbaut, die nach dem Krieg ins Land kamen. Die Sonne hat ihre H\u00e4rte verloren und versucht, Frieden mit den Menschen zu schlie\u00dfen. Von irgendwoher ert\u00f6nt ein aufgeregter Radiosprecher. Junge M\u00e4dchen schreiten mit wiegenden Schritten die Stra\u00dfe entlang, auf den K\u00f6pfen tragen sie gelbe Wasserkanister. Kinder schleppen Holzb\u00fcndel. Auf den Veranden sitzen M\u00e4nner und palavern. Die Feuerstellen qualmen, unter zeltartigen Holzkonstruktionen vor Regen gesch\u00fctzt. Mariama Foday winkt den M\u00e4nnern von der Kooperative zu.\r\n\r\nEin dumpfes Stampfen ert\u00f6nt aus allen Richtungen, dong-dong, dong-dong und k\u00fcndigt das Abendessen an. Auch die T\u00f6chter Aissatou und Famatou sto\u00dfen hinter dem Haus die langen Holzst\u00e4be in einem ewigen Rhythmus. Langsam l\u00f6st sich im M\u00f6rser die Schale vom Reis. Schwei\u00df perlt auf der Stirn. Aissatou schleudert den Inhalt des M\u00f6rsers mit einem Sieb in die Luft und der Wind tr\u00e4gt die Schalen davon. F\u00fcr eine Zw\u00f6lfj\u00e4hrige ist sie erstaunlich gro\u00df. Sie besucht die sechste Klasse der katholischen Grundschule im Ort. Ihre Haare sind zu kleinen Schlagen verflochten, die sich am Hinterkopf treffen.\r\n\r\nh4. Braune Bohnen durch junge H\u00e4nde\r\n\r\nUmaru Foday zieht eine Holzbank herbei. Der achtj\u00e4hrige Samsi aalt sich derweil auf den Stufen und dr\u00fcckt auf den Kn\u00f6pfen eines Plastikhandys herum, das nervt\u00f6tend qu\u00e4kt. \u201eIch allein schaffe nur einen Bruchteil der Arbeit mit dem Kakao, ich bin einfach auf die Hilfe meiner Kinder angewiesen\u201c, sagt Umaru Foday. Aissatou erz\u00e4hlt mit leiser Stimme, dass die Familie die Wochenenden oben in der Pflanzung verbringt. Sie schaut sch\u00fcchtern an den Besuchern vorbei. \u201eWir kochen f\u00fcr die ganze Familie, wir helfen auch beim Ausholzen und beim Ernten.\u201c Obwohl sie die helfenden H\u00e4nde dringend brauchen, ist es den Eltern wichtig, dass ihre Kinder die Schule besuchen. Auch wenn ihnen die Frage, wie sie das Schulgeld zusammenkratzen sollen, jedes Schuljahr Kopfschmerzen bereitet. \u201eOffiziell ist die Grundschule kostenlos, aber wir m\u00fcssen Geb\u00fchren, Schuluniformen, B\u00fccher und manchmal eine kleine Umlage f\u00fcr die Lehrer zahlen\u201c, erl\u00e4utert Sheriff Tarawally.\r\n\r\nUmaru Foday hofft, dass seine Kinder in der Landwirtschaft bleiben. \u201eHier hat man immer ein Auskommen.\u201c Er wei\u00df, wovon er spricht. Als Jugendlicher kam er von Freetown nach Kangama zu den Gro\u00dfeltern. Sein Vater war gestorben und er konnte die Schule nicht beenden. Aber \u201edas war das beste, was ich ohne Schulabschluss tun konnte.\u201c Vielleicht auch mit Schulabschluss. Doch die Entscheidung sollen sie selbst treffen. \u201eBestimmt wollen sie sp\u00e4ter in einem B\u00fcro arbeiten\u201c, meint er schmunzelnd. Dies ist ein ernstes Problem auf dem Lande: Die jungen Leute wollen nicht in der Landwirtschaft zu schuften und tr\u00e4umen davon, in die St\u00e4dte zu ziehen. Dort finden sie bei einer Arbeitslosenquote von 60 % nur schwer eine Stelle. W\u00e4hrend die Arbeitskr\u00e4fte auf dem Lande fehlen.\r\n\r\nSo weit mag in der Familie Foday niemand denken. F\u00fcr sie hat in Kangama eine neue Zeitrechnung begonnen. Stolzes Zeichen ist der Trockentisch vor dem Haus. Diese Holzkonstruktion, die an eine Tischtennisplatte erinnert, haben die Mitarbeiter_innen der Kooperative nach Kangama gebracht. Die M\u00e4dchen verteilen die Kakaobohnen, die nach dem Fermentieren hier trocknen. Sie picken die flachen und schimmeligen heraus. Vorbei sind die Zeiten, als sie im Staub der Stra\u00dfe trockneten - wie bei einigen Nachbarn noch heute. \u201eSo geht es schneller\u201c, sagt Umaru Foday, w\u00e4hrend er die Bohnen zwischen den Z\u00e4hnen aufknackt und die Schale ausspuckt. \u201eDer Kakao hat eine bessere Qualit\u00e4t und das bringt mehr Geld.\u201c\r\n\r\nIn zwei Tagen wird Umaru Foday Kakao die geforderte Feuchtigkeitsgrenze von sieben Prozent erreicht haben. Dann kann er in S\u00e4cken verpackt seinen weiten Weg nach Europa antreten.\r\n\r\n\r\n","created_at":"2012-07-05T07:55:29Z","creator":"Michaela Ludwig","district":"Steinwerder","geo_relation":"Sierra Leone","id":65,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/65/bu_hafen_2007_050.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/65/thumb_bu_hafen_2007_050.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/65/mini_bu_hafen_2007_050.jpg"}},"image_credit":"Webmap Hamburg Global","lat":"53.52954","layer_id":7,"lon":"9.970629","place":"H. D. COTTERELL GmbH. & Co KG","public":true,"published_at":null,"source":"http://www.agenda-fototext.de/116-sierra+leone+kakao.html#blocktop","subtitle":"Harte Arbeit und wenig Geld f\u00fcr den braunen Hochgenu\u00df","teaser":"Der Hamburger Hafen z\u00e4hlt zu den bedeutendsten Umschlagsh\u00e4fen im internationalen Kakaohandel. Tausende Tonnen erreichen die Hansestadt j\u00e4hrlich. Ein erheblicher Teil lagert bei der Firma H. D. Cotterell. Harry Dougan Cotterell, der Sohn eines Liverpooler Kaufmanns, hatte sie 1890 in Hamburg gegr\u00fcndet. Vor allem Waren aus den damaligen Kolonien lagerte die Firma ein und kontrollierte Kakao, Gummi, Holz. Seit der Gr\u00fcndung befindet sich das Unternehmen in Familienbesitz und wird derzeit in f\u00fcnfter Generation von Thomas Douglas Cotterell geleitet.\r\nDoch woher kommt heute das braune Pulver? Eine Spur f\u00fchrt vom Hamburger Hafen in das bergige Hinterland von Sierra Leone. Und zur Familie von Kakaobauer Umaru Foday. ","title":"Die Spur der Bohne","updated_at":"2021-01-10T12:58:31Z","url":"http://www.agenda-fototext.de/116-sierra+leone+kakao.html#blocktop","user_id":3,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/65","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Text folgt","created_at":"2020-12-19T17:04:01Z","creator":"Anti-Atom-B\u00fcro Hamburg","district":"Kleiner Grasbrook","geo_relation":"Namibia; Tanzania","id":111,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/111/14072014_Uranzug_kl4.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/111/thumb_14072014_Uranzug_kl4.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/111/mini_14072014_Uranzug_kl4.jpg"}},"image_credit":"SAND Hamburg","lat":"53.53397","layer_id":8,"lon":"9.988079","place":"S\u00fcd-West Terminal","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Hamburg als Drehscheibe des Urans aus dem s\u00fcdlichen Afrika ","teaser":"Man k\u00f6nnte es f\u00fcr einen Scherz halten, denn tats\u00e4chlich hei\u00dft der Terminal \u00fcber den zeitweise ein gro\u00dfer Teil des namibianischen Uranerzes abgewickelt wurde noch heute S\u00fcd-West Terminal. , und ist nach der ehemaligen deutschen Kolonie \"Deutsch-S\u00fcdwest-Afrika\" benannt. Das sich die Zeit weitergedreht hat, Namibia sich die Unabh\u00e4ngigkeit erk\u00e4mpfte, hat sich leider noch nicht in der Nomenklatur des Hamburger Hafens niedergeschlagen.\r\n\u00dcber viele Jahre schon transportiert die Hamburg Reederei MACS Uranerzkonzentrat (U3O8) aus dem s\u00fcdlichen Afrika nach Europa, wo es \u00fcber Hamburg in die franz\u00f6sischen Konversionsanlagen Malvesie und Tricastin gebracht wird. ","title":"Don't nuke the Climate","updated_at":"2021-01-10T12:55:33Z","url":"","user_id":134,"zip":"","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/111","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Johannisbollwerk 8","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Das bronzene Gedenkbuch an den Landungsbr\u00fccken verweist auf die global vernetzte Geschichte Vietnams, die durch zahlreiche Kolonialkriege, weitr\u00e4umige Zerst\u00f6rung, extreme Verarmung und Massenexodus zu den tragischsten des 20. Jahrhunderts geh\u00f6rt. F\u00fcr mich als wissenschaftlich und politisch denkenden Autor, der \u00fcber einen anderen Weg August 1979 in West-Berlin ankam und damit selbst Teil dieser Geschichte ist, bietet diese zeithistorische Retrospektive auch die M\u00f6glichkeit, zur Selbstaneignung der eigenen Geschichte beizutragen.[1] Sie ist einer asiatisch-deutschen Community gewidmet, die auf dem Weg ist, ihre eigene Verstrickung in der Weltgeschichte aufzuarbeiten und sich der rassistischen Gegenwart bewusst zu werden.\r\n\r\nNachdem Vietnam in den 1960ern Jahren in Ost- wie Westdeutschland sowohl im linken wie im rechten Spektrum Projektionsfl\u00e4che vielf\u00e4ltiger ideologischer Auseinandersetzungen war, entsteht mit dem Ende des Vietnamkrieges (1975) eine neue geopolitische Situation. Der Zusammenbruch des mit dem Westen verb\u00fcndeten Regimes in S\u00fcdvietnam l\u00f6st eine ungeheure Fluchtwelle aus. Durch ein B\u00fcndel miteinander verflochtener politischer, \u00f6konomischer, ethnisch-kultureller und famili\u00e4rer Fluchtmotive und -ursachen (u.a. politische Repressionen, anti-kommunistische Aversionen, Verelendung und Enteignung, Wunsch nach Familienzusammenf\u00fchrung, Verfolgung ethnisierter Minderheiten) schwillt der Exodus weiter an. Zwischen 1976 und 1986 fliehen sch\u00e4tzungsweise etwa 1,5 Millionen Boat People aus Vietnam.\r\n\r\nDie Boat People lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen, die unterschiedliche Phasen der Fluchtbewegung mit ihren verschiedenen politischen und sozio-\u00f6konomischen Kontexten charakterisieren: Zun\u00e4chst versuchen vor allem Angeh\u00f6rige und Anh\u00e4nger_innen des s\u00fcdvietnamesischen Regimes sich in Sicherheit zu bringen; dann werden im Zuge der nationalistisch aufgeladenen Wiedervereinigungspolitik sogenannte ethnische Minderheiten wie Khmer\u2011, Hmong- und chinesischst\u00e4mmige Hoa-Communities verst\u00e4rkt diskriminiert und ins Exil getrieben; ab 1980 \u00fcberwiegt unter den Boat People der Anteil der vietnamesischen Migrant_innen, die der grassierenden Armut und Perspektivlosigkeit zu entkommen suchen. Nach unterschiedlichen Sch\u00e4tzungen kommen im Zuge dieser Flucht zwischen 200.000 und 500.000 Menschen durch Havarien, St\u00fcrme, Krankheiten, Nahrungs- und Wassermangel, Piratenangriffe und anderen Gefahren um.[2]\r\n\r\nh4. Der deutsche Diskurs \u00fcber die Boat People\r\n\r\nIm damaligen linken politischen Spektrum der Bundesrepublik sind die Reaktionen zweigeteilt: Etliche kommunistische Organisationen, die ihre Politik von den Positionen Moskaus abh\u00e4ngig machen, sehen in den Boat People vor allem Kollaborateure des US-Imperialismus\u2019, kapitalistische Profiteure und Unterst\u00fctzer_innen eines gest\u00fcrzten Regimes.[3] Teilweise trifft das auch auf maoistische Kaderparteien wie den in Hamburg zu der Zeit relativ stark vertretenen Kommunistischen Bund zu, dessen Mitglieder in dieser Frage mehrheitlich Peking zugewandt sind. Mit der Verschlechterung des chinesisch-vietnamesischen Verh\u00e4ltnisses, das 1979 mit dem Ausbruch des kurzen, aber f\u00fcr beide Seiten verlustreichen Grenzkrieges und der massenhaften Flucht der chinesischst\u00e4mmigen Hoa vor allem aus S\u00fcdvietnam seinen Tiefpunkt findet, verschieben sich in diesem politischen Spektrum auch die Wahrnehmungen und Einsch\u00e4tzungen.\r\n\r\nDemgegen\u00fcber zeigen sich viele antiautorit\u00e4re Linke wie etwa Rudi Dutschke angesichts der katastrophalen Nachrichtenlage schon sehr fr\u00fch \u00fcber die M\u00f6glichkeiten sozialistischer Politik in Vietnam desillusioniert. Aufger\u00fcttelt durch schockierende Bilder in Zeitungs- und Fernsehberichten \u00fcber v\u00f6llig ausgemergelte, todgeweihte Fl\u00fcchtende versuchen linke Menschenrechtsaktivisten wie Heinrich B\u00f6ll und Rupert Neudeck, ihr humanit\u00e4res Mitgef\u00fchl durch die tatkr\u00e4ftige Organisation praktischer Hilfsma\u00dfnahmen auszudr\u00fccken. In einer seltenen Koalition, die sogar f\u00fchrende Redakteure des ansonsten verfemten Axel-Springer-Konzerns einschlie\u00dft, wird 1979 mit Unterst\u00fctzung prominenter Pers\u00f6nlichkeiten die Organisation \u201eEin Schiff f\u00fcr Vietnam\u201c aus der Taufe gehoben, um ein Rettungsschiff ins S\u00fcdchinesische Meer zu entsenden. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades benennt sich die Hilfsorganisation sp\u00e4ter nach ihrem Rettungsschiff um: Die \u201eCap Anamur\u201c rettet im Laufe des Projektes zwischen 1979 und 1986 etwas mehr als 10.000 Boat People aus dem S\u00fcdchinesischen Meer und \u00fcberf\u00fchrt sie als Kontingentfl\u00fcchtlinge mit Zustimmung der Bundregierung nach Deutschland.[4]\r\n\r\nDie medialen Reaktionen auf den vietnamesischen Exodus fallen eindeutig aus: Viele Medienberichte beklagen unisono in gro\u00dfen Aufmachern und sich wiederholenden Leitartikeln auf der ersten Seite die humanit\u00e4re Katastrophe auf hoher See, oftmals in sehr emotionalisierenden Bildern und drastischen Worten.[5] Ebenso scharf wird die Politik der kommunistischen Regierung verurteilt, wodurch nicht nur eine ideologische Abrechnung mit der antiimperialistischen 68er-Bewegung und den antikolonialen Befreiungsk\u00e4mpfen in der Dritten Welt vorgenommen wird. Im gleichen Zuge erf\u00e4hrt auch der verlorengegangene Vietnamkrieg der USA als missgl\u00fcckter Schutz von demokratischen Werten und Menschenrechten eine positive Aufwertung.[6] Dies l\u00e4sst sich etwa am Beispiel der damaligen Berichterstattung der Hamburger Wochenzeitung \u201eDIE ZEIT\u201c gut verfolgen.\r\n\r\nh4. Die ZEIT-Hilfsaktion von 1979\r\n\r\nEine besonders gro\u00dfe Auswirkung hat die aufw\u00fchlende Reportage von Josef Joffe. \u00dcber mehrere Zeitungsseiten hinweg beschreibt der Journalist eindringlich das Lagerleben auf der malaiischen Insel Pulau Bidong als \u201eStehplatz in der H\u00f6lle \u2013 das Vietnam-Drama geht weiter\u201c (6. Juli 1979)[7]. Um die Aufnahmebereitschaft in Deutschland zu f\u00f6rdern, stellt der Bericht Parallelen zum Schicksal der deutschen Vertriebenen in der Nachkriegszeit her, wodurch auch eine Selbstviktimisierung erfolgt. Der sp\u00e4tere Mitherausgeber der ZEIT zieht hier alle journalistischen Register, die effektiv auf die Betroffenheit des Publikums zielen. Besonders fragw\u00fcrdig ist der Rekurs auf die NS-Politik, wenn der Journalist das Auffanglager Pulau Bidong mit einem \u201eKonzentrationslager\u201c vergleicht. Wenige Tage sp\u00e4ter kn\u00fcpft ZEIT-Herausgeberin Marion Gr\u00e4fin D\u00f6nhoff in ihrem Leitartikel vom 27. Juli 1979 an diese Gedankeng\u00e4nge an: Mit kolonial-nostalgischen Begriffen setzt sie das \u201eFl\u00fcchtlingsdrama in Indochina\u201c mit ihren eigenen Erinnerungen als Vertriebene in Beziehung, die beide als \u201eV\u00f6lkerwanderung des zwanzigsten Jahrhunderts\u201c charakterisiert werden. Die Wahl der journalistischen Begrifflichkeiten ist bei Gr\u00e4fin D\u00f6nhoff nicht weniger fragw\u00fcrdig, wenn sie Bestechungen an kommunistische Polizeibeamte als \u201eReichsfluchtsteuer\u201c tituliert oder ohne kritischen Kommentar einen ungenannten thail\u00e4ndischen General mit der Bemerkung zitiert: \u201eDie Vietnamesen machen mit ihren Minderheiten, was die Nazis mit den Juden machten. Nur benutzen sie statt Gas\u00f6fen das Meer \u2013 das ist billiger\u201c.[8] Die politische Instrumentalisierung der NS-Geschichte wird in der ZEIT auch durch Schlagzeilen wie \u201eBarbarei in Vietnam\u201c verst\u00e4rkt, die unwillk\u00fcrlich auf die \u201ebarbarische NS-Politik\u201c in Deutschland anspielen.\r\n\r\nAngesichts der konstatierten humanit\u00e4ren Katastrophe ist f\u00fcr die ZEIT-Redaktion die Situation klar, und Gr\u00e4fin D\u00f6nhoff verk\u00fcndet den Entschluss der Zeitung, sich als politischer Akteur zu bet\u00e4tigen: \u201eWir m\u00fcssen helfen\u201c. Die Zeitung bietet von sich aus an, einen Teil der Kosten f\u00fcr Sprachunterricht und Betreuung der Gefl\u00fcchteten zu \u00fcbernehmen. Mit Unterst\u00fctzung des Hamburger Senats und in Kooperation mit dem deutschen Roten Kreuz wird nach lediglich 24-st\u00fcndiger Konsultation die Entscheidung getroffen, 250 Boat People in Hamburg aufzunehmen. Der Spendenaufruf der ZEIT findet wie andere Charity-Aktionen zu diesem Thema eine starke Resonanz bei der Bev\u00f6lkerung. Bereits nach einer Woche sind 626.500 DM auf das Konto der ZEIT eingegangen. Darunter ragt die Einzelspende des Hamburger Industriellen Kurt K\u00f6rber heraus, der eine halbe Million zur Verf\u00fcgung stellt. Neben Geld gehen bei der Redaktion eine Reihe weitere Angebote f\u00fcr Arbeits- und Ausbildungspl\u00e4tze, Adoptionen, Sprach- und Musikunterricht, Patenschaften und Wohnunterk\u00fcnfte ein. Am 3. August 1979 meldet die ZEIT, dass drei Rot-Kreuz-Mitarbeiter in ihrem Auftrag auf der Fl\u00fcchtlingsinsel Pulau Bidong sind, um Boat People nach den Kriterien der \u201edringendsten Not\u201c und des \u201eFamilienzusammenhalts\u201c f\u00fcr die Weiterreise nach Hamburg auszuw\u00e4hlen: \u201eDie zust\u00e4ndigen Hamburger Beh\u00f6rden und das Ausw\u00e4rtige Amt in Bonn, das Innenministerium, der Hamburger Senat und die Deutsche Botschaft in Kuala Lumpur bereiten unterdessen die unb\u00fcrokratische Aufnahme in Hamburg f\u00fcr Mitte August vor. Die Menschen werden unter \u00e4rztlicher Begleitung in je einer Maschine der Luftwaffe und der Lufthansa fliegen; in beiden F\u00e4llen wurden Sonderpreise gew\u00e4hrt\u201c.[9] Am 17. August 1979 fliegen die ersten 90 der insgesamt 274 der im Rahmen dieser Aktion Aufgenommenen nach Hamburg. Die zur Verf\u00fcgung gestellte Aufnahmekapazit\u00e4t wird sogar kurzfristig aufgestockt, um Familien nicht auseinander zu rei\u00dfen.[10]\r\n\r\nh4. Exzeptionelle Fl\u00fcchtlings- und Integrationspolitik\r\n\r\nSo ungew\u00f6hnlich die Umst\u00e4nde auch sind, die zum Auslaufen der \u201eCap Anamur\u201c und zur ZEIT-Aktion f\u00fchren, werden diese noch durch die politischen Reaktionen in der BRD \u00fcbertroffen. W\u00e4hrend die zumeist linken Opfer der neoliberalen Diktaturen in Lateinamerika in dieser Zeit nur auf eine sehr eingeschr\u00e4nkte Aufnahmebereitschaft und Sympathie sto\u00dfen, f\u00e4llt die gro\u00dfe Anteilnahme und Unterst\u00fctzung f\u00fcr die Boat People in Westdeutschland geradezu leidenschaftlich aus. Welche besonderen Elemente diese exzeptionelle Fl\u00fcchtlingspolitik in Zeiten des Kalten Krieges auspr\u00e4gt, wird ebenfalls an der \u00e4u\u00dferst unb\u00fcrokratischen Aufnahmeaktion von 2.500 Gefl\u00fcchteten deutlich, die kurz vor Weihnachten 1978 als erste vietnamesische Boat People in die BRD eingeflogen werden. Ihre Ankunft im nieders\u00e4chsischen \u00dcbergangslager Friedland wird in arbeitsteiliger Kooperation zwischen Politik und Publizistik als mediales Gro\u00dfereignis f\u00fcr die deutsche Bev\u00f6lkerung in Szene gesetzt. Einige Wochen zuvor hat Niedersachsens konservativer Ministerpr\u00e4sident Ernst Albrecht einen Fernsehbericht \u00fcber die humanit\u00e4re Not auf dem \u00fcberf\u00fcllten Fl\u00fcchtlingsschiff \u201eHai Hong\u201c gesehen und ergreift daraufhin eine politische Initiative zur Aufnahme von Boat People. Das politische Wohlwollen und die weitverbreitete Hilfsbereitschaft gegen\u00fcber den Boat People ist ein wiederkehrendes Element ihrer Migrationsgeschichte. Selbst scheinbar un\u00fcberwindbare Hindernisse werden aus dem Weg ger\u00e4umt: So wird die gesetzliche Grundlage erst nach der Aufnahme nachtr\u00e4glich nachgeliefert \u2013 ein b\u00fcrokratischer Vorgang, der f\u00fcr s\u00e4mtliche anderen Fl\u00fcchtlinge undenkbar ist.\r\n\r\nObwohl anf\u00e4nglich in allen Bundestagsparteien auch Warnungen vor \u201ekulturfremden\u201c Boat People ge\u00e4u\u00dfert werden, setzt sich sehr schnell eine Stimmung durch, die sich in diesem Fall f\u00fcr die Aufnahme eines von vornherein festgelegten Kontingents im Rahmen einer humanit\u00e4ren Hilfsaktion ausspricht. Durch das 1980 eingef\u00fchrte Kontingentfl\u00fcchtlingsgesetz reisen bis Mitte der 1980er Jahre etwa 40.000 Boat People in die BRD ein. Dieser Sonderstatus verschafft den Boat People von Anfang an vielf\u00e4ltige Privilegien, die andere Asylbewerber_innen und anerkannte politische Fl\u00fcchtlinge normalerweise nicht genie\u00dfen. So werden sie bereits bei der Einreise als asylberechtigt anerkannt und haben nicht nur erleichterte M\u00f6glichkeiten zur Familienzusammenf\u00fchrung, sondern auch legalen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Die Integration in die Gesellschaft wird zus\u00e4tzlich \u00fcber Sprachkurse, berufliche Qualifizierungsma\u00dfnahmen, raschen Umzug in eine eigene Wohnung und viele unb\u00fcrokratische Hilfsangebote aktiv gef\u00f6rdert.[11]\r\n\r\nVor diesem historischen Hintergrund also hat eine Initiative ehemaliger Boat People unl\u00e4ngst den \u201eGedenkstein der Dankbarkeit gegen\u00fcber dem deutschen Volk und den deutschen Regierungen\u201c errichtet (Bundesinnenministerium).[12] Am 12. September 2009 wird anl\u00e4sslich des 30j\u00e4hrigen Jubil\u00e4ums der Hilfsaktion im Beisein der Bundesinnenministers Wolfgang Sch\u00e4uble das Denkmal an den Hamburger Landungsbr\u00fccken enth\u00fcllt. Obwohl die Boat People-Community heutzutage gerne als musterg\u00fcltiges Beispiel der gelungenen Integration pr\u00e4sentiert wird,[13] ist eine solche Darstellung nur m\u00f6glich, wenn nicht nur \"rassistische Morde \u2013 wie jene an den jungen Boat People Ngoc Nguyen und Do Anh Lan in Hamburg-Billbrook (1980)\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/86 [14] \u2013 oder das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen (1992),[15] sondern auch die Begleitumst\u00e4nde dieser exzeptionellen Fl\u00fcchtlings- und Integrationspolitik ausgeblendet werden. Die Geschichte der Boat People in der BRD verweist vielmehr auf eine ungew\u00f6hnliche Anomalie in der restriktiven deutschen Fl\u00fcchtlings- und Ausl\u00e4nderpolitik. Das wird besonders im medialen und politischen Umgang mit sp\u00e4teren Rettungsaktionen der \u201eCap Anamur\u201c unter Leitung des Journalisten Elias Bierdel deutlich.\r\n\r\nAls n\u00e4mlich das Schiff der Hilfsorganisation 2004 afrikanische Bootsfl\u00fcchtende im Mittelmeer aus der Seenot rettet, bleibt die Unterst\u00fctzung aus und die humanit\u00e4re Solidarit\u00e4t wird vielfach verweigert. Politik und Medien reagieren unerbittlich: Nach kurzer Zeit werden alle afrikanischen Boat People abgeschoben und Bierdel muss aufgrund der harschen Kritik als Vorsitzender der Hilfsorganisation zur\u00fccktreten. In Folge der Kriminalisierung dieser humanit\u00e4ren Rettungsaktion wird das Schiff von den italienischen Strafverfolgungsbeh\u00f6rden konfisziert und die Schiffsbesatzung mit materiellen wie strafrechtlichen Sanktionen bedroht. Zwar werden alle Angeklagten nach einem jahrelangen Prozess 2009 freigesprochen,[16] aber die Idee, Boat People aus dem globalen S\u00fcden vor der K\u00fcste Europas zu retten, ist im Zuge dieser Abschreckungspolitik zun\u00e4chst aus dem \u00f6ffentlichen Bewusstsein verbannt. Ob die wiederkehrenden Katastrophen vor Lampedusa und anderswo ein Umdenken bei den politisch Verantwortlichen in der Europ\u00e4ischen Union und in Hamburg bewirken, ist gegenw\u00e4rtig mehr als ungewiss. Klar ist nur, dass die postkoloniale Geschichte und K\u00e4mpfe der Boat People weitergeht.\r\n\r\nh4. Autor\r\n\r\nKien Nghi Ha, promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler, ist Fellow des Instituts f\u00fcr post\u00adkoloniale und transkulturelle Studien der Universit\u00e4t Bremen und Vorstandsmitglied des asiatisch-deutschen Kulturnetzwerks korientation e.V. Er hat an der New York University sowie an den Universit\u00e4ten in Heidelberg und T\u00fcbingen zu postkolonialer Kritik, Migration und Asian Diasporic Studies geforscht und gelehrt. Als Kurator hat er u.a. im Haus der Kulturen der Welt (Berlin) und im Hebbel am Ufer-Theater (Berlin) verschiedene Projekte \u00fcber asiatische Diaspora realisiert. Seine Monografie Unrein und vermischt. Post\u00adkoloniale Grenzg\u00e4nge durch die Kulturgeschichte der Hybridit\u00e4t und der kolonialen \u201eRassen\u00adbastarde\u201c (transcript 2010) wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis f\u00fcr Interkulturelle Studien 2011 ausgezeichnet. Fr\u00fchjahr 2014 gab er das Online-Dossier \u201eAsian Germany \u2013 Asiatische Diaspora in Deutschland\u201c f\u00fcr die Heinrich B\u00f6ll Stiftung heraus. Weitere B\u00fccher: Ethnizit\u00e4t und Migration Reloaded (Westf\u00e4lisches Dampfboot 1999/WVB 2004); Vietnam Revisited (WVB 2005), Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond (Assoziation A 2012, Hg.) und re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland (Unrast 2007, Co-Hg.).\r\n\r\nh4. Fu\u00dfnoten\r\n\r\nfn1. Vgl. Kien Nghi Ha: Boat People: Vom postkolonialen \u00dcberleben zur hybriden Metamorphose. In: Elisabeth Fiedler/Michael Petrowitsch (Hg.): Borderline. Weitra: Bibliothek der Provinz, 2013, S. 72-89, und Kien Nghi Ha: RASSISMUS SUCKS \u2013 Eine Einleitung. In: Kien Nghi Ha (Hg.): Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond. Berlin-Hamburg: Assoziation A, 2012, S. 9-22.\r\n\r\nfn2. Siehe etwa die Zeitzeugenberichte in Nguy Vu (Hg.): Flucht \u00fcber den Ozean des Ostens. Eigenverlag, 2004. Vgl. auch den Artikel \u201eVietnamese boat people\u201c. Online: http://en.wikipedia.org/wiki/Boat_people (20.01.2014).\r\n\r\nfn3. Siehe DER SPIEGEL: Schwafel, schwafel, 24.09.1979, DER SPIEGEL, 39/1979, S.67-71. Online: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39868888.html (23.08.2013).\r\n\r\nfn4. Vgl. Rupert Neudeck (Hg.): Wie helfen wir Asien oder: Ein Schiff f\u00fcr Vietnam. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1980.\r\n\r\nfn5. Vgl. die Darstellung und Bildserie bei Katja Iken: Gestrandete der Apokalypse. Boatpeople aus Vietnam. SPIEGEL-Online, 01.12.2008. Online: http://www.spiegel.de/einestages/boatpeople-aus-vietnam-a-949685.html (25.08.2013).\r\n\r\nfn6.] Vgl. hierzu auch die Erinnerungspolitik der s\u00fcdvietnamesischen Exilgemeinden: Viet Thanh Nguyen: My Black April, 04.04.2013. Online: http://diacritics.org/2013/diacriticize-my-black-april (15.12.2013) und Huy Dao: Transnationale Politik von Geschichte, Erinnerung und Lokalit\u00e4t \u2013 Vietnamesische Communities in Kalifornien und Berlin. In: Kien Nghi Ha (Hg.): Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond. Berlin-Hamburg: Assoziation A, 2012, S. 212-225.\r\n\r\nfn7. Josef Joffe: Stehplatz in der H\u00f6lle Das Vietnam-Drama geht weiter \u2013 Eine Woche auf der Insel Pulau Bidong. DIE ZEIT, 06.07.1979, S. 9-11. Online: http://www.zeit.de/1979/28/stehplatz-in-der-hoelle (20.08.2013).\r\n\r\nfn8. Marion Gr\u00e4fin D\u00f6nhoff: V\u00f6lkerwanderung des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Fl\u00fcchtlingsdrama in Indochina: Wir m\u00fcssen helfen. DIE ZEIT, 27.07.1979, S. 1. Online: http://www.zeit.de/1979/31/voelkerwanderung-des-zwanzigsten-jahrhunderts (20.08.2013).\r\n\r\nfn9. Editorial \u201eHilfe f\u00fcr Fl\u00fcchtlinge aus Vietnam\u201c. DIE ZEIT, 03.08.1979, S. 1. Online: http://www.zeit.de/1979/32/hilfe-fuer-fluechtlinge-in-vietnam (22.08.2013)\r\n\r\nfn10. Marion Gr\u00e4fin D\u00f6nhoff: In eine neue Heimat. Von Kuala Lumpur nach Hamburg. DIE ZEIT, 17.08.1979, S. 1. Online: http://www.zeit.de/1979/34/in-eine-neue-heimat (22.08.2013). \r\n\r\nfn11. Vgl. Julia Kleinschmidt: Die Aufnahme der ersten \u201eboat people\u201c in die Bundesrepublik. In: Deutschland Archiv Online, 26.11.2013. Online: http://www.bpb.de/170611 (15.02.2014).\r\n\r\nfn12. Gedenkstein der Dankbarkeit. \u201eDeutschland hat uns das zweite Leben in der Freiheit geschenkt\u201c, 12.09.2009. Online: http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2009/09/gedenkstein.html (24.08.2013).\r\n\r\nfn13. Siehe etwa Olaf Beuchling: Vom Bootsfl\u00fcchtling zum Bundesb\u00fcrger. Migration, Integration und schulischer Erfolg in einer vietnamesischen Exilgemeinschaft. M\u00fcnster: Waxmann, 2003.\r\n\r\nfn14. Siehe Frank Keil: Anschlag auf Fl\u00fcchtlinge. Der blanke Hass. In: ZEIT Online, 24.02.2012. Online: http://www.zeit.de/2012/09/Anschlag-1980 (20.08.2013).\r\n\r\nfn15. Ausf\u00fchrlicher in Kien Nghi Ha: Rostock-Lichtenhagen \u2013 Die R\u00fcckkehr des Verdr\u00e4ngten. Heinrich B\u00f6ll Stiftung, September 2012. Online: http://heimatkunde.boell.de/2012/09/01/rostock-lichtenhagen-die-rueckkehr-des-verdraengten (15.03.2014).\r\n\r\nfn16. Vgl. etwa Khu\u00ea Pham: Wer hilft, wird bestraft. ZEIT Online, 29.09.2009. Online: http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-09/fluechtlinge-retter-gericht (15.03.2014).\r\n\r\n\r\n\r\n","created_at":"2014-04-16T20:21:53Z","creator":"Kien Nghi Ha","district":"Neustadt","geo_relation":"Vietnam; Malaysia; Italien; Libyen; Tunesien; \u00c4gypten; Algerien; Marokko, Spanien","id":100,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/100/denkmal-boatpeople.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/100/thumb_denkmal-boatpeople.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/100/mini_denkmal-boatpeople.jpg"}},"image_credit":"A.Schwarzer","lat":"53.54484","layer_id":3,"lon":"9.973945","place":"Cap Anamur-Gedenkstein","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Konjunkturen und Anomalien einer exzeptionellen Fl\u00fcchtlings- und Integrationspolitik","teaser":"Der Kultur- und Politikwissenschaftler Kien Nghi Ha beleuchtet die Facetten eines au\u00dfergew\u00f6hnlichen Diskurses, der Ende der 1970er Jahre die Aufnahme vietnamesischer Bootsfl\u00fcchtlinge politisch vorbereitete und begleitete. Mit einem Denkmal an den Hamburger Landungsbr\u00fccken bedanken sich ehemalige Boat People f\u00fcr die Aufnahme zahlreicher vietnamesischer Fl\u00fcchtlinge Ende der 1970er Jahre. Hamburg war nicht nur Heimathafen der Schiffe, die z.T. mit der Hilfsorganisation \u201eCap Anamur\u201c im S\u00fcdchinesischen Meer Leben retteten \u2013 eine Vorgehensweise, die heutzutage im Mittelmeer im \u00dcbrigen hart bestraft wird. Die Hansestadt spielte im Verbund mit der Hamburger Wochenzeitung \u201eDie Zeit\u201c auch eine gewichtige Rolle, die Spenden- und Aufnahmebereitschaft der Hamburger_innen zu aktivieren.","title":"Die Ankunft der vietnamesischen Boat People ","updated_at":"2021-01-10T12:21:08Z","url":"http://asiatischedeutsche.wordpress.com","user_id":55,"zip":"20459","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/100","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Bernhard-Nocht-Stra\u00dfe 1-3","category_id":null,"city":"","comment":"Foto im Text: Initiative in Remembrance of Yaya Jabbi","content":"Zuvor war er auf St. Pauli mit 1,65 Gramm Marihuana festgenommen worden. Eine geringe Menge, die normalerweise als Eigenbedarf gilt und daher strafrechtlich meist nicht verfolgt wird. In Hamburg liegt die Obergrenze f\u00fcr den Eigenbedarf bei sechs Gramm. Jabbi musste f\u00fcr den Besitz von knapp eineinhalb Gramm Marihuana f\u00fcr einen Monat in Untersuchungshaft. Aktivist:innen kritisieren das Vorgehen und sagen, dass es nur einen peinlichen Anruf bei den Eltern gegeben h\u00e4tte, w\u00e4re Yaya Jabbi wei\u00df und aus Blankenese gewesen. Die politische Auseinandersetzung um einen Gedenkort f\u00fcr Yaya Jabbi wird von den Angeh\u00f6rigen und der _Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi_ fortgef\u00fchrt. Ziel ist es, ein w\u00fcrdiges und kritisches Gedenken an den Tod von Yaya Jabbi zu schaffen. Dazu geh\u00f6rt neben den j\u00e4hrlichen Gedenkkundgebungen an seinem Todestag auch die Benennung eines bislang unbenannten kleinen Kreisververkehrs am Park Fiction.\r\n\r\n\r\n\r\n2018, am Jahrestag seines Todes 2018 brachte die _Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi_ ein Strassenschild und eine Gedenkplakette auf dem Yaya Jabbi Circle an. Nur wenige Stunden sp\u00e4ter wurden diese vom Bezirk Hamburg Altona mit schwerem Ger\u00e4t wieder entfernt. Im Folgenden wird der deutsche Text der Gedenkplakette dokumentiert: \r\n\r\n\"Yaya Jabbi[1] wurde 1989 geboren und wuchs in Gambia, Westafrika, auf. Er lebte mit seiner Familie und ging zur Schule. Nach der Schule half er auf den Feldern der Familie. Die ganze Familie und alle Nachbar*innen mochten ihn, denn er hat immer Freude, Gl\u00fcck und Liebensw\u00fcrdigkeit geteilt. Er arbeitete hart und lernte gerne. Als er 15 Jahre alt war, entschied er sich eigenst\u00e4ndig, seine Bildung weiterzuf\u00fchren, und ging aus seiner Heimatstadt in eine weit entfernte Schule, um Islam und den Qur\u2019an zu studieren.\r\nIm August 2013 verlie\u00df er Gambia und ging nach Libyen. Im Oktober 2013 \u00fcberquerte er erfolgreich das Mittelmeer, um dem Krieg zu entkommen und ein besseres Leben zu finden. In Italien wohnte er zusammen mit seinem Bruder in einem Heim f\u00fcr Gefl\u00fcchtete. Als sein Bruder nach Deutschland ging, folgte Yaya ihm nach ein paar Tagen. Wieder wohnten sie zusammen in einem Heim in Halberstadt, in Ostdeutschland. Yaya versuchte, Arbeit zu finden und sich in Sachsen-Anhalt niederzulassen, aber er bekam keine Arbeitserlaubnis. Weil sie keine M\u00f6glichkeit sahen, in Sachsen-Anhalt ein Leben aufzubauen, kamen die Br\u00fcder nach Hamburg. Yaya kam im November 2014 an. Hier suchte er weiterhin nach Arbeit und fand eine Teilzeit-Stelle.\r\n\r\nYaya wurde am 14. Januar 2016 von der Polizei am Hamburger Berg festgenommen. Er wurde beschuldigt, 1,65 Gramm Cannabis zu besitzen. Vier Tage sp\u00e4ter wurde der nach Hahn\u00f6fersand gebracht. Kurz bevor er entlassen werden sollte, wurde er am 19. Februar 2016 tot in seiner Zelle gefunden. Laut Justizbeh\u00f6rde hat Yaya Suizid begangen. Laut Justizbeh\u00f6rde gab es jedoch im Vorwege keine Anzeichen einer m\u00f6glichen Suizidgefahr. Weder das so genannte Suizidscreening ergab dazu Anhaltspunkte noch berichteten die Beamten, die am Abend des 18. Februar 2016 gegen 18.30 Uhr die Zelle verschlossen, irgendetwas Auff\u00e4lliges.\r\n\r\nYaya war gl\u00e4ubiger Muslim und weder seine Familie, noch seine Freunde sahen ihn in Gefahr, Suizid zu begehen. Er wird von seiner Familie, seinen Freunden und seinen Nachbar*innen schmerzlich vermisst, die ihn als liebensw\u00fcrdige und f\u00fcrsorgliche Person liebten und respektierten.\r\n\r\nM\u00f6ge seine Seele in Frieden ruhen.\"\r\n\r\nfn1.Schreibweise seines Namens in den offiziellen Papieren: Jaja Diabi\r\n","created_at":"2020-12-19T17:58:26Z","creator":"Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi","district":"St. Pauli","geo_relation":"Gambia; Libyen","id":113,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/113/yaya-diabbi.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/113/thumb_yaya-diabbi.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/113/mini_yaya-diabbi.jpg"}},"image_credit":"Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi","lat":"53.546586","layer_id":4,"lon":"9.957698","place":"Yaya Jabbi Circle","public":true,"published_at":null,"source":"Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi","subtitle":"Der Kampf um ein w\u00fcrdiges Gedenken an Yaya Jabbi ","teaser":"Es ist nur ein kleiner Kreisverkehr in St. Pauli, doch der Kampf um die Benennung dieses Rondels nach Yaya Jabbi zeigt, wie schwer es noch immer ist, Rassismus und seine Opfer in Hamburg sichtbar zu machen. Der junge Mann Yaya Jabbi kam am 19. Februar 2016 unter ungekl\u00e4rten Umst\u00e4nden in der JVA Hahn\u00f6fersand zu Tode.\r\nDie politische Auseinandersetzung um einen Gedenkort f\u00fcr Yaya Jabbi wird von den Angeh\u00f6rigen und der Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi fortgef\u00fchrt.","title":"Er suchte sein Gl\u00fcck und fand den Tod ","updated_at":"2021-01-09T19:49:10Z","url":"https://rememberjajadiabi.blackblogs.org/","user_id":134,"zip":"20359","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/113","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Schmuckstra\u00dfe 5","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"Foto aus:\r\nLudwig J\u00fcrgens: Sankt Pauli. Bilder aus einer fr\u00f6hlichen Welt, Hamburg 1930, ohne Seitenzahl.","content":"In den fr\u00fchen 1920er Jahren entstand in St. Pauli in der Schmuckstra\u00dfe und den umliegenden Stra\u00dfen ein \u201eChinesenviertel\u201c, wie es die meisten Hamburger:innen bezeichneten. Seit dem sp\u00e4ten 19. Jahrhundert gelangten chinesische Seeleute in den Hamburger Hafen, sie wurden seinerzeit jedoch vom kolonialen Hafenregime gezielt an einer Einwanderung gehindert. \r\nW\u00e4hrend der NS-Zeit geriet die aus ehemaligen Seeleuten bestehende chinesische Community zunehmend ins Visier der Polizei und Gestapo. Mit der \u201eChinesenaktion\u201c am 13. Mai 1944 beendete die Gestapo das Kapitel des maritim gepr\u00e4gten Chinesenviertels und verhaftete und misshandelte anschlie\u00dfend die 129 gefangenen chinesischen M\u00e4nner. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ver\u00e4nderte sich die chinesische Migration dann grundlegend. Eine steigende Zahl von China-Restaurants bediente seit den 1950er Jahren und insbesondere 1960er Jahren den neuen Hunger nach Internationalit\u00e4t im \u201eTor zur Welt\u201c. Das Bild der \u201eFremdheit\u201c von Chines:innen hatte sich damit gewandelt \u2013 es existierte jedoch nach wie vor, wenn auch unter anderen Vorzeichen.\r\n\r\nh4. Seeleute aus \u00dcbersee und der Hamburger Hafen\r\n\r\nDie Seeschifffahrt war seit Menschengedenken \u201eglobal\u201c und \u00fcberschritt r\u00e4umliche Grenzen. Im 19. Jahrhundert vollzog sich mit der Industrialisierung ein radikaler Wandel der maritimen Welt. Dampfschiffe l\u00f6sten allm\u00e4hlich Segelschiffe ab und ben\u00f6tigten f\u00fcr ihr Fortkommen nicht nur gro\u00dfe Mengen an Kohle, sondern auch Heizer und Trimmer (Kohlenzieher), die diese in die Kessel bef\u00f6rderten. Europ\u00e4ische und auch deutsche Reedereien \u2013 wie der Norddeutsche Lloyd aus Bremen und die Hapag (auch Hamburg-Amerika-Linie genannt) aus Hamburg \u2013 besch\u00e4ftigten seit den 1890er Jahren \u201efarbige Seeleute\u201c, wie asiatische und afrikanische Arbeiter seinerzeit zusammenfassend bezeichnet wurden. Die koloniale Hierarchie offenbarte sich in den deutlich niedrigeren Heuern der indischen, s\u00fcdchinesischen und westafrikanischen Seeleute; und in regelm\u00e4\u00dfigen, teils offen rassistischen Kampagnen und Angriffen seitens der europ\u00e4ischen Seeleutegewerkschaften, die in England besonders harsch ausfielen.\r\n\r\nRund 3.000 dieser \u201efarbigen Seeleute\u201c waren um 1900 bei einer Gesamtzahl von 50.000 in der Seeschifffahrt Besch\u00e4ftigten auf deutschen Handelsschiffen angemustert. Sie befeuerten auf diese Weise sprichw\u00f6rtlich die dynamische Globalisierung jener Epoche, die aufgrund kolonialer Herrschaft sehr asymmetrisch war und unter den Begriffen Weltpolitik, Weltwirtschaft, Weltverkehr, usw. firmierte. \u201eGlobalisierung\u201c beschr\u00e4nkte sich jedoch nicht nur auf eine Richtung, auf die europ\u00e4ische Ausbeutung des globalen S\u00fcdens. Aufgrund der Besch\u00e4ftigungsverh\u00e4ltnisse auf europ\u00e4ischen Schiffen gelangten seit 1900 regelm\u00e4\u00dfig asiatische und afrikanische Seeleute in den Hamburger Hafen. Damals verweilten die Dampfschiffe zumeist eine Woche im Hafen, bis die Ladung gel\u00f6scht oder neue Waren verstaut waren. Wie die meisten anderen Seeleute, so zog St. Pauli, dieses so oft besungene \u201eSeemanns-Dorado\u201c auch chinesische Seeleute an. In St. Pauli seien \u201eganze Rudel\u201c anzutreffen, wie das sozialdemokratische \u201eHamburger Echo\u201c 1901 feststellte. Die chinesischen Seeleute fielen selbst im \u201einternationalen\u201c St. Pauli auf, dabei suchten sie wie viele andere, Einheimische und europ\u00e4ische Seeleute, nach wochen- oder gar monatelanger Fahrt ein wenig Ablenkung.\r\n\r\nh4. Das \"Tor zur Welt\" bleibt zu\r\n \r\nDie Hamburger Polizei achtete zur Zeit des Kaiserreichs penibel darauf, dass keine chinesischen Seeleute dauerhaft einwanderten. Das koloniale Hafenregime in Hamburg empfand den Hamburger Hafen als ein potentielles Einfallstor f\u00fcr unerw\u00fcnschte (insbesondere f\u00fcr als \u201efarbig\u201c markierte) Migrant:innen. Ein wirkungsm\u00e4chtiger Hygiene-Diskurs entfaltete sich zudem nach der verheerenden Choleraepidemie 1892, die eine hygienische \u00dcberwachung des Hamburger Hafens anstie\u00df und neue Institutionen wie den Hafenarzt (1892) und das Hafenkrankenhaus (1900/01) entstehen lie\u00df.\r\n\r\nW\u00e4hrend des Ersten Weltkrieges brach aufgrund der britischen Nordseeblockade die Seeschifffahrt in Hamburg zusammen, was unter nicht wenigen Hamburger:innen zu einem besorgniserregenden Gef\u00fchl des Stillstands \u2013 und die vorherige intensive Verflechtungen Hamburgs mit der Welt nachtr\u00e4glich um so deutlicher werden lie\u00dfen. Eine Gruppe von rund 60 chinesischen Seeleuten lag w\u00e4hrend der Zeit des Krieges im Hafen fest und f\u00fchrte ein Leben zwischen Internierung und polizeilichem Schutz vor der Hamburger Bev\u00f6lkerung, die diese h\u00e4ufig mit den seit 1917 verfeindeten Japaner:innen verwechselte.\r\n\r\nh4. Das \u201eChinesenviertel\u201c in den 1920er Jahren\r\n\r\n\u201cSeit 1919\u201c, hei\u00dft es in einem Polizeibericht von 1922, \u201eziehen Chinesen niederen Standes hier in st\u00e4ndig wachsender Zahl zu.\u201c Auffallenderweise kamen viele chinesische Seeleute aus englischen Hafenst\u00e4dten wie London und Liverpool nach Hamburg, besuchten hier offiziell Verwandte und er\u00f6ffneten wenig sp\u00e4ter eine eigene Gastst\u00e4tte in St. Pauli. In dem Netzwerk chinesischer Seeleute sprachen sich die wirtschaftlichen Chancen in Hamburg herum, denn aufgrund der Inflation in Deutschland waren Ausl\u00e4nder im Besitz von Devisen vergleichsweise verm\u00f6gend. In der Schmuckstra\u00dfe er\u00f6ffneten mehrere Lokale, ein Tabakladen, in der angrenzenden Vergn\u00fcgungsmeile Gro\u00dfe Freiheit \u00f6ffneten zwei Lokale, das Neu-China und das Caf\u00e9 und Ballhaus Cheong Shing (Gro\u00dfe Mauer), die angesichts ihrer ungew\u00f6hnlichen proto-\u201emultikulturellen\u201c Atmosph\u00e4re auch \u00fcberregional bekannt werden sollten.\r\n\r\nDie Hamburger Polizei brandmarkte die chinesische Migration \u2013 die mit 100 bis 200 chinesischen M\u00e4nnern ein sehr \u00fcberschaubares Ph\u00e4nomen bleiben sollte \u2013 als \u201eLandplage\u201c und beschwor eine sanit\u00e4re Gef\u00e4hrdung f\u00fcr die Hamburger Bev\u00f6lkerung. Sie verd\u00e4chtigte die Chines:innen notorisch kriminell zu sein und Schmuggel insbesondere mit Opium zu betreiben. In St. Pauli kursierte Mitte der 1920er Jahre sogar das Ger\u00fccht, die Chines:innen h\u00e4tten ein geheimes Tunnelsystem ausgegraben, um unerkannt ihren dunklen Gesch\u00e4fte nachzugehen. Dies entbehrte nat\u00fcrlich jeglicher Grundlage, wie bereits zeitgen\u00f6ssisch in der Presse zu lesen war. Dieses Ger\u00fccht illustriert aber sehr anschaulich, wie sehr die Hamburger:innen ihre Phantasie gegen\u00fcber dem Chinesenviertel freien Lauf lie\u00dfen.\r\n\r\nDer Hamburger Heimatdichter Ludwig J\u00fcrgens charakterisierte die Schmuckstra\u00dfe in seiner Brosch\u00fcre \u201eSankt Pauli. Bilder aus dem fr\u00f6hlichen Leben\u201c wie folgt: \r\n\r\nbq. \u201eHaus bei Haus in der Schmuckstra\u00dfe ist von der gelben Rasse bewohnt, jedes Kellerloch hat \u00fcber oder neben dem Eingang seine seltsamen Schriftzeichen. Die Fenster sind dicht verh\u00e4ngt, \u00fcber schmale Lichtritzen huschen Schatten, kein Laut dringt nach au\u00dfen. Alles tr\u00e4gt den Schleier eines gro\u00dfen Geheimnisses. Geht ein Mensch \u00fcber die Stra\u00dfe, vielfach mit kurzen, abgehackten Schritten, so ist es ein Chinese, eine T\u00fcr klappt irgendwo und er ist verschwunden. Niemand wei\u00df, was diese Menschen unter sich in den Wohnungen treiben.\u201c \r\n\r\nLudwig J\u00fcrgens steht stellvertretend f\u00fcr den exotistischen Blick, der chinesische Seeleute und Migrant:innen auf \u201eFremde\u201c reduzierte. Dabei war das Chinesenviertel keineswegs abgeriegelt. Im Gegenteil, weil die chinesische Migration zu dieser Zeit ausnahmslos m\u00e4nnlich war, existierten nicht wenige chinesisch-deutsche Paare. Vor allem Gastwirte, die mehrere Jahre in St. Pauli lebten und sich eine eigene Existenz aufgebaut hatten, lebten in der Regel mit einer deutschen Frau zusammen.\r\n\r\nh4. \u201cChinesenaktion\u201c \u2013 Verfolgung w\u00e4hrend der NS-Zeit\r\n\r\nMit der Macht\u00fcbernahme der Nationalsozialist:innen 1933 \u00e4nderte sich vorerst wenig f\u00fcr die chinesische Community. Allerdings wurde Druck auf deutsche Reedereien ausge\u00fcbt, weshalb diese rund 600 chinesische Seeleute entlie\u00dfen, was zu einigen diplomatischen Verstimmungen f\u00fchren sollte. Mitte der 1930er Jahre versch\u00e4rften die Nationalsozialist:innen dann im Zuge des Vierjahresplanes, der NS-Deutschland f\u00fcr einen kommenden Angriffskrieg bereit machen sollte, die Devisenbestimmungen drastisch. Auch chinesische Gastwirte in St. Pauli gerieten deshalb in den Fokus von Polizei und Zollfahndung, da sie regelm\u00e4\u00dfig ausl\u00e4ndisches Geld erhielten, das sie nun unverz\u00fcglich bei einer Bank umzutauschen hatten. Die staatliche \u201eRassenpolitik\u201c, vor allem gegen die deutschen Juden und J\u00fcdinnen gerichtet, hatte ebenfalls Auswirkungen auf chinesische Migrant:innen. Einzelne chinesische M\u00e4nner wurden nur deshalb ausgewiesen, weil sie \u201ein wilder Ehe\u201c mit einer deutschen Frau lebten.\r\n\r\nBis 1939 mussten Ausweisungen vorsichtig vonstatten gehen, da ansonsten au\u00dfenpolitischer Schaden entstehen konnte. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges ver\u00e4nderte sich die Situation dann deutlich; am 9. Dezember 1941 erkl\u00e4rte die Chinesische Republik NS-Deutschland den Krieg \u2013 chinesische Staatsangeh\u00f6rige galten damit als \u201efeindliche Ausl\u00e4nder\u201c. Eine Verfolgung chinesischer Migrant:innen setzte ein, die in der \u201eChinesenaktion\u201c am 13. Mai 1944 gipfelte. Gestapo und Polizei verhafteten 129 chinesische M\u00e4nner auf St. Pauli in einer gro\u00dfangelegten Razzia und misshandelte einen Gro\u00dfteil von ihnen systematisch im Gestapogef\u00e4ngnis Fuhlsb\u00fcttel. Im Herbst 1944 \u00fcberstellte die Gestapo eine Gruppe von 60-80 Chinesen ins \u201eArbeitserziehungslager Wilhelmsburg\u201c, wo diese unter katastrophalen Zust\u00e4nden Zwangsarbeit leisten mussten. Insgesamt starben mindestens 17 chinesische M\u00e4nner aufgrund des Terrors der Gestapo, der mangelhaften Ern\u00e4hrung und der harten Arbeit. Auch einige deutsche Freundinnen wurden in Lager wie dem KZ Ravensbr\u00fcck \u00fcberstellt. Die Geschichte des \u201eChinesenviertels\u201c war damit gewaltsam ausgel\u00f6scht worden.\r\n\r\nh4. Der Boom der China-Restaurants\r\n\r\nLediglich 30 chinesische M\u00e4nner blieben nach Kriegsende in Hamburg. Eine \u201eWiedergutmachung\u201c f\u00fcr das erlittene Unrecht und die rassistische Verfolgung erhielten sie trotz vehementer Versuche nicht. Die chinesische Migration ver\u00e4nderte sich in der Nachkriegszeit sehr stark. Mit der Gr\u00fcndung der Volksrepublik China und der Chinesischen Republik (Taiwan) 1949 war das Land ebenso wie Deutschland gespalten. Auch nach Deutschland gelangten nun chinesische Gefl\u00fcchtete aus unterschiedlichen Herkunftsregionen in China. \r\n\r\nZu der wirtschaftlichen (und ethnischen) Nische schlechthin entwickelte sich in den 1950er und 1960er Jahren die Gastronomie. In der Fachzeitschrift \u201eDas Gasthaus\u201c war 1962 etwa zu lesen: \r\n\r\nbq. \u201e\u201aOriginal China-Restaurants\u2019 sind gegenw\u00e4rtig gro\u00dfe Mode. So ein Tapetenwechsel hat seine Reize. Keine Angst vor den Hieroglyphen der Speisekarten, es steht auf gut Deutsch daneben, was man Ihnen anbieten will.\u201c \r\n\r\nHamburg spielte diesbez\u00fcglich eine Vorreiterrolle und Ende der 1960er Jahre gab es hier bereits zwei Dutzend chinesische Lokale, die zumeist in der Innenstadt und in St. Pauli lagen. China-Restaurants befriedigten den neuen Hunger der Westdeutschen nach Internationalit\u00e4t. Die \u201eFremdheit\u201c der Chines:innen war nun auf einmal ein Wettbewerbsvorteil, wobei die Speisen dem \u201edeutschen Geschmack\u201c angepasst wurden, was den gro\u00dfen Erfolg chinesischen Essens \u00fcberhaupt erst erm\u00f6glichte.\r\n\r\nDie Hamburger Politik unterst\u00fctzte chinesische Gastronom:innen in den 1960er Jahren, weil diese teilweise massive Probleme, chinesische K\u00f6che, K\u00f6chinnen und Kellner:innen zu finden und eine Arbeitserlaubnis f\u00fcr diese zu bekommen. Chinesische K\u00f6che gelangten nur \u00fcber eine Ausnahmeregelung als \u201eSpezialkr\u00e4fte\u201c in die Bundesrepublik. In Hamburg erkannte die Politik jedenfalls sehr fr\u00fch den \u201ekulturellen Mehrwert\u201c von China-Restaurants, die einen willkommenen Mosaikstein im werbewirksamen Bild der internationalen Handelsmetropole bildeten.\r\n\r\nh4. Der Rassismus bleibt\r\n\r\nW\u00e4hrend die Presse in der Nachkriegszeit ein sehr positives Bild von chinesischen Migrant:innen zeichnete und die Hamburger Bev\u00f6lkerung oftmals zu einem Besuch eines China-Restaurants geradezu aufforderte, geh\u00f6rte Diskriminierung weiterhin zum Alltag in der fr\u00fchen Nachkriegszeit. Vor allem Kinder deutsch-chinesischer Paare berichten von dieser leidvollen Erfahrung, die sie trotz ihrer eigenen Hamburger Identit\u00e4t zu \u201eAnderen\u201c machte. Hier zeigen sich auch die Kontinuit\u00e4ten des Alltagsrassismus, der seit dem Kaiserreich und \u00fcber die Jahrzehnte in unterschiedlicher Form existierte. \r\n\r\nSeit den 1970er und 1980er Jahren wandelte sich die chinesische Community dann abermals. Der Wirtschaftsfaktor wurde zunehmend wichtiger und die Hamburger Politik hie\u00df Unternehmen aus der Volksrepublik China sehr willkommen, bereits lange vor der China-Initiative des Hamburger Senats 2001. Wichtig war und ist die St\u00e4dtepartnerschaft mit Shanghai seit 1986, die sowohl die politischen Kontakte (mit einigen Br\u00fcchen wie etwa 1989) verfestigte, aber auch den Austausch der jeweiligen Bev\u00f6lkerung beispielsweise bei Besuchen von Jugendgruppen erm\u00f6glichte. \u201eChina in Hamburg\u201c ist heute von Seiten der Hamburger Politik sehr erw\u00fcnscht, das der Handel mit China und chinesische Firmen ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor sind. Ein Chinesenviertel oder Chinatown w\u00e4re heute sehr willkommen, ganz anders als in der ersten H\u00e4lfte des 20. Jahrhunderts.\r\n","created_at":"2013-06-06T09:50:13Z","creator":" Lars Amenda","district":"St. Pauli","geo_relation":"China; Taiwan","id":91,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/91/chinesen-in-hh.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/91/thumb_chinesen-in-hh.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/91/mini_chinesen-in-hh.JPG"}},"image_credit":"aus: Ludwig J\u00fcrgens ","lat":"53.55122","layer_id":3,"lon":"9.960149","place":"Schmuckstra\u00dfe","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Chinesische Migration in Hamburg im 20. Jahrhundert","teaser":"Wenn sich heute chinesische Unternehmen auf dem Hamburger Kiez ansiedeln, werden sie in der Regel mit offenen Armen empfangen: Die wirtschaftlichen Profite aus Fernost sind f\u00fcr den Stadtstaat mehr als reizvoll. Doch das war nicht immer so. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten chinesische Einwanderer:innen es in Hamburg besonder schwer.","title":"Von China auf die Gro\u00dfe Freiheit","updated_at":"2021-01-09T19:17:12Z","url":"","user_id":3,"zip":"20359","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/91","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Manshardtstra\u00dfe 200","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Nguy\u1ec5n Ng\u1ecdc Ch\u00e2u war Lehrer und mit dem Rettungsschiff \u201eCap Anamur\u201c nach Deutschland gekommen. Dem Sch\u00fcler \u0110\u1ed7 Anh L\u00e2n wurde durch eine humanit\u00e4re Hilfsaktion der Wochenzeitung \u201eDie Zeit\u201c die Flucht nach Deutschland erm\u00f6glicht. \r\n\r\nIm August 2020, zum 40. Jahrestag des Mordanschlags, hat die Initiative f\u00fcr ein Gedenken Nguy\u1ec5n Ng\u1ecdc Ch\u00e2u und \u0110\u1ed7 Anh L\u00e2n, auf dem \u00d6jendorfer Friedhof ein Denkmal errichtet. Es wurde zusammen mit dem K\u00fcnstler V\u0103n Ng\u00e2n Ho\u00e0ng entwickelt und am 29. August 2020 feierlich eingeweiht. In einem kleinen Kreis mit der Mutter eines der Opfer sprachen auch \u00dcberlebende \u00fcber ihren Umgang mit dem Anschlag. Auch eine Vertreterin der Friedhofsverwaltung, Anja Wiebke, war anwesend, bedauerte das damalige Vorgehen der Friedhofsverwaltung und entschuldigte sich. Die Initiative f\u00fcr ein Gedenken Nguy\u1ec5n Ng\u1ecdc Ch\u00e2u und \u0110\u1ed7 Anh L\u00e2n setzt sich weiterhin f\u00fcr einen Informations- und Gedenkort am Tatort in der Halskestra\u00dfe ein.\r\n\r\nDie beiden Journalistinnen Minh Thu Tran und Vanessa Vu haben in ihrem Podcast \"_Rice and Shine_\":https://riceandshine.podigee.io/37-hamburg-1980 am 15. August 2020 die Episode _Hamburg 1980: Als der rechte Terror wieder aufflammte_ ver\u00f6ffentlicht:\r\n\r\n\r\nDarin rekonstruieren sie den Anschlag anhand von Gerichtsakten, alten Zeitungsberichten und Gespr\u00e4chen mit Zeitzeug:innen. Unter anderem besuchten sie die Mutter eines der Opfer, \u0110\u1ed7 M\u00f9i, die \u00dcberlebenden Th\u1ecb Kim Thoa und Th\u1eddi Tr\u1ecdng Ng\u0169, sowie die damaligen Pat:innen der beiden M\u00e4nner, Gisela und Heribert von Goldammer. Was ist damals geschehen, wie haben die Geschehnisse die Angeh\u00f6rigen und \u00dcberlebenden ver\u00e4ndert und wie geht es weiter?","created_at":"2020-12-17T15:50:10Z","creator":"Bildungsb\u00fcro Hamburg e.V.","district":"Billstedt","geo_relation":"Vietnam","id":110,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/110/oejendorf-denkmal.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/110/thumb_oejendorf-denkmal.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/110/mini_oejendorf-denkmal.jpg"}},"image_credit":"Anke Schwarzer","lat":"53.556844","layer_id":3,"lon":"10.126568","place":"Denkmal Friedhof \u00d6jendorf ","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Denkmal f\u00fcr Nguy\u1ec5n Ng\u1ecdc Ch\u00e2u und \u0110\u1ed7 Anh L\u00e2n","teaser":"Die beiden ermordeten M\u00e4nner aus Vietnam sind 1980 auf dem \u00d6jendorfer Friedhof bestattet worden. Ohne die Angeh\u00f6rigen vorher zu informieren, l\u00f6ste die Friedhofsverwaltung die Gr\u00e4ber vor einigen Jahren auf. \r\nSeit August 2020 erinnert ein Denkmal an die beiden jungen M\u00e4nner, die bei einem rassistisch motivierten \"Brandanschlag auf eine Unterkunft von Gefl\u00fcchteten in der Halskestra\u00dfe\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/86 get\u00f6tet worden waren. Es war der erste polizeilich dokumentierte rassistische Mord in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945. \r\nAn der Stelle der Unterkunft f\u00fcr Gefl\u00fcchtete im Industriegebiet befindet sich heute ein Hotel. Nichts erinnert dort an die Tat der _Deutschen Aktionsgruppen_, einer rechtsextremen Terrorgruppe um Manfred Roeder.","title":"Endlich ein Erinnerungsort","updated_at":"2021-01-09T18:50:54Z","url":"https://inihalskestrasse.blackblogs.org/","user_id":94,"zip":"22119","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/110","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Wunderbrunnen 12","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"\r\n\r\np(caption). Billy, Pax und Hemnes - bei Ikea gibt es viel Holz f\u00fcr wenig Geld. Rund 12.320.000 Kubikmeter hat der M\u00f6belriese im vergangenen Jahr verkauft. plusminus wollte wissen, woher das Holz stammt. ARD-Sendung plusminus vom 2. November 2011\r\n\r\nEin gro\u00dfer Teil der M\u00f6belh\u00f6lzer stammt aus dem hohen Norden Russlands, wie die sehr feinen Jahrringe verraten. Im k\u00fchlen Klima nahe des Polarkreises wachsen die B\u00e4ume nur sehr langsam. 300.000 Hektar Naturwald hat die Ikea-Tochter Swedwood allein in Karelien gepachtet. Seitdem geht es dem Wald an den Kragen, darunter viele bisher von der Holzindustrie unber\u00fchrte Fl\u00e4chen.\r\n\r\nTonnenschwere Erntemaschinen legen innerhalb von Sekunden die jahrhundertealten B\u00e4ume um. 800 St\u00fcck pro Tag rodet jedes der Unget\u00fcme, entastet die St\u00e4mme und stapelt sie f\u00fcr den Abtransport ins M\u00f6belwerk. Die fast mannshohen Reifen durchpfl\u00fcgen den weichen, sumpfigen Waldboden. Es wird Jahrzehnte dauern, bis er sich wieder davon erholt. Tagt\u00e4glich holzt Ikea weitere artenreiche Urwaldst\u00fccke ab. \u00d6de, leblose Kahlschl\u00e4ge machen sich \u00fcberall breit.\r\n\r\nh4. Kahlschlag mit dem \u00d6kolabel FSC\r\n\r\nIkea h\u00e4lt die Abholzung der borealen Urw\u00e4lder f\u00fcr \u201enachweislich verantwortungsvoll\". Der Konzern verweist auf das Siegel Forest Stewardship Council (FSC). Der Kahlschlag in Karelien ist mit dem \u00d6kolabel der Bonner Firma FSC International Center GmbH zertifiziert. FSC-Watch [1] kritisiert den Etikettenschwindel mit dem FSC-Label schon seit langem.\r\n\r\nbq. \u201eWir lassen 16\u201317 Prozent der besonders sch\u00fctzenswerten W\u00e4lder stehen, was weit \u00fcber den gesetzlichen und FSC-Anforderungen liegt\u201c,\r\n\r\nerkl\u00e4rt die Ikea-Sprecherin Josefin Thorell gegen\u00fcber Umweltsch\u00fctzern. \u201eWir haben schon viel erreicht, aber wir laufen uns gerade erst warm\", schw\u00e4rmt Steve Howard, Nachhaltigkeitschef des IKEA Konzerns.\r\n\r\nDie ARD Fernsehreportage \u201eIkea-M\u00f6bel: Holz aus Urw\u00e4ldern\u201c zeigt ein ganz anderes Bild. Und Umweltsch\u00fctzer kritisieren das FSC-Label schon seit langem. Die Standards werden in der Praxis nicht eingehalten, Hunderte von fragw\u00fcrdigen Zertifikaten sind die Folge, wie FSC-Watch seit Jahren dokumentiert. Auch in Skandinavien und in den Tropen werden unber\u00fchrte Urw\u00e4lder mit dem Segen des Labels von der Holzindustrie gepl\u00fcndert.\r\n\r\nAlexander Markovsky, Wald\u00f6kologe und Vorsitzender von SPOK [2] , einer Naturschutzorganisation im russischen Karelia, sagte im Mai 2012 in einem Interview: [3] \r\n\r\nbq. \"It seems to me that this situation has two sides. The first - a matter of saving the remnants of old-growth northern boreal forest (in Karelia). The second is that IKEA is lying in Sweden, so there is a need to meet with concerned citizens of Sweden to openly discuss the forests outside of Sweden.\"\r\n\r\nUnd nicht nur das Holz ist bei Ikea ein gro\u00dfes Problem: 40.000 Tonnen Palm\u00f6l verbraucht der Konzern pro Jahr vor allem f\u00fcr Kerzen, aber auch andere Artikel wie Geb\u00e4ck. F\u00fcr den Palm\u00f6l-Anbau rodet die Industrie die tropischen Regenw\u00e4lder. Aber auch daf\u00fcr wartet Ikea mit einem weiteren Gr\u00fcnwaschlabel auf, dem sogenannten \"Runden Tisch f\u00fcr nachhaltiges Palm\u00f6l (RSPO)\".\r\n\r\nDer Verein Rettet den Regenwald hat im Juni 2012 eine \"Online-Unterschriftenaktion\":https://www.regenwald.org/aktion/877/ikea-wohnst-du-noch-oder-zerstoerst-du-schon mit einem Offenen Brief an Ikea gestartet. Darin fordert er den Konzern auf, den Kahlschlag unverz\u00fcglich einzustellen. \r\n\r\nfn1. \"www.fsc-watch.org\":www.fsc-watch.org\r\n\r\nfn2. \"www.spok-karelia.ru\":http://spok-karelia.ru/en/\r\n\r\nfn3. \"www.protecttheforest.se/en/foereningsnytt/16-skyddsvaerd-skog/1385-ikeas-avverkningar-i-ryska-karelen\":http://protecttheforest.se/en/foereningsnytt/16-skyddsvaerd-skog/1385-ikeas-avverkningar-i-ryska-karelen","created_at":"2012-07-04T10:01:28Z","creator":"Rettet den Regenwald e.V.","district":"Schnelsen","geo_relation":"Russland","id":64,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.64646","layer_id":7,"lon":"9.927644","place":"M\u00f6belhaus Ikea","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Ikea pachtet W\u00e4lder und soll dort Raubbau betreiben","teaser":"F\u00fcr 129 Euro wird der Ikea-Holztisch Modell Jokkmokk mit vier St\u00fchlen angeboten. \u201eMassive Kiefer; ein Naturmaterial, das wundersch\u00f6n altert.\u201c schreibt Ikea dazu. 100 Millionen M\u00f6belst\u00fccke verkauft der Konzern pro Jahr in seinen Einrichtungsh\u00e4usern rund um den Globus. Der Holzbedarf ist mit \u00fcber 12 Millionen Kubikmetern entsprechend gigantisch. Den Preis zahlt die Natur, sagt der Verein Rettet den Regenwald.","title":"Wohnst Du schon oder zerst\u00f6rst Du noch?","updated_at":"2020-12-29T18:20:06Z","url":"","user_id":3,"zip":"22457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/64","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Halskestra\u00dfe 67","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Der Papst fand Zeit, Herrn Huynh zu empfangen.\r\n\"Ich hatte doch so viel Geld f\u00fcr die Missionsarbeit gesammelt\", sagt Herr Huynh, weist auf ein Foto an der Wand, das ihn in Rom mit dem Papst zeigt, dann l\u00e4chelt er. Doch es h\u00e4tte nicht viel gefehlt, und diese Begegnung w\u00e4re nie zustande gekommen. Es h\u00e4tte nicht viel gefehlt, und Herr Huynh, der gl\u00e4ubige Katholik, w\u00e4re in der Nacht vom 21. auf den 22. August 1980 in Hamburg ums Leben gekommen. Und mit ihm seine beiden \u00e4lteren Kinder, die damals in den Stockbetten lagen und fest schliefen, w\u00e4hrend ihr Vater zum Gl\u00fcck wach am Tisch sa\u00df und Zeitungen aus der Heimat las. \r\n\r\nbq. \"Da war pl\u00f6tzlich im Nebenzimmer so ein Knall\", \r\n\r\nerz\u00e4hlt Tho\u00e2ng Huynh und l\u00e4chelt nun nicht mehr: \"Ich hab mir nichts dabei gedacht.\" Aber dann sei da mit einem Mal Rauch gewesen, als er auf den Flur trat, um nachzuschauen. Huynh schenkt erst mal Tee nach.\r\n\r\nTho\u00e2ng Huynh war fr\u00fcher Lehrer, Lehrer an einer katholischen Schule im S\u00fcden Vietnams. Dann kam die Tet-Offensive 1968. Er wurde zur Armee eingezogen, er k\u00e4mpfte gegen die Nordvietnamesen, gegen den Vietcong. Nach deren Sieg kam Huynh in ein Umerziehungslager, wurde erst Jahre sp\u00e4ter wieder freigelassen. Er wollte nicht in diesem Land leben, das nun Volksrepublik Vietnam hie\u00df. Er nahm zwei seiner vier Kinder, seine Frau die anderen beiden; auf unterschiedlichen Wegen begaben sie sich m\u00f6glichst unauff\u00e4llig mit ein klein wenig Gep\u00e4ck an die K\u00fcste, in die N\u00e4he des Strandes. Wie Tausende, wie Zehntausende, wie am Ende Hunderttausende ihrer Landsleute wollten auch sie sich in ein kleines, kaum seet\u00fcchtiges Boot setzen, um die internationalen Gew\u00e4sser zu erreichen, wo die gro\u00dfen Handelsschiffe fuhren. Huynhs Frau wurde von einer Polizeistreife angehalten und zur\u00fcckgeschickt. Ihr Mann und seine beiden S\u00f6hne aber bestiegen eines der Boote. Sie trieben hinaus ins offene Meer, wo sie zum Gl\u00fcck auf das Hilfsschiff Cap Anamur des Friedensaktivisten Rupert Neudeck trafen, das sie aus dem Wasser fischte.\r\n\r\n\"Die Bundesrepublik nahm nicht wenige der Boatpeople auf.\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/100#fnr14 Auch der Stadtstaat Hamburg half. Die zust\u00e4ndige Sozialbeh\u00f6rde wandelte in der Halskestra\u00dfe, am \u00f6stlichen Hafenrand, eine ehemalige Unterkunft f\u00fcr Gastarbeiter in ein Wohnheim um. Viele B\u00fcrger spendeten. Ganz besonders engagierten sich die Redakteure und Leser der ZEIT. 221 Fl\u00fcchtlinge, M\u00e4nner, Frauen und Kinder, lebten im August 1980 in der Unterkunft. Direkt neben Tho\u00e2ng Huynh wohnten Ngoc Nguy\u00ean und Anh L\u00e2n D\u00f4, junge M\u00e4nner, Jugendliche fast noch.\r\n\r\nh4. \u00dcber den Anschlag findet sich in den Akten keine Zeile\r\n\r\nUnd dann kommt diese eine Nacht, in der pl\u00f6tzlich Rauch aus dem Nebenzimmer quillt. \r\n\r\nbq. \"Ich klopfe, weil die beiden schlafen. Ich rufe: 'Sofort aufmachen!'\", \r\n\r\nsagt Huynh. Doch die T\u00fcr ist von innen abgeschlossen. Nach einer Minute dreht sich der Schl\u00fcssel um: \"So kam er...\", sagt Huynh, und er streckt die Arme lang vor, l\u00e4sst sie leicht zittern. \"Ich nehme seine Hand - die Haut\", sagt er und zupft sich an den Unterarmen: \"Die hat so runtergehangen.\" Andere Bewohner kommen hinzu: Sie tragen einen zweiten Mann aus dem brennenden Zimmer. Huynh holt tief Luft: \r\n\r\nbq. \"Eine Stunde, so ungef\u00e4hr, dann kam die Feuerwehr.\" \r\n\r\nEine Stunde? Huynh l\u00e4chelt wieder: Heute hat ja jeder ein Handy, aber damals doch nicht! Und Deutsch konnten sie auch nicht. Irgendein Nachbar habe wohl die Feuerwehr alarmiert und die dann die Polizei: \"Am n\u00e4chsten Tag sehen wir am Haus in roter Farbe stehen: 'Ausl\u00e4nder raus!'\"\r\n\r\nNgoc Nguy\u00ean stirbt am Morgen, kurz nach neun, 22 Jahre ist er alt. Der 18-j\u00e4hrige Anh L\u00e2n D\u00f4 kommt mit schwersten Verbrennungen in ein Unfallkrankenhaus, das auf Brandverletzungen spezialisiert ist. \"Das alles war ein gro\u00dfer Schock, denn die Deutschen waren nett zu uns, immer nett\", sagt Huynh und findet langsam sein L\u00e4cheln wieder. Auch die Hamburger finden die Vietnamesen nett, sind aber manchmal \u00fcber deren so ganz anderes Wesen irritiert: \"Aufgrund der Mentalit\u00e4t der Fl\u00fcchtlinge gibt es kaum Hausbesuche, die unter zwei Stunden dauern: Erst nach vielem h\u00f6flichen Wortaustausch und Tee kann man zur Sache kommen\", ist in einem internen Bericht der Hamburger Sozialbeh\u00f6rde aus jenen Tagen zu lesen. Zu dem Brand enthalten die Akten seltsamerweise keine Notiz. Nicht einmal eine Auflistung der Beerdigungskosten oder eine Abrechnung \u00fcber die Renovierung des ausgebrannten Zimmers findet sich. Jemand aus der Beh\u00f6rde muss dann aber doch das Bed\u00fcrfnis gehabt haben, den Anschlag nicht ganz zu verschweigen - kommentarlos wurde zwischen beh\u00f6rdlichen Anweisungen und Quittungen \u00fcber M\u00f6belspenden ein Aufruf von Amnesty International zu einer Mahnwache abgeheftet: \"Es ist mehr als ein Menschenleben zu betrauern. Das Recht auf Asyl darf nicht ausgehebelt werden und in Fremdenfeindlichkeit ersticken.\"\r\n\r\nAnh L\u00e2n D\u00f4 stirbt neun Tage sp\u00e4ter. In der Zeitung finden Tho\u00e2ng Huynh und die anderen Nachbarn sein Foto. Einen Monat lang parkt ein Streifenwagen vor ihrer T\u00fcr. Angst h\u00e4tten sie gehabt, viel Angst. Konnten kaum schlafen. Andererseits geht das Leben weiter: den Deutschkurs besuchen, lesen lernen, einkaufen, kochen, sich in dem neuen Land zurechtfinden. Nach dem Anschlag gibt es f\u00fcr alle aus dem Heim ganz schnell eine Wohnung. Und endlich darf Huynhs Frau mit den beiden j\u00fcngeren Kindern nachkommen.\r\n\r\nh4. Keine Gedenktafel\r\n\r\nDas vierst\u00f6ckige Haus, aus dem Huynh damals auszog, ist heute ein Hotel. Nichts erinnert an die Augustnacht von 1980. Keine Inschrift, keine Tafel. \"Das kann man ja verstehen, das w\u00fcrde ich als Hotelier auch nicht machen\", sagt Hans-Ulrich Klose, der damals f\u00fcr die SPD Hamburgs Erster B\u00fcrgermeister war und der die Trauerrede f\u00fcr Ngoc Nguy\u00ean und Anh L\u00e2n D\u00f4 hielt.\r\n\r\nbq. \"Diese beiden jungen Menschen sind aus ihrer Heimat Vietnam zu uns gekommen in der Hoffnung, hier inmitten anderer Menschen ohne Furcht und in Frieden leben zu k\u00f6nnen\",\r\n\r\nso begann sie. \"Die Toten, um die wir trauern, mahnen uns\", so endete sie. Dazwischen spannte Klose einen Bogen von der Scham, die ihn angesichts dieses Anschlags erf\u00fclle, bis zu der Erinnerung daran, dass auch viele Deutsche ein Fl\u00fcchtlingsschicksal erlitten h\u00e4tten und w\u00fcssten, wie lebenswichtig Schutz und Sicherheit seien. 400 Trauerg\u00e4ste versammelten sich mit ihm vor den S\u00e4rgen der jungen M\u00e4nner und verloren sich danach in der Weite des riesigen \u00d6jendorfer Hauptfriedhofes im Osten Hamburgs. \"Komisch\", sagt Klose, der, in Breslau geboren, selbst ein Fl\u00fcchtlingskind ist, \"wenn ich mal den Rupert Neudeck treffe, reden wir eigentlich nie \u00fcber den Anschlag. Wir sind eben doch alle Verdr\u00e4ngungsk\u00fcnstler, wir Deutschen.\"\r\n\r\n\"Es war eine sch\u00f6ne Beerdigung, hinterher hat man uns \u00fcbersetzt, was gesprochen wurde\", sagt Tho\u00e2ng Huynh, der Altenpfleger wurde, der in diesem Beruf zwanzig Jahre lang arbeitete und den sie in Hamburgs vietnamesischer Gemeinde den \"General mit den wei\u00dfen Haaren\" nennen. Dabei war Huynh im Krieg nur Offizier.\r\n\r\nh4. Polizei schnappt die T\u00e4ter\r\n\r\nDie T\u00e4ter werden schnell gefasst. Tage zuvor war an der Autobahnauffahrt Thieshope nahe Hamburg auf ein gro\u00dfes Blechschild mit roter Farbe ebenfalls \"Ausl\u00e4nder raus!\" gepinselt worden. Eine Autofahrerin hatte einen Mann und eine Frau beobachtet und sich das Autokennzeichen notiert. Die Polizei musste diesmal nur eins und eins zusammenz\u00e4hlen, und sie schaffte es auch.\r\n\r\nVerhaftet werden am 1. September 1980 in Hannoversch M\u00fcnden der 50-j\u00e4hrige Werkmeister Raymund H\u00f6rnle aus dem w\u00fcrttembergischen Kirchheim unter Teck und die 24-j\u00e4hrige Radiologie-Assistentin Sibylle Vorderbr\u00fcgge aus Bremerhaven, au\u00dferdem der 50-j\u00e4hrige Hals-Nasen-Ohren-Arzt Heinz Colditz, der auch aus Kirchheim stammt: Mitglieder der \"Deutschen Aktionsgruppen\" des Frankfurter Juristen Manfred Roeder, der gleichfalls in Haft kommt.\r\n\r\nRoeder, Jahrgang 1929 und Napola-Sch\u00fcler, ist seit Langem in der Naziszene aktiv. Er sieht sich als Erben des Hitler-Nachfolgers Karl D\u00f6nitz. Er veranstaltet 1975 einen \"Reichstag\" in Flensburg und nennt sein Anwesen im nordhessischen Schwarzenborn \"Reichshof\"; seine Zulassung als Anwalt verliert er. Mehrfach wird er wegen Verleumdung, wegen der Verunglimpfung Verstorbener sowie Volksverhetzung angeklagt und meist verurteilt; 1978 geht er f\u00fcr knapp zwei Jahre in den Untergrund. Reist nach Nord- und S\u00fcdamerika, kommt heimlich zur\u00fcck und wird mal hier, mal dort versteckt. F\u00e4hrt im Januar 1980 in den Nahen Osten, versucht vergeblich, im neuen Iran des Ajatollah Chomeini Asyl zu erhalten. Bem\u00fcht sich um Kontakte zu Pal\u00e4stinensergruppen wie der PLO, die aber nichts mit ihm anfangen k\u00f6nnen, was seinen Ehrgeiz anstachelt: Dann m\u00fcsse man der Welt eben zeigen, dass es in Deutschland einen bewaffneten, arischen Widerstand gebe, und \u00fcberhaupt helfe jetzt nur noch Gewalt! Roeder verschickt eine Todesliste, darauf stehen die Namen von Beate Klarsfeld, Theo Sommer, Heinz Galinski, Marion Gr\u00e4fin D\u00f6nhoff, Willy Brandt, Franz Josef Strau\u00df...\r\n\r\nDr. med. Heinz Colditz, Sibylle Vorderbr\u00fcgge und Raymund H\u00f6rnle gestehen sofort, zu Roeders Gruppe zu geh\u00f6ren. H\u00f6rnle hat Colditz bei einem Besuch in dessen Kirchheimer Praxis kennengelernt; auch Vorderbr\u00fcgge, die mit Colditz\u2019 Tochter im selben Krankenhaus arbeitete, wurde von dem Arzt angeworben. \u00dcber ihn lernte sie Roeder kennen. Roeder selbst streitet alles ab. Will von nichts gewusst haben und wenn, dann nichts Konkretes. Tats\u00e4chlich ist er selbst an keinem der Orte gewesen, wo Sprengk\u00f6rper detonierten oder Brands\u00e4tze z\u00fcndeten. Er hat andere gefunden, die das f\u00fcr ihn erledigten. \"Heute\", notiert er am 22. August 1980 feierlich in seinen Taschenkalender, \"hat Deutschlands Befreiung begonnen. Der Funke ist \u00fcbergesprungen.\"\r\n\r\nColditz, H\u00f6rnle und Vorderbr\u00fcgge k\u00f6nnen sich bei ihren Fahrten in der ersten Jahresh\u00e4lfte 1980 quer durch die Bundesrepublik auf Gleichgesinnte verlassen, auf Freunde, Verwandte. Mal stellt ihnen jemand eine Wohnung zur Verf\u00fcgung oder leiht ihnen Geld. Dann wieder l\u00e4uft ein ortskundiger \"Kamerad\" mit ihnen nachts durch eine Stadt, um eine Asylunterkunft auszukundschaften, vor der sie eine Bombe deponieren k\u00f6nnen - einmal ist es eine befreundete Kinderg\u00e4rtnerin, die wei\u00df, was die Gruppe vorhat, und die anbietet, gleich mitzumachen. Das Trio verf\u00fcgt \u00fcber ein Netzwerk, wie man heute sagt. Nur dass sie zwischenzeitlich kein Schwarzpulver mehr auftreiben k\u00f6nnen, um ihre Sprengk\u00f6rper zu f\u00fcllen, setzt ihnen zu. Aber H\u00f6rnle hat das Buch des Schweizer Obersten Hans von Dach gelesen: Der totale Widerstand \u2013 Kleinkriegsanleitung f\u00fcr jedermann. Ausf\u00fchrlich ist darin beschrieben, wie man aus Getr\u00e4nkeflaschen Brands\u00e4tze baut.\r\n\r\nColditz muss sich um seine Praxis k\u00fcmmern, au\u00dferdem hat er im Gegensatz zu H\u00f6rnle und Vorderbr\u00fcgge Familie. Deshalb ziehen die beiden oft alleine los. Anfang August werfen sie Brandflaschen in die Fenster eines kleinen Hotels im schw\u00e4bischen Leinfelden, in dem jugendliche Fl\u00fcchtlinge aus Eritrea untergebracht sind. Auch in L\u00f6rrach attackieren sie ein Fl\u00fcchtlingsheim.\r\n\r\nh4. Anschlag auf die Janusz Korczak Schule\r\n\r\nAm 21. August 1980 fahren sie in Richtung Norden, wo sie im April, zusammen mit Colditz, schon einmal waren: In Hamburg versuchten sie, eine Schule anzuz\u00fcnden, weil sie nach Janusz Korczak benannt worden war, dem ber\u00fchmten polnisch-j\u00fcdischen P\u00e4dagogen, der 1942 die ihm anvertrauten j\u00fcdischen Kinder auf dem Weg in die Gaskammer begleitet hatte. Jetzt wollen sie nach Flensburg, dort soll irgendein Filmprojekt f\u00fcr Manfred Roeder auf den Weg gebracht werden. Mit dem Familienvater Roeder hat Sibylle Vorderbr\u00fcgge seit L\u00e4ngerem ein Verh\u00e4ltnis, in ihrem Tagebuch nennt sie ihn \"meinen Arminius\" und notiert: \"Ich m\u00f6chte ihm doch beweisen, da\u00df ich stark bin, da\u00df ich die Thusnelda werden will, die er in mir sieht und die er braucht.\"\r\n\r\nBeim Tanken in Hamburg kaufen sie das Hamburger Abendblatt, fahren weiter, H\u00f6rnle am Steuer. Sibylle Vorderbr\u00fcgge auf dem Beifahrersitz st\u00f6\u00dft auf einen interessanten Artikel: 19 Roma und Sinti sowie zehn Afghanen seien aus einem Fl\u00fcchtlingslager bei Fulda \u00fcberraschend nach Hamburg abgeschoben worden und w\u00fcrden dort in einem Wohnheim untergebracht. Die \"Ver\u00e4rgerung\" \u00fcber die Umsiedlung, so schreibt das Blatt, sei gro\u00df, da Hamburg \"derzeit schon mit 9000 Asylbewerbern \u00fcberlastet ist. Jeden Monat kommen 400 bis 500 dazu. [...] 1.500 Asylbewerber bezogen inzwischen auf Staatskosten in Hotels und Pensionen Quartier.\" Als Adresse ist genannt: die Halskestra\u00dfe.\r\n\r\nAn der n\u00e4chsten Tankstelle halten H\u00f6rnle und Vorderbr\u00fcgge an, sie telefonieren mit Roeder. Bei Gleichgesinnten in Hamburg-Barmbek kommen sie unter. Am sp\u00e4ten Abend stehen die beiden vor dem Wohnheim. Viele Fenster sind noch erleuchtet, viele Bewohner noch wach, wie Tho\u00e2ng Huynh, es ist ja Sommer, auch wenn es drau\u00dfen gerade recht heftig regnet.\r\n\r\nH\u00f6rnle und Vorderbr\u00fcgge haben den Wagen, den man ihnen geborgt hat, nur 100 Meter entfernt geparkt. Sibylle Vorderbr\u00fcgge hat sich au\u00dferdem schwarze Str\u00fcmpfe geliehen, sonst bevorzugt sie Tracht, mit dazu passenden wei\u00dfen Kniestr\u00fcmpfen.\r\n\r\nEs braucht ein bisschen, bis die Putzwolle brennt, die in eine der Benzinflaschen f\u00fchrt. Dann entscheiden sich die beiden f\u00fcr das Fenster im Hochparterre, hinter dem es dunkel ist und wo keine Schatten zu sehen sind. Sie nehmen drei Einliterflaschen, die sie nacheinander werfen. Sie wollen nicht, dass es wieder nur so einen geringen Sachschaden gibt wie bei ihrem ersten Brandanschlag in Leinfelden, wo das Feuer recht schnell gel\u00f6scht werden konnte.\r\n\r\nAm 19. Januar 1982 beginnt in Stuttgart-Stammheim der Prozess gegen die Gruppe. Die Anklage lautet auf Bildung einer terroristischen Vereinigung. Verhandelt werden neben dem Doppelmord in der Halskestra\u00dfe und den anderen Taten auch noch Anschl\u00e4ge auf eine Auschwitz-Ausstellung im Rathaus von Esslingen sowie auf den \u00f6rtlichen Landrat, den Schirmherrn der Ausstellung.\r\n\r\nRoeder und seine Gruppe sind nicht die einzigen Rechtsterroristen jener Jahre: Uwe Behrendt, Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann, t\u00f6tete im Dezember 1980 in Erlangen den j\u00fcdischen Verleger Shlomo Levin und dessen Lebensgef\u00e4hrtin Frieda Poeschke \u2013 die Polizei suchte den T\u00e4ter zun\u00e4chst unter den Mitgliedern der j\u00fcdischen Gemeinde. Frank Schubert von der Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands erschoss am Heiligabend zwei Schweizer Grenzpolizisten. Auf dem Oktoberfest z\u00fcndete zuvor der Student Gundolf K\u00f6hler, der Kontakte zur Wehrsportgruppe Hoffmann hatte, eine Rohrbombe, die ihn selbst und 13 Passanten in den Tod riss - die Polizei vermutete zun\u00e4chst Linksterroristen hinter dem Blutbad. Und w\u00e4hrend der Stuttgarter Prozess noch l\u00e4uft, erschie\u00dft in N\u00fcrnberg der Rechtsradikale Helmut Okner drei Ausl\u00e4nder, br\u00fcllt: \"Es lebe der Nationalsozialismus!\", und begeht Selbstmord.\r\n\r\nEs gibt Hinweise, dass H\u00f6rnle und Vorderbr\u00fcgge Gundolf K\u00f6hler zumindest gekannt haben. Dass zudem Verbindungen existierten zu dem Uelzener F\u00f6rster Heinz Lembke, der in der L\u00fcneburger Heide verschiedene Waffendepots anlegte - darunter 50 Panzerf\u00e4uste, 260 Handgranaten, dazu kistenweise Munition und chemische Kampfstoffe. Und der sich am 1. November 1980 in L\u00fcneburg in der Untersuchungshaft erh\u00e4ngte, statt wie angek\u00fcndigt am n\u00e4chsten Tag vor dem Staatsanwalt auszupacken.\r\n\r\nAm 28. Juni 1982 wird Manfred Roeder in Stuttgart als R\u00e4delsf\u00fchrer zu 13 Jahren Haft verurteilt, von denen er wegen guter F\u00fchrung nur acht Jahre abzusitzen braucht. Colditz kommt mit sechs Jahren davon. F\u00fcr H\u00f6rnle und Vorderbr\u00fcgge lautet das Urteil unter anderem wegen Mordes jeweils lebenslang. Der Bundesgerichtshof kassiert das Urteil gegen Vorderbr\u00fcgge. In einem zweiten Verfahren wird sie 1984 zu nunmehr zw\u00f6lf Jahren Haft verurteilt. Strafmildernd erkennt das Gericht an, dass es sich bei ihr um eine hochneurotische und autorit\u00e4tsh\u00f6rige Pers\u00f6nlichkeit handele, die sich in einem Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnis zu Roe- der befunden habe. Daher sei ihr \"Hemmungsverm\u00f6gen\" bei allen Taten eingeschr\u00e4nkt gewesen; au\u00dferdem bereue sie glaubhaft ihre Taten.\r\n\r\nDie Gr\u00e4ber von Ngoc Nguy\u00ean und Anh L\u00e2n D\u00f4 auf dem \u00d6jendorfer Friedhof sind l\u00e4ngst aufgegeben. Vorderbr\u00fcgge und auch H\u00f6rnle haben ihre Haftstrafen mittlerweile abgesessen; f\u00fcr H\u00f6rnle wurden es 17 Jahre. Die beiden, wie auch Heinz Colditz, sind nicht wieder in der rechten Szene aufgetaucht. Sibylle Vorderbr\u00fcgge ist heute 56 Jahre alt, Raymund H\u00f6rnle 82, falls er noch lebt.\r\n\r\nManfred Roeder hingegen hat weitergemacht, hat Pl\u00e4ne verfolgt, bei K\u00f6nigsberg deutschst\u00e4mmige Familien anzusiedeln, und hat 1997 in Mecklenburg-Vorpommern f\u00fcr die NPD kandidiert. Zwei Jahre zuvor lud ihn die F\u00fchrungsakademie der Bundeswehr in Hamburg zu einem Vortrag ein; die Sache wurde publik, der Skandal war gro\u00df. 2003 kamen auf seinem \"Reichshof\" Mitglieder des \"Gau Th\u00fcringen\" zu Besuch. Zuletzt stand Roeder 2010 wegen Volksverhetzung vor Gericht.\r\n\r\nTho\u00e2ng Huynh sitzt neben seiner Frau und zeigt stolz auf das Familienfoto an der Wand, auf dem seine Kinder sich mit ihren Partnern aufgereiht haben und wiederum ihre Kinder so halten, dass sie in die Kamera schauen. Auch wenn Huynh jeden Morgen ins Internet geht, vietnamesische Zeitungen liest, vietnamesisches Radio h\u00f6rt \u2013 die alte Heimat hat er nie wieder besucht. Er weist auf seine Frau, die verlegen den Kopf halb zur Seite dreht, und legt sich die rechte Hand auf seine Brust: \r\n\r\nbq. \"Wir beide sind heute zu 80 Prozent Vietnamesen und zu 20 Prozent Deutsche. Unsere Kinder sind zu 80 Prozent deutsch und zu 20 Prozent vietnamesisch. Und unsere Enkelkinder sind 100 Prozent deutsch.\"\r\n\r\nEr l\u00e4chelt - nein, er strahlt. So sei es, und so sei es gut.","created_at":"2012-11-12T21:37:27Z","creator":"Frank Keil","district":"Billbrook","geo_relation":"Vietnam","id":86,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/86/Bild_Webmap.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/86/thumb_Bild_Webmap.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/86/mini_Bild_Webmap.jpg"}},"image_credit":"privat, 2015","lat":"53.51590","layer_id":3,"lon":"10.09289","place":"Ehemalige Unterkunft f\u00fcr Gefl\u00fcchtete in der Halskestra\u00dfe","public":true,"published_at":null,"source":"Keil, Frank: Anschlag auf Fl\u00fcchtlinge. Der blanke Hass. In: Zeit Online, 24.02.2012. Mit freundlicher Genehmigung von Frank Keil und der Zeit Online-Redaktion ","subtitle":"Anschlag auf Gefl\u00fcchtete ","teaser":"\"Ausl\u00e4nder raus!\" Schon einmal zog ein rechtsradikales Terror-Trio durch Deutschland: Zwei M\u00e4nner und eine Frau. 1980 starben bei einem Anschlag der Gruppe in Hamburg zwei Gefl\u00fcchtete aus Vietnam. \r\n","title":"Der blanke Hass","updated_at":"2020-12-27T22:51:45Z","url":"http://www.zeit.de/2012/09/Anschlag-1980","user_id":3,"zip":"22113","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/86","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Seilerstra\u00dfe 42","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Marie Nejar wuchs bei ihrer Gro\u00dfmutter auf St. Pauli auf. Ihren Vater, einen Schiffssteward, sah sie nur, wenn er im Hafen festmachte.Als Marie Nejar zehn Jahre alt war, starb ihre Mutter. Sie verblutete, weil ihr nach einer verungl\u00fcckten Abtreibung kein Krankenhaus helfen wollte.\r\n\r\nNach ihrer Schlagerkarriere, mit 27 Jahren, machte Marie Nejar in Rissen eine Ausbildung zur Krankenschwester. Bis zur Rente arbeitete sie in verschiedenen H\u00e4usern, zuletzt im Universit\u00e4tskrankenhaus Eppendorf. Sie lebt heute in Eimsb\u00fcttel, unweit entfernt von jenem Stadtteil, in dem sie als dunkelh\u00e4utiges Kind den Rassenwahn der Nazis \u00fcberlebte. An diesem Freitag, den 20. M\u00e4rz, wird sie 85 Jahre alt.\r\n\r\n*Frau Nejar, haben sich Menschen auf dem Kiez weniger vom Nationalsozialismus beeinflussen lassen als anderswo?*\r\n\r\nMARIE NEJAR: Ich glaube schon. Die Leute auf St. Pauli waren h\u00f6chstwahrscheinlich etwas toleranter. Ausl\u00e4nder waren durch den Hafen bekannt. Man sah schwarze Matrosen, man sah Japaner, Chinesen. Und ich war ein kleines Kind. Das macht auch etwas aus. Ich habe \u00fcberleben k\u00f6nnen, weil mich die Leute gesch\u00fctzt haben, besonders in meiner Schule.\r\n\r\n*Wie hat sich das gezeigt?*\r\n\r\nNEJAR: Als die Kinder der Seilerstra\u00dfe wegen den Bombensch\u00e4den zu uns in die Schule Taubenstra\u00dfe evakuiert wurden, sollte ich einer Dame Unterlagen meiner Lehrerin bringen. Als diese mich sah, schrie sie sofort auf: \"Was willst du hier? Hat deine Lehrerin keine andere Sch\u00fclerin? Muss sie dich schicken?\" Meine Lehrerin ist dann selber zu ihr gegangen und kehrte \u2013 knallrot im Gesicht \u2013 zur\u00fcck.\r\n\r\n*Was hat sie gesagt?*\r\n\r\nNEJAR: Sie hat mich getr\u00f6stet: Ich geh\u00f6re hierher, ich sei kein M\u00e4dchen, das Schande mache. Ich hatte Angst um die Lehrerin und nat\u00fcrlich auch um mich. Die Frau aus der Seilerstra\u00dfe, die mich so hasste, hatte zu der Zeit ja Recht: In den Augen der Nazis geh\u00f6rte ich einer \"minderwertigen Rasse\" an. Was, wenn die zum Direktor geht? Er h\u00e4tte mich der Schule verweisen k\u00f6nnen. Das ist aber nicht passiert \u2013 und daran sehe ich, was f\u00fcr eine tolle Schule ich hatte.\r\n\r\n*Wurde Ihnen im Alltag bewusst, welche Folgen die Rassengesetze der Nazis f\u00fcr sie haben k\u00f6nnten?*\r\n\r\nNEJAR: Lange Zeit waren sie f\u00fcr mich abstrakt. Aber als ich an Scharlach erkrankt war, verstand ich, was sie bedeuteten. Eigentlich h\u00e4tte ich ins Krankenhaus gemusst. Aber unser j\u00fcdischer Hausarzt Doktor Blumenthal warnte uns vor den Zwangssterilisationen, die mir dort h\u00e4tten widerfahren k\u00f6nnen. Er kam stattdessen jeden Morgen und jeden Abend in unsere Wohnung, um nach mir zu sehen und mir Medikamente zu verabreichen. Was aus ihm geworden ist, wei\u00df ich nicht. Monate sp\u00e4ter war das Schild an seiner Haust\u00fcre abmontiert.\r\n\r\n*Gab es weitere solche Situationen?*\r\n\r\nNEJAR: Eine andere Sache war, dass mein Lehrer mir keinen Geigenunterricht mehr geben durfte. Er hatte mich und ein blondes M\u00e4dchen f\u00fcr eine Auff\u00fchrung im Tropeninstitut in der heutigen Bernhard-Nocht-Stra\u00dfe ausgew\u00e4hlt. Es war Weihnachten, wir haben dort mit den Soldaten Lieder gesungen. Uns wurde daf\u00fcr ein Mittagessen versprochen. Darauf haben wir uns unheimlich gefreut. Nach fast anderthalb Stunden haben uns die Professoren und Direktoren pl\u00f6tzlich rausgeschmissen. \"Gerda, jetzt haben wir ja nur ein paar Kekse in der Hand, aber kein Mittagessen bekommen\", sagte ich. Erst sp\u00e4ter haben wir erfahren, dass mein Lehrer Schwierigkeiten bekommen hatte, weil er uns beide zusammen hatte auftreten lassen.\r\n\r\n*Gab es Anzeigen gegen Sie oder Ihre Gro\u00dfmutter?*\r\n\r\nNEJAR: Ja, wir haben aber erst nach dem Krieg davon erfahren. Meine Gro\u00dfmutter war eine gro\u00dfe Hitler-Gegnerin. Es gab Nachbarn, die meine Gro\u00dfmutter nicht nur deshalb ablehnten, sondern auch, weil sie einen schwarzen Mann gehabt hatte. Auch ich hatte immer wieder Schwierigkeiten. Ich brauchte nur eine andere Umgebung, dann ging es schon wieder los mit den Spr\u00fcchen \u00fcber mein Aussehen.\r\n\r\n*Warum haben die Anzeigen f\u00fcr Sie keine unmittelbaren Folgen gehabt?*\r\n\r\nNEJAR: Ich hatte das Gl\u00fcck, dass die Polizisten auf der Davidwache mich von klein auf kannten. Sie haben entweder nur so getan, als w\u00fcrden sie die Anzeige aufnehmen oder die Akten einfach immer wieder nach unten gelegt.\r\n\r\n*Wie haben Sie das erfahren?*\r\n\r\nNEJAR: Das hat mir meine Gro\u00dfmutter nach dem Krieg erz\u00e4hlt. Und sie wiederum hat es von einem Beamten erfahren. Manche der Polizisten haben meine Gro\u00dfmutter auch immer wieder gewarnt. \r\n\r\n*Sie haben die Schule 1944 abgeschlossen und dann in einer Keksfabrik gearbeitet. Wie ist es dazu gekommen?*\r\n\r\nNEJAR: Eigentlich hatte meine Gro\u00dfmutter mich zur Handelsschule angemeldet, aber das wurde abgelehnt. Es hie\u00df, ich h\u00e4tte in die Munitionsfabrik zu gehen. Dort sagte der Chef aber, dass er mit einem Kind nichts anfangen k\u00f6nne. Ich war 14 Jahre alt, sah aber aus wie eine 12-J\u00e4hrige. Beim Arbeitsamt haben sie mich dann zur Arbeit in einer Keksfabrik verpflichtet. Anderthalb Jahre habe ich das gemacht.\r\n\r\n\r\n\r\n*Haben Sie f\u00fcr diese Zwangsarbeit sp\u00e4ter eine Entsch\u00e4digung bekommen?*\r\n\r\nNEJAR: Nein, \u00fcberhaupt nicht. Ich habe mich nicht informiert. Eigentlich h\u00e4tte meine Oma aber eine Entsch\u00e4digung verdient. Sie hatte immer die gr\u00f6\u00dfte Arbeit und die meisten Schwierigkeiten.\r\n\r\n*Wie haben Sie das Kriegsende vor fast 70 Jahren erlebt?*\r\n\r\nNEJAR: Ich hatte eine gut gelaunte Gro\u00dfmutter! Hamburg wurde an die Briten \u00fcbergeben und damit war f\u00fcr uns der Krieg zu Ende. Es war eine unheimliche Stille. Man h\u00f6rte aber auch Schluchzen. Der Nachbar von gegen\u00fcber, der uns bei den f\u00fcrchterlichen Bombenangriffen in seinen Keller geholt hatte, stand am Fenster und weinte. Ich winkte ihm zu. Dass er auch ein Nazi war, hatte ich gar nicht gewusst. Am n\u00e4chsten Tag war er tot, er hatte sich das Leben genommen.\r\n\r\n*Die Nationalsozialisten haben vielen Deutschen, die nicht in die gew\u00fcnschte \"Volksgemeinschaft\" passten, die Staatsb\u00fcrgerschaft entzogen. Wie war es bei ihnen?*\r\n\r\nNEJAR: Ich hatte immer die deutsche Staatsb\u00fcrgerschaft. Trotzdem sagte meine Gro\u00dfmutter nach dem Krieg, dass ich nun staatenlos sei. Sie hatte immer so wunderbare Ideen. Mit den Papieren ihres verstorbenen Mannes aus Martinique gingen wir zum franz\u00f6sischen Konsulat. Mein Mund stand offen \u2013 was sollte das denn? Ehe ich mich versah, war ich Franz\u00f6sin.\r\n\r\n*Was hat sich dadurch f\u00fcr Sie ver\u00e4ndert?*\r\n\r\nNEJAR: Nicht viel, da ich f\u00fcr Deutschland eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekommen hatte. Beruflich spielte das gar keine Rolle. Ich durfte nur nicht in Deutschland w\u00e4hlen. Alle paar Jahre habe ich im franz\u00f6sischen Konsulat irgendwo auf dem Stimmzettel meine Kreuze gemacht \u2013 ich verstand ja kein Franz\u00f6sisch.\r\n\r\n*Haben Sie sich wieder einb\u00fcrgern lassen?*\r\n\r\nNEJAR: Ja, das hat aber gedauert. Als ich mich ein paar Jahrzehnte sp\u00e4ter beworben habe, hie\u00df es, ich m\u00fcsste ein ganzes Monatsgehalt daf\u00fcr hinlegen. Da bin ich doch lieber noch Franz\u00f6sin geblieben. Erst als ich 1990 Rentnerin wurde, kostete es weniger. F\u00fcr 100 D-Mark hab ich es dann gemacht.\r\n\r\n*Was bedeutet das f\u00fcr Sie?*\r\n\r\nNEJAR: Ich bin jetzt wieder Deutsche, eine Afro-Deutsche. Wobei ich mit Afrika im Grunde gar nichts im Sinn habe. Ich bin total deutsch, ich war weder in Afrika noch in der Karibik, wo mein Gro\u00dfvater geboren ist. Aber den meisten Menschen kann ich das nicht klar machen. Alle sehen in mir immer das Exotische und nicht das Deutsche. Ja, das ist das Leben.\r\n\r\n*Machen Sie immer noch negative Erfahrungen wegen Ihres Aussehens?*\r\n\r\nNEJAR: Ja, das kommt vor. Neulich zeigten zwei \u00e4ltere Damen auf mich und sagten \"Guck mal, da geht unsere Rente\". Sie waren offensichtlich der \u00dcberzeugung, dass mir kein Geld zustehen w\u00fcrde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit dem Rassismus irgendwann einmal zu Ende geht. Es gibt immer etwas, wo Leute sagen, die Ausl\u00e4nder sind schuld. Ich habe aber in meinem Leben immer versucht, das nicht an mich herankommen zu lassen. Ich f\u00fchle mich in Deutschland wohl. 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Marie Nejar wurde 1930 als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers geboren. Kurz vor Hitlers Machtergreifung. Mit der fr\u00fcheren Schule in der Seilerstra\u00dfe (heute Hamburger Schulmuseum) verbindet sie ein sehr schmerzhaftes Erlebnis, aber auch die Erfahrung von Trost und Unterst\u00fctzung.","title":"Marie Nejar auf St. Pauli","updated_at":"2015-12-07T11:57:52Z","url":"http://www.zeit.de/hamburg/stadtleben/2015-03/marie-nejar-afro-deutsche-kindheit-nationalsozialismus","user_id":72,"zip":"20359","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/105","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Englische Planke 1","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"\u201eWir geben nicht auf. Auch wenn wir weg sollen, so bleiben wir trotzdem hier\u201c, betonte Isen Asanovski am 18. September 2015 den Durchhaltewillen der Romafamilien, welche die Hauptkirche St. Michaelis besetzt hatten. Auf einer improvisierten Pressekonferenz musste er zuerst eine Zeitungsente dementieren, wonach die Romafamilien bereits wenige Stunden nach der Besetzung der evangelischen Hauptkirche aufgegeben h\u00e4tten. Es war eine sehr asymmetrische Pressekonferenz: W\u00e4hrend Romaaktivist_innen ihre gesamte Biografie in die Waagschale warfen, an die rassistische Verfolgung und versuchte Vernichtung der gesamten Minderheit w\u00e4hrend des Nationalsozialismus erinnerten, lie\u00dfen sich die Journalist_innen, von denen keiner nur mit einer Duldung in Deutschland leben muss, kurz erkl\u00e4ren, warum die Roma den Michel besetzt haben. W\u00e4hrenddessen schritt dahinter ein frohen Mutes in die Zukunft schauendes Brautpaar auf das Kirchenportal zu. Der Michel auf St. Pauli mit seinem \"sch\u00f6nen Kupferdach\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/12 ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern begehrt f\u00fcr kirchliche Trauungen und Taufen, gerade bei bessergestellten Hanseat_innen. \r\n\r\nAn einem Donnerstagnachmittag entrollte die unauff\u00e4llig in die Kirche gelangte Gruppe \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg \u2013 Vereinigte Roma Hamburg\u201c Transparente im Kirchenschiff und erkl\u00e4rte den Michel f\u00fcr besetzt. Sie forderten einen sofortigen Abschiebestopp in den Balkan sowie ein Bleiberecht f\u00fcr ihre Familien. Vom Turm wehte f\u00fcr mehrere Stunden weithin sichtbar ein Transparent: \u201eAlle Bleiben!\u201c, Unterst\u00fctzergruppen organisierten Solidarit\u00e4t.\r\n\r\nEsther Bejarano, Vorsitzende des Internationalen Auschwitz-Komitees, unterst\u00fctzt die Forderungen der Besetzenden: \u201eSelbstverst\u00e4ndlich bin ich daf\u00fcr, dass Deutschland so viel wie m\u00f6glich Fl\u00fcchtlinge aufnimmt.\u201c Ihre Schwester ist erschossen worden, weil die Schweiz sie nicht als Fl\u00fcchtling aufgenommen, sondern nach Nazideutschland zur\u00fcckgeschickt hat. \u201eAus diesem und vielen anderen Gr\u00fcnden bin ich daf\u00fcr, die Roma aufzunehmen\u201c, erkl\u00e4rte sie gegen\u00fcber dem Autor.\r\n\r\nh4. Demonstrationen, Besetzung und Solidarit\u00e4tsbekundungen\r\n\r\nBereits im Juli hat die Gruppe mit einem einw\u00f6chigen Protest vor der Hamburger Ausl\u00e4nderbeh\u00f6rde vergeblich versucht, gr\u00f6\u00dfere Aufmerksamkeit f\u00fcr ihre Forderungen zu erreichen. Aber auch eine Demonstration mit 600 Leuten, darunter viele Roma aus Asylunterk\u00fcnften und Erstaufnahmeeinrichtungen, f\u00fcr einen Abschiebestopp, wurde von der deutschen Bev\u00f6lkerung kaum beachtet. \r\n\r\nDabei war der Protest von \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg\u201c von vorneherein offen angelegt: Mit mehrsprachigen Aufrufen auf Serbokroatisch, Deutsch und Romanes wurden auch andere Fl\u00fcchtlinge angesprochen, ein Vertreter des als \"Lampedusa-Gruppe\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/95 bekannt gewordenen, seit drei Jahren um ein kollektives Bleiberecht k\u00e4mpfenden Zusammenschlusses \u00fcber Italien eingereister afrikanischer Fl\u00fcchtlinge hielt eine Rede.\r\n\r\nEbenso Peggy Parnass, deren Eltern von Deutschen als Juden im Konzentrationslager Treblinka ermordet wurden und die den Romaprotesten ihre Solidarit\u00e4t aussprach: \u201eWir werden zur Zeit Gott sei Dank nicht mehr abgeschlachtet\u201c, so die Autorin: \u201eAber diskriminiert, beiseitegeschoben, weg gedr\u00e4ngt. Immer noch, immer noch. Das hat Tradition. So darf es aber nicht bleiben!\u201c Danach ging es begleitet von Sprechch\u00f6ren \u201e1, 2, 3, 4, alle Roma bleiben hier\u201c und \u201eWe are here and we will fight, freedom of movement is everybodys right\u201c Richtung Hamburg-Altona.\r\n\r\nh4. Gef\u00e4hrlicher Mix aus Rassismus in der Bev\u00f6lkerungsmehrheit und staatlichen Institutionen\r\n\r\nZum Abschluss der Demonstration traten die Rapper Prince-H, K-Flow and Gipsys Evidence auf. Zwei der drei jungen Roma aus Essen wurden bereits einmal nachts zuhause abgeholt und in den Kosovo abgeschoben. Viele Roma aus Ex-Jugoslawien, die abgeschoben wurden, versuchen zur\u00fcckzukehren nach Deutschland. Denn die sogenannten \u201esicheren Herkunftsl\u00e4nder\u201c sind nicht sicher f\u00fcr Roma: \u201eEs herrscht ein gef\u00e4hrlicher Mix aus Rassismus aus den Bev\u00f6lkerungsmehrheiten und den staatlichen Institutionen\u201c, so \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg\u201c in einer Erkl\u00e4rung: \u201eDer Zugang zu Arbeitspl\u00e4tzen, Bildung und zur Gesundheitsversorgung ist weitestgehend versperrt.\u201c Immer wieder geht es auch bei der Besetzung des Michel darum, Deutschen zu erkl\u00e4ren, dass Roma auf dem Westbalkan eine ausgegrenzte, diskriminierte Minderheit sind. \u201eDies wird von den politisch Verantwortlichen in der Ausl\u00e4nderbeh\u00f6rde und der Justiz ignoriert\u201c, res\u00fcmiert Ivo Schmidt* im Gespr\u00e4ch mit dem Autor.\r\n\r\n\u201eLetztendlich ist die Lage und die Diskriminierung der Roma bekannt und auch dokumentiert, unter anderem durch UN- und EU- Berichte aber auch durch die Arbeit von NGOs wie etwa dem Roma Center G\u00f6ttingen\u201c, so die Fotojournalistin Allegra Schneider gegen\u00fcber dem Autor. Mit einer Recherchegruppe, die Familien in Roma-Siedlungen besucht hat, die aus Deutschland abgeschoben worden sind, war sie mehrmals in verschiedenen der neu gebildeten Nationalstaaten in Ex-Jugoslawien. Letztes Jahr erschienen die beiden B\u00e4nde \u201eAbgeschobene Roma in Serbien\u201c und \u201eAbgeschobene Roma im Kosovo\u201c, im Oktober erscheint jetzt \u201eAbgeschobene Roma in Mazedonien\u201c. Die gr\u00fcndlich recherchierten, mit beeindruckenden Fotos reichhaltig bebilderten Berichte lassen sich \u00fcber doku@koop-bremen.de bestellen.\r\n\r\n\u201eEs ist wohl n\u00f6tig, die auf Rassismus zur\u00fcckzuf\u00fchrende schlimme Situation der Roma immer wieder ins Bewusstsein zu r\u00fccken und den Deutschen ihre Ignoranz so schwer wie m\u00f6glich zu machen\u201c, so Jean-Philipp Baeck, Redakteur der taz bremen, ebenfalls Mitglied der Recherchegruppe: \u201eDas Bild dass sich uns ergab, w\u00fcrde ich als ein Mosaik an Diskriminierungen bezeichnen: Roma bekommen keine Arbeit, sie werden in Arztpraxen diskriminiert und viele haben ohne Registrierung nicht einmal Zugang zu den paar Euro an Sozialhilfe.\u201c Allegra Schneider erg\u00e4nzt: \u201eAuch im Kosovo berichten die Roma von Angriffen, dass sie mit Steinen beworfen und verpr\u00fcgelt werden. Die L\u00e4nder sind f\u00fcr sie nicht sicher. F\u00fcr Roma ist kein Land sicher\u201c. \r\n\r\nDie Besetzergruppe \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg\u201c hatte in den Michel Dokumente der Diskriminierung von Roma in den vermeintlichen sicheren Herkunftsstaaten mitgebracht. Und jede, jeder kann eine pers\u00f6nliche Geschichte vorweisen, die als Asylgrund gelten m\u00fcsste. Isen Asanovski, 41, hat mit seiner Familie in Tetevo in Mazedonien gelebt und berichtet mir von einem f\u00fcr Roma in Ex-Jugoslawien leider ganz gew\u00f6hnlichem Ereignis: Einige Jahre vor ihrer Flucht verkaufte er seinen Schrottplatz. Der neue Besitzer kam mit seinem Laster in hohem Tempo auf den Platz und \u00fcberfuhr den damals sechsj\u00e4hrigen Sohn von Isen Asanovski: \u201eEs gab nie eine polizeiliche Untersuchung dieses Todesfalles, weil mein Sohn ein Rom war\u201c. \r\n\r\nZdravko Schmidt* zeigt mir zwei Schreiben: Ein Attest, das eine psychische Erkrankung bescheinigt, und eine \u201eMeldeauflage f\u00fcr die Bundespolizei am Flughafen Hamburg\u201c \u2013 eine Abschiebungsanordnung der Stadt Hamburg. Fotos der ganzen Familie sind direkt mit abgedruckt. Das Schreiben soll zur Identifizierung am Flughafen vorgezeigt werden. \u201eDie nehmen noch nicht einmal R\u00fccksicht auf schwere Krankheiten!\u201c emp\u00f6rt er sich zu Recht. Der b\u00fcrokratische Vorgang ist bis ins Detail geregelt: \u201eBitte beachten Sie, dass Sie pro Person maximal 20 kg Gep\u00e4ck mitbringen d\u00fcrfen\u201c steht im Brief. Abschiebungsroutine: \u201eDer Aufenthalt gilt bis zum o.g. genannten Termin als geduldet.\u201c Danach ist die Duldung aufgehoben, ein weiterer Aufenthalt in Deutschland nur klandestin m\u00f6glich. Der aufgedruckte Termin ist verstrichen: \u201eJa, wir haben uns entschlossen uns an der Besetzung zu beteiligen, um ein Bleiberecht f\u00fcr uns zu erreichen. In die Unterkunft zur\u00fcck k\u00f6nnen wir nicht\u201c. So ist es nicht verwunderlich, dass viele der Roma Koffer und gro\u00dfe Taschen dabei haben \u2013 ihren gesamten Besitz.\r\n\r\n\u201e\u00dcber 20 Familien haben von der Ausl\u00e4nderbeh\u00f6rde einen Bescheid f\u00fcr ihre Abschiebung nach Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und in den Kosovo innerhalb der n\u00e4chsten Woche bekommen\u201c, so Romana Schneider* von \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg\u201c in einer Erkl\u00e4rung: \u201eAls letztes Mittel, um nicht in eine Situation von Verfolgung, Diskriminierung und Elend abgeschoben zu werden, haben wir seit heute, dem 17.09.2015 um 17 Uhr, die Sankt Michaelis-Kirche besetzt.\u201c Die Gruppe erkl\u00e4rte: \u201eWir werden den Michel so lange besetzen, bis wir unser Ziel erreicht haben!\u201c\r\n\r\n\u201eRomano Jekipe Ano Hamburg\u201c ist als Zusammenschluss seit Mai aktiv. Die Selbstorganisation von Roma ist in Hamburger Fl\u00fcchtlingsunterk\u00fcnften entstanden, die Besetzung des Michel eine unter den Bedingungen eines unsicheren Aufenthaltsstatus gemeinsam beschlossene Aktion. Einige der an \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg\u201c beteiligten Familien wurden bereits abgeschoben.\r\n\r\nIn der Nacht vor der Besetzung des Michel wurden 14 von ihnen, allesamt Roma, Erwachsene und Kinder, in ihren Fl\u00fcchtlingsunterk\u00fcnften in Hamburg-Billbrook und Bergedorf von Polizisten geweckt und sofort abgeschoben. Ohne Ank\u00fcndigung, ohne M\u00f6glichkeit noch einmal zu telefonieren. In eine ungewisse Zukunft. Sie sind einfach weg. \u201eWir wissen von diesen 14, aber es kann gut sein, dass noch mehr Roma in dieser Nacht abgeschoben wurden \u2013 im Rahmen einer Sammelabschiebung per Flugzeug\u201c, so Romano Schmidt*.\r\n\r\n43 Roma haben daraufhin den Michel besetzt, Familien, darunter 28 zum Teil kleine Kinder. \u201eDie Frauen schlafen im Gemeindehaus, die M\u00e4nner in der Kirche\u201c, erkl\u00e4rte Isen Asanovski am Morgen nach der Besetzung im Gespr\u00e4ch mit dem Autor. In einem Seitenschiff der gro\u00dfen Kirche, wo sie sich auch tags\u00fcber aufhalten, ohne die Gottesdienste zu st\u00f6ren. Der Kirchengemeinderat erkl\u00e4rte aber in einer Mitteilung, die Situation sei \u201ef\u00fcr St. Michaelis untragbar\u201c, die Kirche in einem \u201eDilemma\u201c: \u201eEinerseits wollen wir die Roma-Familien nicht aus der Kirche holen. Sie sind von Abschiebung bedroht und darum in einer Notlage, weil ihnen in ihren Herkunftsl\u00e4ndern Verfolgung und Diskriminierung drohten. Andererseits k\u00f6nnen wir an der Situation dieser Menschen nichts \u00e4ndern.\u201c\r\n\r\nh4. Appell im Sonntagsgottesdienst\r\n\r\nHauptpastor Alexander R\u00f6der erkl\u00e4rte am vierten Tag der Aktion, dem 20. September 2015, gegen\u00fcber dem NDR: Es werde zwar kein Kirchenasyl geben, man werde die Menschen aber auch nicht einfach vor die T\u00fcr setzen. Er lie\u00df offen, wie lange sie bleiben k\u00f6nnen. \u201eWir haben uns die jetzige Situation weder gew\u00fcnscht noch ausgesucht\u201c, so der Kirchengemeinderat, nicht ohne die besetzenden Roma zu entm\u00fcndigen: \u201eWir sehen keine L\u00f6sung, weil die rechtliche Lage hoffnungsarm ist und bei den Roma Erwartungen geweckt worden sind, die zu erf\u00fcllen nicht in unseren M\u00f6glichkeiten als Kirchengemeinde liegen.\u201c Die Spitze gegen die Unterst\u00fctzergruppen der Roma vom bundesweiten Netzwerk \u201ealle bleiben!\u201c, dem Fl\u00fcchtlingsrat Hamburg und dem B\u00fcndnis \u201eRecht auf Stadt \u2013 never mind the papers!\u201c verkennt, dass keine linke Gruppierungen humanistische \u201eErwartungen geweckt\u201c haben, sondern die Gruppe der Roma keine Alternative dazu gesehen hat, als letzte Chance auf ein Bleiberecht eine spektakul\u00e4re Besetzungsaktion im Michel durchzuf\u00fchren.\r\n\r\n\u201eIch bitte euch alle im Namen Gottes, uns zu helfen\", appellierte Isen Asanovski am 20. September 2015 im Sonntagsgottesdienst. An einem kleinen Pult stehend, drei Meter entfernt vor dem mit \u00fcppigem Gold verzierten Altarbereich berichtete er von der Diskriminierung der Roma in Ex-Jugoslawien, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die protestierenden Romafamilien doch nicht abgeschoben werden: \u201eWir verlassen uns jetzt auf Gott.\u201c Landesbischof Gerhard Ulrich ging in seiner Predigt unverbindlich auf den Appell ein: \u201eIch f\u00fchle mit Ihnen.\u201c Er mahnte zwar, \u201eden M\u00e4nnern, Frauen und den vielen Kindern hier zu helfen\", blieb aber wolkig. Pr\u00f6pstin Ulrike Murmann erkl\u00e4rte, mit der Innenbeh\u00f6rde \u00fcber m\u00f6gliche L\u00f6sungen des \u201eDilemmas\u201c sprechen zu wollen.\r\n\r\nAuf Verst\u00e4ndnis kann sie dabei nicht hoffen: In der Abschiebeabteilung der Ausl\u00e4nderbeh\u00f6rde arbeiten seit neuestem mit 20 Mitarbeiter_innen dreimal mehr als Anfang 2015 \u2013 mit einer klaren Zielvorgabe: \u201eWir fahren eine sehr konsequente Linie, gerade was die Balkanl\u00e4nder angeht. Es ist schon abstrus, dass wir 50 Prozent aller Fl\u00fcchtlinge aus dem Balkan haben\u201c, so Innensenator Michael Neumann gegen\u00fcber dem NDR. Die w\u00fcrden die Ausl\u00e4nderbeh\u00f6rde \u201ewahnsinnig besch\u00e4ftigen und belasten\u201c. \r\n\r\nh4. Willkommenskultur made by SPD\r\n\r\nDer von ihren Funktion\u00e4r_innen als \u201eBelastung\u201c eingebildete Aufenthalt gefl\u00fcchteter Roma st\u00f6rt in der Wahrnehmung der SPD die Willkommenskultur: Wenn Roma sich nicht abschieben lassen, sinke wom\u00f6glich die Bereitschaft der Deutschen, Kriegsfl\u00fcchtlinge aus Syrien aufzunehmen. \u201eWir werden verst\u00e4rkt daran arbeiten\u201c, so der damalige Sozialsenator Detlef Scheele, \u201edass die ausreisepflichtigen Asylbewerber auch tats\u00e4chlich ausreisen.\u201c \r\n\r\nAm 19. September 2015 beschloss der Hamburger Landesparteitag der SPD, der beide Senatoren und der B\u00fcrgermeister der rotgr\u00fcnen Landesregierung angeh\u00f6ren, zeitgleich zur Besetzung des Michel, drei weitere Westbalkanstaaten - Kosovo, Montenegro und Albanien - zu sicheren Herkunftsl\u00e4ndern zu erkl\u00e4ren, um Asylantr\u00e4ge von Menschen auch aus diesen L\u00e4ndern schnell, vor allem: ohne Einzelfallpr\u00fcfung, ablehnen zu k\u00f6nnen. Es gab nur eine vereinzelte Gegenrede, der Leitantrag zur Fl\u00fcchtlingspolitik wurde mit nur wenigen Gegenstimmen angenommen.\r\n\r\nEine entsprechende gesetzliche weitere Einschr\u00e4nkung des Asylrechts wurde von der gro\u00dfen Koalition mit den Stimmen von SPD, CSU und CDU am 15. Oktober 2015 im Bundestag beschlossen. Im Bundesrat werden gen\u00fcgend der gr\u00fcn-roten und rot-gr\u00fcnen Landesregierungen zustimmen, damit das Gesetz schnellstm\u00f6glichst in Kraft treten kann, wie Robert Habeck am 16. Oktober 2015 gegen\u00fcber dem NDR erkl\u00e4rte. Im November 2014 waren vom Deutschen Bundestag aus dem gleichen Grund bereits Serbien, Mazedonien und Bosnien als \u201esichere Herkunftsl\u00e4nder\u201c deklariert worden. Asylantr\u00e4ge k\u00f6nnen seitdem noch leichter ohne Einzelfallpr\u00fcfung abgelehnt, Duldungen beendet, \"Abschiebungen exekutiert\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/67 werden. Die \u00c4lteren aus der mit letzter Hoffnung mit der Besetzung des Michel gegen ihre Abschiebung k\u00e4mpfende Romagruppe kommen aus diesen drei vermeintlich sicheren Herkunftsl\u00e4ndern. Die kleinen Kinder sind zum Teil in Deutschland geboren.\r\n\r\nAuf dem Landesparteitag der Hamburger erkl\u00e4rte SPD B\u00fcrgermeister Olaf Scholz in seiner Grundsatzrede: \u201eWer das Asylrecht hochh\u00e4lt, muss diese Dinge unterscheiden. Im westlichen Balkan geht es nicht um Verfolgung, da geht es um Arbeitsmigration\u201c. Scholz, der auch Landesvorsitzender der Hamburger SPD ist: \u201eF\u00fcr den westlichen Balkan brauchen wir einen Korridor f\u00fcr Arbeitsmigration, aber es ist nicht Asyl, das ist nicht das, was man an dieser Stelle ben\u00f6tigt.\u201c Scholz erw\u00e4hnte die besondere Verfolgung der Roma mit keinem Wort. Der SPD-Landeschef gab bereits im Juli die Linie vor: \u201eEs geht um schnellere, unb\u00fcrokratische Entscheidungen\u201c, so Scholz gegen\u00fcber dem Stern, \u201edazu geh\u00f6ren auch spezialisierte Aufnahmeeinrichtungen f\u00fcr Fl\u00fcchtlinge ohne Bleibeperspektive.\u201c Um schneller und mehr abzuschieben. Die CSU ist ihm dabei allerdings zuvorgekommen. Seit 1. September 2015 gibt es im bayrischen Maching bei Ingolstadt das erste Abschiebezentrum. In K\u00fcrze soll in Bamberg ein weiteres er\u00f6ffnet werden.\r\n\r\nh4. Drei Stunden Kochplatte, zwei Duschen f\u00fcr 43 Menschen\r\n\r\nDie Gruppe \"Romano Jekipe Ano Hamburg - Vereinigte Roma Hamburg\" harrte dreieinhalb Wochen auf dem Gel\u00e4nde des Michels aus. Sie hatten von der Kirchengemeinde St. Michaelis einen Schutzraum vor der drohenden Abschiebung erhalten. Zwei Zimmer \u00f6ffnete die Kirchenverwaltung im Gemeindehaus, wo jeweils eine Familie auf einer gro\u00dfen, von den Unterst\u00fctzergruppen organisierten Matraze schlief. Zu viert, zu f\u00fcnft, oder auch zu acht. Eine Waschmaschine gab es f\u00fcr sie nicht. Drei Stunden t\u00e4glich durfte die Gruppe eine transportable Kochplatte benutzen, morgens durften sich die 43 Menschen zwei Duschen teilen. Ohne die Solidarit\u00e4t aus den unterst\u00fctzenden antirassistischen Gruppen, deren Anwesenheit von der Kirchengemeinde argw\u00f6hnisch be\u00e4ugt geduldet wurde, h\u00e4tte die Romagruppe nicht so lange durchhalten k\u00f6nnen. \u201eWir sind der Kirche dankbar, dass sie uns einen Schutzraum vor der drohenden Abschiebung in eine Situation von Verfolgung, Diskriminierung und Elend bietet und sich bei der Politik f\u00fcr uns einsetzt\u201c, so Isen Asanovski von der Romagruppe nach den ersten f\u00fcnf Tagen Aufenthalt auf dem Michelgel\u00e4nde, noch voller Hoffnung, von der evangelischen Landeskirche mehr Unterst\u00fctzung zu erreichen.\r\n\r\nDer Kirchenkreis Hamburg-Ost erkl\u00e4rte, wenn die Familien ihre Einzelf\u00e4lle gegen\u00fcber der kirchlichen Beratungsstelle Fluchtpunkt offenlegen, k\u00f6nnten sie dort beraten werden. Falls es Gr\u00fcnde g\u00e4be, die gegen eine Abschiebung sprechen w\u00fcrden, werde der Kirchenkreis beim Bundesamt f\u00fcr Fl\u00fcchtlinge um Aufschub und neue Pr\u00fcfung bitten, erkl\u00e4rte Pr\u00f6pstin Ulrike Murmann. Nicht ohne einschr\u00e4nkend hinzuzuf\u00fcgen: Der Michel gebe den Roma humanit\u00e4re Hilfe, es handele sich aber keineswegs um Kirchenasyl.\r\n\r\nh4. Von Bittsteller_innen und Besetzer_innen\r\n\r\nVer\u00e4rgert reagierten Hamburger Kirchenfunktion\u00e4r_innen auf die Anmerkung des Vorsitzenden der Roma- und Cinti-Union Hamburg, Rudko Kawczynski, \u201ehunderte weitere Familien wollen in den n\u00e4chsten Tagen in ganz Deutschland ebenfalls Kirchenasyl suchen, um den Verhaftungen und Abschiebungen zu entgehen\u201c. Obwohl es sich nur um eine Mutmassung handelte, die angesichts der unsicheren Aufenthaltssituation von Roma aus Ex-Jugoslawien sehr verst\u00e4ndlich ist, bezeichnete Nordkirchen-Sprecher Pastor Stefan D\u00f6bler m\u00f6gliche weitere Kirchenbesetzungen als \u201einakzeptabel\u201c. Kirchenasyl werde Bittstellenden gew\u00e4hrt, keinen Besetzenden: \u201eGastfreundschaft und Hilfsbereitschaft k\u00f6nnen nicht erzwungen werden\u201c, so D\u00f6bler: \u201eGrunds\u00e4tzlich entscheidet jede Kirchengemeinde selbst, ob sie Kirchenasyl gew\u00e4hrt\u201c. Sobald der rechtliche Weg zu Ende sei, werde man die Menschen bitten, den Michel zu verlassen, erkl\u00e4rte ein Sprecher des Kirchenkreis Hamburg-Ost noch im September 2015. \r\n\r\nZu sehen war vom Protest f\u00fcr Au\u00dfenstehende schon lange nichts mehr: Keine Transparente, keine Stellw\u00e4nde, keine Flugbl\u00e4tter durften die Roma aufh\u00e4ngen oder verteilen. Der Klerus ist nicht bereit, sich die Au\u00dfendarstellung des Michel als Kirche aus der Hand nehmen zu lassen: \u201e\u00dcblicherweise fragen G\u00e4ste an, ob sie kommen d\u00fcrfen und entscheiden wir auch, wen wir zu Gast haben und wen nicht. Das ist also eine Sache auf Gegenseitigkeit\u201c, so Pr\u00f6pstin Isa L\u00fcbbers, beim Kirchenkreis Hamburg-Ost f\u00fcr die Fl\u00fcchtlingsbetreuung zust\u00e4ndig \u2013 und wenig begeistert von der Eigenst\u00e4ndigkeit der Romagruppe: \u201eHier haben die Familien f\u00fcr sich einen Ort gesucht, der, glaube ich, auch sehr \u00f6ffentlichkeitswirksam sein kann\u201c.\r\n\r\nDabei teilt L\u00fcbbers die Forderung nach einer gr\u00fcndlichen Einzelfallpr\u00fcfung der Asylgr\u00fcnde \u2013 gerade bei Roma, gerade auch aus den sogenannten sicheren Herkunftsstaaten Ex-Jugoslawiens: \u201eWenn man sich anguckt, wie sie dort systematisch in ganz vielen F\u00e4llen auch diskriminiert und von vielen Dingen ausgeschlossen werden, macht es Sinn, hier genauer zu gucken und nicht pauschal zu sagen: die behandeln wir wie alle anderen, die aus diesen Staaten kommen.\u201c Trotzdem \u2013 zu mehr als einer Einzelfallberatung und einer bis zu deren Abschluss gew\u00e4hrten Duldung auf Kirchengel\u00e4nde kann sich auch Isa L\u00fcbbers nicht \u00f6ffentlich durchringen.\r\n\r\nAusscheren aus dieser repressiven Toleranz tut die \u201eDiakonische Basisgemeinschaft Brot und Rosen\u201c. Eine Wohngemeinschaft, in der Menschen mit und ohne deutschem Pass zusammenleben. Wenn es nach Dietrich Gerstner von \u201eBrot und Rosen\u201c ginge, w\u00fcrde die Kirche die Bleiberechtsforderung der Roma unterst\u00fctzen: \u201eIch w\u00fcrde mir w\u00fcnschen, dass sie das, ich sag mal so, auch mehr zu dem ihrigen machen, zu ihrer Sache\u201c.\r\n\r\nh4. Keine Verhandlung mit der Stadt Hamburg\r\n\r\nEr wurde nicht erh\u00f6rt. Genauso wenig wie die Roma: Nach dreieinhalb zerm\u00fcrbenden Wochen im beengten Provisorium willigten die Familien ein, sich am 12. Oktober 2015 auf kirchliche Einrichtungen im Hamburger Raum umverteilen zu lassen. Um nicht mehr so beengt zu leben, gaben sie die Pr\u00e4senz am Michel auf. Sie willigten auch deshalb ein, weil sie von der Kirchenverwaltung bereits vorher sanft in die Unsichtbarkeit gedr\u00e4ngt wurden. Ihre Forderungen wurden bis Mitte November 2015 nicht erf\u00fcllt, von der Stadt Hamburg werden sie weiterhin nicht beachtet, niemand erkl\u00e4rte sich zu Verhandlungen \u00fcber ihre Forderung nach einem sicheren, dauerhaften Aufenthaltsstatus bereit. Weiterhin ist die Romagruppe auf Unterst\u00fctzung angewiesen \u2013 erreichbar sind sie per E-Mail und \u00fcber Facebook.\r\n\r\nIsen Asanovski von \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg\u201c: \u201eWir fordern die politischen Verantwortlichen in der Ausl\u00e4nderbeh\u00f6rde, der Hamburger B\u00fcrgerschaft und der Justiz auf, unsere Fluchtgr\u00fcnde nicht l\u00e4nger zu ignorieren und die bevorstehenden Sammelabschiebungen zu stoppen.\u201c\r\n\r\n*Aktuelle Infos und Kontakt:*\r\n\r\n\"http://romas-in-hamburg.blogspot.de\":http://romas-in-hamburg.blogspot.de\r\n\r\n\"https://www.facebook.com/romanojekipe\":https://www.facebook.com/romanojekipe ","created_at":"2015-11-24T10:23:55Z","creator":"Gaston Kirsche","district":"Neustadt","geo_relation":"Mazedonien; Serbien; Kosovo; Montenegro; Bosnien-Herzegowina","id":104,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/104/Roma_Michel_3.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/104/thumb_Roma_Michel_3.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/104/mini_Roma_Michel_3.jpg"}},"image_credit":"Gaston Kirsche","lat":"53.54836","layer_id":3,"lon":"9.978783","place":"Kirche St.Michaelis ","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Die Gruppe \u201eRomano Jekipe Ano Hamburg \u2013 Vereinigte Roma Hamburg\u201c protestieren gegen drohende Abschiebung","teaser":"Um ihre drohende Abschiebung in vermeintlich \u201esichere Herkunftsstaaten\u201c wie Mazedonien, Serbien oder Kosovo zu verhindern, haben acht Romafamilien am 17. September 2015 den Michel, ein Wahrzeichen Hamburgs, besetzt. Nach dreieinhalb Wochen Ausharren auf \u00e4u\u00dferst beengtem Raum haben sie am 12. Oktober 2015 einer provisorischen Unterbringung in anderen kirchlichen R\u00e4umen zugestimmt. Sie versuchen ihren Protest gemeinsam fortzuf\u00fchren, obwohl sie jetzt nicht mehr an dem bekannten Ort, einem touristischen Hot Spot, pr\u00e4sent sind. ","title":"1, 2, 3, 4, alle Roma bleiben hier","updated_at":"2015-11-27T13:42:54Z","url":"","user_id":3,"zip":"20459 ","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/104","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Hohe Liedt 23A","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Als Mehmet Kaymakc\u0131 nachts die Kneipe verlie\u00df, folgten sie ihm bis in die Stra\u00dfe Hohe Liedt. Dort fielen sie \u00fcber ihn her, schlugen und traten auf ihn ein, auch als er schon am Boden lag. Bis zur Bewusstlosigkeit. Anschlie\u00dfend schleiften sie ihn hinter ein Geb\u00fcsch am Rand des Kiwittsmoorparks. Dort zertr\u00fcmmerte Frank-Uwe P. dem bereits bewusstlosen Mehmet Kaymakc\u0131 mit einem zentnerschweren Betonst\u00fcck den Sch\u00e4del. \r\n\r\nDabei machten sie so einen L\u00e4rm, dass in der Nachbarschaft Schlafende geweckt wurden. Die sahen, wie die drei Skinheads den Steinblock \u00fcber den Rasen rollten und riefen die Polizei. Eine Streifenwagenbesatzung konnten einen der vermeintlichen \"Ruhest\u00f6rer\" fassen: Frank-Uwe P. Nach einer Ermahnung und der Personalienfeststellung durfte er gehen.\r\n\r\nh4. \u201eWir wollten den T\u00fcrken fertigmachen.\u201c \r\n\r\nNachdem am Morgen ein Radfahrer die Leiche von Mehmet Kaymakc\u0131 gefunden hatte, nahm die Polizei Frank-Uwe P. fest. An seinen Schuhen klebte noch das Blut seines Opfers. In Verh\u00f6ren gestand er: \u201eJa, wir waren es\u201c. Gemeinsam mit Mario B. und Bernd M. habe er Mehmet Kaymakc\u0131 umgebracht: \u201eWir wollten den T\u00fcrken fertigmachen.\u201c Mehmet Kaymakc\u0131 wurde nur 29 Jahre alt. Der rassistische Mord an ihm wurde als zwar brutale, aber Wirtshausschl\u00e4gerei eingestuft. Die T\u00e4ter seien \u201edrei arbeitslose Jugendliche\u201c, hie\u00df es in einem kurzen Artikel im Hamburger Abendblatt. \r\n\r\nDabei waren in der Woche zuvor in Hamburgs U-und S-Bahnz\u00fcgen massenweise Aufkleber mit dem Aufdruck \u201eT\u00fcrken raus!\u201c verklebt worden. Die gelben Aufkleber waren zweisprachig: \u201eT\u00fcrkler disariya\u201c sollte die AdressatInnen wohl noch mehr \u00e4ngstigen. Verantwortlich f\u00fcr die bereits l\u00e4nger zuvor gedruckten Aufkleber zeichnete eine \u201eB\u00fcrgerinitiative Deutsche Arbeiterpartei\u201c mit Postfach in Duisburg. Eine Vorl\u00e4ufergruppe der Neo-Nazi-Organisation FAP, die mit der in Hamburg aktiven Kadergruppe \u201eAktionsfront nationaler Sozialisten\u201c um Michael K\u00fchnen zusammenarbeitete. \r\nNachdem am 21. Dezember am S-Bahnhof Landwehr Ramazan Avci von einer Horde Naziskins gejagt und totgeschlagen worden war, regte sich unter MigrantInnen aus der T\u00fcrkei massiver Protest gegen die rassistischen Angriffe. Beim Mord an Ramazan Avci war das Vorgehen der T\u00e4ter \u00e4hnlich wie beim Mord an Mehmet Kaymakc\u0131: Die Brutalit\u00e4t der T\u00e4ter zielte darauf ab, den Opfern die K\u00f6pfe einzuschlagen, sie zu vernichten, ihr Leben auszul\u00f6schen.\r\n\r\nh4. Gegenwehr von MigrantInnen\r\n\r\nKein Wunder, dass sich jugendliche MigrantInnen in Selbstverteidigungsgruppen, in Street Gangs zusammenschlossen. Auf der Stra\u00dfe wurden sie angegriffen, auf der Stra\u00dfe wollten sie sich verteidigen. Aus den antirassistischen Protesten ging auch das \u201eB\u00fcndnis t\u00fcrkischer Einwanderer\u201c hervor. Im M\u00e4rz 1986 ver\u00f6ffentlichte dieses B\u00fcndnis sein Selbstverst\u00e4ndnis, in dem es hei\u00dft: \u201eWir werden der zunehmenden Ausl\u00e4nderfeindlichkeit und den rassistischen Angriffen gemeinsam und vereint mit allen demokratischen Mitteln entgegentreten. Wir wollen in Hamburg und \u00fcberall in der Bundesrepublik Deutschland in W\u00fcrde, Lebenssicherheit, Frieden, Freundschaft und Solidarit\u00e4t mit der deutschen Bev\u00f6lkerung leben\u201c. \r\n\r\nIm M\u00e4rz 1986 begann auch vor der Gro\u00dfen Strafkammer 17 des Hamburger Landgerichts der Prozess gegen die drei T\u00e4ter, die Mehmet Kaymakc\u0131 erschlagen hatten. Die Hamburger Staatsanwaltschaft Hamburg klagte die drei T\u00e4ter, der \u201eK\u00f6rperverletzung mit Todesfolge\u201c und wegen \u201eMordversuchs\u201c an. Staatsanwalt Reich fasste am ersten Prozesstag noch einmal das Tatgeschehen zusammen und betonte, dass Mehmet Kaymakc\u0131 sicher auch an den Schl\u00e4gen und Tritten gestorben w\u00e4re. Laut Gerichtsmedizin habe das bereits im Koma liegende Opfer aber noch schwach ger\u00f6chelt und deswegen sei ihm mit dem Betonblock der Sch\u00e4del zertr\u00fcmmert worden. Die Angeklagten traten im Prozess mit Durchschnittsfrisuren und unauff\u00e4llig gekleidet auf. \u201eDie Angeklagten h\u00f6rten sich die Ausf\u00fchrungen des Staatsanwaltes unger\u00fchrt an\u201c schrieb der Prozessbeobachter Thomas Janssen in der taz hamburg. Aber so akribisch der Staatsanwalt Reich den Tathergang beschrieb, so sehr klammerte er die politischen Hintergr\u00fcnde aus. Auch der Vorsitzende Richter Reimers ignorierte die Verbindung der Angeklagten zu Naziskingruppen. \r\n\r\nNachdem Frank-Uwe P. am 30. September 1984 wegen einer Verletzung den Dienst beim Bundesgenzschutz quittieren musste, kam er in der Fu\u00dfballszene \u2013 der HSV war damals bereits bekannt daf\u00fcr, dass Neonazis unter seinen Fans Anh\u00e4nger warben \u2013 in Kontakt mit Neonazis. Und freundete sich mit Siegfried Borchert an, Spitzname \u201eSS-Siggi\u201c, damals ein Funktion\u00e4r der Neonazipartei FAP. Aber das kam beim Prozess nur am Rande zur Sprache. Frank-Uwe P. war wohl recht einsilbig wenn er von den \u201enational eingestellten HSV-Anh\u00e4ngern\u201c sprach: \u201eMan kannte sich halt.\u201c\r\n\r\nAktenkundig ist aber eine Verurteilung Frank-Uwe P.s vom Herbst 1984 wegen K\u00f6rperverletzung und Rufen von Naziparolen. Vor dem Stadion hat er \u201eSieg Heil!\u201c gerufen. Polizisten, die das unterbinden wollten, hatte er beschimpft: Sie seien \u201eJudens\u00e4ue\u201c. Vor Gericht beklagt er sich \u00fcber die Untersuchungshaft: \u201eAuch hier werden die Deutschen von den Ausl\u00e4ndern unterdr\u00fcckt. Die halten viel mehr zusammen und mit mir wollen sie wegen der Tat nichts zu tun haben\u201c. Alle drei Angeklagten sa\u00dfen bis zum Prozess in Untersuchungshaft, auch die beiden anderen Angeklagten sehen sich selbst vor Gericht als Opfer. Bernd M. erkl\u00e4rte etwa, er habe Angst vor t\u00fcrkischen Jugendgangs. Die Aussage Frank-Uwe P.s in seiner ersten Aussage \u201eWir wollten den T\u00fcrken fertigmachen\u201c spielt im Prozess keine Rolle. \r\n\r\nh4. Tatort ohne Erinnerung oder Mahnmal\r\n\r\nW\u00e4hrend der Prozess l\u00e4uft, gibt es weitere rassistische Angriffe. Etwa am Ostermontag 1986, als laut Meldung der taz ein Imbissbudenbesitzer einen 17-J\u00e4hrigen im ansonsten menschenleeren Nettlenburger Einkaufszentrum warnt: \u201e Pass auf, die Skins sind unterwegs\u201c. Der Jugendliche entkam kurz darauf knapp dem Versuch, ihn mit einem Auto umzufahren. \r\n\r\nDie Strafkammer des Hamburger Landgerichts unter Richter Reimers verurteilte Im Prozess wegen der T\u00f6tung Mehmet Kaymakc\u0131s zwei der T\u00e4ter zu acht und einen zu sieben Jahren Haft. Von einem gemeinschaftlich begangenen heimt\u00fcckischen rassistischen Mord war im Urteil nicht die Rede. Sonst h\u00e4tten die Strafen auch h\u00f6her ausfallen m\u00fcssen. In Langenhorn, in der Stra\u00dfe Hohe Liedt am Kiwittsmoorpark erinnert nichts daran, dass hier am 24. Juli 1985 Mehmet Kaymakc\u0131 von Nazis erschlagen wurde. \r\n\r\n","created_at":"2013-01-03T13:16:15Z","creator":"Gaston Kirsche ","district":"Langenhorn","geo_relation":"T\u00fcrkei","id":87,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/87/Mehmet_K_5_Tatort_Ecke_Strasse_Hohe_Liedt_zum_Kiwittsmoorpark.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/87/thumb_Mehmet_K_5_Tatort_Ecke_Strasse_Hohe_Liedt_zum_Kiwittsmoorpark.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/87/mini_Mehmet_K_5_Tatort_Ecke_Strasse_Hohe_Liedt_zum_Kiwittsmoorpark.jpg"}},"image_credit":"Gaston Kirsche. Sommer 2015 (Tatort an der Stra\u00dfe Hohe Liedt)","lat":"53.67004","layer_id":3,"lon":"10.02348","place":"Stra\u00dfe Hohe Liedt","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Am 24. Juli 1985 haben Nazis Mehmet Kaymakc\u0131 auf offener Stra\u00dfe erschlagen","teaser":"Als der Maurer Mehmet Kaymakc\u0131 auf dem R\u00fcckweg von der Arbeit noch in die Kneipe \u201eBei Ronnie\u201c ging, konnte er nicht ahnen, auf wen er dort treffen w\u00fcrde: die drei Naziskins Frank-Uwe P., Mario B. und Bernd M., alle drei zur Tatzeit um die 20 Jahre alt. Laut Polizeibericht stritten sie sich mit Mehmet Kaymakc\u0131 \u00fcber Politik.","title":"Mehmet Kaymakc\u0131","updated_at":"2015-11-27T13:28:47Z","url":"","user_id":3,"zip":"22417","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/87","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Amsinckstra\u00dfe 28","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Boban Racipovic, seiner Frau Slobodanka und den drei gemeinsamen Kindern Bonita (19), Selenora (16) und Usko (15) m\u00fcssen nach Serbien zur\u00fcck. Den Kindern, die in Deutschland geboren wurden, werden damit Chancen verwehrt, die ihnen von anderer Seite gegeben wurden. Der Film \"Hamburg immer anders!\" von Viviane Petrescu zeigt Usko im Fr\u00fchjahr 2012. Seine Hoffnungen hat ihm der Hamburger Senat genommen, aber seine Geschichte bleibt und entlarvt einmal mehr die Willk\u00fcr der Fl\u00fcchtlings-\"Politik\":\r\n\r\n\r\n\r\nUsko ist 13 Jahre alt und vor einem Jahr wieder mit seiner Familie nach Hamburg gekommen, weil Roma in Serbien diskriminiert werden und seine Eltern in ihrem Heimatland keine Zukunft f\u00fcr ihre Kinder sahen. Bonita, seine Schwester, h\u00e4tte am 1. August 2012 ihre Ausbildung zur Friseurin antreten k\u00f6nnen und Usko h\u00e4tte einen Platz an der Musikakademie. Selenora wurde noch im Juni das Deutsches Sprach-Diplom (DSD) verliehen. Die Preisverleihung nutzten ihre Mitsch\u00fcler_innen zur Demonstration, doch selbst das erzeugte beim Senat keine Einsicht. Obwohl verschiedene Delegationen[1] seit Jahren nachweisen, dass eine Abschiebung von Roma in den Kosovo, nach Serbien oder Mazedonien ein Akt der Grausamkeit ist, gibt es noch immer kein Bleiberecht f\u00fcr Fl\u00fcchtlinge, die in Deutschland lediglich die Chance suchen, ein freies Leben zu f\u00fchren.\r\n \r\nIn Hamburg ging Usko zur Schule und erhielt aufgrund seines gro\u00dfen Talents kostenfreien Einzelunterricht in der Staatlichen Musikschule Hamburg. Sp\u00e4ter m\u00f6chte er professioneller Saxofonist werden, wei\u00df aber, dass er das nur kann, wenn er in Deutschland bleibt und entsprechende Chancen auf eine professionelle Ausbildung hat.\r\n\r\nfn1. \"www.romas-in-hamburg.blogspot.de\":www.romas-in-hamburg.blogspot.de\r\n\r\nMehr Informationen:\r\n\r\n\"www.fluechtlingsrat-hamburg.de\":www.fluechtlingsrat-hamburg.de\r\n\r\ntageszeitung, 2.7.2012: \"Erst Ehrung, dann Abschiebung\":http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ha&dig=2012%2F07%2F02%2Fa0160&cHash=a4d120506d/\r\n\r\nmopo, 11.7.2012: \"Familie Racipovic trotz Protesten abgeschoben\":http://www.mopo.de/nachrichten/traenenreicher-abschied-familie-racipovic-trotz-protesten-abgeschoben,5067140,16602796.html","created_at":"2012-07-12T15:47:39Z","creator":"Viviane Petrescu","district":"Hammerbrook","geo_relation":"Serbien; Mazedonien; Kosovo","id":67,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/67/ausl_nderbeh_rde_-marily_stroux.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/67/thumb_ausl_nderbeh_rde_-marily_stroux.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/67/mini_ausl_nderbeh_rde_-marily_stroux.jpg"}},"image_credit":"Marily Stroux","lat":"53.54737","layer_id":3,"lon":"10.01331","place":"Ausl\u00e4nderbeh\u00f6rde","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Familie Racipovic darf nicht in Hamburg bleiben","teaser":"Am Mittwoch, den 11. Juli 2012, wurde Familie Racipovic aus Hamburg abgeschoben \u2013 trotz B\u00fcrgerprotest, Briefe an den B\u00fcrgermeister Olaf Scholz und sogar der Unterst\u00fctzung von bundespolitischer Seite. In Serbien, ihrem Herkunftsland, erwartet die Roma-Familie nun brutale Diskriminierung und Existenzangst.","title":"Abschiebung trotz Protest","updated_at":"2015-11-24T12:01:04Z","url":"","user_id":4,"zip":"20097","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/67","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Gorch-Fock-Wall 3-7","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Laut Eigenbeschreibung von T-Systems braucht es angesichts von \u201eUmweltgefahren mit globalen Auswirkungen\u2026; politischen Umw\u00e4lzungen und kulturellen Auseinandersetzungen mit unabsehbaren Folgen\u201c zur Aufrechterhaltung der \u00f6ffentlichen Ordnung eine \u201e\u00fcbergeordnete, gesamtstaatliche Organisationsstruktur\u201c. Um diese zu gew\u00e4hrleisten, bieten sie mit ihrem Konzept \u201ePublic Safety & Security\u201c eine \u201eSicherheitsrahmenarchitektur\u201c an, die auch l\u00e4nder\u00fcbergreifend einsetzbar sein soll. Die hier geforderte \u201eEinbindung aller sicherheitsrelevanten Kr\u00e4fte und Strukturen\u201c soll dann konkret \u201ePolitik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Milit\u00e4r und Zivilgesellschaft\u201c umfassen. Hierbei geht es also darum, alle vorhandenen Informationen und Daten aus den jeweiligen Strukturen f\u00fcr andere Beh\u00f6rden und Organe je nach Bedarf verf\u00fcgbar zu machen.\r\n\r\nEin Beispiel f\u00fcr einen Bereich, in dem laut T-Systems eine solche ICT-Organisationsstruktur notwendig w\u00e4re und auch von ihnen bereitgestellt werden k\u00f6nnte, sind Grenzkontrollen. Dabei sollen bei Personenkontrollen automatisch alle relevanten Daten zur Verf\u00fcgung stehen. Dazu geh\u00f6ren auch Daten aus polizeilichen und erkennungsdienstlichen Informationsdatenbanken, die bei Identit\u00e4tsfeststellungen auch \u00fcber mobile Endger\u00e4te abgerufen werden k\u00f6nnen.\r\n\r\nAufgrund der oben genannten Funktionen und M\u00f6glichkeiten der angebotenen Informations- und Kommunikationstechnologie von T-Systems ist es naheliegend, dass diese auch f\u00fcr die europ\u00e4ische Grenz\u00fcberwachung und -kontrolle, deren prim\u00e4res Ziel eine Abschottung gegen\u00fcber unerw\u00fcnschter Migration ist, interessant ist und dementsprechend auch eingesetzt wird.\r\n\r\nh4. T-Systems und das Schengener Informationssystem\r\n\r\nZum einen war T-Systems \u00fcber einen bis zum 30. Januar 2012 laufenden Vertrag mit dem Bundeskriminalamt (BKA) in die Wartung und Entwicklung des Schengener Informationssystems (SIS) eingebunden.\r\nZum anderen hat die Europ\u00e4ische Kommission im Jahr 2014 einen Vertrag mit T-Systems zur \u00dcbernahme und \u00dcbertragung des Netzwerks \u201eSecure Trans-European Services for Telematics between Administrations\u201c (s-TESTA) auf die neue Generation \u201eTrans-European Services for Telematics between Administrations - New Generation\u201c (TESTA-ng) abgeschlossen. Dieser Vertrag l\u00e4uft drei Jahre und kann vier Mal um jeweils ein Jahr verl\u00e4ngert werden. Aktuell ist diese \u00dcbertragung noch nicht vollst\u00e4ndig abgeschlossen.\r\n\r\n\u00dcber das Netzwerk s-TESTA beziehungsweise in Zukunft dann TESTA-ng wird der verschl\u00fcsselte elektronische Datenaustausch zwischen der europ\u00e4ischen Verwaltung und den Verwaltungen der Mitgliedsl\u00e4nder abgewickelt. Dies betrifft zwei zentrale Systeme der europ\u00e4ischen Grenz\u00fcberwachung und -kontrolle, n\u00e4mlich das Schengener Informationssystem der zweiten Generation (SIS II) und das Visa-Informationssystem (VIS).\r\n\r\nDas SIS beziehungsweise die erweiterte Version SIS II ist ein gemeinsames Informationssystem der Sicherheitsbeh\u00f6rden der Schengen-L\u00e4nder. Als Fahndungsdatei dient es dazu, Personen oder Gegenst\u00e4nde mit einer konkret zu treffenden Ma\u00dfnahme wie zum Beispiel der Festnahme abzuspeichern. Erg\u00e4nzende Informationen werden nur im Bedarfsfall zwischen einzelnen Staaten ausgetauscht. \r\nWenn man sich die zahlenm\u00e4\u00dfige Verteilung der einzelnen Ausschreibungen ansieht, wird schnell deutlich, dass eine Hauptaufgabe des Systems darin besteht, unerw\u00fcnschte Migration in die Schengen-Staaten zu verhindern beziehungsweise zu bek\u00e4mpfen. Von insgesamt 904.050 ausgeschriebenen Personen waren allein 692.000 sogenannte \u201eDrittausl\u00e4nder zur Einreiseverweigerung\u201c. Die Zahl der \u201ePersonen zur Festnahme mit dem Ziel der Auslieferung\u201c hingegen betrug insgesamt 34.750 Personen. (Stand 01. Januar 2013) [1]\r\n\r\nh4. T-Systems und das Visa-Informationssystem\r\n\r\nDas VIS ist ebenfalls ein gemeinsames Informationssystem der Schengen-L\u00e4nder, welches seit dem 11. Oktober 2011 in Betrieb ist. \u00dcber dieses werden alle relevanten Daten zu Kurzzeit-Visa f\u00fcr die entsprechenden L\u00e4nder zwischen den Mitgliedsstaaten ausgetauscht. Dies umfasst alle durchgef\u00fchrten Antr\u00e4ge, Ablehnungen, Annullierungen, Widerrufe und Verl\u00e4ngerungen von Visa.\r\nDurch dieses System ist es Beh\u00f6rden leichter m\u00f6glich, Identit\u00e4ten und den dazugeh\u00f6rigen Aufenthaltsstatus beim Grenz\u00fcbergang zu \u00fcberpr\u00fcfen. Auch hiermit wird die Bek\u00e4mpfung von Migration durch Technik von T-Systems erm\u00f6glicht.\r\n\r\nh4. Fu\u00dfnote\r\n\r\n[1] Siehe BMI: \"Schen\u00adge\u00adner In\u00adfor\u00adma\u00adti\u00adons\u00adsys\u00adtem\", 03.05.2013. Online: \"http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/Sicherheit/Internationale-Zusammenarbeit/Schengener-Informationssystem/schengener-informationssystem_node.html\":http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/Sicherheit/Internationale-Zusammenarbeit/Schengener-Informationssystem/schengener-informationssystem_node.html (abgerufen am 19.08.2015)\r\n\r\n","created_at":"2015-07-31T12:40:00Z","creator":"Yannik Pein","district":"Hamburg-Altstadt","geo_relation":"Europa ","id":103,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/103/TSY_Logo_3c_p-1024x186.png","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/103/thumb_TSY_Logo_3c_p-1024x186.png"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/103/mini_TSY_Logo_3c_p-1024x186.png"}},"image_credit":"","lat":"53.55778","layer_id":9,"lon":"9.986116","place":"T-Systems International GmbH","public":true,"published_at":null,"source":"Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011 / T-Systems: Mit vereinten Kr\u00e4ften. F\u00fcr innere und \u00e4u\u00dfere Sicherheit. Frankfurt/Main (Brosch\u00fcre des Unternehmensbereichs \"Corporate Marke","subtitle":"T-Systems und die europ\u00e4ische Grenzsicherung","teaser":"Die T-Systems International GmbH (kurz T-Systems) ist die international agierende Gro\u00dfkundensparte f\u00fcr Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) der Deutschen Telekom AG.\r\nNeben den angebotenen L\u00f6sungen f\u00fcr die Bereiche Automobilindustrie, Telekommunikation, den Finanzsektor, Handel, Dienstleistungen, Medien, Energie und Fertigungsindustrie sowie f\u00fcr die \u00f6ffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen, ist T-Systems auch Partner f\u00fcr die Bundeswehr und Sicherheitsbeh\u00f6rden europ\u00e4ischer Staaten.","title":"Im Gesch\u00e4ft gegen Migration","updated_at":"2015-08-19T10:20:46Z","url":"","user_id":69,"zip":"20354","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/103","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Ballindamm 25","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Das Gespr\u00e4ch zwischen ROBIN WOOD und Hapag-Lloyd kam zustande, nachdem Aktive von ROBIN WOOD und Anti-Atom-Initiativen am 7. Februar 2015 in zehn St\u00e4dten gegen Atomtransporte durch Hapag-Lloyd demonstriert hatten. An dem Gespr\u00e4ch nahm eine f\u00fcnfk\u00f6pfige Riege von Hapag-Lloyd-Manager_innen teil: Sustainability Manager, Senior Director Dangerous Goods, Manager Sensitive Cargo, Senior Director und Director Corporate Communications. Das Ergebnis: Hapag-Lloyd h\u00e4lt zum jetzigen Zeitpunkt an Atomtransporten fest. Allerdings sieht die Reederei das Gespr\u00e4ch als \u201eeinen Anfang\u201c. \u201eHapag-Lloyd nimmt die Kritik ernst und setzt auf weitere Gespr\u00e4che\u201c, hei\u00dft es in einer gemeinsamen Gespr\u00e4chsnotiz.\r\n\r\nDer Vorstands-Vorsitzende Rolf Habben Jansen wird \u00fcber das Gespr\u00e4ch informiert. Er schickte ROBIN WOOD zudem eine schriftliche Stellungnahme, die in Kopie auch an die beiden wichtigen Anteilseigner - den Ersten B\u00fcrgermeister Olaf Scholz f\u00fcr die Stadt Hamburg und Horst Baier f\u00fcr die TUI AG - ging.\r\n\r\nIn dem Schreiben betont Habben Jansen, der Transport radioaktiver Stoffe werde von Hapag-Lloyd immer unter Geltung internationaler und deutscher Regelwerke, Zulassungen und Genehmigungen \u201esicher und zuverl\u00e4ssig\u201c abgewickelt. \u201eSeit der Einf\u00fchrung der einschl\u00e4gigen internationalen Regelwerke hat es bei Hapag-Lloyd keinen einzigen Transportunfall mit relevanter Freisetzung von Radioaktivit\u00e4t gegeben. Das gilt (\u2026) auch f\u00fcr den Transport von Natururan und von unbestrahlten und bestrahlten Kernbrennstoffen\u201c, schreibt Habben Jansen.\r\n\r\nROBIN WOOD h\u00e4lt dagegen, dass der Transport radioaktiver Gefahrg\u00fcter immer Risiken f\u00fcr Umwelt und Bev\u00f6lkerung birgt, w\u00e4hrend den Nutzen der Transporte die Atomindustrie hat. Aus Sicht der Umweltorganisation ist es unverantwortlich, durch den Transport von Brennstoff f\u00fcr Atomkraftwerke deren Weiterbetrieb zu erm\u00f6glichen. Der Atomausstieg ist gesellschaftlicher Konsens und muss auch den Stopp von Atomtransporten umfassen. Hier steht eine Reederei, die zu rund 23 Prozent in \u00f6ffentlicher Hand ist, besonders in der Pflicht.\r\n\r\nh4. Eine nicht-\u00f6ffentliche Blacklist\r\n\r\nBei dem Gespr\u00e4ch mit Hapag-Lloyd erfuhr ROBIN WOOD, dass es bei der weltweit viertgr\u00f6\u00dften Linien-Reederei eine nicht-\u00f6ffentliche \u201eblacklist\u201c von G\u00fctern gibt, die aus ethischen Gr\u00fcnden nicht transportiert werden. Radioaktive Stoffe wie Uranhexafluorid (UF6) stehen bislang nicht auf der Liste.\r\n\r\nHapag-Lloyd-Schiffe bringen UF6 im Linienbetrieb von Kanada nach Deutschland. Es wird f\u00fcr die Herstellung von Brennelementen f\u00fcr Atomkraftwerke verwendet. Ger\u00e4t UF6 in Verbindung mit Luftfeuchtigkeit, entsteht giftige und \u00e4tzende Flusss\u00e4ure - mit t\u00f6dlichen Folgen f\u00fcr die Menschen in der Umgebung.\r\n\r\nAndere Reedereien haben auf \u00f6ffentlichen Druck bereits reagiert: Zu Jahresbeginn stoppte Stena Line den Transport von Uranhexafluorid auf den Passagierf\u00e4hren zwischen Rostock und Trelleborg.\r\n\r\nROBIN WOOD unterst\u00fctzt zusammen mit Anti-Atom-Initiativen die Kampagne \u201eAtomtransporte durch Hamburg stoppen!\u201c. Ziel der Kampagne ist eine Sperrung des Hamburger Hafens f\u00fcr alle Atomtransporte und die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen.\r\n\r\n\r\n\r\n*Weitere Informationen*\r\n\r\n\"Schreiben von Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender von Hapag-Lloyd, an ROBIN WOOD vom 17.2.2015\":http://www.robinwood.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Energie/AntiAtom/150217BriefHabbenJansen.pdf\r\n\r\n\"Notiz zum Gespr\u00e4ch vom 26.2.2015 zwischen ROBIN WOOD und Hapag-Lloyd\":http://www.robinwood.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Energie/AntiAtom/150226_HL_RW_Ergebnisprotokoll.pdf\r\n\r\n\"ROBIN WOOD-PM zum Aktionstag am 7.2.15 gegen Atomtransporte durch Hapapg-Lloyd\":http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M569e2d708ea.0.html\r\n\r\n\"http://www.robinwood.de/energie\":http://www.robinwood.de/energie\r\n\r\n\"http://www.atomtransporte-hamburg-stoppen.de/\":http://www.atomtransporte-hamburg-stoppen.de/\r\n\r\n ","created_at":"2015-03-24T13:25:52Z","creator":"Robin Wood","district":"Hamburg-Altstadt","geo_relation":"Kanada","id":102,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/102/e326330dfe.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/102/thumb_e326330dfe.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/102/mini_e326330dfe.jpg"}},"image_credit":"U. Bertrand/ROBIN WOOD, Protest in Hamburg, 7.2.15 ","lat":"53.55343","layer_id":8,"lon":"9.997890","place":" Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Gespr\u00e4ch zwischen der Umweltorganisation ROBIN WOOD und Hapag-Lloyd","teaser":"Hapag-Lloyd will vorerst nicht aus dem Atomtransporte-Gesch\u00e4ft aussteigen. Das ergab ein Gespr\u00e4ch zwischen Delegationen der Reederei und ROBIN WOOD, das am 26. Februar 2015 am Hauptsitz des Unternehmens in Hamburg stattfand. Mit Blick auf die laufenden Koalitionsgespr\u00e4che in Hamburg fordert ROBIN WOOD SPD und Gr\u00fcne auf, die Sperrung des Hamburger Hafens f\u00fcr Atomtransporte und ein entsprechendes Umschlagverbot durch Hapag-Lloyd und die HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) in den Koalitionsvertrag aufzunehmen. Die neue Regierung will laut Koalitionsvertragsentwurf bei relevanten Unternehmen darauf hinwirken, \"im Wege der Selbstbeschr\u00e4nkung auf den Umschlag und seeseitigen Transport\" von radioaktiven Kernbrennelementen im und durch den Hamburger Hafen zu verzichten.","title":"Nicht ohne mein Uran","updated_at":"2015-04-09T11:43:21Z","url":"http://www.robinwood.de/","user_id":3,"zip":"20095","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/102","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Sachsenbr\u00fccke","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Man h\u00e4tte einem Sicherheitsingenieur wegen \u00dcbertreibung und unglaublicher Verkettung widriger Umst\u00e4nde den Vogel gezeigt, h\u00e4tte er den Brand auf der Atlantic Cartier am 1. Mai 2013 Jahres zur Grundlage einer Risikoabsch\u00e4tzung von Gefahrentransporten gew\u00e4hlt. Allenfalls als ber\u00fchmtes Restrisiko h\u00e4tte man das Feuer durchgehen lassen. Der Brand auf dem Atomfrachter war aber kein theoretisches Gefahrenszenario, sondern eine sehr reale Havarie, eine der gr\u00f6\u00dften im Hamburger Hafen. Er warf einmal mehr die Frage auf, welchen Preis Hamburg f\u00fcr den freien Umschlag von G\u00fctern jeder Art \u2013 und seien sie noch so giftig und gef\u00e4hrlich \u2013 zu zahlen hat. Und ob Hamburg in der Lage ist, Umwelt, Kreuzfahrer_innen, Hafenarbeiter_innen und Bewohner_innen ausreichend zu sch\u00fctzen. Der Brand rief auch Umweltverb\u00e4nde auf den Plan. Sie verweisen auf den Etikettenschwindel des deutschen Atomausstiegs, weil die Atomtransporte dem Ausbau von Atomanlagen in Lingen und Gronau dienten.\r\n\r\nWas war geschehen? Die Atlantic Cartier passiert mit einer 22-k\u00f6pfigen Besatzung am Vormittag den Fischmarkt, wo die Gewerkschaften ihre 1.-Mai-Kundgebung abhalten. Am O\u00b4Swaldkai macht sie fest. An Bord befindet sich eine brisante, aber durchaus \u00fcbliche Mischung: Geladen sind, neben Volvos und anderen Fahrzeugen, \u00fcber drei Tonnen Munition, 860 Air Bag Module, \u00fcber zwei Tonnen Raketentreibstoff in fester Form, tonnenweise Ethanol, Parf\u00fcm, Brennst\u00e4be f\u00fcr Kernkraftwerke, diverse Chemikalien, Batterien und Farben. Kurz vor 20 Uhr f\u00e4ngt es an zu brennen \u2013 irgendwo zwischen dem leicht entz\u00fcndlichen Ethanol und den im Bauch des Schiffes geparkten Lastwagen, auf denen gef\u00e4hrliche Uranhexafluorid-Beh\u00e4lter befestigt sind.\r\n\r\nZum sogenannten Restrisiko, also dem unwahrscheinlichen Eintrittsfall, z\u00e4hlt an jenem Tag nicht nur, dass ausgerechnet fabrikneue Volvos, eines der weltweit als besonders sicher geltenden Autos, brennen. In der HafenCity halten sich au\u00dfergew\u00f6hnlich viele Menschen auf. Es ist Kirchentag, 50.000 Teilnehmer_innen sind dabei. Allein 12.000 Gl\u00e4ubige besuchen am Strandkai den Abendsegen.\r\n\r\n*\"Atlantic Cartier\" hatte bordeigene Kohlendioxid-L\u00f6schanlage*\r\n\r\nIn 1000 Metern Luftlinie entfernt r\u00fcckt die Feuerwehr an. Die wei\u00df anfangs nur, dass an Bord vermutlich Autos brennen und beginnt, mit Wasser zu l\u00f6schen und zu k\u00fchlen. Erst allm\u00e4hlich wird der Feuerwehr klar, mit was f\u00fcr einer Ladung sie es zu tun hat. Sie l\u00f6st einen Gro\u00dfeinsatz aus, an dem fast 300 Feuerwehrleute beteiligt sind. Das bundesdeutsche Havariekommando wird informiert, ebenso der Katastrophenschutz, die Wirtschafts-, Innen- und Umweltbeh\u00f6rde.\r\n\r\nEine weiterer Fall f\u00fcr das Restrisiko: Es ist Tag der Arbeit. Im Hafen surrt keine einzige Verladebr\u00fccke. Bis Kranf\u00fchrer am Kai sind, um die gef\u00e4hrliche Fracht von Bord zu hieven, vergehen drei Stunden. Die Lastwagen mit Uranhexafluorid bleiben allerdings im Schiffsbauch, die Ladeklappe muss geschlossen bleiben, um eine Luftzufuhr auszuschlie\u00dfen.\r\n\r\nAuch der Transport von Kohlendioxid zur Brandbek\u00e4mpfung war wegen des Feiertages nicht m\u00f6glich. Es drohte nicht nur die Freisetzung von Radioaktivit\u00e4t, sondern auch von hochgiftiger Flusss\u00e4ure, die entsteht, wenn Uranhexafluorid-Beh\u00e4lter bei andauernder Brandhitze bersten und der Inhalt in Kontakt mit Wasser kommt. Noch bevor man das Gas riechen kann, ver\u00e4tzt es Schleimh\u00e4ute und Lunge.\r\n\r\nGl\u00fcck im Restrisiko: Das Schiff hatte eine bordeigene Kohlendioxid-L\u00f6schanlage. \"Es gibt immer wieder Einsatzlagen, an denen die Feuerwehr an Grenzen st\u00f6\u00dft\", sagt ein Sprecher der Feuerwehr Hamburg. Der Brand der Atlantic Cartier sei ein schwieriger Einsatz gewesen, den man aber bew\u00e4ltigt habe. Kohlendioxid habe man \u2013 im Gegensatz zu einigen Firmen \u2013 nicht in gro\u00dfen Mengen auf Lager, da dies sehr teuer sei und selten eingesetzt werde. \"Da sind wir fremdabh\u00e4ngig, ebenso bei Schaummittel.\"\r\n\r\nDie Feuerwehr bereitet nach eigenen Angaben jeden Gro\u00dfbrand nach, um die internen Abl\u00e4ufe zu verbessern. So werde nun genauer dokumentiert, welche Firmen Kohlendioxid vorhalten und bei welchen Feiertagsnotfallpl\u00e4ne f\u00fcr Lieferanten bestehen. F\u00fcr den Senat ergaben sich dagegen nach dem Brand \"keine grundlegenden Ver\u00e4nderungsbedarfe f\u00fcr die konzeptionellen Regelungen und die Bek\u00e4mpfungsstrategien im Katastrophenschutz\". Bis heute ist die Brandursache unklar. Erst zwei Wochen nach der Havarie informierte er \u2013 aufgrund einer parlamentarischen Anfrage \u2013 die \u00d6ffentlichkeit \u00fcber das Restrisiko am 1. Mai.\r\n\r\nGr\u00fcne und Linke kritisieren, dass der Senat bisher keine Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen habe. Fast t\u00e4glich, das ergeben regelm\u00e4\u00dfige Abfragen der Linken, werden Brennst\u00e4be sowie radioaktive und giftige Stoffe im Hamburger Hafen umgeschlagen. Tendenz steigend. \"Jeder dieser Transporte \u00fcber Autobahnen und Elbe gef\u00e4hrdet die Umschlagsarbeiter im Hafen und die Bev\u00f6lkerung\", hei\u00dft es bei der Linken. Sie fordert eine Teilentwidmung des Hafens f\u00fcr Kernbrennstoffe. Vorbild ist das rot-gr\u00fcn regierte Bremen, das als erstes Bundesland 2012 ein solches Umschlagverbot im Hafenbetriebsgesetz verankert hat. \r\n\r\n*Gr\u00fcne setzen auf freiwilligen Verzicht*\r\n\r\nDie Hamburger SPD lehnte einen entsprechenden Antrag der Linken im Februar dieses Jahres ab. Laut Monika Schaal, umweltpolitische Sprecherin der SPD-B\u00fcrgerschaftsfraktion, sei nicht Hamburg, sondern das Bundesamt f\u00fcr Strahlenschutz f\u00fcr die Genehmigung solcher Transporte zust\u00e4ndig. Au\u00dferdem w\u00fcrde man auch gegen die europarechtlich zu garantierende Warentransport- und Dienstleistungsfreiheit versto\u00dfen. Die SPD bef\u00fcrchtet, dass der Hafen seinen guten Ruf verlieren und als nicht verl\u00e4sslich gelten k\u00f6nne. Wom\u00f6glich k\u00f6nnten nach einem Ausschluss des Umschlags von Kernbrennstoffen auch andere Transporte, beispielsweise von gentechnisch ver\u00e4ndertem Getreide, infrage gestellt werden. Dora Heyenn, umweltpolitische Sprecherin der Linken in der Hamburgischen B\u00fcrgerschaft h\u00e4lt dagegen: \"Ein Stopp der Atomtransporte w\u00e4re ohne weiteres m\u00f6glich \u2013 man muss es nur politisch wollen.\"\r\n\r\nAnders als in Bremen haben auch die Hamburger Gr\u00fcnen nicht f\u00fcr eine Teilentwidmung gestimmt. Gutachter h\u00e4tten rechtliche Probleme bei einer \u00c4nderung des Hafenentwicklungsgesetzes gesehen, so Anjes Tjarks, wirtschaftspolitischer Sprecher der Gr\u00fcnen-Fraktion in der Hamburger B\u00fcrgerschaft. Die Gr\u00fcnen setzen nun auf einsatzbereite L\u00f6schboote und einen freiwilligen Verzicht. Daf\u00fcr schrieben sie einen Brief an die drei gro\u00dfen Hamburger Containerterminal-Betreiber. Darin appellieren die Gr\u00fcnen \u2013 bislang erfolglos \u2013 freiwillig auf die Abfertigung von Schiffen mit atomarer Fracht zu verzichten. Au\u00dferdem wollen die Gr\u00fcnen Druck auf die Stadt Hamburg aus\u00fcben. Als Anteilseigner der Reederei Hapag-Lloyd soll sie darauf verzichten, selbst Atomtransporte durchzuf\u00fchren. Ideen und Forderungen gibt es zuhauf. Derweil gr\u00fc\u00dft t\u00e4glich das Restrisiko.","created_at":"2015-03-03T14:29:40Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Kleiner Grasbrook","geo_relation":"","id":101,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/101/Atlantic-Cartier.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/101/thumb_Atlantic-Cartier.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/101/mini_Atlantic-Cartier.jpg"}},"image_credit":"","lat":"53.53373","layer_id":8,"lon":"10.00522","place":"Terminal O'Swaldkai","public":true,"published_at":null,"source":"Der Artikel ist am 28. April 2014 auf ZEIT ONLINE erschienen.","subtitle":"Urantransporte durch den Hamburger Hafen und der Brand der \"Atlantic Cartier\"","teaser":"Der Brand auf dem Atomfrachter \"Atlantic Cartier\" am 1. Mai 2013 z\u00e4hlt zu den gr\u00f6\u00dften Havarien im Hamburger Hafen. Konsequenzen daraus zog der Senat keine.","title":"Und t\u00e4glich gr\u00fc\u00dft das Restrisiko","updated_at":"2015-03-05T11:04:53Z","url":"http://www.zeit.de/hamburg/2014-04/brand-hamburg-hafen-atlantic-cartier-sicherheit/komplettansicht","user_id":3,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/101","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Gro\u00dfe Elbstra\u00dfe 137","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Fisch ist nicht nur eine zentrale Nahrungsquelle f\u00fcr Menschen und Meerestiere, er ist auch Existenzgrundlage f\u00fcr die Bewohner der K\u00fcstenregionen und ebenso existenziell f\u00fcr das \u00f6kologische Gleichgewicht der Weltmeere. In den letzten Jahrzehnten und vor allem in den Jahren nach 1970 war die Fischerei jedoch nicht von Bedeutung, sondern von Profit geleitet \u2013 und f\u00fchrte dazu, dass mittlerweile 52 Prozent des Fischbestandes bis an die Grenzen ersch\u00f6pft wurden, 19 Prozent \u00fcberfischt sind und bereits acht Prozent als bereits ersch\u00f6pft gelten. W\u00e4hrend in den deutschen Zeitungsregalen Lifestyle-Magazine das gesunde Nahrungsmittel Fisch beschw\u00f6ren, werden die Folgen des \u00dcberkonsums meist ausgeblendet. Abgesehen davon, dass die Gifte in vielen Fischsorten die stets beschworene Gesundheit Omega-3-Fetts\u00e4ure ausgleichen, nimmt der Fischraub immer bedrohlichere Z\u00fcge an.[1]\r\n\r\nEin gro\u00dfes Problem stellt der Beifang dar: 30 Millionen Tonnen Lebewesen werden jedes Jahr tot ins Meer zur\u00fcck geschmissen, darunter auch Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind wie Schildkr\u00f6tenarten, Manta-Rochen und Hammerhaie. Die Menge an Beifang, die ein gro\u00dfes Schiff an einem Tag \u00fcber Bord gehen kann, k\u00f6nnte beispielsweise in einem der \u00e4rmeren atlantischen K\u00fcstenl\u00e4nder 34.000 Menschen ein ganzes Jahr lang ern\u00e4hren.\r\n\r\nh4. Fremde Gew\u00e4sser\r\n\r\nEine weitere Dramatik erh\u00e4lt der Fischraub am Beispiel Westafrikas. Dort stellen vor allem die gro\u00dfen Schiffe europ\u00e4ischer Firmen ein Problem dar. Die meisten Best\u00e4nde westafrikanischer Gew\u00e4sser, die f\u00fcr den kommerziellen Fang befischt wurden, sind bereits voll ausgesch\u00f6pft oder \u00fcberfischt. Die EU kauft weiter Fischfangrechte in Westafrika und im Pazifik, um den Bedarf ihrer L\u00e4nder zu stillen \u2013 und subventioniert so die Ausbeutung \u00e4rmster L\u00e4nder der Welt durch Privatunternehmen, die den Profit gr\u00f6\u00dftenteils f\u00fcr sich behalten.\r\n\r\nUnternehmen wie \u201ePelagic Freezer-Trawler Association\u201c (PFA) schicken einige der gr\u00f6\u00dften Schiffe der Welt vor die K\u00fcsten Guineas, des Senegals oder Mauretaniens und verdr\u00e4ngt dort die heimischen Fischer: 56 mauretanische Piroggenboote k\u00f6nnten in einem Jahr die Menge fangen, welche ein PFA-Fisch an nur einem Tag aus dem Meer holt. PFA hat seinen Hauptsitz in den Niederlanden, ist aber ein Zusammenschluss aus neun europ\u00e4ischen Fischereiunternehmen. Auch die deutsche Firma Doggerbank Seefischerei GmbH aus Bremerhaven geh\u00f6rt der PFA an ein Tochterunternehmen von Parlevliet & Van der Plas B.V., ebenfalls in den Niederlanden. Perlevliet & Van der Plas B.V. besitzt insgesamt 15 Schiffe, von denen das L\u00e4ngste knapp 150 Meter misst. [2]\r\n\r\nh4. \u00d6kologischer Kreislauf langfristig zerst\u00f6rt\r\n\r\nDie Konsequenzen der \u00dcberfischung zeigen sich h\u00e4ufig erst mit zeitlicher Verz\u00f6gerung. Nicht befischte Arten nehmen die \u00f6kologische Nische der \u00fcberfischten Spezies ein, wenn sie an gleicher Stellung in der Nahrungskette stehen. Das f\u00fchrt dazu, dass die Kettenreaktion, die durch eine L\u00fccke in der Nahrungskette entsteht, noch nicht einsetzt. Dieses wankende Gleichgewicht st\u00fcrzt dann ein, wenn die einnehmende Art selbst gefangen wird oder von einer Krankheit befallen wird. Wird bei Untersuchungen blo\u00df der R\u00e4uber untersucht, welcher die bereits \u00fcberfischte Art f\u00e4ngt, lassen sich die Auswirkungen aber immer noch leicht verf\u00e4lschen. Somit ist das Artensterben in den Meeres- und K\u00fcsten\u00f6kosystemen wesentlich gr\u00f6\u00dfer, als lange angenommen und l\u00e4sst sich nicht durch gezielte Z\u00fcchtung einer Art wieder ausgleichen.\r\n\r\nh4. Ein (gescheiterter?) Versuch der Regulierung\r\n\r\nBereits am 22. Juli 1902 gr\u00fcndeten acht europ\u00e4ische L\u00e4nder den International Council for the Exploration of the Sea (ICES, deutsch: Internationaler Rat f\u00fcr Meeresforschung). Dessen Ziel ist es zum einen, an den praktischen Problemen der Fischerei zu arbeiten. Mittlerweile erforscht und \u00fcberwacht der Rat rund 110 Fischarten und h\u00e4lt deren Best\u00e4nde fest. Au\u00dferdem ver\u00f6ffentlicht er Resolutionen, um wissenschaftliche Erkenntnisse mit politischen Forderungen zu verbinden - die Quoten der EU-Fischereipolitik \u00fcbersteigen die Empfehlungen der ICES jedoch immer noch um 48 Prozent.\r\nZu den ersten Mitgliedern, D\u00e4nemark, Finnland, Deutschland, die Niederlande, Norwegen, Schweden, Russland und Gro\u00dfbritannien, sind weitere zw\u00f6lf hinzu gekommen und sechs L\u00e4nder haben einen Beobachterstatus erhalten. Die Mitgliedsstaaten sind alle entweder europ\u00e4isch oder nordamerikanisch, im Kreis der Beobachter sind zudem Chile, Australien, Peru und S\u00fcdafrika. Gefischt wird aber meist nicht blo\u00df vor den eigenen K\u00fcsten und durch fehlende Fischereiabkommen in anderen Regionen oder illegale sowie unbeflaggte Fischerei k\u00f6nnen die Unternehmen leicht selbst die zu geringen Auflagen der EU umgehen.\r\n\r\nh4. Aquakulturen als eine konsumorientierte L\u00f6sung\r\n\r\nStatt einer \u00dcberfischung internationaler Gew\u00e4sser sollen Zuchtanlagen f\u00fcr Fischarten wie Lachs, Barsch oder Hering, einen nachhaltigen Fischkonsum erm\u00f6glichen. Mittlerweile wird so knapp die H\u00e4lfte des Bedarfes in Europa abgedeckt. Diese Aquakulturen tragen jedoch keineswegs zum Erhalt der nat\u00fcrlichen Fischpopulation bei: H\u00e4ufig stellt die Nahrung der gez\u00fcchteten Fische n\u00e4mlich andere Fischarten dar \u2013 die aus Wildfang bezogen werden. Besonders kritisch wurde dabei die Verwendung des Krills, eine kleine Krebsart, hinterfragt. Krill ist die Grundlage des antarktischen Nahrungsnetzes und wird von Buckel- sowie Blauwalen verzehrt. Sein Wegfang gef\u00e4hrdet die Nahrungskette enorm. Ein weiteres Problem ist der Ausbruch von Zuchttieren, die dann eine langfristige Bedrohung der Wildpopulation werden.\r\n\r\nNachhaltig w\u00e4re vor allem eine Angleichung von Konsum und tats\u00e4chlichem Verbrauch, vor allem aber mehr Verzicht - vor allem in den europ\u00e4ischen L\u00e4ndern, die ihren Bedarf h\u00e4ufig importieren.\r\n\r\n\r\nfn1. \"www.zentrum-der-gesundheit.de/fische\":http://www.zentrum-der-gesundheit.de/fische.html\r\n\r\nfn2. \"www.parlevliet-vanderplas.nl/niederlassungwiedergave\":http://www.parlevliet-vanderplas.nl/niederlassungwiedergave.php?pageid=6\r\n","created_at":"2012-06-08T10:18:29Z","creator":"Viviane Petrescu","district":"St. Pauli","geo_relation":"Westafrika; Guinea; Senegal; Mauretanien; Spanien; Niederlande","id":61,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.54456","layer_id":7,"lon":"9.937693","place":"Fischmarkt Hamburg-Altona","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Globale \u00dcberfischung durch europ\u00e4ische Unternehmen","teaser":"Lifestyle-Magazine beschw\u00f6ren die Gesundheit einer fischreichen Ern\u00e4hrung, doch in seinen Heimatgew\u00e4ssern ist das gesunde Gleichgewicht l\u00e4ngst zerst\u00f6rt: Die \u00dcberfischung der Weltmeere, vornehmlich durch europ\u00e4ische Unternehmen, bedroht die Lebensgrundlage der Ozeane wie westafrikanischer K\u00fcstenl\u00e4nder.","title":"Sieht ja keiner","updated_at":"2014-01-09T08:33:21Z","url":"","user_id":4,"zip":"22767","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/61","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Kreetslag 10","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Die gemeinsame Entwicklung aufwendiger R\u00fcstungsprojekte war ein Hauptmotiv f\u00fcr die Entstehung von EADS, an der mehrere europ\u00e4ische Regierungen und R\u00fcstungskonzerne beteiligt waren. EADS besch\u00e4ftigt weltweit rund 120.000 Mitarbeiter. Sie produzieren zivile und milit\u00e4rische Flugzeuge, Hubschrauber, Raketen, Satelliten, Flugzeugzubeh\u00f6r und Flugzeugelektronik, Grenzbefestigungssysteme, Sicherheits- und Polizeitechnik. Nur mit Milit\u00e4rtechnik und -dienstleistungen macht EADS j\u00e4hrlich rund 17 Milliarden Dollar Umsatz. [1]\r\n\r\nIn Finkenwerder wurde u. a. der Milit\u00e4rtransporter Transall C160 gebaut, der an die Bundeswehr, an Frankreich (u. a. f\u00fcr die Atomstreitkr\u00e4fte), S\u00fcdafrika, Indonesien und die T\u00fcrkei geliefert wurde und seit dem Zypernkrieg 1974 in vielen Kriegen eingesetzt worden ist. Auch die Milit\u00e4rvariante des A310 (als Tankflugzeug, Seeaufkl\u00e4rer, Minenleger oder Kommandozentrale) wurde hier gebaut, der A320 in der Hamburger Entwicklungsabteilung als U-Boot-J\u00e4ger konzipiert. [2]\r\n\r\nDer Umbau der Typen A300, A310 und A340 zur milit\u00e4rischen ATT-Version (Airbus Tanker Transport) f\u00fcr die deutsche, kanadische, franz\u00f6sische und thail\u00e4ndische Luftwaffe erfolgte u. a. in Hamburg. [3] Um auch schweres Ger\u00e4t und gro\u00dfe Truppenkontingente weltweit zu Kriegseins\u00e4tzen transportieren zu k\u00f6nnen, wurde seit 1991 der neue Milit\u00e4rtransporter A400M konzipiert.\r\n\r\nStandortlobbying des Hamburger Senats sorgte daf\u00fcr, dass 200 Mitarbeitende im Werk Finkenwerder mit Entwicklungsaufgaben, Tests und der Erstellung des Handbuchs f\u00fcr das Kriegsflugzeug betraut wurden. [4] Heute l\u00e4uft die Produktion des A400M formal unter Regie des Gesch\u00e4ftsbereichs Airbus Military mit Hauptsitz in Sevilla. Faktisch sind jedoch milit\u00e4rischer und ziviler Bereich bei Airbus kaum bis gar nicht zu trennen. So laufen z. B. der Einkauf und die Berichtssysteme gemeinsam, werden industrielle, technische und personelle Ressourcen flexibel von beiden Bereichen gemeinsam genutzt. Laut Gesch\u00e4ftsbericht 2009 werden so \u201eauch operative Synergien in der Entwicklung und Fertigung ziviler und milit\u00e4rischer Transportflugzeuge voll ausgesch\u00f6pft\u201c.\r\n\r\nBis heute wurden 174 Exemplare des A400M von Belgien, Deutschland, Frankreich, Gro\u00dfbritannien, Luxemburg, Spanien, der T\u00fcrkei und Malaysia bestellt. Von den A330 RTTLuftbetankungsflugzeugen wurden bisher 28 St\u00fcck an die Streitkr\u00e4fte von Gro\u00dfbritannien, Australien, Deutschland, Kanada, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verkauft. Auch im Segment der leichten und mittelschweren Milit\u00e4rflugzeuge ist Airbus mit der C212 (475 St\u00fcck an \u00fcber 40 L\u00e4nder), der C295 (63 St\u00fcck an 10 L\u00e4nder) und CN235 (\u00fcber 250 St\u00fcck an 26 L\u00e4nder) weltweit f\u00fchrend. [5]\r\n\r\n\r\nfn1. http://www.sipri.org/research/armaments/production/Top100 (2008: 17,9 Mrd., 2009: 15,9 Mrd)\r\n\r\nfn2. die tageszeitung 10.07.1986\r\n\r\nfn3. Hamburger Abendblatt 5./6.7.1997, Spiegel 13. 5. 1996, Soldat + Technik Nr. 3/1996\r\n\r\nfn4. B\u00fcrgerschaftsdrucksache 15/3367- KA GAL, Hamburger Abendblatt 3.12.2009\r\n\r\nfn5. http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactCN235.aspx, http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactC212.aspx, http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactC295.aspx\r\n\r\n","created_at":"2012-02-25T15:21:24Z","creator":"Jan van Aken","district":"Finkenwerder","geo_relation":"Belgien; Frankreich; Gro\u00dfbritannien; Luxemburg; Spanien; T\u00fcrkei; Malaysia; Australien; Kanada; Saudi-Arabien; Vereinigte Arabische Emirate","id":44,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.53853","layer_id":9,"lon":"9.845260","place":"Airbus Operations GmbH","public":true,"published_at":null,"source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011","subtitle":" Airbus geh\u00f6rt zum EADS-Konzern, dem siebtgr\u00f6\u00dften R\u00fcstungsunternehmen weltweit.","teaser":"Etwa die H\u00e4lfte aller deutschen R\u00fcstungslieferungen an die Bundeswehr stammen von EADS. Der Vorl\u00e4ufer von Airbus wurde 1933 als Hamburger Flugzeugbau HFB, Tochterfirma der R\u00fcstungswerft Blohm + Voss gegr\u00fcndet. Im 1936 gebauten Finkenwerder Werk produzierten 5.000 Besch\u00e4ftigte Flugzeuge und Flugboote f\u00fcr die NS-Luftwaffe. Nach dem Krieg von den Gebr\u00fcdern Blohm neu gegr\u00fcndet, fusionierte das Unternehmen 1969 mit anderen zu Messerschmidt-B\u00f6lckow-Blohm MBB und 1990 mit Daimler Benz zur DASA. Heute ist Airbus einer von sechs Konzernen (Gesch\u00e4ftsfeldern) im europ\u00e4ischen Konzernverbund European Aeronautic Defense and Space Company (EADS).","title":"Mit Transall nach Indonesien","updated_at":"2014-01-09T08:27:02Z","url":"http://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdf","user_id":3,"zip":"21129","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/44","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Louise-Schroeder-Stra\u00dfe 25A","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Kann es ein Textilunternehmen schaffen, allein durch geschickte Logistik und eine strikte Organisation der Arbeitsabl\u00e4ufe, seine Ware so g\u00fcnstig anzubieten, dass sich ein Kunde komplett neu einkleiden kann \u2013 f\u00fcr nur 30 Euro? \r\nDiese Frage stellen Kritiker_innen nicht nur der Firma KiK, sondern auch ihren Kunden. Und merken an: Ein Discounter, der zum siebtgr\u00f6\u00dften Textilunternehmen Deutschlands aufsteigt, kann seinen Kundenkreis nicht nur im Bereich der Geringverdienenden oder Arbeitslosen haben. Hier finden sich auch Kunden, die mehr Geld f\u00fcr Kleidung ausgeben und so die \u00f6kosozial gerechte Herstellung f\u00f6rdern k\u00f6nnten. Sie sind ein starker Antrieb im \u201eGeiz ist geil\u201c-Motor, der sich mit Dumpingl\u00f6hnen und Verletzungen der Arbeitsrechte speist.\r\n\r\nh4. Das wahre Gesicht des sprechenden T-Shirts\r\n\r\nDer Textildiscounter ist neben Plus, Obi, Kaiser\u2019s und der amerikanischen A&P ein Tochterunternehmen der Tengelmann-Gruppe, die mit 145 Betriebsjahren eines der \u00e4ltesten deutschen Handelsunternehmen darstellt. Die Inhaberfamilie Haub ist eine der reichsten Familien Deutschlands [1]: Gesch\u00e4tztes Privatverm\u00f6gen 4,2 Milliarden Euro. Aufgrund der niedrigen Ausgaben f\u00fcr Lohn und Beschaffung der Waren h\u00e4uft sich auch bei geringen Preisen ein gro\u00dfer Gewinn an. Verzichten m\u00fcssen daf\u00fcr die Angestellten.\r\n\r\nObwohl bei KiK 14.000 Menschen arbeiten, gibt es bis heute keinen einzigen Betriebsrat. Der Grund hierf\u00fcr ist die Einstellungstaktik des Unternehmens: Vor allem Auszubildende und Aushilfen arbeiten im Verkaufsbereich. Sie sind billig und zeigen weniger Bereitschaft, ihren Arbeitsplatz zu riskieren, um f\u00fcr einen Betriebsrat einzutreten. Denn ohne viel Berufserfahrung und in unsicherem Besch\u00e4ftigungsverh\u00e4ltnis fehlt ihnen daf\u00fcr der Mut. Zudem sind viele nicht einmal \u00fcber ihre Rechte informiert, sodass sie gar nicht auf die Idee kommen, gegen ihr Arbeitsverh\u00e4ltnis zu demonstrieren. \r\nAuf der Homepage des Unternehmens hei\u00dft es: \u201eDie Nachwuchsf\u00f6rderung liegt uns sehr am Herzen, da wir in unseren eigenen Nachwuchs gro\u00dfe Hoffnung und viele Erwartungen stecken.\u201c Die Realit\u00e4t zeichnet ein anderes Bild: Ausbildungskr\u00e4fte m\u00fcssen nach Ladenschluss auch noch das Putzen \u00fcbernehmen, und gegen die massive Unterschreitung der Tarifl\u00f6hne hat ver.di im Oktober 2007 Strafanzeige gegen KiK Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer Stefan Heinig erstattet.\r\n \r\nh4. Systematische Diskriminierung der Arbeiter_innen\r\n\r\nBekannt sind nur Produktionsstandorte in China und Bangladesh, vermutlich gibt es aber auch Fabriken in anderen L\u00e4ndern, die KiK nicht offen legt, um sich m\u00f6glichen Kontrollen, auch durch Nichtregierungsorganisationen, zu entziehen. Die Clean Cloth Campaign (CCC) brachte 2008 eine Studie raus, welche die Situation der Arbeiter_innen in Bangladesh festh\u00e4lt.[2] Sie liest sich wie eine Aufz\u00e4hlung s\u00e4mtlicher m\u00f6glicher Verbrechen, die Firmen den N\u00e4her_innen antun k\u00f6nnen: fast jeden Tag unbezahlte \u00dcberstunden, spontane K\u00fcndigungen, sieben Arbeitstage die Woche, Bezahlung unterhalb des Mindestlohnes, unregelm\u00e4\u00dfige und verz\u00f6gerte Lohnauszahlungen, schlechtere Bezahlung der Frauen, Diskriminierung durch die Aufseher bis hin zu Vergewaltigungen in der Nachtschicht, keine schriftlichen Arbeitsvertr\u00e4ge, dreckiges Trinkwasser.\r\n\r\nSelbst ohne \u00dcberstunden arbeiten die Besch\u00e4ftigten 13 Stunden am Tag, hinzu kommt die Nachtarbeit, von der knapp 90 Prozent der N\u00e4her_innen berichten. Auch im Falle eines Brandes h\u00e4tten die Arbeiter_innen schlechte Karten. Notausg\u00e4nge, Brandmeldesysteme oder eine Notbeleuchtung finden sich in den wenigsten Fabriken. Au\u00dferdem stehen nicht ausreichend Toiletten zur Verf\u00fcgung oder sie sind so verschmutzt, dass eine Nutzung kaum m\u00f6glich ist.\r\n\r\nh4. L\u00fcgen f\u00fcr die \u00d6ffentlichkeit anstatt ehrlicher Neuorientierung\r\n\r\nZum Zeitpunkt der Studie arbeitete KiK bereits an einem neuen Image. F\u00fcr offizielle Kontrollen wurden die Fabriken gereinigt und die sanit\u00e4ren Anlagen auf einen besseren Stand gebracht, auf einmal lag Seife neben dem Waschbecken und die Produktionsr\u00e4ume wurden gel\u00fcftet. Die Arbeiter_innen lernten ihre Aussagen auswendig und gaben an, dass sie einen Tag die Woche frei h\u00e4tten und die Arbeitsverh\u00e4ltnisse ihren Rechten entspr\u00e4chen. \r\n\r\nDie Schulungen, welche angeblich die Fabrikbesitzer_innen dazu bringen sollten, versch\u00e4rft gegen sexuelle \u00dcbergriffe vorzugehen und die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erh\u00f6hen, waren in den Fabriken selbst nicht bekannt oder hinterlie\u00dfen keine Ergebnisse, da die Fabrikbesitzer_innen nur zur Beruhigung der Auftraggeber_innen daran teilnahmen.\r\nAuf der Internetseite des Unternehmens wurde ein neuer Verhaltenskodex ver\u00f6ffentlicht \u2013 die englische Fassung hat sich jedoch nicht ge\u00e4ndert. Au\u00dferdem enth\u00e4lt selbst die neue Version keine Verpflichtung zum existenzsichernden Lohn, lediglich der Mindestlohn wird festgehalten - in Bangladesh zwischen 18 und 24 Euro im Monat. Zum \u00dcberleben reicht dies l\u00e4ngst nicht aus.\r\n\r\nh4. Krebserregende Azofarbstoffe in Kinderunterw\u00e4sche\r\n\r\nNeben den Missst\u00e4nden in der Besch\u00e4ftigung und den Produktionsstandorten kommt noch ein weiterer Punkt auf die Liste, derer sich K\u00e4ufer_nnen bewusst sein sollten: Immer wieder kam es zu Schadstoffskandalen im Sortiment des Textildiscounters. \r\n2009 verurteilte das Amtsgericht Unna KiK zu einem Bu\u00dfgeld von 35.000 Euro, weil das Unternehmen aus China gelieferte Ware nicht ausreichend auf gesundheitsgef\u00e4hrdende Stoffe untersucht hatte.\r\nZuletzt rief der Textildiscounter ein Kinderunterw\u00e4scheset mit dem Namen \u201eSpiderman\u201c zur\u00fcck \u2013 es enthielt Azofarbstoff oberhalb der festgelegten Grenzwerte. Azofarbstoffe, mit denen die Arbeiter_innen in Asien hantieren, gelten als krebserzeugend, erbgutver\u00e4ndernd und m\u00f6glicherweise fruchtsch\u00e4digend. Dieses Beispiel ist nur das Aktuellste, gerade im Baby/Kind-Sortiment traten bereits mehrfach F\u00e4lle von Azofarbstoffen auf.\r\n\r\n\r\nfn1. \"http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,651244,00.html\":http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,651244,00.html abgerufen am 20.2.2012\r\n\r\nfn2. \"Erl\u00e4uternde Vorstellung der Studienergebnisse \u00fcber KiK von der CCC\":http://www.sauberekleidung.de/ccc-50_materialien/ccc-52_buecher-broschueren.html#lidlkik Die Brosch\u00fcre ist als PDF-Dokument abrufbar","created_at":"2012-02-24T15:30:52Z","creator":"Viviane Petrescu","district":"Altona-Altstadt","geo_relation":"Bangladesh; China","id":33,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/33/kik-altona.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/33/thumb_kik-altona.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/33/mini_kik-altona.JPG"}},"image_credit":"Webmap Hamburg Global","lat":"53.55118","layer_id":7,"lon":"9.950410","place":"kik-Filiale","public":true,"published_at":"2012-02-24","source":"","subtitle":"Dumpingl\u00f6hne und Krebserreger: Ein Blick auf den globalen S\u00fcndenregister des Textildiscounts KiK","teaser":"Die Textilkette KiK wirbt wie so viele Discounter mit ihren billigen Preisen. Und wie bei so vielen anderen Discountern gilt auch hier: Der Kunde spart, die Arbeiter_innen in Deutschland und Asien leiden. Gleichzeitig vergr\u00f6\u00dfert das Unternehmen seinen Absatzmarkt - allein in Hamburg gibt es 46 Filialen.","title":"Der Preis stimmt nur f\u00fcr den K\u00e4ufer","updated_at":"2013-12-30T10:36:44Z","url":"","user_id":4,"zip":"22767","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/33","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Mercedesstra\u00dfe 1","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"h4. R\u00fcstungsproduktion made in Hamburg und Umland\r\n\r\nNicht nur der Hafen und der Tourismus sp\u00fclen Geld in Hamburgs Kassen - sondern auch das milliardenschwere Gesch\u00e4ft mit dem Krieg. Es ist zwar kein Geheimnis, dass bei Blohm + Voss Kriegsschiffe vom Stapel laufen, dass MTU Panzermotoren baut und Rheinmetall Waffen herstellt. Doch neben den bekannten R\u00fcstungsunternehmen gibt es in Hamburg viele weitere Firmen, die f\u00fcr den milit\u00e4rischen Bereich produzieren: ob Kabel f\u00fcr Kampfflugzeuge und Munitionsaufz\u00fcge f\u00fcr Torpedos, Radaranlagen f\u00fcr Kriegsschiffe oder Luftentfeuchter f\u00fcr Panzer, milit\u00e4rische Softwaresysteme oder antimagnetische U-Boot-K\u00fcchen...\r\n\r\nSolche Produkte \u201emade in Hamburg\" werden nicht nur von der Bundeswehr gekauft, sondern von der Elbe in die ganze Welt verschifft. Auch in L\u00e4nder, die gegeneinander r\u00fcsten. Auch in Krisenregionen und in Staaten, denen die Menschenrechte nichts gelten. Auch in L\u00e4nder, deren Bev\u00f6lkerung kaum genug zu essen hat.\r\n\r\nKriegsschiffe f\u00fcr Israel und Nigeria, Torpedos f\u00fcr Indien und S\u00fcdkorea, Panzermotoren f\u00fcr \u00c4gypten und Bahrain \u2013 alles \u201emade in Hamburg\u201c. Die Rede ist hier nicht von illegaler Produktion und Waffenschmuggel, \u00fcber die hin und wieder Skandalmeldungen kurz in den Medien hochkochen, um dann genauso schnell wieder zu verschwinden. Sondern von allt\u00e4glicher, legaler Praxis, die von Bundesregierung und Senat gehegt und gef\u00f6rdert wird. Hamburger Firmen profitieren davon, dass die Bundesregierung nach wie vor auf Aufr\u00fcstung statt Abr\u00fcstung setzt und ohne Unterlass R\u00fcstungsgesch\u00e4fte mit L\u00e4ndern in der ganzen Welt genehmigt. Die vermeintlich strenge Exportkontrolle, auf die die Bundesregierung dabei gern verweist, gibt es in der Praxis nicht: Nicht nur der Gesamtwert der genehmigten R\u00fcstungsgesch\u00e4fte ist in den letzten Jahren gestiegen, auch wird weiterhin an gr\u00f6bste Menschenrechtsverletzer sowie in Krisen- und Kriegsgebiete geliefert.\r\n\r\nUnd obwohl die Verfassung der Freien und Hansestadt - \u201eim Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und V\u00f6lkern\u201c - dazu verpflichtet, zeigt auch der Hamburger Senat keinerlei Bestrebung, die Gesch\u00e4fte mit dem Krieg zu beenden und sich f\u00fcr eine nachhaltige Wirtschaft und ein friedensf\u00f6rderndes Hamburg einzusetzen. Im Gegenteil.\r\n\r\n\r\n\r\nfn1. \"www.mb-military-vehicles.com\":http://www.mb-military-vehicles.com/en/home.html","created_at":"2012-02-25T14:31:44Z","creator":"Jan van Aken","district":"Heimfeld","geo_relation":"Israel; Nigeria; Indien; S\u00fcdkorea; \u00c4gypten; Bahrain","id":41,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.47285","layer_id":9,"lon":"9.924882","place":"Daimler AG Mercedes-Benzwerk Hamburg","public":true,"published_at":null,"source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011","subtitle":"Daimlers Unimogs gehen an 80 Armeen weltweit","teaser":"Einerseits bauen die Daimler-Schrauber im Harburger Werk Achsen f\u00fcr zivile Pkws. Andererseits\r\nverdient Daimler sowohl durch Unternehmensbeteiligungen (EADS, Tognum/MTU) als auch durch die Produktion von Milit\u00e4rfahrzeugen viel Geld im R\u00fcstungsgesch\u00e4ft. Allein 150.000 Unimogs wurden an 80 Armeen weltweit verkauft und auch zahlreiche andere Fahrzeugtypen werden von Mercedes Benz Military Vehicles in speziellen Milit\u00e4rvarianten angeboten. Das nach Daimler-Aussage \u201eweltweit einzigartige Angebot an militarisierten Nutzfahrzeugen\u201c umfasst \u201eein l\u00fcckenloses milit\u00e4rspezifisches Fahrzeugprogramm von 0,5 t bis 110 t Nutzlast\u201c in \u00fcber 200 Fahrzeugvarianten sowie einen \u201ekonzeptionell f\u00fcr alle Einsatzrealit\u00e4ten aufgestellten Milit\u00e4rfuhrpark\u201c. Entsprechend ist der Konzern auch f\u00f6rderndes Mitglied beider Lobbyverb\u00e4nde der deutschen R\u00fcstungsindustrie, der Deutschen Gesellschaft f\u00fcr Wehrtechnik und des F\u00f6rderkreises Deutsches Heer. [1]","title":"Ein Stern im Blut","updated_at":"2013-12-12T20:43:32Z","url":"http://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdf","user_id":3,"zip":"21079","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/41","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Lindenplatz 2","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"fn1.\"www.dwt-sgw.de/ueber-die-dwt/foerdernde-mitglieder\":http://www.dwt-sgw.de/ueber-die-dwt/foerdernde-mitglieder/siemens-ag-siemens-it-solutions-andservices/ und Firmenprospekt \u201eElectrical Equipment for Naval Vessels and Submarines\u201c","created_at":"2012-02-25T11:01:28Z","creator":"","district":"St. Georg","geo_relation":"Abu Dhabi; Bahrain; Chile; Ecuador; Indonesien; Israel; Kolumbien; Malaysia; S\u00fcdafrika; Thailand; Venezuela","id":40,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.55322","layer_id":9,"lon":"10.02026","place":"Siemens Marine Solutions","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Antriebe und Elektronik f\u00fcr die Marine","teaser":"Siemens Marine Solutions vertreibt elektrische Anlagen, Energieerzeugungs- und Automationsanlagen sowie Antriebe f\u00fcr U-Boote, Fregatten, Zerst\u00f6rer, Patrouillenboote und Munitionsschiffe. Der Firmenprospekt listet 37 technologische Neuentwicklungen eigens f\u00fcr den Kriegsschiffbau. Aktuelle Projekte f\u00fcr die Bundesmarine sind die U-Boote der Klassen 212 und 214, die Fregatten 215 und der dritte Einsatzgruppenversorger 702. Zu den Kunden geh\u00f6ren die NATO und \u201eandere befreundete Marinestreitkr\u00e4fte\u201c wie Abu Dhabi, Bahrain, Chile, Ecuador, Indonesien, Israel, Kolumbien, Malaysia, S\u00fcdafrika, Thailand und Venezuela. Siemens ist f\u00f6rderndes Mitglied der Deutschen Gesellschaft f\u00fcr Wehrtechnik. [1]\r\n","title":"Der Kunde Kriegsfreund","updated_at":"2013-12-12T20:43:31Z","url":"","user_id":3,"zip":"20099","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/40","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Sievekingplatz 3","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Was war geschehen? Im April 2010 hatte eine Kommandoeinheit der niederl\u00e4ndischen Streitkr\u00e4fte mehrere Seeleute der \u201eMV Taipan\u201c befreit, die am Horn von Afrika gekapert worden war. Die 15 Seeleute aus Deutschland, der Ukraine und Sri Lanka hatten sich in einem Schutzraum verschanzt und einen Notruf abgegeben. Im Herbst 2010 begann der Prozess, fast zwei Jahre standen die zehn mutma\u00dflichen Piraten wegen des Vorwurfs des erpresserischen Menschenraubs und Angriffs auf den Seeverkehr vor dem Hamburger Landgericht. Bei einer H\u00f6chststrafe von 15 Jahren hatte die Staatsanwaltschaft zwischen vier und elfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe gefordert.\r\n\r\nDie Angeklagten sa\u00dfen \u00fcber zwei Jahre in Untersuchungshaft. Die Jugendlichen unter ihnen und ein nach eigenen Angaben und Dokumenten zur Tatzeit strafunm\u00fcndiger 13-J\u00e4hriger, sind im April 2012 aus der unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig langen Untersuchungshaft freigelassen worden.\r\n\r\nh4. Fischraub und der Tsunami\r\n\r\nIm sich lange hinziehenden Prozess haben die meisten Angeklagten eine Tatbeteiligung gestanden und sich beim Kapit\u00e4n der \u201eMV Taipan\u201c entschuldigt; andere machten von ihrem Schweigerecht Gebrauch. Viele haben ihre Lebensverh\u00e4ltnisse in Somalia geschildert. Sie waren als Fischer t\u00e4tig, berichteten von den gro\u00dfen Fangflotten, die das Meer leer r\u00e4umen, und vom Tsunami, der 2004 viele Boote, Generatoren und K\u00fchlcontainer zerst\u00f6rt hat. Fast alle gaben an, aus finanzieller Not oder aus Angst um ihr eigenes Leben oder das ihrer Familie gehandelt zu haben. Einer der Angeklagten belastete vor kurzem die anderen schwer, informierte das Gericht \u00fcber den Ablauf des \u00dcberfalls und bezichtigte diejenigen Mitangeklagten der L\u00fcge, die ausgesagt hatten, sie seien zur Piraterie gezwungen worden. Soweit bekannt, sind alle Angeklagten v\u00f6llig mittellos oder gar verschuldet. Viele haben keine Schule besucht, k\u00f6nnen weder lesen noch schreiben. Einige waren bei ihrer Festnahme unterern\u00e4hrt.\r\n\r\nh4. Strafverfolgung zur Abschreckung\r\n\r\nDer Gerichtsprozess ist in zweierlei Hinsicht zu kritisieren: Zum einen l\u00e4sst sich fragen, inwieweit er nach ethisch-politischen und rechtsstaatlichen Aspekten legitim ist. Und zum anderen \u2013 da er nun gef\u00fchrt wird \u2013 muss die Art und Weise, wie er von statten geht, unter die Lupe genommen werden. \r\nRecht und Rechtsetzung folgen meist dem Interesse derjenigen, die \u00fcber die Mittel verf\u00fcgen, die als Recht gesetzten Standpunkte gegen\u00fcber den schw\u00e4cheren Interessen und Rechtsauffassungen durchzusetzen: So gibt es weder somalische Kriegsschiffe im Einsatz gegen die Fischtrawler aus Frankreich, Spanien, Pakistan, Japan, Taiwan, Korea oder anderen L\u00e4ndern [1], noch gegen die europ\u00e4ischen Giftm\u00fcllverklapper vor Somalias K\u00fcste [2]. Und die dort kreuzenden Marinen Russlands, Chinas, der USA, des Iran und der EU interessieren sich lediglich f\u00fcr die Bek\u00e4mpfung der einen Form der Seer\u00e4uberei \u2013 der Schiffspiraterie.\r\nIn Somalia k\u00f6nne man kaum \u00fcberleben, sagte die Anw\u00e4ltin Gabriele Heinecke zu Beginn des Prozesses. M\u00f6glicherweise gebe es einen \u201ev\u00f6lkerrechtlichen Notstand\u201c: \r\n\r\nbq. \u201eWas mache ich, wenn mir niemand hilft und gleichzeitig die Fischkonserven an mir vorbeifahren?\u201d \r\n\r\nDie Anklage der Staatsanwaltschaft sei n\u00fcchtern gehalten, so die Anw\u00e4ltin, aber sie erfasse nicht den Vorgang. \r\n\r\nbq. \u201eWas ma\u00dfen wir uns an? Das ist nicht in einem deutschen Gerichtssaal zu verhandeln\u201c, sagt Heinecke. \u201eWo ist der Sinn dieses Prozesses und wen will man eigentlich beeindrucken?\u201c\r\n\r\nEine Antwort findet sich auf der Webseite des Ausw\u00e4rtigen Amtes: Die Strafverfolgung mutma\u00dflicher Piraten sei ein \u201ewichtiger, abschreckender Bestandteil des Vorgehens gegen Piraterie\u201c, so das Ausw\u00e4rtige Amt mit Blick auf Atalanta, der ersten gemeinsamen Marinemission in der Geschichte der Europ\u00e4ischen Union (EU). [3]\r\n\r\nh4. Kurzer Prozess?\r\n\r\nVerteidigungsminister Thomas de Maizi\u00e8re lie\u00df es sich nicht nehmen, den Umgang der deutschen Justiz mit Piraterie in der Presse zu kritisieren und auch das laufende Verfahren zu kommentieren: \r\n\r\nbq. \u201eEs w\u00e4re ja schon mal sch\u00f6n, wenn das Gericht in Hamburg nicht 14 Monate braucht bis zum Pl\u00e4doyer des Staatsanwalts.\u201c [4]\r\n\r\nInwieweit eine Abschreckung oder gar Pr\u00e4vention durch das Milit\u00e4r und die Justiz \u00fcberhaupt m\u00f6glich ist, l\u00e4sst sich bezweifeln. Heinecke etwa sagte, es k\u00f6nne angesichts der Existenz bedrohenden Situation in Somalia kein Zweifel daran bestehen, dass \r\n\r\nbq. \u201edieses Strafverfahren \u2013 und seien die Strafen noch so drakonisch \u2013 nicht geeignet ist, Piraterie zu bek\u00e4mpfen.\u201c \r\n\r\nLetzten Endes bleibt es die individuelle Entscheidung eines jeden Menschen, wie er oder sie in gro\u00dfer Not handelt und sich daf\u00fcr verantwortet. Nicht unerw\u00e4hnt soll bleiben, dass die Piraten Seeleute \u2013 meist aus armen L\u00e4ndern wie Sri Lanka, Georgien und Bangladesh - mit Waffen angreifen, wochen- und monatelang festhalten, manche sogar verletzten und t\u00f6ten. Die Sorge der Seeleute um die eigene k\u00f6rperliche Unversehrtheit ist gro\u00df. Noch gewichtiger scheint allerdings die Sorge der Reeder um ihren Profit zu sein.\r\nNichtsdestotrotz lassen die imperialen Machtverh\u00e4ltnisse die strafrechtliche Verfolgung der M\u00e4nner aus Somalia wohlfeil erscheinen. Sie sitzen auf der Anklagebank in einer der reichsten St\u00e4dte der Welt wegen Piraterie, die f\u00fcr sie eine Strategie des \u00dcberlebens gewesen sei oder zu der sie mit Gewalt gezwungen worden seien. Derweil werden die Verantwortlichen f\u00fcr Raubfischerei und Verklappung von Giftm\u00fcll vor Somalias K\u00fcste nicht einmal angeklagt. Nach der UN-Seerechtskonvention sind alle drei Aktivit\u00e4ten verboten \u2013 verfolgt wird aber nur die Schiffspiraterie.\r\n\r\nh4. Resozialisierung \u2013 nur in welche Gesellschaft hinein?\r\n\r\nNeben dieser grundlegenden Schieflage, was die strafrechtliche und auch milit\u00e4rische Ahndung von Straftaten auf See anbelangt, f\u00fchrten mehrere Pflichtverteidiger auch weitere strukturelle Verfahrenshindernisse und rechtspolitische Probleme an: Ralf Ritter wies darauf hin, dass die Legitimit\u00e4t einer Strafe auf einem Gegenseitigkeitsverh\u00e4ltnis beruhe: \r\n\r\nbq. \u201eBestraft werden darf, wer die Rechtsordnung verletzt, auf deren Schutz er selber Anspruch gehabt hat.\u201c\r\n\r\nDieses Gegenseitigkeitsverh\u00e4ltnis fehle aber bei den somalischen Angeklagten.\r\n\r\nbq. \u201eNichts hat sie mit Deutschland und seinem Recht verbunden. Sie hatten keinen Anspruch auf Schutz durch unser Recht, unsere Gerichte, keinen Anspruch auf Daseinssicherung\u201c,\r\n\r\nso Ritter weiter.\r\nEin Antrag seines Kollegen Tim Burkert verweist zudem auf die Unzumutbarkeit des Prozesses f\u00fcr seinen Angeklagten angesichts der existenziellen Not in Somalia.\r\n\r\nbq. \u201eEs geh\u00f6rt zur Menschenw\u00fcrde, dass nicht nur die materielle Existenz, sondern auch die moralische und emotionale Existenz bei jeder staatlichen Handlung ber\u00fccksichtigt wird.\u201c\r\n\r\nDie Angeklagten m\u00fcssten aus der Haft hilflos mit ansehen, wie ihre Angeh\u00f6rigen in Somalia mit dem Tode ringen. Nur weil Solidarit\u00e4tsgruppen Geld f\u00fcr Telefonate spendeten, k\u00f6nnten sie immerhin versuchen, Verwandte zu erreichen. [5]\r\nEine existenzielle Notlage kenne das deutsche Strafrecht aufgrund der gesellschaftlichen Verh\u00e4ltnisse nicht. Burkert betont jedoch, dass es Verfahren gegeben habe, in denen die Verurteilungen auf \u00fcbergesetzliche Rechtsprinzipien gest\u00fctzt worden seien, etwa im Mauersch\u00fctzenprozess oder in Verfahren gegen NS-T\u00e4ter, die sich auf nationalsozialistisches Recht bezogen haben. Es finde sich aber keine Rechtssprechung zum umgekehrten Fall, \r\n\r\nbq. \u201en\u00e4mlich der Frage, wann gesetzliches Unrecht aus \u00fcbergesetzlichen Gesichtpunkten heraus nicht ges\u00fchnt werden darf\u201c,\r\n\r\nso Burkert. Sein Antrag wurde allerdings abgelehnt. Diese Aspekte k\u00f6nnten allenfalls beim Strafma\u00df ber\u00fccksichtigt werden, so das Gericht. \r\nDie Anw\u00e4lte brachten noch verschiedene weitere Verfahrenshindernisse vor. Bereits am ersten Verhandlungstag fragte Claus-Philipp Napp in einer gemeinsamen Erkl\u00e4rung der 20 Pflichtverteidiger, ob es angesichts der wichtigsten Strafziele der deutschen Justiz \u00fcberhaupt angebracht sei, dass sich die Hamburger Justiz mit Vorg\u00e4ngen im Indischen Ozean befasse. \r\n\r\nbq. \u201eEine Resozialisierung der Angeklagten in der Bundesrepublik d\u00fcrfte nicht gew\u00fcnscht sein; eine Resozialisierung der Angeklagten f\u00fcr ihr Heimatland ist nicht m\u00f6glich\u201c,\r\n\r\nso Napp.\r\nDer Anwalt Oliver Wallasch forderte die Kammer auf, das Verfahren einzustellen, weil die Angeklagten nicht innerhalb von 48 Stunden einem Ermittlungsrichter vorgef\u00fchrt worden seien, nachdem sie von niederl\u00e4ndischen Marinesoldaten der \u201eTromp\u201c festgenommen worden waren \u2013 das versto\u00dfe nicht nur gegen nationales niederl\u00e4ndisches und deutsches Recht, sondern auch gegen das V\u00f6lkerrecht. Es gelte der Grundsatz der Unverz\u00fcglichkeit. Au\u00dferdem m\u00fcsse der Gefangene sofort einen Rechtsbeistand hinzuziehen k\u00f6nnen, Vertraute m\u00fcssten informiert werden. Auch der Grund der Festnahme m\u00fcsse unverz\u00fcglich genannt werden. W\u00fcrden diese Grunds\u00e4tze wie im Falle seines Mandanten nicht eingehalten, dann handele es sich um Freiheitsberaubung im Amt, so Wallasch.\r\n\r\nWallasch ging nicht nur auf die Strafprozessordnung und das Grundgesetz ein, sondern zog auch v\u00f6lkerrechtliche Abkommen heran, etwa das Seerechts\u00fcbereinkommen und die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zur Bek\u00e4mpfung der Piraterie. Hier seien stets zwischenstaatliche Belange ber\u00fchrt, die Souver\u00e4nit\u00e4tsrechte seien zu beachten. Eine Einschr\u00e4nkung von individuellen Grundrechten, wie sie die Angeklagten erlitten h\u00e4tten, sei aber nicht vorgesehen, so der Anwalt. Auch der EU-Ratsbeschluss zur Operation Atalanta schweige zu den Individualrechten, auch hier seien insbesondere zwischenstaatliche Belange betroffen. \r\n\r\nbq. \u201eEine Erm\u00e4chtigungsgrundlage f\u00fcr Festnahmen ergibt sich auch hier nicht\u201c,\r\n\r\nsagte Wallasch.\r\n\r\nh4. \u201eWie ein St\u00fcck Fleisch\u201c\r\n\r\nTrotz dieser angef\u00fchrten Grundproblematiken hielt das Gericht am Verfahren fest. Aber auch in der Art und Weise, wie der Prozess gef\u00fchrt wird, zeigt sich, dass sich an verschiedenen Punkten imperiale Verh\u00e4ltnisse als Benachteiligung und Herabw\u00fcrdigung der somalischen Angeklagten durchpausen. Insbesondere den Jugendlichen, die aus Somalia nach Hamburg verfrachtet wurden, gereicht ihre Herkunft immer wieder zum Nachteil. Laut der Jugendgerichtshilfe ist eine Straff\u00e4lligkeit der Angeklagten in Hamburg, unter weniger lebensbedrohenden Umst\u00e4nden als in Somalia, sehr unwahrscheinlich. Dennoch hat es das Gericht mehrmals abgelehnt, sie aus der unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig langen Untersuchungshaft zu entlassen, mit der pauschalen Begr\u00fcndung, sie h\u00e4tten hier keine Familie und k\u00f6nnten mit Hilfe der somalischen Diaspora in Europa untertauchen. Ein Vorwurf, der einem deutschen Jugendlichen, der sich ja nach dieser Lesart des Gerichts im eigenen Land unter zahlreichen potentiellen \u201eFluchthelfern\u201c bef\u00e4nde, nicht gemacht werden w\u00fcrde. In einer Begr\u00fcndung war gar die Rede davon, dass es dem Jugendlichen im Vergleich zu seinem Leben in Freiheit in Somalia nicht wesentlich schlechter gehe. In Somalia habe er nicht immer zwei Mahlzeiten am Tag einnehmen k\u00f6nnen, w\u00e4hrend er in der Jugenduntersuchungshaftanstalt durchgehend verpflegt und \u00e4rztlich betreut werde. Auch hier wirkt sich die blo\u00dfe Herkunft zum Nachteil aus, zumal es bei diesem Antrag lediglich darum ging, die im Vergleich zu anderen Jugendlichen lange Untersuchungshaft zu beenden, eine Jugendwohnung zu beziehen und weiter an dem Prozess teilzunehmen \u2013 und eben nicht darum, nach Somalia zu reisen.\r\n\r\nEin weiteres Beispiel ist die Begr\u00fcndung der Staatsanw\u00e4ltin, warum die Jugendlichen nach Jugendrecht besonders lange Freiheitsstrafen, zwischen vier und f\u00fcnfeinhalb Jahren, erhalten sollen: Bei ihnen seien noch \u201eEntwicklungskr\u00e4fte\u201c wirksam und eine \u201eNachreife\u201c m\u00f6glich, es gebe aber ein \u201eerhebliches Erziehungsdefizit\u201c der jungen M\u00e4nner wegen des Mangels an Bildung und ihrer schweren Kindheit in Somalia. Um \u201eerzieherische Wirkung\u201c entfalten zu k\u00f6nnen, m\u00fcsse die Strafe daher erheblich sein, so die Staatsanw\u00e4ltin.\r\n\r\nh4. Welche Wissensbest\u00e4nde gelten?\r\n\r\nWie geht man mit der Tatsache um, dass m\u00f6gliche Entlastungszeugen aus Somalia und Indien keinen Pass haben, keine Adresse im deutschen Sinne mit Stra\u00dfenname und Hausnummer \u2013 und dann laut Gericht \u201eunauffindbar\u201c seien? Wie ist dann zu bewerten, dass den Zeugen der niederl\u00e4ndischen Marine bei der Vernehmung gestattet wurde, einen juristischen Berater neben sich sitzen zu haben? Was macht man, wenn sich die Deutsche Botschaft in Nairobi nach Angaben des Gerichts nicht in der Lage sieht, eine Vernehmung von Zeugen per Video in den Gerichtssaal nach Hamburg zu \u00fcbertragen? Und wie kann ein Gericht pauschal Dokumente aus Somalia nicht anerkennen? Letzteres f\u00fchrte etwa dazu, dass die Jugendlichen zweifelhaften Alterssch\u00e4tzungen unterzogen wurden. [6] Dabei seien sie \u201ewie ein St\u00fcck Fleisch\u201c behandelt worden, so der Verteidiger Thomas Jung.\r\n\r\nWelche Wissensbest\u00e4nde, welche Beweise werden anerkannt und welche nicht? Ist eine Adresse mit Stra\u00dfe und Hausnummer mehr wert und glaubw\u00fcrdiger als eine anschauliche Orts- und Wegbeschreibung? Es geht darum, inwieweit eine Wahrheitsfindung \u00fcber verschiedene Kontinente, Sprachen, Rechtskulturen und Staatsformen hinweg und angesichts von zerr\u00fctteten gewaltf\u00f6rmigen Verh\u00e4ltnissen in Somalia \u00fcberhaupt m\u00f6glich ist \u2013 und inwieweit sie vom Gericht gewissenhaft betrieben wird. Die Kammer hat bislang fast alle Antr\u00e4ge der Verteidigung, darunter die Einstellung des Verfahrens, die Haftverschonung oder -entlassung f\u00fcr die Jugendlichen und die Ladung von Zeugen, abgelehnt. \r\nSo mancher Verteidiger sieht den Prozess zur Posse verkommen, mehrere Befangenheitsantr\u00e4ge blieben aber erfolglos.\r\n\r\nbq. \u201eUnsere Antr\u00e4ge werden alle mit vielen Worten abgeb\u00fcgelt. Es entsteht der Eindruck, dass kein Bem\u00fchen des Gerichts vorhanden ist und dass es bei belastenden Dingen einen gr\u00f6\u00dferen Eifer an den Tag legt als bei entlastenden\u201c,\r\n\r\nso der Rechtsanwalt Rainer Pohlen im Dezember 2011. Auch f\u00fcr Wallasch stellte sich zu diesem Zeitpunkt die Frage, ob die Kammer \u201eergebnisoffen\u201c vorgehe. Der Verteidiger Ritter sieht die Verteidigung behindert,\r\n\r\nbq. \u201eda die Justiz sich aufgrund der fehlenden staatlichen Strukturen in Somalia nicht in der Lage sieht, dort Zeugen zu laden, die Entlastendes \u00fcber die Angeklagten aussagen k\u00f6nnten.\u201c\r\n\r\nh4. Prozessuale und grundlegende Legitimit\u00e4tsl\u00fccken\r\n\r\nImmer st\u00e4rker stand in Frage, ob der Prozess der komplexen Gemengelage gerecht werden kann. Dahingehende Bef\u00fcrchtungen von Kritikern und einigen Verteidigern zu Beginn des Prozesses best\u00e4tigen sich immer mehr. Auch wuchs die Sorge, der Prozess solle in der Stadt der Reeder und angesichts des teuren Bundeswehreinsatzes an der K\u00fcste Somalias sowie der Diskussion, ob weitere derartige Prozesse in Deutschland gef\u00fchrt werden sollen, ein Exempel statuieren. Der Prozess tr\u00e4gt auch dazu bei, die rechtlich umstrittenen Milit\u00e4reins\u00e4tze jenseits der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland in fernen Weltregionen, etwa um Schiffsrouten f\u00fcr Deutschlands gro\u00dfe Handelsflotte zu sichern, weiter zu legitimieren und zu normalisieren.\r\n\r\nNach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg sind seit 2009 \u00fcber 120 Ermittlungsverfahren gegen mutma\u00dfliche Piraten er\u00f6ffnet worden. Ob es zur Anklage kommt, sei aber noch offen, so der Oberstaatsanwalt Wilhelm M\u00f6llers. Die prozessualen wie auch die grundlegende Probleme, so Verteidiger Ritter, stellten aber nicht nur die Legitimit\u00e4t des laufenden \u201ePiratenverfahrens\u201c in Frage, sondern auch die aller zuk\u00fcnftigen.\r\n\r\nDie Rechtsanw\u00e4ltin Heinecke erkl\u00e4rte in einem Interview kurz nach dem Prozess:\r\n\r\nbq. \"Auf der einen Seite gibt es die reichen und m\u00e4chtigen L\u00e4nder, denen alles offen steht und die sich auf dieser Welt nehmen k\u00f6nnen, was sie wollen, notfalls mit Waffengewalt. Eine strafrechtliche Verfolgung existiert hierf\u00fcr nicht. Diese L\u00e4nder setzen ein Recht, das f\u00fcr die armen L\u00e4nder oft Unrecht ist.\r\nEs entsteht eine Schieflage auf der Ebene des Rechts. Recht im Wortsinne aber ist nur Recht, wenn es zu Gerechtigkeit f\u00fchrt. Gerechtigkeit ist nicht, wenn ein reiches Land mit Macht das selbstgesetzte Recht durchsetzt. Somalia ist ein zerfallener Staat. Er kann seinen B\u00fcrgern keinerlei Schutz bieten, weder im Land noch hier auf der Anklagebank. Deutschland nimmt sich das Recht des `Weltrechtsprinzips\u00b4. Es ist eine Rechtsetzung durch Macht, nicht durch Gerechtigkeit, und das ist ein Problem.\"\r\n\r\n\r\nfn1. Die High Seas Task Force (HSTF) sch\u00e4tzt den Wert der F\u00e4nge aus illegaler, unregulierter und undokumentierter (IUU) Fischerei auf j\u00e4hrlich weltweit 4-9 Milliarden US-Dollar, wobei der Gro\u00dfteil auf Somalia entfalle. Laut der UN-Ern\u00e4hrungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO handelt es sich j\u00e4hrlich um Fische in einem Wert von etwa 94 Millionen US-Dollar, gefangen von 700 Schiffen aus aller Welt. Eine 2009 ver\u00f6ffentlichte Studie der singapurischen \u00bbRajaratnam School of International Studies\u00ab besagt, dass vor der K\u00fcste Somalias jedes Jahr Fisch f\u00fcr 90 bis 300 Millionen Dollar illegal gefangen wird. Die wenigen somalische Stellen, die in internationalen Gremien gegen die IUU-Fischerei vorgingen, stie\u00dfen allerorten auf taube Ohren. Vgl. Schofield, Clive (2008): Plundered Waters. Somalia\u00b4s Maritime Resource Insecurity. In: Timothy Doyle & Melissa Risely (Hrsg.): Crucible for survival: environmental security and justice in the Indian Ocean region. Rutgers University Press.\r\n\r\nfn2. Vgl. Greenpeace (2010): The toxic ships. The Italian hub, the Mediterranean area and Africa. \"www.greenpeace.it/Report-The-toxic-ship.pd\":http://www.greenpeace.it/Report-The-toxic-ship.pdf sowie \"www.unep.org/tsunami/reports/TSUNAMI_SOMALIA_LAYOUT.pdf\":http://www.unep.org/tsunami/reports/TSUNAMI_SOMALIA_LAYOUT.pdf \r\n\r\nfn3. An dem Krieg gegen Piraten vor Somalias K\u00fcste beteiligt sich Deutschland seit 2008 mit mehreren hundert Soldat_innen, Scharfsch\u00fctz_innen der Marineschutzkr\u00e4fte, dem Versorgungsschiff \u00bbRh\u00f6n\u00ab, Fregatten sowie Hubschraubern und \u00dcberwachungsflugzeugen. \r\n\r\nfn4. \"www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,812333,00.html\":http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,812333,00.html\r\n\r\nfn5. \"www.reclaim-the-seas.blogspot.com\":http://www.reclaim-the-seas.blogspot.com/\r\n\r\nfn6. Medizinische Untersuchungen zur Altersfeststellung sind unter \u00c4rzt_innen und Wissenschaftler_innen mehr als umstritten \u2013 auch, ob eine \"wissenschaftliche Altersfeststellung\" mit technischen oder klinischen Methoden aufgrund erheblicher Standardabweichungen und f\u00fcr Jugendliche aus allen Weltregionen \u00fcberhaupt ausreichend exakt m\u00f6glich ist. Der 110. Deutsche \u00c4rztetag 2007 in M\u00fcnster hatte sogar jegliche Beteiligung von \u00c4rzt_innen an der Feststellung des Alters mit aller Entschiedenheit abgelehnt. da es sich dabei weder um eine Ma\u00dfnahme zur Verhinderung noch um die Therapie einer Erkrankung handele. In einem Urteil des Verwaltungsgerichts D\u00fcsseldorf vom Juni 2007 hei\u00dft es: \u201eBei Ungewissheit \u00fcber den Tag der Geburt, gebietet es aber das gesetzliche Prinzip eines umfassenden Schutzes Minderj\u00e4hriger, von dem sp\u00e4teren Zeitpunkt auszugehen.\u201c\r\n","created_at":"2012-02-25T10:37:42Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"St. Pauli","geo_relation":"Niederlande; Somalia; Kenia; Indien; Sri Lanka","id":38,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/38/P1050433.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/38/thumb_P1050433.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/38/mini_P1050433.JPG"}},"image_credit":"Webmap Hamburg Global","lat":"53.55744","layer_id":9,"lon":"9.977680","place":"Landgericht Hamburg","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"In Hamburg standen zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik mutma\u00dfliche Piraten vor Gericht","teaser":"Die Angeklagten aus Somalia sollen das deutsche Containerschiff \u201eTaipan\u201c am 5. April 2010 auf Hoher See \u00fcberfallen haben. Das Gericht verurteilte die zehn M\u00e4nner aus Somalia im Oktober 2012 wegen erpresserischen Menschenraubs und bewaffneten Angriffs auf den Seeverkehr zu Freiheitsstrafen zwischen zwei und sieben Jahren. F\u00fcr viele bleibt die Rechtsm\u00e4\u00dfigkeit des Verfahrens jedoch fraglich, Entlastungszeugen waren nicht zugelassen. Der Prozess wirft zudem zahlreiche rechtspolitische Fragen auf und mutet angesichts der ungleichen globalen Macht- und Eigentumsverh\u00e4ltnisse wohlfeil an. Er bringt eine entfernte Welt und ein gro\u00dfes Thema in einen deutschen Gerichtssaal. Er polarisiert das Publikum, denn vor dem Hamburger Landgericht geht es um weit mehr als um den konkreten Tatvorwurf. 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EADS besch\u00e4ftigt weltweit rund 120.000 Mitarbeiter. Sie produzieren zivile und milit\u00e4rische Flugzeuge, Hubschrauber, Raketen, Satelliten, Flugzeugzubeh\u00f6r und -Elektronik, Grenzbefestigungssysteme, Sicherheits- und Polizeitechnik. Nur mit Milit\u00e4rtechnik und \u2013dienstleistungen macht EADS j\u00e4hrlich rund 17 Milliarden Dollar Umsatz. [1]\r\n\r\nIn Finkenwerder wurde unter anderem der Milit\u00e4rtransporter Transall C160 gebaut, der an die Bundeswehr, an Frankreich (unter anderem f\u00fcr die Atomstreitkr\u00e4fte), S\u00fcdafrika, Indonesien und die T\u00fcrkei geliefert wurde und seit dem Zypernkrieg 1974 in vielen Kriegen eingesetzt worden ist. Auch die Milit\u00e4rvariante des A310 (als Tankflugzeug, Seeaufkl\u00e4rer, Minenleger oder Kommandozentrale) wurde hier gebaut, der A320 in der Hamburger Entwicklungsabteilung als U-Boot-J\u00e4ger konzipiert. [2]\r\n\r\nDer Umbau der Typen A300, A310 und A340 zur milit\u00e4rischen ATT-Version (Airbus Tanker Transport) f\u00fcr die deutsche, kanadische, franz\u00f6sische und thail\u00e4ndische Luftwaffe erfolgte unter anderem in Hamburg. [3] Um auch schweres Ger\u00e4t und gro\u00dfe Truppenkontingente weltweit zu Kriegseins\u00e4tzen transportieren zu k\u00f6nnen, wurde seit 1991 der neue Milit\u00e4rtransporter A400M konzipiert.\r\n\r\nStandortlobbying des Hamburger Senats sorgte daf\u00fcr, dass 200 Mitarbeitende im Werk Finkenwerder mit Entwicklungsaufgaben, Tests und der Erstellung des Handbuchs f\u00fcr das Kriegsflugzeug betraut wurden. [4] Heute l\u00e4uft die Produktion des A400M formal unter Regie des Gesch\u00e4ftsbereichs Airbus Military mit Hauptsitz in Sevilla. Faktisch sind jedoch milit\u00e4rischer und ziviler Bereich bei Airbus kaum bis gar nicht zu trennen. So laufen zum Beispiel der Einkauf und die Berichtssysteme gemeinsam, werden industrielle, technische und personelle Ressourcen flexibel von beiden Bereichen gemeinsam genutzt. Laut Gesch\u00e4ftsbericht 2009 werden so \r\n\r\nbq. \u201eauch operative Synergien in der Entwicklung und Fertigung ziviler und milit\u00e4rischer Transportflugzeuge voll ausgesch\u00f6pft\u201c.\r\n\r\nBis heute wurden 174 Exemplare des A400M von Belgien, Deutschland, Frankreich, Gro\u00dfbritannien, Luxemburg, Spanien, der T\u00fcrkei und Malaysia bestellt. Von den A330 RTTLuftbetankungsflugzeugen wurden bisher 28 St\u00fcck an die Streitkr\u00e4fte von Gro\u00dfbritannien, Australien, Deutschland, Kanada, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verkauft. Auch im Segment der leichten und mittelschweren Milit\u00e4rflugzeuge ist Airbus mit der C212 (475 St\u00fcck an \u00fcber 40 L\u00e4nder), der C295 (63 St\u00fcck an zehn L\u00e4nder) und CN235 (\u00fcber 250 St\u00fcck an 26 L\u00e4nder) weltweit f\u00fchrend. [5] \r\n\r\n\r\nfn1. \"http://www.sipri.org/research/armaments/production/Top100\":http://www.sipri.org/research/armaments/production/Top100\r\n(2008: 17,9 Mrd., 2009: 15,9 Mrd)\r\n\r\nfn2. die tageszeitung, Ausgabe 10.07.1986\r\n\r\nfn3. Hamburger Abendblatt, Ausgabe 5./6.7.1997\r\nSpiegel, Ausgabe 13. 5. 1996\r\nSoldat + Technik, Nr. 3/1996\r\n\r\nfn4. B\u00fcrgerschaftsdrucksache 15/3367- KA GAL, Hamburger Abendblatt, Ausgabe 3.12.2009\r\n\r\nfn5. 1. \"http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactC212.aspx\":http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactC212.aspx\r\n 2. \"http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactC295.aspx\":http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactC295.aspx\r\n 3. \"http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactCN235.aspx\":http://www.airbusmilitary.com/Tactical/TactCN235.aspx","created_at":"2012-02-25T14:51:42Z","creator":"","district":"Finkenwerder","geo_relation":"Belgien; Frankreich; Gro\u00dfbritannien; Luxemburg; Spanien; T\u00fcrkei; Malaysia; Australien; Kanada; Saudi-Arabien; Vereinigte Arabische Emirate","id":43,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/43/04_23173_airbuswerk_finkenwerder_eingang.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/43/thumb_04_23173_airbuswerk_finkenwerder_eingang.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/43/mini_04_23173_airbuswerk_finkenwerder_eingang.jpg"}},"image_credit":"checken Christoph Bellinwww.pressefoto-hamburg.de","lat":"53.53992","layer_id":9,"lon":"9.864720","place":"Airbus Deutschland GmbH","public":true,"published_at":null,"source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011","subtitle":"Airbus geh\u00f6rt zum EADS-Konzern, dem siebtgr\u00f6\u00dften R\u00fcstungsunternehmen weltweit.","teaser":"Etwa die H\u00e4lfte aller deutschen R\u00fcstungslieferungen an die Bundeswehr stammen von EADS. Der Vorl\u00e4ufer von Airbus wurde 1933 als Hamburger Flugzeugbau HFB, Tochterfirma der R\u00fcstungswerft Blohm + Voss gegr\u00fcndet. Im 1936 gebauten Finkenwerder Werk produzierten 5.000 Besch\u00e4ftigte Flugzeuge und Flugboote f\u00fcr die NS-Luftwaffe. Nach dem Krieg von den Gebr\u00fcdern Blohm neu gegr\u00fcndet, fusionierte das Unternehmen 1969 mit anderen zu Messerschmidt-B\u00f6lckow-Blohm MBB und 1990 mit Daimler Benz zur DASA. 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Die Genehmigungen sind nicht ver\u00f6ffentlichungspflichtig. Es ist deshalb m\u00f6glich, dass die tats\u00e4chlichen Zahlen im R\u00fcstungsexport noch h\u00f6her sind als die bisher offiziell Genannten.[1]\r\n\r\n\r\nfn1. \"Bundestags-Drucksache 17/2693\":http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CCIQFjAA&url=http%3A%2F%2Fdip21.bundestag.de%2Fdip21%2Fbtd%2F17%2F026%2F1702693.pdf&ei=B6hyUPmaBM7jtQaU0IDYBw&usg=AFQjCNGnhJ3V1PsH1ACcVWm4qhzacag0OA&sig2=gJIXW2YcVM5XQ74ZyO0jzQ\r\nAntwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage von Ute Koczy, B\u00fcndnis 90/Die Gr\u00fcnen, 3.08.2010","created_at":"2012-02-09T09:15:42Z","creator":"Jan van Aken, MdB Die Linke","district":"Ottensen","geo_relation":"Libyen; Saudi-Arabien; Pakistan; Abu Dhabi; Israel; Bangladesh; Irak; S\u00fcdkorea; Tunesien; T\u00fcrkei; S\u00fcdafrika","id":30,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/30/800px-Hermes_Gebaeude_Hamburg_Germany.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/30/thumb_800px-Hermes_Gebaeude_Hamburg_Germany.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/30/mini_800px-Hermes_Gebaeude_Hamburg_Germany.jpg"}},"image_credit":"San Andreas","lat":"53.55905","layer_id":9,"lon":"9.914820","place":"Euler Hermes Hauptverwaltung","public":true,"published_at":"2012-02-09","source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011","subtitle":"Die deutsch-franz\u00f6sische Kreditversicherungs-AG garantiert deutschen Waffenh\u00e4ndlern risikofreie Exporte","teaser":"Euler Hermes ist eine Tochter des Allianz-Konzerns und hat in Hamburg ihren Hauptverwaltungssitz f\u00fcr Deutschland. Eines ihrer Hauptprodukte ist die Abwicklung von Exportkreditgarantien im Auftrag des deutschen Staates. Diese Exportkreditgarantien, landl\u00e4ufig Hermes-B\u00fcrgschaften genannt, sind ein bedeutender Bestandteil der deutschen Au\u00dfenwirtschaftsf\u00f6rderung.\r\n","title":"Waffen in alle Welt","updated_at":"2013-12-12T20:43:26Z","url":"http://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdf","user_id":3,"zip":"22763","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/30","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Hermann-Blohm-Stra\u00dfe 3","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Schon die Flotte Kaiser Wilhelms II. wurde hier gebaut. In der Nazizeit koordinierte Firmeninhaber Rudolf Blohm zeitweise sogar den gesamten Kriegsflottenbau des Deutschen Reichs, w\u00e4hrend sein Bruder Walther in Finkenwerder eine Flugzeugwerft baute, in der ab 1937 f\u00fcr die Luftwaffe produziert wurde. Tausende Zwangsarbeiter und KZ-H\u00e4ftlinge mussten bei Blohm + Voss f\u00fcr den Krieg schuften, unz\u00e4hlige bis in den Tod. \r\nBis heute erinnert keine Gedenkst\u00e4tte an sie. Eine in den 50er Jahren von Betriebsr\u00e4ten angebrachte Gedenktafel wurde entfernt, w\u00e4hrend die Firmeneigent\u00fcmer trotz tiefer Verstrickung in das NS-Regime ihr Unternehmen wieder profitabel machten.\r\n\r\nSeit den 1970er Jahren hat die Hamburger Werft 64 Kriegsschiffe f\u00fcr die Bundesmarine sowie f\u00fcr Israel, Nigeria, Argentinien, Portugal, Griechenland, T\u00fcrkei, S\u00fcdafrika, Malaysia, Australien und Neuseeland entwicket und zum Teil auch gebaut. Beim Export verkauft Blohm + Voss oft lediglich Baupl\u00e4ne und Know How ins Ausland, wo die Schiffe dann gebaut werden. Weil die Auftraggeber deshalb niedrigere Preise zahlen und Arbeitspl\u00e4tze in eigenen R\u00fcstungswerften halten k\u00f6nnen, sind Kriegsschiffmodelle von Blohm + Voss international besonders begehrt. Die gesamte wehrtechnische Entwicklung und Produktion ist heute im Unternehmensbereich Naval konzentriert, der zur Zeit vier neue Fregatten F125 f\u00fcr die Bundesmarine baut \u2013 Auftragsvolumen \u00fcber zwei Mrd. Euro.\r\n\r\nDas Gesamtunternehmen Blohm + Voss geh\u00f6rt seit 2002 zum ThyssenKrupp-Konzern und ist Hauptsitz von ThyssenKrupp Marine Systems. Von hier aus wird auch der U-Boot-Bau bei der Kieler HDW (Howaldtswerke Deutsche Werft) gelenkt, die seit 1960 die U-Boot-Flotte der Bundesmarine aufgebaut hat und weltweit f\u00fchrend im Bau von nicht-nuklearen U-Booten ist. HDW-U-Boote wurden bisher an 16 L\u00e4nder exportiert, allein 61 U-Boote der Bauklasse 209 bisher verkauft. Die neuartigen Brennstoffzellen-U-Boote der Klassen 212A und 214 k\u00f6nnen wochenlang unter Wasser fahren und gelten aufgrund ihrer Ger\u00e4uschlosigkeit als ideal f\u00fcr verdeckte Operationen. Das im November 2011 von HDW an die Bundesmarine gelieferte U35 wurde f\u00fcr den weltweiten Einsatz \u201etropikalisiert\u201c. [1]\r\n\r\nfn1. \r\n- Andreas Meyhoff: Blohm & Voss im \"Dritten Reich\". Eine Hamburger Gro\u00dfwerft zwischen Gesch\u00e4ft und Politik. Hamburger Beitr\u00e4ge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Band 38, Hamburg 2001\r\n- \"http://de.wikipedia.org/wiki/Blohm_%2B_Voss\":http://de.wikipedia.org/wiki/Blohm_%2B_Voss\r\n- \"http://www.thyssenkruppmarinesystems.com/index.php?level=2&CatID=6.322&inhalt_id=6&press=434&do=showPressDetail\":http://www.thyssenkruppmarinesystems.com/index.php?level=2&CatID=6.322&inhalt_id=6&press=434&do=showPressDetail\r\n- \"http://www.thyssenkrupp-marinesystems.com/index.php?level=2&CatID=3.431&inhalt_id=383&detail=8\":http://www.thyssenkrupp-marinesystems.com/index.php?level=2&CatID=3.431&inhalt_id=383&detail=8\r\n- \"http://www.thyssenkrupp-marinesystems.com/index.php?level=2&CatID=3.283&inhalt_id=257&detail=30\":http://www.thyssenkrupp-marinesystems.com/index.php?level=2&CatID=3.283&inhalt_id=257&detail=30\r\n- \"http://www.thyssenkrupp-marinesystems.com/index.php?level=3&CatID=3.283.611&inhalt_id=557\":http://www.thyssenkrupp-marinesystems.com/index.php?level=3&CatID=3.283.611&inhalt_id=557,\r\n- \"http://www.blohmvoss-naval.com/en/press-releases/do/detail/id/1.html\":http://www.blohmvoss-naval.com/en/press-releases/do/detail/id/1.html","created_at":"2012-10-31T10:40:24Z","creator":"","district":"Steinwerder","geo_relation":"Israel; Nigeria; Argentinien; Portugal; Griechenland; T\u00fcrkei; S\u00fcdafrika; Malaysia; Australien; Neuseeland","id":84,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/84/blohm_voss.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/84/thumb_blohm_voss.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/84/mini_blohm_voss.jpg"}},"image_credit":"Marily Stroux","lat":"53.53934","layer_id":9,"lon":"9.965449","place":"Blohm + VOSS NAVAL ","public":true,"published_at":null,"source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011","subtitle":"Blohm + Voss konstruiert und baut seit \u00fcber 100 Jahren Kriegsschiffe","teaser":"Fregatten, Korvetten, U-Boote, Zerst\u00f6rer und Schnellboote liefen hier vom Stapel. Die nicht gerade billigen Waren gingen zum Beispiel an Israel, Nigeria, Argentinien, Portugal, Griechenland, T\u00fcrkei, S\u00fcdafrika, Malaysia, Australien und Neuseeland. Krieg ist die am wenigsten nachhaltige Form des Wirtschaftens. R\u00fcstung vergeudet nicht nur Ressourcen, sondern verteidigt auch noch diese Verschwendung. Auch die Militarisierung der Sicherheitspolitik, etwa um MigrantInnen auszugrenzen, steht den Zielen einer nachhaltigen Entwicklungspolitik und einer gerechten Verteilung von Lebenschancen entgegen.","title":"Profit durch Krieg und teure Aufr\u00fcstung","updated_at":"2013-12-12T20:43:24Z","url":"http://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdf","user_id":26,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/84","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Schnackenburgallee 47-51","category_id":null,"city":"Altona, Hamburg","comment":"","content":"Das Unternehmen hat das sogenannte Dauer-Schutz-Klima-System (DSK) f\u00fcr deutsche Kriegsschiffe mitentwickelt. Global sind derzeit \u00fcber 1.500 Klima- und L\u00fcftungsanlagen des Herstellers auf Fregatten, U-Booten, Minenj\u00e4gern etc. in Betrieb. Abnehmer findet das Unternehmen bei der Werftindustrie und den Streitkr\u00e4ften von Deutschland, S\u00fcdkorea, Indien, Neuseeland, Australien, Malaysia, Italien, Griechenland, Spanien, Schweden, Norwegen, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Umsatzanteil des Milit\u00e4rbereichs liegt nach Firmenangaben bei 60 Prozent. Das Unternehmen ist f\u00f6rderndes Mitglied der Deutschen Gesellschaft f\u00fcr Wehrtechnik. [1]\r\n\r\n\r\nfn1. \"http://www.noske-kaeser.de/fileadmin/user_upload/pdf/broschueren/NK_Naval_Ships_EN_2009.pdf\":http://www.noske-kaeser.de/fileadmin/user_upload/pdf/broschueren/NK_Naval_Ships_EN_2009.pdf\r\nabgerufen am 10.2.2012\r\n","created_at":"2012-02-10T14:59:14Z","creator":"","district":"Bahrenfeld","geo_relation":"S\u00fcdkorea; Indien; Neuseeland; Australien; Malaysia; Italien; Griechenland; Spanien; Schweden; Norwegen; Frankreich; Vereinigte Arabische Emirate","id":31,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/31/8lv05949.gif","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/31/thumb_8lv05949.gif"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/31/mini_8lv05949.gif"}},"image_credit":"foto folgt...","lat":"53.58102","layer_id":9,"lon":"9.917150","place":"Noske-Kaeser GmbH","public":true,"published_at":null,"source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert bzw. erg\u00e4nzt aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011","subtitle":"Die Noske-Kaeser GmbH r\u00fcstet Zerst\u00f6rer und Fregatten mit L\u00fcftungs- und K\u00fchlsystemen aus","teaser":"Die 130 Jahre alte Firma k\u00fcmmert sich nicht nur um den Brandschutz auf Windenergie-Anlagen und um die L\u00fcftung auf Kreuzfahrtschiffen: Sie ist auch spezialisiert auf L\u00fcfter, Klimager\u00e4te, K\u00e4lte- und Feuerl\u00f6schanlagen sowie ABCSchutzluftanlagen zum Beispiel f\u00fcr Panzerfahrzeuge, Kriegsschiffe, U-Boote und Schutzr\u00e4ume.\r\n\r\n","title":"Klimaanlagen f\u00fcr Kriegsschiffe","updated_at":"2013-12-12T20:43:22Z","url":"http://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdf","user_id":3,"zip":"22525","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/31","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Steintorplatz 3","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Humanit\u00e4ren Schutz \u2013 das fordern nun auch rund 300 \u00dcberlebende des NATO-Krieges, die \u00fcber das Mittelmeer nach Europa geflohen sind. Ende 2012 kamen sie aus Italien nach Hamburg, seit Ende des Winternotprogramms leben sie hier auf der Stra\u00dfe:\r\n\r\nbq. \"Wieder m\u00fcssen wir ums \u00dcberleben k\u00e4mpfen, w\u00e4hrend bereits neue Kriege im Namen von Demokratie und Menschenrechten begonnen werden. Die Opfer sind die Menschen, die angeblich gesch\u00fctzt werden sollen. Fl\u00fcchtling zu sein ist nicht kriminell. Kriminell ist, Fl\u00fcchtlinge zu erzeugen\",\r\n\r\nschreiben die Fl\u00fcchtlinge in ihrem Aufruf zur Solidemo am 8. Juni.\r\n\r\nBei den Fl\u00fcchtlingen handelt es sich vor allem um GastarbeiterInnen aus dem subsaharischen Afrika \u2013 einer von ihnen ist der 37-j\u00e4hrige Affo Tchassei. 2005 ist er von Togo nach Libyen migriert, die Regierung hatte damals Arbeitskr\u00e4fte angeworben. Bis zum Kriegsbeginn war er als Sicherheitschef bei einer Botschaft angestellt, f\u00fchrte in Libyen ein \"gutes Leben\" und konnte den Unterhalt seiner Familie in Togo sichern. Doch mit Beginn der NATO-Bombardierungen wurden mehrere Tausend GastarbeiterInnen zur Flucht gezwungen. Tchassei berichtet, wie sie in Boote getrieben wurden, um \u00fcber das Mittelmeer nach Italien zu gelangen \u2013 alle anderen Grenzen waren abgeriegelt.\r\n\r\nh4. Humanit\u00e4re Rechte mit Verfallsdatum \r\n\r\nIn Italien erhielten die Fl\u00fcchtlinge einen EU-finanzierten Aufenthalt aus humanit\u00e4ren Gr\u00fcnden. Doch als die EU-Gelder nach nur einem Jahr eingestellt wurden, schienen auch die humanit\u00e4ren Rechte der Fl\u00fcchtlinge in Italien abzulaufen. Sie wurden aus den Lagern geworfen, bekamen Papiere ausgeh\u00e4ndigt, mit denen sie sich im Schengenraum bewegen d\u00fcrfen, sowie Bargeld, um nach Zentraleuropa zu reisen, sich dort Arbeit zu suchen. Doch laut Dublin-II-Verordnung ist allein Italien, der erste \"sichere Drittstaat\", den die Fl\u00fcchtlinge erreichten, f\u00fcr das Asylverfahren verantwortlich. Dabei gilt Italien sogar f\u00fcr viele deutsche Gerichte l\u00e4ngst nicht mehr als 'sicher': Fl\u00fcchtlingen drohe dort eine \"unmenschliche und erniedrigende Behandlung\", urteilte beispielsweise das Verwaltungsgericht Stuttgart im vergangenen Jahr und erkl\u00e4rte R\u00fcckf\u00fchrungen nach Italien als rechtswidrig.\r\n\r\nDie Fl\u00fcchtlinge nach Zentraleuropa zu schicken, ist sicher auch als eine Kritik Italiens an der deutschen Asylpolitik zu verstehen, die vornehmlich darin besteht, Asylfragen auf andere L\u00e4nder abzuw\u00e4lzen. Tchassei wirft den italienischen Beh\u00f6rden ihre Kapitulation daher nicht vor, er sieht die EU-Staaten in einer gemeinsamen Verantwortung \u2013 nur w\u00fcnscht er, dass die Regierungen ihre Konflikte nicht auf den R\u00fccken der Fl\u00fcchtlinge austragen. Mittlerweile erkl\u00e4rte sich die italienische Regierung zur Wiederaufnahme der Fl\u00fcchtlinge bereit \u2013 doch wollen diese nicht zur\u00fcck in die dortige Arbeits- und Obdachlosigkeit. Mitte Mai riefen sie daher die Protestbewegung \"Lampedusa in Hamburg\" gemeinsam mit einigen lokalen Unterst\u00fctzerInnen ins Leben. Ihr kurzfristiges Ziel ist es, Unterkunft, Lebensmittel und medizinische Notversorgung zu erhalten, mittelfristig sollen Bleiberechte mit Arbeitserlaubnis, medizinische und soziale Unterst\u00fctzung erwirkt werden. Er habe nie nach Hamburg kommen wollen, und er m\u00fcsse auch jetzt nicht hier leben, betont Tchassei. Er verlange nur, dass die Hamburger Beh\u00f6rden den Gefl\u00fcchteten zuh\u00f6rten, dass die EU-Regierungen gemeinsam eine L\u00f6sung f\u00e4nden: einen Ort, an dem sie sicher leben k\u00f6nnen, an dem ihnen ihre Rechte auf Arbeit, Bildung, Gesundheit, Unterkunft und Bewegungsfreiheit garantiert werden.\r\n\r\nDoch schon der Versuch, ein Protestcamp zu errichten, um nur eine erste Grundversorgung und Organisationstruktur zu stellen, scheiterte am Hamburger Bezirksamt-Mitte. Dieses untersagte den Zeltbau auf einer ungenutzten Gr\u00fcnfl\u00e4che hinter dem ZOB \u2013 als einige Unterst\u00fctzerInnen Ende Mai dennoch versuchten, dort Zelte zu errichten, setzte die Stadt das Verbot mithilfe von Polizeikr\u00e4ften durch. Einzig eine Mahnwache vor der Internationalen Apotheke am Steindamm wurde genehmigt \u2013 ein Nachtlager stellen mittlerweile eine Kirchengemeinde auf St. Pauli und eine Moschee in Glinde. Einzelpersonen und gemeinn\u00fctzige Organisationen spenden Nahrung und Kleidung.\r\n\r\nh4. Willkommenskultur der Abschiebungen\r\n\r\nNachdem die Fl\u00fcchtlinge mit einer Protestaktion im Hamburger Rathaus und einer Kundgebung bei einer SPD-Wahlkampfveranstaltung in Hamburg-Barmbek den \u00f6ffentlichen Druck erh\u00f6hten, bot der Hamburger Senat an, eine vorl\u00e4ufige Unterkunft in einer Schule in Langenhorn zu organisieren. Vorausgesetzt, die Fl\u00fcchtlinge kehrten nach Italien zur\u00fcck \u2013 entsprechend sollten abschiebungsvorbereitende Ma\u00dfnahmen wie Registrierungen und erkennungsdienstliche Behandlungen durchgef\u00fchrt werden.\r\n\r\nTchassei ist schockiert, hinter all den gro\u00dfen Worten \u00fcber Demokratie und Menschenrechte in Europa nun vor allem \"eine Politik der Heuchelei\" entdecken zu m\u00fcssen. Allt\u00e4glichen Rassismus habe es auch in Libyen gegeben \u2013 doch sei dieser in keiner Weise vergleichbar mit dem staatlichen und institutionellen Rassismus, den er in den EU-L\u00e4ndern kennenlernte:\r\n\r\nbq. \"Wir sind Menschen und haben Rechte. Wenn die Gesetze gegen uns sind, m\u00fcssen sie abgeschafft oder ge\u00e4ndert werden. Der Mensch macht das Gesetz, nicht das Gesetz den Menschen.\"\r\n\r\nB\u00fcrgermeister Olaf Scholz (SPD) k\u00fcndigte jedoch an, sich in jedem Fall \"an die Gesetze halten zu wollen\".\r\n\r\nEin Blick auf die Webseite des Hamburger Senats zeigt, wessen Bleiberechte sich eine der reichsten St\u00e4dte Europas derzeit leistet. Mit der Hamburger Fachkr\u00e4fte-Strategie sollen qualifizierte Arbeitskr\u00e4fte aus dem Ausland gewonnen und die Hamburger \"Willkommenskultur\" verbessert werden. Sein erstes Jubil\u00e4um beging das Hamburger Welcome Center (HWC) feierlich unter dem alle Asylsuchenden verh\u00f6hnenden Motto: \"Willkommen in Hamburg! Kommen, um zu bleiben!\"\r\n","created_at":"2013-08-09T11:09:00Z","creator":"Nina Kullrich","district":"St. Georg","geo_relation":"Libyen; Italien","id":94,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/94/lampedusa1klein.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/94/thumb_lampedusa1klein.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/94/mini_lampedusa1klein.jpg"}},"image_credit":"Rasande Tyskar","lat":"53.55245","layer_id":9,"lon":"10.00957","place":"Hauptbahnhof","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"In Hamburg k\u00e4mpfen Fl\u00fcchtlinge des NATO-Krieges in Libyen um ihr Recht auf ein menschenw\u00fcrdiges Leben","teaser":"Als die NATO-Staaten 2011 beschlossen, in Libyen milit\u00e4risch zu intervenieren, gab es hierf\u00fcr einige \u00f6ffentlich geleugnete Gr\u00fcnde: wirtschaftliche Interessen sichern, einen Regimewechsel herbeif\u00fchren. Es gab auch einige \u00f6ffentlich propagierte Gr\u00fcnde: die zivile Bev\u00f6lkerung vor Gaddafis Gewalt sch\u00fctzen, Menschenrechte verteidigen. ","title":"Heuchelei der europ\u00e4ischen Politik","updated_at":"2013-12-12T20:43:19Z","url":" lampedusa-in-hamburg.tk","user_id":52,"zip":"20099","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/94","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Flughafen Hamburg (HAM) Flughafenstra\u00dfe 1-3, 22335 Hamburg","category_id":null,"city":"Fuhlsb\u00fcttel, Hamburg","comment":"","content":"Politiker_innen und Gesch\u00e4ftswelt feiern neue Direktverbindungen, freuen sich \u00fcber den wachsenden Flugverkehr. \u00dcber die Emissionen der Jets reden sie allerdings wenig. Der mit dem Ausbau des Hamburg Airport verbundene Anstieg von Treibhausgasen macht m\u00f6glicherweise Einsparungen an anderer Stelle, etwa im Bereich Immobilien und Industrie zunichte. Die Folgen des Klimawandels wie steigender Meeresspiegel und sich ver\u00e4ndernde Wetterverh\u00e4ltnisse wirken sich vor allem auf L\u00e4nder des S\u00fcdens aus. Anders als Hamburg, das seine Deiche erh\u00f6ht hat, k\u00f6nnen sich etwa Bangladesh, \u00c4gypten, die Malediven und Inselgruppen im Pazifischen Ozean nur unzureichende Schutzma\u00dfnahmen leisten \u2013 in manchen F\u00e4llen w\u00e4ren sie auf Dauer gar nutzlos, da einige Gebiete in wenigen Jahrzehnten \u00fcberflutet sein werden. ","created_at":"2011-12-28T21:12:24Z","creator":"Webmap Hamburg Global","district":"Fuhlsb\u00fcttel","geo_relation":"Amerikas: Asien; Afrika; Australien; Ozeanien; S\u00fcdpazifik","id":20,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/20/432567_web_R_by_saschay2k_pixelio.de.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/20/thumb_432567_web_R_by_saschay2k_pixelio.de.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/20/mini_432567_web_R_by_saschay2k_pixelio.de.jpg"}},"image_credit":"saschay2k/pixelio.de","lat":"53.63076","layer_id":8,"lon":"10.00516","place":"Hamburg Airport ","public":true,"published_at":"2012-01-05","source":"","subtitle":"Der Flughafen w\u00e4chst und w\u00e4chst","teaser":"Gesch\u00e4ftsleute fliegen nach Shanghai, Urlauber_innen auf die Kanaren und die Kapverdischen Inseln, Tourist_innen aus New York, St. Petersburg und Marseille landen auf dem Hamburg Airport. Der internationale Flughafen der Stadt Hamburg ist der f\u00fcnftgr\u00f6\u00dfte Flughafen Deutschlands. Betreiber ist die Flughafen Hamburg GmbH. Die Gesellschafter sind zu 51 Prozent die Freie und Hansestadt Hamburg und zu 49 Prozent die Hochtief AirPort. ","title":"Heute schon geflogen?","updated_at":"2013-12-12T20:43:18Z","url":"","user_id":3,"zip":"22335","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/20","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Am Sandauhafen 20","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Die Hansaport Hafenbetriebsgesellschaft wurde 1974 gegr\u00fcndet. Ein Jahr zuvor hatten der Hamburger Senat und die B\u00fcrgerschaft einstimmig die R\u00e4umung und Umsiedelung des Fischerdorfes Altenwerder beschlossen, um dort einen neuen Containerterminal zu er\u00f6ffnen. [1] Mit dem Bau des Hansaport begann die Zerst\u00f6rung von Altenwerder. Hansaports Gesellschafter sind die Salzgitter Kl\u00f6ckner Werke GmbH mit 51 Prozent und die Hamburger Hafen und Logistik AG mit 49 Prozent. Nach eigenen Angaben wurden im Hansaport 2011 5.979 Tonnen Kohle und 7.977 Tonnen Erz umgeschlagen. Dabei wurden rund zwei Drittel auf der Schiene abtransportiert, ein Drittel mit Binnenschiffen.\r\n\r\nh4. Die Kohle und der Klimawandel\r\n\r\nDer Klimawandel schreitet voran. Was bis zur Weltkonferenz der Vereinten Nationen von Rio 1992 noch als gr\u00fcnes Hirngespinst verschrien war, ist sp\u00e4testens seit den Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) [2] auch wissenschaftlich best\u00e4tigt. Doch immernoch tr\u00e4gt die Energiegewinnung durch Kohlekraftwerke rund ein Viertel zum weltweiten CO2 Aussto\u00df bei und stellt neben der Verbrennung von \u00d6l und Benzin die wichtigste Quelle des CO2 Anstieges dar. In der Bundesrepublik wird rund die H\u00e4lfte des Stroms aus Braun- und Steinkohle erzeugt. \r\nVor dem Hintergrund des regierungsoffiziellen Kampfes gegen den Klimawandel und der Tatsache, dass Hamburg 2011 der Titel \u201eUmwelthauptstadt Europas\u201c verliehen wurde, verwundert es sehr, wenn im Hamburger Hafen Deutschlands gr\u00f6\u00dfter Kohlehafen best\u00e4ndig expandiert und mit dem \"Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg\":../placemarks/60 ein Kohlekraftwerk von der Gr\u00f6\u00dfe des AKW Brokdorf neu gebaut wird. Und nicht nur im Hamburger Hafen weist der beschrittene \u201eEnergiepfad\u201c weg von den regenerativen Energien und hin zur Kohlekraft: Aktuell befinden sich bundesweit zehn gro\u00dfe Kohlekraftwerke im Bau und zehn weitere in Planung. [3]\r\n\r\nEntgegen den Beteuerungen der Bundesregierung, einen energiepolitischen Wandel voranzutreiben, werden die acht 2011 stillgelegten Atomkraftwerke de facto durch Kohlekraftwerke ersetzt und die Solarf\u00f6rderung gek\u00fcrzt. Wie kommt es wohl, dass die energiepolitischen Sonntagsreden der Bundesregierung und die reale Entwicklung im bundesdeutschen Kraftwerkspark so stark von einander abweichen?\r\n\r\nh4. Faktor 1 Kein Krieg um Kohle\r\n\r\nIm Gegensatz zu \u00d6l und Gas ist Kohle recht gleichm\u00e4\u00dfig auf der Erde verteilt und findet sich in fast allen L\u00e4ndern und Kontinenten. Dar\u00fcber hinaus wird der L\u00f6wenanteil von rund 83 Prozent der Kohleproduktion bereits in den Abbaul\u00e4nden umgesetzt, nur gut 16 Prozent werden exportiert. F\u00fcr viele L\u00e4nder ist Kohle der einzige und damit wichtigste heimische Energietr\u00e4ger (Polen 96 Prozent, China, Australien und S\u00fcdafrika \u00fcber 80 Prozent). [4] Im Gegensatz zu Gas wird der Zugriff auf Kohle kaum durch Krisen in den Produktionsl\u00e4ndern gef\u00e4hrdet. Kohle ist schlichtweg \u201eleicht zu bekommen\u201c, ohne darum Krieg zu f\u00fchren wie beispielsweise um den Energietr\u00e4ger \u00d6l. \r\n\r\nh4. Faktor 2 Strategische Reichweite\r\n\r\nGro\u00dfbritannien und die anderen F\u00f6rderl\u00e4nder des f\u00fcr Deutschland bedeutenden Nordseeerdgases werden angesichts der zur Neige gehenden Gasfelder in weniger als einem Jahrzehnt zu Nettoimporteuren von \u00d6l und Gas werden. Und auch in anderen Gebieten der Erde werden seit langem weniger neue F\u00f6rderkapazit\u00e4ten entdeckt, als der Verbrauch an den bestehenden \u00d6lfeldern nagt.\r\nAngesichts der Debatte um abnehmenden \u00d6l- und Gasvorr\u00e4te (Peak-Oil Debatte) ist es f\u00fcr den Neubau von Gro\u00dfkraftwerken von gro\u00dfer Relevanz, dass selbst konservative Sch\u00e4tzungen den Steinkohlevorr\u00e4ten bei gleichbleibendem Verbrauch eine Reichweite von mehr als 100 Jahren prognostizieren. Kohle wird also auch mittelfristig \u2013 und damit f\u00fcr die Laufzeit der nun neu gebauten Kraftwerke - g\u00fcnstig zu erwerben sein. [5]\r\n\r\nh4. Faktor 3 Monopole sichern\r\n\r\nDen historischen Gebietsmonopolen der alten Bundesrepublik folgend, gibt es bei der Erzeugung und Verteilung von Strom vier gro\u00dfe Konzerne. E.on (fr\u00fcher Preu\u00dfen Elektra, Bayernwerk AG, VEBA und VIAG), RWE, Vattenfall (fr\u00fcher Bewag, HEW, und ostdeutsche Stadtwerke) und EnBW k\u00e4mpfen seit der Liberalisierung des Strommarktes Anfang der 90er Jahre verbissen und erfolgreich um Marktanteile. Alle 2011 abgeschalteten AKW geh\u00f6ren diesen vier Firmen, was zun\u00e4chst eine Schw\u00e4chung ihrer Position am Strommarkt zu bedeuten scheint. Die im Bau befindlichen zehn Kohlekraftwerke geh\u00f6ren aber bis auf eines ebenfalls den gro\u00dfen Vier, sodass sich die Energiewende von 2011 eher als eine Erneuerung des Kraftwerkparkes von RWE, E.on, Vattenfall und ENBW darstellt. Im Vergleich zum Bau von Offshore-Windanlagen und einer dezentralen Stromerzeugung mit Kraft-W\u00e4rmekoppelung gelingt es den gro\u00dfen Konzernen wesentlich leichter, ihre Marktmacht durch den Neubau von Kohlegro\u00dfkraftwerken zu sichern. \r\n\r\nh4. \"Braunkohle - Ein deutscher Sonderweg\"\r\n\r\nDeutschland stellt in Sachen Kohle eine klimatechnisch wichtige Besonderheit dar. Weltweit wurden 2002 Braun-, Stein- und Kokskohle von 3.233 Millionen Tonnen Steinkohleinheiten gef\u00f6rdert, davon 90 Prozent Steinkohle. Dieser Bereich war einst auch ein bedeutender Wirtschaftssektor in Deutschland, der aber 2018 abgewickelt wird. Von da an muss in den deutschen Steinkohlekraftwerken vollkommen auf Importsteinkohle umgestellt werden.\r\nBei der Braunkohle hingegen, deren Verstromung fast doppelt soviel CO2 [6] freisetzt wie gleichgro\u00dfe Gaskraftwerke, ist Deutschland weltweit f\u00fchrend. Mit einem Anteil von 20 Prozent am globalen Braunkohleabbau f\u00f6rdert und verbraucht die BRD mehr als die zweit- und drittplatzierten L\u00e4nder USA und Australien zusammen. Verstromt wird diese Braunkohle vor allem in den Kraftwerken von RWE (Westen) und Vattenfall (Sachsen und Brandenburg). [7]\r\nAls ausschlaggebend gilt dabei, dass Braunkohle im Tagebau, und damit vermeintlich subventionsfrei, gef\u00f6rdert werden kann. Angesichts der Vertreibung der ans\u00e4ssigen Bev\u00f6lkerung, einer dramatischen Landschaftszerst\u00f6rung und den Folgen des CO2 Aussto\u00dfes eine \u00fcberaus zynische Gleichung.\r\n\r\nh4. Kohlebergbau und die Folgen\r\n\r\nIn den wichtigsten Steinkohleexportnationen kann auch Steinkohle im Tagebau oder aus geringer Tiefe gef\u00f6rdert werden. Dies senkt die F\u00f6rderkosten enorm, hat aber auf der anderen Seite einen gewaltigen Fl\u00e4chenverbrauch zur Folge. In der BRD sind die sozialen Folgen der Kohlef\u00f6rderung vor allem durch den Braunkohletagebau sichtbar. \r\nSeit dem Zweiten Weltkrieg wurden in Westdeutschland rund 100.000 Menschen umgesiedelt, ganze Gemeinden verschwanden in den riesigen Kohlegruben. Gegen das Projekt Garzweiler II in Nordrheinwestfalen regte sich in den 90er Jahren massiver Widerstand. Aktuell gibt es heftige Auseinandersetzungen um das Vattenfall Projekt Lacoma und weitere Braunkohletagebaue, die in Brandenburg neu erschlossen werden sollen. Der Dokumentarfilm \u201eLacoma und der Konzern\u201c [8] h\u00e4lt diesen Streit fest.\r\nDabei stehen die Betroffenen der Umsiedlungsaktionen in der BRD noch vergleichsweise gut da. Bei Projekten in L\u00e4ndern des S\u00fcdens wird nur selten versucht, den ideellen Verlust \u00f6konomisch aus zu gleichen. In den meisten F\u00e4llen verlieren die Betroffenen nicht nur ihre sozialen Bez\u00fcge sondern auch ihre \u00f6konomische Basis - vom Landbesitz \u00fcber die Wohnungen bis hin zur meist \u00fcberlebensnotwendigen Gemeinschaft.\r\n\r\nh4. Das Beispiel Kolumbien\r\n\r\nNeben Russland ist Kolumbien mit fast acht Millionen Tonnen der zweitgr\u00f6\u00dfte Steinkohlelieferant f\u00fcr deutsche Kohlekraftwerke - Tendenz steigend. Der Steinkohlebergbau in Kolumbien expandiert stetig, und dies vor allem f\u00fcr den Export, in den rund 95 Prozent der gef\u00f6rderten Kohle gehen. In der Vergangenheit ist es jedoch immer wieder zu Menschrechtsverletzungen gekommen. Eine wichtige Rolle spielen dabei paramilit\u00e4rische Einheiten, die nach Aussagen inhaftierter Paramilit\u00e4rs die lokale Bev\u00f6lkerung terrorisieren. Dabei schrecken sie auch vor Morden nicht zur\u00fcck, sollten sich Anwohner_innen einer Bauma\u00dfnahme oder einer Umsiedlung widersetzen. Am Beispiel der Erweiterung der Minen im Distrikt Cesar und dem Ausbau der daf\u00fcr notwendigen Bahnstrecken wurde dies unter anderem von FIAN dokumentiert. [9] Auch die gewerkschaftliche Organisation der Bergarbeiter wird immer wieder von den Bergbaukonzernen bedroht. 2001 kamen die Gewerkschaftsf\u00fchrer Victor Hugo Orcasito und Valmore Locarno von der SINTRAMIENERGETICA unter mysteri\u00f6sen Umst\u00e4nden ums Leben, als sie sich f\u00fcr eine bessere Verpflegung der Bergarbeiter einsetzten. \r\nDurch die Kohletagebaue gehen zudem gro\u00dfe Ackerfl\u00e4chen f\u00fcr den Anbau von Nahrungsmitteln verloren. Die lokalen Gemeinschaften verlieren so ihre Lebensgrundlagen und m\u00fcssen dann aus dieser Position der Schw\u00e4che heraus mit den Unternehmen ihre Umsiedlung aushandeln. Da sich diese Verhandlungen oft \u00fcber Jahre hinziehen, geben viele Betroffene vorher auf und akzeptieren v\u00f6llig unzureichende Entsch\u00e4digungen. \r\nNeben den sozialen Folgen gibt es aber auch drastische \u00f6kologische Auswirkungen des Kohletagebaues in Kolumbien. F\u00fcr den Cerrej\u00f3n-Tagebau muss der Rancheria-Fluss auf mehr als 20 Kilometer umgeleitet werden. Es handelt sich um den einzigen nennenswerten Fluss des ansonsten sehr trockenen Departments La Guajira. [10]\r\n\r\n\r\n\r\nfn1. \"www.rettet-die-elbe.de/inhalt_der_hafen.php\":http://www.rettet-die-elbe.de/inhalt_der_hafen.php\r\n\r\nfn2. \"www.ipcc.ch\":http://www.ipcc.ch/\r\n\r\nfn3. \"www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/klima_und_energie/20110707_klima_liste_kokw_verfahrensstand.pdf\":http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/klima_und_energie/20110707_klima_liste_kokw_verfahrensstand.pdf Stand Juli 2011\r\n\r\nfn4. Danyel Reiche (Hg.): Grundlagen der Energiepolitik, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2005\r\n\r\nfn5. S\u00fcddeutsche Zeitung: \u201eEnergietr\u00e4ger Kohle, \u00dcppig, aber dreckig\u201c am 28.7.2009\r\n\r\nfn6. \"www.sueddeutsche.de/wissen/co-ausstoss-klimabilanz-der-kraftwerke-1.629631\":http://www.sueddeutsche.de/wissen/co-ausstoss-klimabilanz-der-kraftwerke-1.629631\r\n\r\nfn7. Reiche et.al. 2005\r\n\r\nfn8. Dokumentarfilm 2005, ca. 120 Minuten: \"www.lacoma.info\":http://www.lacoma.info , \"www.robinwood.de\":http://www.robinwood.de\r\n\r\nfn9. \"www.die-klima-allianz.de/wp-content/uploads/2011/05/Steinkohleimport-aus-Kolumbien-Flyer.pdf\":http://www.die-klima-allianz.de/wp-content/uploads/2011/05/Steinkohleimport-aus-Kolumbien-Flyer.pdf\r\n\r\nfn10. \"www.die-klima-allianz.de/wp-content/uploads/2011/05/Steinkohleimport-aus-Kolumbien-Flyer.pdf\":http://www.die-klima-allianz.de/wp-content/uploads/2011/05/Steinkohleimport-aus-Kolumbien-Flyer.pdf\r\n\r\n\r\nh4. Weitere Informationen:\r\n\r\n\"www.kohle-protest.de\":http://kohle-protest.de/start/\r\n\"www.die-klima-allianz.de\":http://www.die-klima-allianz.de/\r\n\"www.lacoma.info\":http://www.lacoma.info\r\n\"www.fian.de\":http://www.fian.de","created_at":"2012-02-29T17:43:25Z","creator":"Daniel K. Manwire","district":"Altenwerder","geo_relation":"Kolumbien","id":47,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/47/058_kohlehafen_2_bagger.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/47/thumb_058_kohlehafen_2_bagger.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/47/mini_058_kohlehafen_2_bagger.jpg"}},"image_credit":"Anti Atom B\u00fcro","lat":"53.51489","layer_id":8,"lon":"9.924010","place":"Hansaport","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Der Mensch muss weichen, wenn die Schaufelbagger kommen","teaser":"Der Hansaport verf\u00fcgt \u00fcber mehr Gleise als der Hamburger Hauptbahnhof. Auf der \u00fcber 15 Kilometer langen Strecke bewegen Schaufelradbagger riesige Berge an Kohle und Erz. In 24 Stunden k\u00f6nnen 110.000 Tonnen Kohle und Erz gel\u00f6scht werden. An den Kais mit mehr als 1000 Metern L\u00e4nge ist ausreichend Platz f\u00fcr drei Seeschiffe und zwei K\u00fcstenmotorschiffe. Und auf 350.000 Quadratmeter Freifl\u00e4che lagert das Sch\u00fcttgut aus Kolumbien und anderen Abbaul\u00e4ndern. Wieso werden solch immense Mengen an Steinkohle importiert, wo doch angesichts des Klimawandels eine Umstrukturierung der Energieerzeugung hin zu regenerativen Energien erfolgen sollte? Und welche sozialen und \u00f6kologischen Auswirkungen hat der Kohleabbau in den Abbaugebieten?","title":"Deutschlands gr\u00f6\u00dfter Kohlehafen","updated_at":"2013-12-12T20:43:18Z","url":"","user_id":9,"zip":"21129","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/47","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Drewer Hauptdeich","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Hamburg war 2011 Umwelthauptstadt Europas. Von einer Stadt, die einen solchen Titel tr\u00e4gt, erwartet man richtungsweisende Impulse hin zu einer zukunftsf\u00e4higen Umgestaltung unserer Gesellschaft. Nicht zuletzt w\u00fcrde dies auch eine nachhaltige Organisation der Energieversorgung bedeuten. Zwar wurde durch einen Regierungswechsel im Februar 2011 Olaf Scholz (SPD) Hamburger B\u00fcrgermeister. Die Lorbeeren f\u00fcr den Titel \u201eUmwelthauptstadt Europas\u201c geb\u00fchren jedoch Ole von Beust (CDU), der \u00fcber Jahre hinweg die Kandidatur Hamburgs f\u00fcr diesen Titel betrieben hat. Als wichtigstes Projekt der Energieinfrastruktur Hamburgs leitete er jedoch auch den Bau des gr\u00f6\u00dften Kohhlekraftwerkes Norddeutschlands in die Wege. Noch alleine regierend, und ohne bremsenden gr\u00fcnen Koalitionspartner, genehmigte von Beust kurz vor den B\u00fcrgerschaftswahlen 2008 den Bauvorbescheid f\u00fcr das Kraftwerk.\r\n\r\nObwohl sie im Wahlkampf unter dem Slogan \u201eKohle von Beust\u201c noch den Eindruck vermittelt hatten, es l\u00e4ge in ihren M\u00f6glichkeiten, das schon vorgenehmigte Kraftwerk noch zu verhindern, richteten die wenige Monate sp\u00e4ter mitregierenden Gr\u00fcnen nichts mehr gegen den Kraftwerksneubau aus. Im November 2007 begann der Bau und kostete statt geplanten 1,7 Milliarden Euro im M\u00e4rz 2012 bereits drei Milliarden. Bis 2054 soll es laufen. Und so kommt es, dass parallel zu den Feierlichkeiten der \u201eUmwelthauptstadt Europas\u201c am gegen\u00fcberliegenden Ufer der Elbe ein gewaltiges Kohlekraftwerk in den Himmel w\u00e4chst, das von seiner Leistung das lange umk\u00e4mpfte Atomkraftwerk Brokdorf weit \u00fcbertrifft und doppelt soviel Kohlendioxid emittieren wird wie der gesamte Stra\u00dfenverkehr der Hansestadt zusammen. \r\n\r\nh4. Klimakiller in der Umwelthauptstadt\r\n\r\nDie urspr\u00fcnglich f\u00fcr 2012 geplante Inbetriebnahme des Kraftwerkes verz\u00f6gert sich um mindestens zwei Jahre, da es massive Probleme mit dem im Dampfkessel verarbeiteten \u201eSuperstahl\u201c T24 der Firma Hitachi Europe gibt. Bei den Probel\u00e4ufen in Hamburg und an anderen Kraftwerksstandorten tauchten zahlreiche undichte Schwei\u00dfn\u00e4hte auf, die eigentlich den Einbau neuer Kessel erforderlich machen. Problematisch ist dabei, dass das gesamte Geb\u00e4ude des Kraftwerks um den Kessel herum gebaut wurde, also eigentlich wieder abgerissen werden m\u00fcsste.[1]\r\n\r\nBei einem Wirkungsgrad von nur 55 Prozent (bei Fernw\u00e4rmenutzung) wird beinahe die H\u00e4lfte der erzeugten Energie als Abw\u00e4rme verloren gehen. Konkret bedeutet dies, dass bei Volllast etwa die Leistung des AKW Brokdorf als W\u00e4rme in die S\u00fcderelbe geleitet w\u00fcrde. Daher sehen die Auflagen den Bau eines teuren und energiefressenden Hybridk\u00fchlturmes vor, der die W\u00e4rmelast f\u00fcr die Elbe verringert. Auch der Wirkungsgrad des Kraftwerks sinkt dann durch den hohen Eigenstromverbrauches des K\u00fchlturmes. Dennoch ist zu bef\u00fcrchten, dass wieder Sauerstoffl\u00f6cher auftreten werden, die hinzukommende Elbvertiefung erh\u00f6ht die Gefahr. Sauerstoffl\u00f6cher sind Flussabschnitte, in denen das Wasser nicht gen\u00fcgend Sauerstoff enth\u00e4lt, \r\num Fischen ein \u00dcberleben zu erm\u00f6glichen.[2]\r\n\r\nNoch drastischer wird die Belastungen der Luft sein: Mit mehr als acht Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr, was der Emission von 1,4 Millionen Autos entspr\u00e4che, wird Moorburg der gr\u00f6\u00dfte Kohlendioxid-Emittent Hamburgs werden und doppelt soviel Kohlendioxid aussto\u00dfen wie der gesamte Stra\u00dfenverkehr der Hansestadt.[3]\r\n\r\nDie meisten Bewohner_innen Hamburgs werden sich \u00fcber den Titel Umwelthauptstadt gefreut haben, oder doch zumindest die darin impliziten Ziele teilen. Wenn dieses Kraftwerk also nicht ihren Interessen entspricht [4] und es keinerlei Stromengp\u00e4sse in Norddeutschland gibt (auch nicht im kalten Februar 2012), wieso wird dieser Klimakiller gebaut und in wessen Interesse ist es?\r\n\r\nh4. Vattenfall sch\u00fctzt sich vor Konkurrenz\r\n\r\nWir leben in einer Phase des energiepolitischen Umbruchs. Viele alte Kohlekraftwerke, die nach dem 2. Weltkrieg errichtet wurden, erreichen das Ende ihrer Laufzeit. Hinzukommen die wegfallenden Kraftwerkskapazit\u00e4ten der acht 2011 stillgelegten Atomkraftwerke. In den n\u00e4chsten Jahren wird sich entscheiden, welcher Kraftwerkspark f\u00fcr die kommenden Jahrzehnte aufgebaut wird. Konkret entscheidet sich dann die Frage, ob das alte fossile Energieregime fortgeschrieben wird oder ob ein Umbau zu einer nachhaltigen Energieversorgung gelingt. F\u00fcr die Energieversorgungsunternehmen gilt es sich gerade jetzt ein St\u00fcck vom Energiemarkt, der neu verteilt wird, auch langfristig zu sichern. \r\n\r\nEs \u00fcberrascht nicht, dass aktuell mehr als 20 Gro\u00dfkraftwerke geplant werden, zehn von ihnen befinden sich bereits im Bau. Denn wer als erstes ein Kraftwerk ans Netz bringt, sichert sich sein St\u00fcck vom Kuchen und macht es f\u00fcr Konkurrenzunternehmen schwieriger, sich auf dem Markt zu etablieren. Entscheidend f\u00fcr die Zeitspanne von der ersten Planung bis zur Inbetriebnahme sind dabei die Abl\u00e4ufe der Genehmigungsverfahren und der Zugang zum H\u00f6chstspannungsnetz. \r\nBeide Faktoren sprachen f\u00fcr die Entscheidung Vattenfalls, Moorburg voranzutreiben. Durch eine geneigte Landesregierung unter Ole von Beust, gelang es rasch, einen Bauvorbescheid zu erwirken.\r\n\r\nIn anderen St\u00e4dten und Regionen gestaltet sich das Ringen um Genehmigungen f\u00fcr Kraftwerksbetreiber wesentlich schwieriger. Eine Reihe von Kohlegro\u00dfkraftwerken, zum Beispiel ein Kohlekraftwerk in Mainz, konnte in den vergangenen Jahren auf dem Verwaltungsweg verhindert werden.[5] Dar\u00fcber hinaus stand am gleichen Ort bis 2004 bereits ein Vattenfall Kraftwerk, dessen Umspannwerk und Zugang zum H\u00f6chstspannungsnetz noch vorhanden sind. Vattenfall kann in Moorburg ohne lange Genehmigungsverfahren f\u00fcr den Bau einer Hochspannungsleitung, den Bau des Gro\u00dfkraftwerkes voran treiben. \r\n\r\nUm seine mittelfristige Position am deutschen Strommarkt zu festigen, liegt es im Interesse von Vattenfall, m\u00f6glichst rasch mit m\u00f6glichst viel Strom ins norddeutsche Netz zu gehen. Der ideale Standort: Hamburg Moorburg. Das Kraftwerk der Wahl: ein Steinkohlekraftwerk an der Elbe, \r\nwo die auch mittelfristig g\u00fcnstige Importsteinkohle (siehe \"Hansa Port\":../placemarks/47) direkt angelandet werden kann.\r\n\r\nh4. Anwohner_innen in Wilhelmsburg und Moorburg\r\n\r\nIn der direkten Umgebung des Kraftwerkes Moorburg befinden sich zum einen das sehr l\u00e4ndlich gepr\u00e4gte Moorburg, zum anderen das industriell gepr\u00e4gte Wilhelmsburg. F\u00fcr beide wird die bereits hohe Belastung durch Verkehr und Industrieanlagen weiter zunehmen. Im Westen Moorburgs verl\u00e4uft die A7, im Norden liegen der Containerterminanal Altenwerder und weitl\u00e4ufige Sp\u00fclfelder. Im Osten kommt nun auch noch ein gewaltiges Kraftwerk hinzu, im S\u00fcden wird die A26 geplant. Der Moorburger Kunst- und Kulturverein \u201eelbdeich\u201c h\u00e4lt daher \u201eweitere Einschr\u00e4nkungen der Lebensqualit\u00e4t in Moorburg\u201c f\u00fcr nicht hinnehmbar.[6]\r\n\r\nIn der Hauptwindrichtung liegt der Stadtteil Wilhelmsburg, der durch die A1, A255, dem Hafenverkehr von den Terminals \u00fcber die K\u00f6hlbrandbr\u00fccke zur A1, der Bahnstrecke Hamburg-Hannover, der Hamburger \u00d6lm\u00fchle und zahlreichen Industriebetrieben bereits stark belastet ist. Die Wilhelmsburger \u00c4rzteschaft geht von einer Feinstaubemission des Kraftwerkes von rund 400 Tonnen aus[7] und forderte auf einer sehr gut besuchten Veranstaltung im Februar 2008 den Hamburger Senat auf, den Bau des Kraftwerkes sofort zu stoppen.[8]\r\n\r\nDass das neue Kraftwerk f\u00fcr die Stromversorgung Hamburgs nicht notwendig ist, zeigte eindr\u00fccklich der kalte Februar 2012, in dem es auch nach dem Abschalten von acht Atomkraftwerken im Herbst 2011 nicht zu einem Stromengpass in Norddeutschland kam. Dar\u00fcber hinaus soll das Heizkraftwerk Wedel, als dessen \u201eErsatz\u201c Moorburg lange geplant war, nun durch ein Gaskraftwerk in Stellingen ersetzt werden, um die umk\u00e4mpfte Fernw\u00e4rmetrasse durch St. Pauli \u00fcberfl\u00fcssig zu machen.[9]\r\n\r\nh4. Betroffene jenseits von Hamburg\r\n\r\nDer Betrieb von Gro\u00dfkraftwerken greift auch in das Leben von Menschen ein, deren Betroffenheit durch eine gro\u00dfe zeitliche oder geographische Distanz jedoch kaum zu messen ist. Ganz eindeutig wird der Betrieb von Kohlekraftwerken zu einer weiteren Erw\u00e4rmung des globalen Klimas beitragen.[10] Aber im Gegensatz zu den messbaren Feinstaubbelastungen, die Wilhelmsburg betreffen werden, lassen sich weder Ausma\u00df des Klimawandels klar umrei\u00dfen, noch der Kreis der Betroffenen - zumal jener, die heute noch nicht geboren sind. Formuliert und vertreten werden die Interessen der zuk\u00fcnftig Gesch\u00e4digten zumeist von Umweltverb\u00e4nden, aber auch durch die klimakritische Bewegung wie sie zum Beispiel bei den Aktionen gegen den Klimagipfel von Kopenhagen 2009 sichtbar wurden oder bei den Aktionen des Klimacamps in Hamburg im Sommer 2008 gegen das Kraftwerk Moorburg.[11]\r\n\r\nEin weiterer Kreis von Betroffenen sind jene, deren Leben durch den Abbau der Kohle massiv beeintr\u00e4chtig wird. Ihre Positionen finden sich weder in den bundesdeutschen Umfragen wieder, noch werden sie im Rahmen von Anh\u00f6rungen oder Genehmigungsverfahren ber\u00fccksichtigt. Als Beispiel mag hier der Fall Kolumbien dienen, der durch die Menschenrechtsorganisation FIAN sehr gut dokumentiert ist. In Kolumbien, Deutschlands zweitgr\u00f6\u00dftem Kohlelieferanten (siehe \"Hansa Port\":../placemarks/47), werden gewerkschaftlich organisierte Mienenarbeiter verfolgt und ermordet, Menschen f\u00fcr die Erweiterung der Kohlegruben unter Einsatz von Paramilit\u00e4rs vertrieben und ganze \u00d6kosysteme wie das Flusssystem des Rancheria zerst\u00f6rt.[12] Die Interessen derjenigen, die unter diesem Kohleraubbau leiden und sich dagegen wehren, werden kaum in Kolumbien, und so gut wie nie in Deutschland dargestellt. Dabei sind die Auswirkungen f\u00fcr diesen Kreis der Betroffenen am gravierendsten.\r\n \r\nh4. Alternativen und das Problem Umweltbelastung\r\n\r\nVon allen Energietr\u00e4gern, die in gr\u00f6\u00dferem Umfang zur Stromerzeugung genutzt werden, ist die Kohle mit Abstand der Klimasch\u00e4dlichste.[13] Und dennoch werden mehr als 40 Prozent des bundesdeutschen Strombedarfes aus der Verstromung von Braun- und Steinkohle gewonnen.[14] Durch den Neubau von bis zu 20 Kohlegro\u00dfkraftwerken wird dieser Anteil auf Jahrzehnte festgeschrieben, davon sind zehn Kraftwerke im Bau und zehn weitere im Planungsverfahren. Das Steinkohlekraftwerk Moorburg wird als eines der ersten Gro\u00dfkraftwerke dieser Generation ans Netz gehen. \r\n\r\nDieser Prozess ist aus Sicht des Umweltschutzes nicht nachzuvollziehen, sind doch die Alternativen bereits seit Jahren technisch soweit, dass sie den Gro\u00dfteil der Energieerzeugung \u00fcbernehmen k\u00f6nnten. Allem voran w\u00e4ren da zun\u00e4chst die enormen Einsparpotentiale zu nennen, die sich in weit mehr Lebensbereichen finden lassen als bei Energiesparlampen. Daneben sind Wind-, Sonnen- und Wasserkraft mittlerweile dem technischen Kuriosit\u00e4ten-Kabinett entwachsen und stellen bereits 20 Prozent der Stromerzeugung in Deutschland. Ein weiteres Element einer zukunftsf\u00e4higen Energieerzeugung w\u00e4re die dezentrale Strom- und W\u00e4rmerzeugung mit Kraft-W\u00e4rme-Koppelung in Blockheizkraftwerken, die durch die Nutzung von Strom und (Ab-)W\u00e4rme Wirkungsgrade von weit \u00fcber 90 Prozent erreichen, ein Beispiel hierf\u00fcr ist das Blockheizkraftwerk Hafenstrasse. [15] Seit Jahren zeigt auch das Modellprojekt Bioenergiedorf J\u00fchnde in Niedersachsen, dass durch eine intelligente Verzahnung verschiedener, lokal vorhandener Energietr\u00e4ger wie Wind und Biomasse ganze Gemeinden energieautark wirtschaften k\u00f6nnen.[16]\r\n\r\nh4. Interessenvertretung und Demokratisierung\r\n\r\nDas Kohlegro\u00dfkraftwerk Moorburg zeigt eindr\u00fccklich, wie wenig demokratisch die Energieversorgung in der BRD organisiert ist. Obwohl der Bau des Kraftwerkes Moorburg in erster Linie im Interesse des Konzernes Vattenfall geschieht und ansonsten die Belange der gesellschaftlichen Akteure wie der Anwohner_innen, Stromkund_innen, Fischer_innen und Umweltverb\u00e4nden \u00fcbergangen werden, scheint es, als sei der Bau des Kraftwerkes nicht mehr zu verhindern. \r\n\r\nGro\u00dfkraftwerke bedingen gro\u00dfe, finanzstarke Akteure und bringen damit eine starke Schieflage bei der Vertretung von Interessen mit sich. Die M\u00f6glichkeiten eines Konzerns wie Vattenfall, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen und medial mit dem eigenen Interesse pr\u00e4sent zu sein, sind ganz andere als jene der \u00fcbrigen gesellschaftlichen Akteure. Es stellt sich daher die Frage, wie eine Energieversorgung nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch demokratischer gestaltet werden kann.[17] \r\n\r\nWie auch bei den technischen Alternativen sind die gesellschaftlichen Optionen einer demokratischeren Energieversorgung l\u00e4ngst bekannt und langj\u00e4hrig erprobt. Kommunale Energieunternehmen, also Stadtwerke, unterliegen im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Unternehmen einer parlamentarischen Kontrolle durch kommunale Parteien. Die Konsequenzen lassen sich am Beispiel der Hamburgischen Elecricit\u00e4ts-Werke (HEW) aufzeigen. Selbst der damalige B\u00fcrgermeister Ole Von Beust (CDU) nannte den Verkauf der HEW an Vattenfall einen Fehler, weil nun die Hamburger Politik keinen Einfluss mehr auf Investitionen und Preisgestaltung des Konzerns h\u00e4tte.[18] \r\n\r\nAuf der anderen Seite zeigen die HEW auch nachdr\u00fccklich, dass eine kommunale Energieversorgung alleine noch keine zukunftsf\u00e4hige Energieversorgung bedeutet. Schlie\u00dflich betrieben die HEW zeitweise vier Atomkraftwerke, obwohl sich daf\u00fcr in der Bev\u00f6lkerung Ende der 80er Jahre keine Mehrheit mehr h\u00e4tte finden lassen. Ab einer bestimmten Gr\u00f6\u00dfe entwickeln also auch Stadtwerke ein m\u00e4chtiges Eigeninteresse, dem lokal Betroffene nur wenig entgegen halten k\u00f6nnen. Unter demokratischen Gesichtspunkten muss also auch immer wieder hinterfragt werden, inwieweit eine wirksame demokratische Kontrolle der kommunalen Energieunternehmen noch gew\u00e4hrleistet ist.\r\n\r\nAlleine auf Grund der geringen Gr\u00f6\u00dfe und Kapitalmacht k\u00f6nnen daher Energiekooperativen eine weitere Alternative sein, die zum Beispiel durch den Betrieb eines Blockheizkraftwerkes Strom und W\u00e4rme f\u00fcr das nahe Umfeld des Kraftwerkes zur Verf\u00fcgung stellen. \r\n\r\nDie Forderung nach einer dezentralen Energieversorgung, die von vielen umweltpolitischen Organisationen gestellt wird, l\u00e4sst sich also nicht aus der Umweltbelastung einzelner Anlagen ableiten. Sie ist auch Resultat des Anspruches, m\u00f6glichst vielen Interessen f\u00fcr und gegen den Bau von Energieinfrastruktur eine M\u00f6glichkeit zu geben und relevant Einfluss auf die Planungen zu nehmen. Die Frage nach dem \u201eWieso eigentlich Moorburg?\u201c verweist darauf, dass es sich bei der Frage einer zukunftsf\u00e4higen Energieerzeugung nicht um eine technische, sondern um eine gesellschaftliche Frage handelt.\r\n\r\nh4. Protesthighlights gegen das Kraftwerk Moorburg [19]\r\n\r\nJuni 2011:\r\nZum Ende der Einwendungsfrist des Planungsverfahrens f\u00fcr die umstrittene Fernw\u00e4rmetrasse f\u00fcr das Kohlekraftwerk Moorburg wurden mehr als 4.600 Einwendungen bei der Beh\u00f6rde eingereicht \r\n\r\nJuni 2011:\r\nMit \u00fcber 116.000 beim Senat eingereichten Unterschriften erzielte das B\u00fcndnis \u201eUnser Hamburg \u2013 Unser Netz!\u201c einen sensationellen Erfolg und gewann das Volksbegehren zum R\u00fcckkauf der Energienetze \r\n\r\nM\u00e4rz 2010:\r\nDer BUND-Hamburg erwirkt ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Hamburg, mit dem Vattenfall dazu gezwungen wird, im Planverfahren f\u00fcr die Moorburg-Trasse eine Beteiligung der \u00d6ffentlichkeit durchzuf\u00fchren \r\n\r\nDezember 2009/ Januar 2010:\r\nBaumbesetzung gegen die Fernw\u00e4rmetrasse zum Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg \r\n\r\nAugust 2009:\r\nMit einem Gro\u00dftransparent hat die Kampagne \"Gegenstrom08\" in Hamburg gegen das von Vattenfall gesponserte Radrennen \"Cyclassics\" protestiert \r\n\r\nJuni 2009:\r\nDer BUND-Hamburg reicht Klage gegen die Kraftwerksgenehmigung ein \r\n\r\nApril 2009:\r\nVattenfall verklagt die 30 Klimasch\u00fctzer/innen, die im Sommer 2008 die Baustelle des geplanten Kohlekraftwerks besetzten. Unter www.ausgekohlt.net wird eine Solidarit\u00e4tsaktion gestartet \r\n\r\nDezember 2008:\r\nGreenpeace protestiert mit einen brennenden \"CO2 Zeichen\" gegen die Baupl\u00e4ne \r\n\r\nSeptember 2008:\r\nROBIN WOOD und der BUND Jugend h\u00e4ngen an der Lombardsbr\u00fccke in der Hamburger Innenstadt ein Transparent mit der Aufschrift \"Die Jugend l\u00e4sst sich nicht verkohlen\"auf \r\n\r\nSeptember 2008:\r\n\"Vattenfall davonradeln\" - Protest gegen Moorburg bei von Vattenfall gesponserten Radrennen \"Cyclassics\" \r\n\r\nSeptember 2008:\r\nBesetzung der Baustelle des Kohlekraftwerkes durch Klima-Aktivisten \r\n\r\nAugust 2008:\r\nIn der N\u00e4he der Baustelle des Kohlekraftwerks Moorburg findet das erste deutsche Klimacamp statt, mehrere Hundert Menschen versuchen die Baustelle zu erst\u00fcrmen. \r\n\r\nFebruar 2008:\r\nGreenpeace protestiert auf den Schornsteinen in Moorburg \r\n\r\nIm Jahr 2007:\r\nEin breites Klimab\u00fcndnis bezeugt mit mehr als 12.000 Unterschriften im Rahmen einer Volkspetition den Widerstand der Hamburger Bev\u00f6lkerung gegen das Kraftwerk \r\n\r\n\r\nfn1. \"Klimaallianz\": http://kohle-protest.de/hamburg/ Klimaallianz\r\n\"Moorburgtrasse stoppen\": http://www.moorburgtrasse-stoppen.de/\r\n\r\nfn2. \"Rettet die Elbe\":www.rettetdieelbe.de\r\n\r\nfn3. Quelle: Robin Wood\r\n\r\nfn4. \"www.welt.de/regionales/hamburg/Mehrheit_gegen_Kohlekraftwerk_Moorburg\":http://www.welt.de/regionales/hamburg/article1796164/Mehrheit_gegen_Kohlekraftwerk_Moorburg.html\r\n\r\nfn5. \"BUND rlp: Politisches Aus f\u00fcr Mainzer Kohlekraftwerk\":http://www.bund-rlp.de/themen_projekte/klima_energie/kohlekraft/politisches_aus_fuer_mainzer_kohlekraftwerk/) (siehe Klima Allianz\r\n\r\nfn6. \"Hamburger Abendblatt, Stand: 27.6.2011\":http://www.moorburgforever.de/\r\n\r\nfn7. Hamburger \u00c4rzteblatt vom M\u00e4rz 2008\r\n\r\nfn8. Redebeitrag Wilhelmsburger \u00c4rzteschaft auf der Aschermittwoch-Veranstaltung am 6.2. 2008\r\n\r\nfn9. \"Moorburgtrasse stoppen\":http://www.moorburgtrasse-stoppen.de/\r\n\r\nfn10. \"Klimabericht des IPCC\":http://www.de-ipcc.de/\r\n\r\nfn11. \"GegenStrom08\":http://www.gegenstrom08.net/\r\n\"GegenStromBerlin\":http://www.gegenstromberlin.net/\r\n\"Risingtide\":http://risingtide.org.uk/\r\n\"klima.blogsport\":http://klima.blogsport.de/\r\n\r\nfn12. \"sueddeutsche.de/energiebranche-der-fluch-der-kohle\":http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energiebranche-der-fluch-der-kohle-1.1024027\r\n\"kohle-protest.de/kolumbien, dort factsheet Importkohle\":http://www.kohle-protest.de/kolumbien/\r\n\r\nfn13. \"nabu.de/themen/energie/fossilebrennstoffe/kohlekraft\":http://www.nabu.de/themen/energie/fossilebrennstoffe/kohlekraft/\r\n\r\nfn14. \"AG Energiebilanzen\":http://www.ag-energiebilanzen.de/\r\n\r\nfn15. \"Hafenstrom GmbH\":http://www.unternehmen24.info/Firmeninformationen/DE/3009456\r\n\r\nfn16. \"Bioenergiedorf.de\":http://www.bioenergiedorf.de/con/cms/front_content.php?idcat=13\r\n\r\nfn17. \"Eine verbindlich sozial gerechte, klimavertr\u00e4gliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien in Hamburg sammelt 116.000 Unterschriften\":http://unser-netz-hamburg.de/\r\n\r\nfn18. Brandeins vom September 2007\r\n\r\nfn19. \"Klimaallianz\":http://kohle-protest.de/hamburg/ Klimaallianz\r\n","created_at":"2012-05-02T18:28:19Z","creator":"Daniel K. Manwire","district":"Moorburg","geo_relation":"Kolumbien","id":60,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/60/039__moorburg_1_panorama.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/60/thumb_039__moorburg_1_panorama.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/60/mini_039__moorburg_1_panorama.jpg"}},"image_credit":"Jan Reinecke","lat":"53.49185","layer_id":8,"lon":"9.948594","place":"Kohlekraftwerk Moorburg","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Norddeutschlands gr\u00f6\u00dfter Klimakiller entsteht im Hamburger Hafen","teaser":"Am Ufer der Elbe w\u00e4chst Norddeutschlands gr\u00f6\u00dftes Kohlekraftwerk in den Himmel. Es wird, wenn es in Betrieb geht, doppelt soviel Kohlendioxid aussto\u00dfen wie der gesamte Hamburger Stra\u00dfenverkehr. Und woher kommt die Kohle? Derzeit z\u00e4hlt Kolumbien zu Deutschlands gr\u00f6\u00dften Kohlelieferanten. Der Abbau dort vertreibt Menschen und zerst\u00f6rt ihre Lebensgrundlage. Die Positionen derjenigen, die vor Ort gegen den Raubbau k\u00e4mpfen, werden bei Anh\u00f6rungen oder Genehmigungsverfahren nicht ber\u00fccksichtigt. Der Senat ist weit davon entfernt, entwicklungspolitische Aspekte in seinen Entscheidungen zu ber\u00fccksichtigen. Wessen Interessen beim Bau realisiert werden, welche Interessen unter den Tisch fallen, und welche Alternativen es gebe, lesen Sie hier.","title":"Vattenfalls Kohle","updated_at":"2013-12-12T20:43:18Z","url":"","user_id":9,"zip":"21129","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/60","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_orange.png"},{"address":"Flughafen Hamburg (HAM)","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"\u00d6kotourismus verdankt sein positives Image weniger dem Bau von Klima- und Kl\u00e4ranlagen in Hotelunterk\u00fcnften oder einem individuellen Verzicht auf Flugmeilen als der Verhei\u00dfung einer einzigartigen Naturerfahrung \u2013 oft gepaart mit dem Reiz, dem \"Fremden\" zu begegnen. Der beim westlichen Touristen auf kolonialem \"Wissen\" \u00fcber archaische kulturelle Vielfalt basierende exotistische Blick in die Ferne sucht diejenigen Ziele, die Einklang mit der Natur symbolisieren: kleine Fischer- und Bauernv\u00f6lkchen, Savannenbewohner_innen mit Speeren und Perlenkettchen, ganzk\u00f6rpert\u00e4towierte S\u00fcdseet\u00e4nzer_innen. Mit derlei Darstellungen gl\u00e4nzen zumindest die Reisekataloge. Oft wollen \u00d6kotourist_innen hinter die Kulissen blicken. Das \"going native\" oder die Begegnung mit Indigenen \u2013 am liebsten auf Augenh\u00f6he \u2013 ist ein post\u00adkoloniales Relikt, das sich gro\u00dfer Beliebtheit erfreut und dem die unternehmensorientierte Tourismusforschung einen wachsenden Markt prophezeit.\r\n\r\nh4. \u00d6kotourismus im Wettbewerb\r\n\r\nDer \"Urlaub auf Balkonien\" w\u00e4re eigentlich der konsequenteste und klimaschonendste Weg, ethische Anspr\u00fcche an den Urlaub zu erf\u00fcllen. Die Ferntourismusbrache profitiert aber vom angeblich \u00f6kologischen Bewusstsein: Die Diversifizierung der Angebote, die neue Seite im Katalog, ist Teil einer erfolgreichen Unternehmensstrategie. Die \"drei S\" \u2013 Sonne, Sand und See \u2013 reichen im harten internationalen Wettbewerb der Destinationen und Reiseveranstalter nicht mehr aus, um die finanzkr\u00e4ftigen Urlauber_innen f\u00fcr sich zu gewinnen. Welchen Anteil \u00f6kotouristische Angebote am Reisegesch\u00e4ft haben, ist schwer einzusch\u00e4tzen, die Angaben schwanken zwischen sieben und 20 Prozent.\r\n\r\nWas die einen loben, ist bei anderen verp\u00f6nt. Mit dem \u00d6kotourismus ist die Kritik an den gr\u00fcnen Angeboten gewachsen. So wurde von umwelt- und entwicklungspolitischen Organisationen viel \u00fcber \"Etikettenschwindel\" debattiert, was schlie\u00dflich in einem Wettbewerb um die besten Labels m\u00fcndete: Gr\u00fcne Schl\u00fcssel, blaue Flaggen, Steinb\u00f6cke und Kraniche sowie weltweit rund 60 weitere G\u00fctesiegel zeichnen Ferienorte und Unterk\u00fcnfte aus. Die meisten orientieren sich an \u00f6kologischen Kriterien, die von Hotelunternehmen oder Reiseveranstaltern eingehalten werden m\u00fcssen. Der Labeldschungel erleichtert kritischen Konsument_innen die Auswahl nicht wirklich. Zudem macht eine gute \u00d6kobilanz allein noch keine faire Reise aus.\r\n\r\nh4. Urlaub im tourismuskritischen Visier\r\n\r\nTats\u00e4chlich ist der \u00d6kolabelmarkt auch ein Ergebnis der Debatten \u00fcber die natur- und klimabelastende Wirtschaftsweise des Tourismus, die Hans Magnus Enzensberger vor 50 Jahren mit den Worten beschrieb: \r\n\r\nbq. \"Der Reisende zerst\u00f6rt, was er sucht, indem er es findet.\" \r\n\r\nBeklagt wurde von fr\u00fchen Kritikern des Tourismus wie der Initiative \"Tourismus mit Einsicht\" die Zerst\u00f6rung von Natur und Kultur, der eigentlichen Ressourcen des Tourismus, durch die Tourist_innen selbst. Nicht nur \"Teutonengrill\" und \"Landschaftsfresser\" in Europa gerieten ins tourismuskritische Visier. Initiativen wie das \"Third World Network\" [1], das \"Tourism Investigation and Monitoring Team\" [2] (T.I.M.-Team) aus Thailand und \"Equations\" [3] aus Indien berichteten allj\u00e4hrlich auf der Internationalen Tourismus-B\u00f6rse in Berlin und auf UN-Umwelt- und Klimakonferenzen \u00fcber Bodenspekulation, Landraub, Verbauung, Abfallprobleme, Korallensterben, Verschuldung und Verdr\u00e4ngung der \u00c4rmsten infolge der Entwicklung touristischer Strukturen.\r\n\r\nEin paar Jahre sp\u00e4ter proklamierten Verteidiger_innen der Tourismuspolitik, der Fremdenverkehr eigne sich als Instrument des Naturschutzes, weil \u00fcber Eintrittsgeb\u00fchren in Nationalparks das Management der Natur finanziert werden kann. Bald folgte ein Lob auf den Tourismus als Instrument der Armutsbek\u00e4mpfung, der Arbeitsbeschaffung und der l\u00e4ndlichen Entwicklung. Insbesondere f\u00fcr die armen L\u00e4nder des globalen S\u00fcdens wird so der Tourismus zum Retter der bedrohten Natur und der Armen umdefiniert. Seither ist Tourismus auch entwicklungspolitisch wieder f\u00f6rderw\u00fcrdig. Inzwischen vermarkten sich ganze L\u00e4nder als \u00d6kotourismusziele \u2013 obwohl die \u00d6kobilanz der Reisenden, die hier Urlaub machen, miserabel ist. \r\n\r\nbq. \"Bisher haben alle neuen Tourismusformen dazu gedient, die Speerspitzen der Kritik zu brechen, die Initiativen wie das Third World Network in die Debatte warfen\"\r\n\r\nkommentiert Anita Pleumarom vom T.I.M.-Team aus Thailand das tourismuspolitische Agendasetting.\r\n\r\nSeitdem die Vereinten Nationen im Jahr 2002 das Jahr des \u00d6kotourismus ausgerufen hatten und dieser im Rahmen internationaler Umweltabkommen als verhei\u00dfungsvolles Konzept debattiert wurde, gibt es immer mehr h\u00fcbsch begr\u00fcnte Katalogseiten mit Reiseangeboten in die Naturreservate des Globus. Mit dem \u00d6kotourismus-Argument wurden in vielen L\u00e4ndern Mikrokredite f\u00fcr indigene Gemeinden vergeben und als partnerschaftliche Entwicklungsinstrumente gelobt. Eine kanadische NGO hat einige indigene Akteure nach ihren In\u00adteressen befragt. An erster Stelle stand da nicht etwa der Zugang zu Krediten, sondern die Anerkennung ihrer Landrechte, nicht die Chance, als Reisef\u00fchrerin, Koch oder Zimmerm\u00e4dchen zu arbeiten k\u00f6nnen, sondern Gesundheitsversorgung, Bildung, Mitsprache und demokratische Rechte.\r\n\r\nh4. Reiseunternehmen profitieren\r\n\r\nViele arme L\u00e4nder investieren in den Ausbau touristischer Infrastruktur wie Flugh\u00e4fen, Zufahrtsstra\u00dfen, Sicherheit, Kl\u00e4ranlagen, Wasser- und Energieversorgung. Finanziert wird dies nicht selten durch die Aufnahme teurer Kredite \u2013 und damit letztlich aus den Steuern der Bewohner_innen. Deren Rechte auf Wohnen, Land, Zugang zu Wasser oder Arbeit werden durch die touristische Erschlie\u00dfung jedoch oftmals untergraben. Pleumarom zufolge werden Steuergelder statt f\u00fcr Schulen und Gesundheitsversorgung f\u00fcr den Bau und die Unterhaltung von luxuri\u00f6sen Tourismusanlagen ausgegeben. Mit den bekannten Folgen: Menschen werden von ihrem Land vertrieben, Wasser und andere Ressourcen werden Kleinbauern entzogen und Tourismusunternehmen zur Verf\u00fcgung gestellt. Tourismuserschlie\u00dfungen ziehen wiederum Arbeitsmigrantinnen und -migranten an, die f\u00fcr Niedrigl\u00f6hne arbeiten m\u00fcssen. Aufgrund der Kaufkraft der Reisenden steigen oftmals die Lebenshaltungskosten f\u00fcr die lokale Bev\u00f6lkerung enorm an.\r\n\r\nh4. Tourismus als Armutsbek\u00e4mpfer? \r\n\r\nDie UN-Welttourismusorganisation (UNWTO) [4] hebt seit dem Weltgipfeltreffen f\u00fcr Nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg, auf dem die Halbierung der Armut bis 2015 vereinbart worden war, das \"armutsreduzierende Potential\" des Tourismus hervor. Dabei ist belegt, dass die \"Industrie ohne Schornsteine\" Armut vielerorts bef\u00f6rdert. Zehn Jahre nach dem Gipfeltreffen ist die Wirkung des Konzeptes etwas verpufft, auch die Reisebranche sp\u00fcrt die Finanzkrise, die Wachstumsprognosen von bis zu sechs Prozent j\u00e4hrlich konnten nicht erf\u00fcllt werden. Wie passend war da, dass sich die CSD 2012 zum zwanzigsten Mal j\u00e4hrte. Bei der Konferenz \"Rio+20\" warb die UNWTO mit folgender Botschaft f\u00fcr ihre Branche: Tourismus sei im \"Green Economy\"-Bericht der UN als einer von zehn Sektoren identifiziert worden, deren gr\u00fcne Umgestaltung Wohlstand erh\u00f6hen, Besch\u00e4ftigung schaffen und Armut reduzieren k\u00f6nne. Geoffrey Lipman, der Pr\u00e4sident des Internationalen Rates der Tourismusindus\u00adtrie, pr\u00e4sentierte bei dieser Gelegenheit sein neues Buch \u00fcber das gr\u00fcne Wachstum der Tourismusbranche \u2013 und ist damit der Realit\u00e4t einen Schritt voraus.\r\n\r\nh4. \u00d6kourlaub als Luxusgut\r\n\r\nPotential zur Einsparung von Treibhausgasen gibt es im Tourismus sicher, denn energieintensive Technik \u2013 vom beheizten Swimmingpool und der Getr\u00e4nkek\u00fchlung bis hin zur Klimaanlage \u2013 macht den Urlaub zum Luxusgut. Eine Urlauberin konsumiert am Tag bis zu hundert Mal so viel Energie wie zu Hause. Insofern ist die Tourismusinfrastruktur ein attraktiver Markt f\u00fcr Umwelttechnologieunternehmen.\r\n\r\nMichael Frein vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) findet gegen\u00fcber Tourism Watch [5] klare Worte zum \u00bbGreen Economy\u00ab-Fieber: \r\n\r\nbq. \"Im Grunde wiederholt das Kapitel zu Tourismus die Probleme des Kapitels zur Green Economy. Es geht darum, Investitionen zu lenken und marktorientierte L\u00f6sungen voranzutreiben, es geht nicht darum, Menschenrechte durchzusetzen und Benachteiligten zu mehr Gerechtigkeit zu verhelfen.\"\r\n\r\nDie Kritik an den gr\u00fcnen Metaphern der Tourismuswerbung mag vorhersehbar sein, weil Werbung schlie\u00dflich den Auftrag hat, Versprechen und ein gutes Urlaubsgewissen zu vermarkten. Der Blick auf die Realit\u00e4t hinter dem Glanz der Brosch\u00fcren verspricht, gutgemeinte von fairen und diese von rein profittr\u00e4chtigen Strategien zu unterscheiden. Hinter manch einem Angebot stehen tats\u00e4chlich mit sozialer Umsicht gestaltete Reisen, von denen auch diejenigen profitieren, deren Lebensort zum Sightseeing-Spot umgestaltet wurde. Was wenig reflektiert wird, ist der Prozess der sich selbst erf\u00fcllenden Prophezeiung, den der Diskurs \u00fcber die \u00d6koreise und die \"Green Economy\" ausl\u00f6st: Der Indio wird zum Touristenguide, der westliche \u00adZivilisierte durch den Urwald f\u00fchrt, die Touristin wird zur Heilsbringerin, die mit ihrer Reise die Dorfentwicklung finanziert. Arme Bev\u00f6lkerungsgruppen, die von den Errungenschaften der Moderne nicht profitieren, werden dort fest verortet, schlimmstenfalls konserviert in folkloristischen Settings als Ressource f\u00fcr das touristische Gesch\u00e4ft, f\u00fcr die Aufrechterhaltung des Mythos \u00fcber die intakte Beziehung von Mensch und Natur, w\u00e4hrend der mobile Reisende sich auf dem Globus \u00e0 la Carte bedient.\r\n\r\nfn1. \"twnside\":http://twnside.org.sg/\r\n\r\nfn2. \"Third World Network\":http://twnside.org.sg/tour.htm\r\n\r\nfn3. \"Equitations\":http://www.equitabletourism.org/\r\n\r\nfn4. \"UNWTO\":http://www.unwto.org/\r\n\r\nfn5. \"Tourism Watch\":http://www.tourism-watch.de/ \r\n\r\nWeitere Informationen:\r\n\"FernWeh - Forum Tourismus & Kritik\":https://www.iz3w.org/fernweh/deutsch/wir.html ist ein Projekt des \"informationszentrum 3. welt\":http://www.iz3w.org/iz3w/index.html (iz3w) ","created_at":"2012-09-20T08:55:57Z","creator":"Martina Backes, FernWeh - Forum Tourismus & Kritik","district":"Fuhlsb\u00fcttel","geo_relation":"Thailand, Brasilien, Indien","id":82,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/82/thumb_432567_web_R_by_saschay2k_pixelio.de.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/82/thumb_thumb_432567_web_R_by_saschay2k_pixelio.de.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/82/mini_thumb_432567_web_R_by_saschay2k_pixelio.de.jpg"}},"image_credit":"Foto: saschay2k/pixelio.de","lat":"53.63557","layer_id":7,"lon":"9.994217","place":"Airport Hamburg","public":true,"published_at":null,"source":"Ver\u00f6ffentlichung mit freundlicher Genehmigung aus Jungle World Nr. 31, 2. August 2012","subtitle":"Wohin soll die Reise gehen? Wer seinen \u00f6kologischen Fu\u00dfabdruck klein halten will, h\u00e4lt es gerne mit dem \u00d6kotourismus.","teaser":"Sei es eine Kanutour durch vermeintlich unber\u00fchrte Regenw\u00e4lder im Amazonas, der Besuch bei den Berggorillas oder ein Streifzug durch ayurvedischen Kr\u00e4uterg\u00e4rten \u2013 jeweils begleitet von orts- und fachkundigen Einheimischen, die ihr traditionelles Wissen \u00fcber die Tier- und Pflanzenwelt gerne teilen: Derlei Assoziationen befl\u00fcgeln Reisetr\u00e4ume, wenn der Begriff \u00d6kotourismus f\u00e4llt, sp\u00e4testens seit dem UN-Jahr f\u00fcr \u00d6kotourismus vor zehn Jahren. Auch nimmt die Zahl derer zu, die unter den regionalen und internationalen Angeboten des \u00d6kotourismus eine Alternative zur selbstorganisierten Reise finden \u2013 oder eben zum All-inclusive-Resort, das wegen seines massentouristischen Charakters im Ranking umweltbewusster Urlauber_innen schlecht wegkommt. Die Varianten dessen, was Reisende unter \u00d6kotourismus verstehen, sind so widerspr\u00fcchlich wie die Versprechen derer, die daran verdienen.","title":"Alles so sch\u00f6n gr\u00fcn hier","updated_at":"2013-12-12T20:43:16Z","url":"https://www.iz3w.org/fernweh/deutsch/wir.html","user_id":3,"zip":"","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/82","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Am Sandtorpark 4","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Im August 2001 vertrieb die ugandische Armee im Bezirk Mubende mehr als 2.000 Menschen gewaltsam von ihrem Land. Dieses Land wurde daraufhin an die Kaweri Coffee Plantation Ltd, eine Tochtergesellschaft des deutschen Unternehmens Neumann Kaffee Gruppe, verpachtet. Kaweri hat auf diesem Land Ugandas erste Kaffeeplantage errichtet. \r\n\r\nBis zum heutigen Tag sind die Vertriebenen weder f\u00fcr den vollst\u00e4ndigen Verlust ihres Landes und ihrer Besitzt\u00fcmer, noch f\u00fcr die extreme Notlage, in der sie sich seit der Vertreibung befinden, entsch\u00e4digt worden. Seit 2002 unterst\u00fctzt die Menschenrechtsorganisation FIAN den friedlichen Kampf der Vertriebenen f\u00fcr Gerechtigkeit. Ebenfalls seit 2002 prozessieren die Vertriebenen gegen den ugandischen Staat und die Firma Kaweri.\r\n\r\nEine Landvermessung und ein Gerichtsverfahren sollten 2012 den Anspruch der Vertriebenen kl\u00e4ren. Beide Verfahren werden von Neumann und der zu ihr geh\u00f6renden Kaweri Coffee Plantation Ltd. behindert.\r\n\r\n\r\n\r\n_Der Film \"Cof\u00adfee to go - Mit dem Ge\u00adschmack der Ver\u00adtrei\u00adbung\" (2012) von FIAN er\u00adin\u00adnert zum elf\u00adten Jah\u00adres\u00adtag an die blu\u00adti\u00adge Tat mit deut\u00adscher Be\u00adtei\u00adli\u00adgung._\r\n\r\nIm Film kom\u00admen Be\u00adtrof\u00adfe\u00adne wie die junge In\u00adga\u00adb\u00adi\u00adre Betty zu Wort. Sie be\u00adrich\u00adtet von der Ver\u00adtrei\u00adbung, die sie zur Waise ge\u00admacht hat. Der Bauer Ka\u00adso\u00adma Amin\u00ada\u00adda\u00adbu wie\u00adder\u00adum hat ein Kind ver\u00adlo\u00adren. Sol\u00adda\u00adten brann\u00adten H\u00e4u\u00adser, Kaf\u00adfee- und Ba\u00adna\u00adnen\u00adstau\u00adden nie\u00adder, ihr Hab und Gut muss\u00adten die \u00fcber 2.000 Dorf\u00adbe\u00adwoh\u00adne\u00adrin\u00adnen und Be\u00adwoh\u00adner zu\u00adr\u00fcck\u00adlas\u00adsen. Der Grund: Die ugan\u00addi\u00adsche Re\u00adgie\u00adrung hat das Land der Ka\u00adwe\u00adri Cof\u00adfee Plan\u00adta\u00adti\u00adon Ltd., einer Toch\u00adter\u00adge\u00adsell\u00adschaft des deut\u00adschen Un\u00adter\u00adneh\u00admens Neu\u00admann Kaf\u00adfee Grup\u00adpe, ver\u00adpach\u00adtet.\r\n\r\n\"Bis zum heu\u00adti\u00adgen Tag sind die Ver\u00adtrie\u00adbe\u00adnen weder f\u00fcr den voll\u00adst\u00e4n\u00addi\u00adgen Ver\u00adlust ihres Lan\u00addes und ihrer Be\u00adsitz\u00adt\u00fc\u00admer, noch f\u00fcr die ex\u00adtre\u00adme Not\u00adla\u00adge, in der sie sich seit der Ver\u00adtrei\u00adbung be\u00adfin\u00adden, ent-\r\nsch\u00e4\u00addigt wor\u00adden\", be\u00adrich\u00adtet Ger\u00adtrud Falk von FIAN Deutsch\u00adland. Seit 2002 un\u00adter\u00adst\u00fctzt FIAN den fried\u00adli\u00adchen Kampf der Ver\u00adtrie\u00adbe\u00adnen f\u00fcr Ge\u00adrech\u00adtig\u00adkeit. Eben\u00adfalls seit 2002 pro\u00adzes\u00adsie\u00adren die Ver\u00adtrie\u00adbe\u00adnen gegen den ugan\u00addi\u00adschen Staat und die Firma Ka\u00adwe\u00adri. Doch diese schaf\u00adfen es mit immer neuen ju\u00adris\u00adti\u00adschen Win\u00adkel\u00adz\u00fc\u00adgen, den Pro\u00adzess zu ver\u00adschlep\u00adpen.\r\n\r\nSchwer zu be\u00adlan\u00adgen ist auch das deut\u00adsche Mut\u00adter\u00adun\u00adter\u00adneh\u00admen Neu\u00admann Kaf\u00adfee Grup\u00adpe: \"Noch immer ist es in\u00adner\u00adhalb des deut\u00adschen Rechts\u00adsys\u00adtems prak\u00adtisch un\u00adm\u00f6g\u00adlich, Toch\u00adter\u00adun\u00adter\u00adneh\u00admen deut\u00adscher Fir\u00admen f\u00fcr Men\u00adschen\u00adrechts\u00adver\u00adlet\u00adzun\u00adgen im Aus\u00adland zu be\u00adlan\u00adgen. Das deut\u00adsche Rechts\u00adsys\u00adtem h\u00e4ngt damit der wirt\u00adschaft\u00adli\u00adchen Rea\u00adli\u00adt\u00e4t und den mit die\u00adsen ver\u00adbun\u00adde\u00adnen Men\u00adschen-rechts\u00adver\u00adst\u00f6\u00ad\u00dfen hin\u00adter\u00adher\", sagt Falk: \"Aber nur mit sol\u00adchen Ge\u00adset\u00adzen k\u00f6nn\u00adte man Un\u00adter\u00adneh\u00admen wie Neu\u00admann dazu zwin\u00adgen, Ver\u00adant\u00adwor\u00adtung f\u00fcr die To\u00addes\u00adf\u00e4l\u00adle und die Not\u00adla\u00adge der Ver\u00adtrie\u00adbe\u00adnen von Mu\u00adben\u00adde zu \u00fcber\u00adneh\u00admen.\"\r\n\r\nDie Ver\u00adtrie\u00adbe\u00adnen m\u00fcs\u00adsen ent\u00adsch\u00e4\u00addigt und das un\u00adrecht\u00adm\u00e4\u00ad\u00dfig ent\u00adwen\u00adde\u00adte Land an ihre Ei\u00adgen\u00adt\u00fc\u00adme\u00adrin\u00adnen und Ei\u00adgen\u00adt\u00fc\u00admer zu\u00adr\u00fcck\u00adge\u00adge\u00adben wer\u00adden. \"Dass elf Jahre nach der Ver\u00adtrei\u00adbung den Ver\u00adtrie\u00adbe\u00adnen weder von Ka\u00adwe\u00adri und Neu\u00admann, noch vom ugan\u00addi\u00adschen Staat eine Ent\u00adsch\u00e4\u00addi\u00adgung zu\u00ader\u00adkannt wurde, ist schlicht ein Skan\u00addal\", so Falk: \"FIAN wird auch wei\u00adter\u00adhin j\u00e4hr\u00adlich mit Ak\u00adtio\u00adnen auf die\u00adses Un\u00adrecht auf\u00admerk\u00adsam ma\u00adchen, bis die Ver\u00adtrie\u00adbe\u00adnen ent\u00adsch\u00e4\u00addigt wur\u00adden.\"\r\n","created_at":"2012-06-18T10:38:39Z","creator":"Richard Klasen / FIAN","district":"HafenCity","geo_relation":"Uganda","id":62,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/62/neumann-gruppe.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/62/thumb_neumann-gruppe.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/62/mini_neumann-gruppe.jpg"}},"image_credit":"FIAN e.V.","lat":"53.54321","layer_id":7,"lon":"9.995439","place":"Neumann-Gruppe GmbH","public":true,"published_at":null,"source":"http://www.fian.de/online/index.php?option=com_content&view=article&id=416:uganda-fian-fordert-die-deutsche-neumann-kaffee-gruppe-auf-den-landkonflikt-in-mubende-friedlich-beizulegen&catid=56:pressemitteilungen&Itemid=59","subtitle":"Kaffeetrinken gegen Menschenrechte","teaser":"Die in Hamburg an\u00e4ssige Neumann Kaffee-Gruppe ist in Uganda in Landvertreibungen verwickelt und versucht mit juristischen Winkelz\u00fcgen, die Durchsetzung des Rechts der Vertriebenen zu verhindern. ","title":"Neumann Kaffee-Gruppe","updated_at":"2013-12-12T20:43:14Z","url":"http://www.fian.de/online/index.php?option=com_content&view=article&id=416:uganda-fian-fordert-die-deutsche-neumann-kaffee-gruppe-auf-den-landkonflikt-in-mubende-friedlich-beizulegen&catid=56:pressemitteilungen&Itemid=59","user_id":20,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/62","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_yellow.png"},{"address":"Wilsonstra\u00dfe 56-67 Hamburg","category_id":null,"city":"","comment":"","content":"Gegen die unkritische und verharmlosende Pr\u00e4sentation der Nazi-Hinterlassenschaften hat es immer wieder Proteste gegeben \u2013 weshalb die Anlage bis heute offiziell nicht \u201eTansania Park\u201c hei\u00dft. [1] Das Eine Welt Netzwerk Hamburg setzt sich gemeinsam mit anderen Hamburger Initiativen daf\u00fcr ein, dass anstelle des \u201eTansania Parks\u201c ein Ort der kritischen Auseinandersetzung mit der Kolonial- und NS-Geschichte entsteht, der ein w\u00fcrdevolles Gedenken an die Opfer von Kolonialherrschaft und Rassismus erm\u00f6glicht.\r\n\r\nEin virtueller Rundgang f\u00fchrt in die Vorgeschichte des sogenannten \u201eTansania-Parks\u201c und in die aktuellen Auseinandersetzungen \u00fcber den Umgang mit der kolonialen und nationalsozialistischen Vergangenheit der Lettow-Vorbeck-Kaserne ein: Der so genannte Tansania Park - \"Ein Rundgang\":http://www.offene-kartierung.de/tpark/karten/tansania_park/ \r\n\r\nDiese Seite entstand 2008 im Rahmen des Projekts \u201eVom Tansaniapark zum postkolonialen Erinnerungsort\u201c des Eine Welt Netzwerk Hamburg in Kooperation mit dem Projekt \"Offene Kartierung\":http://offene-kartierung.de/\r\n\r\nDen Blick auf lange Zeit verdr\u00e4ngte Spuren des Kolonialismus zu lenken, ist eines der Ziele von Stadtrundg\u00e4ngen und Hafenrundfahrten, die Hamburger Initiativen seit einigen Jahren im Rahmen der Aktion \"hamburg postkolonial\":http://www.ewnw.de/hh-postkolonial entwickelt haben. Damit soll an \u00f6ffentlich zug\u00e4nglichen Orten zur Erinnerung, zum Nachdenken und zur Debatte angeregt werden. Heiko M\u00f6hles Stadtrundgang \"Der so genannte Tansania Park - Ein Rundgang\" im Rahmen von hamburg postkolonial ist aus Notizen und Fotos rekonstruiert. Im Nachhinein wurden mit Hilfe von Google-Earth Geodaten zugeordnet.\r\n\r\nDie Karte ist ein Versuch, die in den Realraum intervenierenden Spuren und Erfahrungen der Stadtrundg\u00e4nge von Hamburg postkolonial in einer virtuellen Karte zu integrieren und zu markieren. Heiko M\u00f6hles Karte wurde kombiniert mit der Karte \"SchiessenWohnen\":http://www.offene-kartierung.de/tpark/karten/schiessen_wohnen/ von Offene Kartierung. Die Karte SchiessenWohnen wiederum ist ein Teil des Kartierungsprojekts \"mapping wandsbek postkolonial\":http://www.offene-kartierung.de/wiki/MappingPostkolonial im Rahmen von Wandsbektransformance - \"Die Gegenwart des Kolonialen\":http://www.wandsbektransformance.de\r\n\r\nWegmarken\r\n\r\nh4. 01 Mauer Eingang der Kaserne\r\n\r\nDie Lettow-Vorbeck-Kaserne im Hamburger Stadtteil Jenfeld wurde 1935 von der Wehrmacht im Zuge der nationalsozialistischen Aufr\u00fcstungspolitik errichtet und nach General Paul von Lettow-Vorbeck benannt, der in der NS-Zeit als \u201eKolonialheld\u201c verehrt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg behielt die Bundeswehr den Namen der Kaserne bei. Das Tor links im Bild f\u00fchrt heute in den so genannten \u201eTansania Park\u201c.\r\n\r\nh4. 02 Verschlossenes Tor\r\n\r\nDas Tor zum \u201eTansania Park\u201c \u00f6ffnet sich nur selten. Eigent\u00fcmerin des Gel\u00e4ndes ist die Stadt Hamburg, Tr\u00e4ger des \u201eTansania Parks\u201c der \u201eKulturkreis Jenfeld e.V.\u201c. Der h\u00e4lt die Anlage meist verschlossen, denn der \u201eTansania Park\u201c ist h\u00f6chst umstritten. Dort werden koloniale Denkm\u00e4ler aus der NS-Zeit ausgestellt. Ihre unkritische Pr\u00e4sentation hat seit der Einrichtung des \u201eTansania Parks\u201c im Jahre 2003 immer wieder zu Protesten gef\u00fchrt. Auf Wunsch des Kulturkreises und milit\u00e4rischer Traditionsverb\u00e4nde l\u00e4sst der Bezirk Wandsbek das Gel\u00e4nde durch einen stabilen Metallzaun gegen \u201eVandalismus\u201c sch\u00fctzen.\r\n\r\nh4. 03 Einweihung Schutztruppendenkmal 1939\r\n\r\nWo sich heute der \u201eTansania Park\u201c ausdehnt, weihte im August 1939 die Wehrmacht ein gro\u00dfes \u201eSchutztruppen-Denkmal\u201c zur Erinnerung an die deutschen Kolonialtruppen des Kaiserreichs ein. Das in der Kaserne beheimatete Infanterieregiment 69 war mit der Traditionspflege f\u00fcr die ehemaligen Schutz- und \u00dcberseetruppen der deutschen Kolonien beauftragt. \u201eTraditionspflege\u201c ist die vornehme Umschreibung f\u00fcr einen milit\u00e4rischen Heldenkult, der junge Soldaten zum Kampf f\u00fcr \u201edeutschen Lebensraum\u201c begeistern sollte: \r\n\r\nbq. \u201eImmer, wenn uns das Herz h\u00f6her schl\u00e4gt bei den Taten unserer soldatischer Ahnen, so soll handgreiflich die Mahnung uns vor Augen stehen: \u201aSo sollst du handeln, Soldat vom Regiment 69!\u2019\u201c \r\n\r\n(Regimentskommandeur Oberst von Briesen 1937). Das Schutztruppen-Denkmal steht noch immer am urspr\u00fcnglichen Standort und ist heute Teil des \u201eTansania Parks\u201c.\r\n\r\nh4. 04 Estorff Barracks\r\n\r\n1945 war es aus mit dem nationalsozialistischen Gr\u00f6\u00dfenwahn. Die Lettow-Vorbeck-Kaserne und die unmittelbar benachbarte Estorff-Kaserne (ebenfalls nach einem wilhelminischen Kolonialoffizier benannt) wurden von britischen Truppen besetzt, die Kasernennamen in \u201eSt. Andrews Barracks\u201c und \u201eSt. Patricks Barracks\u201c ge\u00e4ndert. Die zwischen den Kasernen verlaufende \u201eTanga-Stra\u00dfe\u201c (von den Nazis nach einer Schlacht in Deutsch-Ostafrika 1915 benannt) wurde 1947 nach den amerikanischen Politikern und Friedensnobelpreistr\u00e4gern Wilson und Kellog umbenannt. Neben den britischen Besatzungstruppen lebten in den Kasernengeb\u00e4uden zun\u00e4chst Kriegsfl\u00fcchtlinge (\u201eDisplaced Persons\u201c), von 1952 bis 1958 dann Fl\u00fcchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und \u00dcbersiedler aus der DDR.\r\n\r\nh4. 05 Schutztruppendenkmal mit Bundeswehr\r\n\r\n1958 zog die Bundeswehr in die Kasernen ein und gab ihnen die Namen aus der NS-Zeit zur\u00fcck: Lettow-Vorbeck-Kaserne und Estorff-Kaserne. Die von der Wehrmacht betriebene \u201eTraditionspflege\u201c lebte wieder auf. Bis zum Auszug der Bundeswehr aus der Lettow-Vorbeck-Kaserne 1999 fanden jedes Jahr zum Volkstrauertag gemeinsame Kranzniederlegungen der Traditionsverb\u00e4nde des Afrika Korps und der Schutztruppen statt. Die Bundeswehr stellte die Ehrenwache und \u00fcberlie\u00df den Traditionsverb\u00e4nden das Offizierskasino f\u00fcr Kameradschaftsabende. Bundeswehr-Oberstleutnant J\u00f6rg Walter, Kommandeur des in Jenfeld stationierten Instandsetzungsbataillons 6, begr\u00fcndete sein ungebrochenes Traditionsverst\u00e4ndnis 1988 vor dem Bundestreffen des Afrika-Korps in der Lettow-Vorbeck-Kaserne:\r\n\r\nbq. \u201eEs gibt da keine Trennung f\u00fcr Soldaten nach Generationen, Orten oder Zeiten, wenn es um den Tod in Erf\u00fcllung des Auftrags geht.\"\r\n\r\nSchutztruppendenkmal Detail Afrika Korps Unter Bundesverteidigungsminister Kai Uwe von Hassel, der starke Verbindungen in die deutsche Kolonialveteranenszene hatte, wurde das Schutztruppen-Denkmal 1965 durch eine Gedenktafel erg\u00e4nzt, die an die Gefallenen des Afrika Korps im Zweiten Weltkrieg erinnert.\r\n\r\nh4. 06 Pl\u00e4ne f\u00fcr den Tansania Park\r\n\r\nAbendblatt 2002 Der Kulturkreis Jenfeld \u00fcberraschte die Hamburger \u00d6ffentlichkeit 2002 mit seinen Pl\u00e4nen f\u00fcr einen \u201eTansania Park\u201c. Der Kulturkreis wollte die so genannten \u201eAskari Reliefs\u201c in unmittelbarer N\u00e4he des Schutztruppen-Denkmals neu aufstellen. Die ebenfalls aus der NS-Zeit stammenden Reliefs hatten bis 1999 im Eingangsbereich der Lettow-Vorbeck-Kaserne gestanden, etwa hundert Meter von ihrem jetzigen Standort entfernt. Zusammen mit Tansanias Ausstellungspavillon von der EXPO 2000 sollten die nationalsozialistischen Kolonialdenkm\u00e4ler nun als Symbol deutsch-afrikanischer Freundschaft herhalten. Dieses Vorhaben wurde vom Hamburger Senat politisch und finanziell unterst\u00fctzt.\r\n\r\nh4. 07 Askari Reliefs\r\n\r\nIm Zentrum des \u201eTansania Parks\u201c stehen heute die zwei \u201eAskari-Reliefs\u201c. Sie waren 1939 durch Walter v. Ruckteschell geschaffen worden, Bildhauer aus Dachau und im Ersten Weltkrieg Lettow-Vorbecks Adjutant in der Schutztruppe. Die Figurengruppen, die einen wei\u00dfen Schutztruppen-Offizier mit Schwarzen Soldaten (Askari) und Tr\u00e4gern auf dem Marsch zeigen, sollten nach dem Auszug der Bundeswehr 1999 zun\u00e4chst an Peter Tamm gehen, der Mitglied im \u201eTraditionsverband ehemaliger Schutz- und \u00dcberseetruppen\u201c ist und 2008 in der Hamburger Hafencity sein \u201eInternationales Maritimes Museum Hamburg\u201c er\u00f6ffnet.\r\n\r\nGegen den geplanten \u201eTansania-Park\u201c wurden seit Sommer 2002 Proteste laut. Im Mittelpunkt der Kritik stand die Wiedererrichtung der Askari-Reliefs. Der \u201eharmonisierende und geschichtsverf\u00e4lschende Eindruck\u201c, den die nationalsozialistischen Kolonialdenkm\u00e4ler vermittelten, verwische den Blick auf die tats\u00e4chlichen Herrschaftsverh\u00e4ltnisse des Kolonialregimes, hie\u00df es in einer Erkl\u00e4rung der Universit\u00e4t Hamburg. Der Hamburger Senat und der Bezirk Wandsbek hielten jedoch an ihrer Unterst\u00fctzung des Vorhabens fest. Ein Kuratorium, das \u201eFragen der Gestaltung des Parks und die museumsp\u00e4dagogische Konzeption\u201c diskutieren sollte, brach nach wenigen Monaten wegen un\u00fcberbr\u00fcckbarer Gegens\u00e4tze zwischen den Initiatoren und den KritikerInnen des \u201eTansania Parks\u201c wieder auseinander.\r\n\r\nh4. 08 Bayume Park\r\n\r\nUnmittelbar vor der geplanten, offiziellen Er\u00f6ffnung im September 2003 \u00fcberh\u00e4ngten Mitglieder von Hamburger Initiativen die Beschriftung \u201eLettow-Vorbeck-Kaserne\u201c am Tor mit dem Schriftzug \u201eBayume Mohammed Hussein Park\u201c. Eine Gedenktafel an den ehemaligen Askari, den die Nazis im KZ Sachsenhausen umgebracht hatten, wurde angebracht. Damit sollte an die Schwarzen Opfer der nationalsozialistischen Rassenpolitik und des Kolonialismus erinnert werden. Aus dem Tafeltext: \r\n\r\nbq. \u201eSein Schicksal steht beispielhaft f\u00fcr das vieler Menschen Schwarzer Hautfarbe im \u201aDritten Reich\u2019. Die Darstellung einer scheinbar innigen Verbundenheit der Deutschen und ihrer afrikanischen \u201aSchutzbefohlenen\u2019 auf den 1938 geschaffenen \u201eAskari-Reliefs\u201c wird durch die Wirklichkeit L\u00fcgen gestraft.\u201c\r\n\r\nh4. 09 Einweihung des so genannten Tansania Parks 2003\r\n\r\nIm September 2003 sollte der \u201eTansania Park\u201c offiziell eingeweiht werden. In Reaktion auf die inzwischen auch internationale Kritik an der den Kolonialismus verharmlosenden Anlage zog der Ministerpr\u00e4sident von Tansania kurzfristig seine Teilnahme an der Feier zur\u00fcck und ging auf Distanz zum \u201eTansania Park\u201c. Daraufhin pfiff der Senat seinen Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) zur\u00fcck, der die Aufstellung der Kolonialdenkm\u00e4ler massiv unterst\u00fctzt hatte. Der Kulturverein musste bei seiner Einweihungszeremonie ohne offiziellen Segen auskommen. Zwar hat die Stadt das Gel\u00e4nde vom Bund angekauft und den Kulturkreis mit dem Unterhalt der Anlage betraut, aber offiziell gibt es den \u201eTansania Park\u201c bis heute nicht.\r\n\r\nh4. 10 Traditionskr\u00e4nze und Gegendemonstration 2005\r\n\r\nDie Proteste gegen den \u201eTansania Park\u201c hielten an, auch nach der Einweihung im September 2003. Ein Grund daf\u00fcr war, dass weiterhin militaristische Traditionsvereine die Gelegenheit erhielten, das Schutztruppen-Denkmal f\u00fcr Gedenkfeiern und Kranzniederlegungen zu nutzen. Eine im November 2005 zum Volkstrauertag geplante Kranzniederlegung der Traditionsverb\u00e4nde konnte durch ein breites B\u00fcndnis von Hamburger Geschichtswerkst\u00e4tten, Eine Welt Netzwerk Hamburg, Friedensbewegung und antirassistischen Gruppen verhindert werden. \r\n\r\nsiehe auch [Offene Kartierung: \"Schie\u00dfen Wohnen\":http://www.offene-kartierung.de/tpark/karten/schiessen_wohnen/ ]\r\n\r\nh4. 11 Ehemaliger Eingangsbereich mit Reichsadler\r\n\r\nDer Reichsadler markiert den ehemaligen Haupteingang der Lettow-Vorbeck-Kaserne, wo sich bis 1999 die Askari-Reliefs befanden. Nach 1945 begn\u00fcgte man sich damit, die Hakenkreuze an den Geb\u00e4uden zu entfernen, ansonsten blieb vieles unver\u00e4ndert.\r\n\r\nsiehe auch [Offene Kartierung: \"Schie\u00dfen Wohnen\":http://www.offene-kartierung.de/tpark/karten/schiessen_wohnen/ ]\r\n\r\nh4. 12 Portr\u00e4t Lettow-Vorbeck\r\n\r\nZu den baulichen Hinterlassenschaften der NS-Zeit geh\u00f6ren Terrakotta-Portr\u00e4ts von Soldaten, die w\u00e4hrend der deutschen Kolonialzeit die \u201eSchutztruppe f\u00fcr Deutsch-Ostafrika\u201c befehligten. Hier findet sich auch Paul Lettow-Vorbeck wieder, der Namensgeber der Kaserne. Lettow-Vorbeck genie\u00dft \u00fcber die Bundeswehr hinaus in Hamburg bis heute weite Verehrung, obwohl seine Biographie daf\u00fcr wenig Anlass bietet: 1904 beteiligte er sich am Vernichtungskrieg gegen die Herero in Deutsch-S\u00fcdwestafrika, den er bis zu seinem Lebensende rechtfertigte. Im Ersten Weltkrieg kostete seine Kriegsf\u00fchrung unz\u00e4hlige afrikanische Zivilist_innen das Leben. In der Weimarer Republik schlug er Arbeiter_innenproteste nieder und beteiligte sich am \u201eKapp-Putsch\u201c gegen die demokratisch gew\u00e4hlte Regierung. Den Nazis diente er sich als Kolonialpropagandist an. Doch davon erfuhren die Bundeswehr-Soldaten, die bis 1999 hier Dienst taten, vermutlich nichts.\r\n\r\nIn den Jahren 2000 bis 2003 wurden einige Kasernengeb\u00e4ude als Sammelunterkunft f\u00fcr Fl\u00fcchtlinge und Asylbewerber_innen genutzt. Zeitweise waren hier bis zu 600 Menschen untergebracht \u2013 in unmittelbarer Nachbarschaft der Bundespolizei und auf einem Gel\u00e4nde, das bis heute durch Schranken und Z\u00e4une gesichert ist, an denen Schilder vor dem Gebrauch der Schusswaffe warnen. Die Kasernierung von Menschen auf der Flucht - von den Displaced Persons der Nachkriegszeit bis zu den Asylbewerber_innen der Gegenwart - geh\u00f6rt ebenso wie die NS- und Kolonialzeit zur Geschichte der Lettow-Vorbeck-Kaserne.\r\n\r\nh4. 13 Militaristischer Bauschmuck\r\n\r\nAn den Wirtschaftsgeb\u00e4uden finden sich noch immer Bauplasti\u00adken von Richard Ku\u00f6hl, die milit\u00e4rische Ausr\u00fcstungsgegenst\u00e4nde wie Gewehr, Bajonett, Helm, Gasmaske, Messer, Handgranate, Trommel, und die Reichskriegsflagge zeigen.\r\n\r\nsiehe auch [Offene Kartierung: R\u00fcckkehr Reflexion]\r\n\r\nh4. 14 Portr\u00e4t Trotha\r\n\r\nNach Lothar von Trotha, der als General 1904 den Befehl zum Genozid an den Herero in Deutsch-S\u00fcdwestafrika gab, ist ein ganzes Mannschaftsgeb\u00e4ude auf dem Kasernengel\u00e4nde benannt. Bis heute. Hier wohnen neuerdings Studierende der Bundeswehr-Universit\u00e4t. Ob sie sich wohl je Gedanken dar\u00fcber machen, wer der Namensgeber ihres Wohnheims war?\r\n\r\nh4. 15 Kasernengel\u00e4nde\r\n\r\nZuk\u00fcnftig sollen auf dem Kasernengel\u00e4nde 650 Wohnungen entstehen. W\u00fcrden Sie Ihre Kinder im Angesicht von Kriegsverbrechern spielen lassen? Seit Anfang 2007 arbeitet ein vom Bezirk Wandsbek berufener Beirat an einem neuen Konzept f\u00fcr die zuk\u00fcnftige Gestaltung der Denkmalsanlage. Ein Ausstellungsrundgang soll die Baulichkeiten des Kasernengel\u00e4ndes durch Text- und Bildtafeln in ihren historischen Entstehungskontext stellen. Doch an einem Ort, wo jahrzehntelang die Vork\u00e4mpfer eines aggressiven Kolonialregimes geehrt wurden, reicht es nicht aus, Geschichte nur darzustellen. Das Eine Welt Netzwerk Hamburg fordert die Schaffung eines w\u00fcrdevollen Gedenkortes f\u00fcr die Opfer von Kolonialismus und Rassismus, das auch die postkolonialen Folgen der Vergangenheit thematisiert.\r\n\r\n\r\nfn1. M\u00f6hle, Heiko: Kolonialismus und Erinnerungspolitik. Die Debatte um die Hamburger \u201eAskari-Reliefs\u201c. In: Steffi Hobu\u00df / Ulrich L\u00f6lke (Hg.): Erinnern verhandeln. Kolonialismus im kollektiven Ged\u00e4chtnis Afrikas und Europas, M\u00fcnster 2007, S. 222-239 ","created_at":"2012-02-11T21:01:41Z","creator":"Heiko M\u00f6hle","district":"Jenfeld","geo_relation":"Tanzania","id":32,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/32/001_kolonial_1105_115_k.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/32/thumb_001_kolonial_1105_115_k.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/32/mini_001_kolonial_1105_115_k.jpg"}},"image_credit":"Heiko M\u00f6hle","lat":"53.58388","layer_id":5,"lon":"10.13321","place":"Sogenannter \"Tansania-Park\" und Kasernen","public":true,"published_at":null,"source":"http://www.offene-kartierung.de/wiki/DerSogenannteTansaniaPark","subtitle":"Auf einem Kasernengel\u00e4nde in Wandsbek stehen Kolonialdenkm\u00e4ler aus der NS-Zeit ","teaser":"Im Hamburger Stadtteil Jenfeld befindet sich der \u201eTansania Park\u201c. Der Name klingt nach deutsch-afrikanischer Freundschaft, und das soll er auch, denn Hamburgs Senat weist gern auf seine guten Beziehungen zur Republik Tansania hin. Bei n\u00e4herem Hinsehen ist der \u201eTansania Park\u201c allerdings alles andere als freundlich. Die kleine Gr\u00fcnanlage versammelt Kolonialdenkm\u00e4ler aus der NS-Zeit und befindet sich auf einem Kasernengel\u00e4nde, das noch immer nach einem Protagonisten des deutschen Kolonialismus, Paul von Lettow-Vorbeck, benannt ist.","title":"Kolonialverherrrlichung im Gr\u00fcnen","updated_at":"2013-12-12T20:43:11Z","url":"http://www.offene-kartierung.de/wiki/DerSogenannteTansaniaPark","user_id":3,"zip":"22045","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/32","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Baumwall 3 ","category_id":null,"city":"Hamburg-Mitte, Hamburg","comment":"","content":"","created_at":"2011-12-08T13:42:29Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Neustadt","geo_relation":"Chile","id":14,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/14/P1030445.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/14/thumb_P1030445.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/14/mini_P1030445.jpg"}},"image_credit":"Anke Schwarzer","lat":"53.54448","layer_id":5,"lon":"9.982705","place":"Sloman-Haus","public":true,"published_at":"2011-12-08","source":"","subtitle":"Text folgt","teaser":"","title":"Sloman-Haus","updated_at":"2013-12-12T20:43:10Z","url":"","user_id":3,"zip":"20459","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/14","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Johannes-Brahms-Platz ","category_id":null,"city":"Hamburg-Mitte, Hamburg","comment":"","content":"","created_at":"2011-12-08T13:46:23Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Neustadt","geo_relation":"Chile","id":15,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/15/P1030402.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/15/thumb_P1030402.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/15/mini_P1030402.jpg"}},"image_credit":"Webmap Hamburg Global","lat":"53.55511","layer_id":5,"lon":"9.980180","place":"","public":true,"published_at":"2011-12-08","source":"","subtitle":"Text folgt","teaser":"Hamburger Reeder Carl Heinrich Laeisz","title":"Laeisz-Halle","updated_at":"2013-12-12T20:43:10Z","url":"","user_id":3,"zip":"20355","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/15","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Ehrenbergstra\u00dfe 2","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"","created_at":"2012-04-05T15:29:37Z","creator":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\" 2010, Redaktion: Susann Lewerenz und Heiko M\u00f6hle ","district":"Altona-Altstadt","geo_relation":"Kamerun","id":58,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.54994","layer_id":5,"lon":"9.941014","place":"Wohnhaus Ehrenbergstra\u00dfe","public":true,"published_at":null,"source":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\", PHARUS-Verlag, Herausgeber: Eine Welt Netzwerk Hamburg und Hafengruppe Hamburg, gefaltet auf ca. 9,8 x 17 cm (offenes Format: ca. 98 x 68 cm) 1. Auflage 2010, Ma\u00dfstab: 1 : 12.500, ISBN: 978-3-86514-171-2, Preis: 5 Euro","subtitle":"Wohnort des Publizisten aus Kamerun","teaser":"Der aus Kamerun stammende Duala-Prinz Mpundo Akwa wurde 1902 von seinem Vater Dika Akwa beauftragt, die Interessen seines Volkes in Deutschland zu vertreten. Seine politischen Aktivit\u00e4ten waren den Hamburger Beh\u00f6rden ein Dorn im Auge. Als sie ihn auswiesen, lie\u00df er sich im benachbarten Altona in der Marktstra\u00dfe 2 (heute Ehrenbergstra\u00dfe) nieder. Von finanzieller Unterst\u00fctzung aus seiner Heimat abgeschnitten, engagierte sich Mpundo Akwa dennoch weiter und organisierte u.a. die Herausgabe einer deutsch-kamerunischen Zeitschrift - \"Elolombe ya Kamerun (Die Sonne von Kamerun)\". 1911 kehrte er jedoch nach Kamerun zur\u00fcck, wo er 1912 festgenommen wurde. Mpundo Akwa starb vermutlich in deutscher Haft. ","title":"Mpundo Akwa ","updated_at":"2013-12-12T20:43:10Z","url":"","user_id":3,"zip":"22767","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/58","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Peutestra\u00dfe 16-18","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Einer der Ausl\u00f6ser f\u00fcr den antikolonialen Aufstand der Herero [1] 1904 in der damaligen deutschen Kolonie \"Deutsch-S\u00fcdwestafrika\" war der Bau einer Eisenbahnlinie durch das Siedlungs- und Weidegebiet der Herero. Sie sollte die Otavi-Kupfermine mit dem Hafen in Swakopmund an der Atlantikk\u00fcste verbinden. An diesem deutsch-britischen Konsortium waren auch Kaufleute, Aktion\u00e4re und Banken aus Hamburg beteiligt, etwa die Norddeutsche Bank und Adolph Woermann. Nach dem Krieg, beim dem fast alle Herero vernichtet worden waren, zwang die Otavi-Gesellschaft die \u00dcberlebenden, die Bahnlinie weiterzubauen. [2] In der Norddeutschen Affinerie in Hamburg wurden lange Zeit Kupfer-Blei-Erze aus der Otavi-Mine verarbeitet - bis weit in die Zeit des s\u00fcdafrikanischen Apartheidsregimes, obwohl die UNO die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit S\u00fcdafrika, das das heutige Namibia bis 1990 besetzt hielt, verboten hatte.[3]\r\n\r\nAm Michel hing \u00fcbrigens lange Zeit ein nicht zu \u00fcbersehendes Schild der Firma Aurubis , die gro\u00dfz\u00fcgig die Kosten f\u00fcr die Sanierung des Kupferdachs \u00fcbernommen hat. Der Slogan \u201cKupfer ist treu\u201d zusammen mit dem Hamburger Stadtwappen spielt auf die mehrmalige Unterst\u00fctzung in Kupferfragen an. Diese gro\u00dfherzige Unterst\u00fctzung wie auch das Motto \u201cKupfer ist treu\u201d bekommen angesichts der Geschichte dieser Firma und des Umgangs der \"Kirche St. Michaelis\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/12 mit der Kolonialvergangenheit, gelinde gesagt, einen schalen Beigeschmack.\r\n\r\nfn1. vgl. Artikel \"Kupfer ist treu. \u00dcber den sorglosen Umgang der Kirche St. Michaelis mit der Kolonialvergangenheit\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/12 auf Webmap Hamburg Global\r\n\r\nfn2. S.64ff in Heiko M\u00f6hle: Pardon wird nicht gegeben: Aufst\u00e4ndische Afrikaner und hanseatische Kriegsgewinnler. In: Heiko M\u00f6hle (Hg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika \u2013 Eine Spurensuche in Hamburg, Verlag Assoziation A Berlin/Hamburg, 1999.\r\n\r\nfn3. Stadtplan \"hamburg postkolonial\", PHARUS-Verlag 2010, Herausgeber: Eine Welt Netzwerk Hamburg und Hafengruppe Hamburg","created_at":"2012-08-29T12:24:10Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Veddel","geo_relation":"Namibia, Chile","id":78,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/78/aurubis.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/78/thumb_aurubis.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/78/mini_aurubis.JPG"}},"image_credit":"Aurubis AG","lat":"53.52504","layer_id":5,"lon":"10.02923","place":"Norddeutsche Affinerie AG/Aurubis AG","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Der r\u00f6tliche Glanz hanseatischer Kolonialkriegsgewinnler","teaser":"Die Norddeutsche Affinerie AG (seit 2008 Aurubis AG) wurde 1866 gegr\u00fcndet und verarbeitete in dieser Zeit Kupfererze aus Nord- und S\u00fcdamerika, vor allem aus Chile. Jahre sp\u00e4ter sollte das Unternehmen vom Kolonialkrieg im damaligen \"Deutsch-S\u00fcdwestafrika\" (Namibia) profitieren. Auf der Peute, dem Industriegebiet im Hamburger Stadtteil Veddel, ist die Norddeutsche Affinerie/Aurubis seit 1910 ans\u00e4ssig und z\u00e4hlt zu den weltweit gr\u00f6\u00dften Kupferproduzenten.","title":"Kupfererz aus S\u00fcdamerika und der Otavi-Mine","updated_at":"2013-12-12T20:43:10Z","url":"","user_id":26,"zip":"20539","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/78","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Neuer Jungfernstieg 21","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Der Verein setzte vor 1939 vor allem auf wirtschaftliche Zusammenarbeit mit S\u00fcdafrika und beteiligte sich mit Beginn des Zweiten Weltkrieges an den Kolonialplanungen der Nazis.\r\n\r\nNach dem Krieg kn\u00fcpfte der 1947 neu gegr\u00fcndete Verein an die alten Beziehungen zum s\u00fcdafrikanischen Apardheidsregime an; daneben f\u00f6rderte er die Produktion billiger Rohstoffe in den unabh\u00e4ngigen afrikanischen Staaten und den Absatz der eigenen Industriewaren in Afrika. Noch heute geh\u00f6ren dem Verein nach eigenen Angaben \u00fcber 700 Firmen und Einzelmitglieder an. Im gleichen Geb\u00e4ude ist auch die Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut gemeinn\u00fctzige GmbH (HWWI) untergebracht.","created_at":"2012-08-29T12:41:58Z","creator":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\" 2010, Redaktion: Susann Lewerenz und Heiko M\u00f6hle ","district":"Neustadt","geo_relation":"S\u00fcdafrika","id":81,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/81/800px-Hamburg_Deutsche_Zentralbibliothek_f_r_Wirtschaftswissenschaften_02.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/81/thumb_800px-Hamburg_Deutsche_Zentralbibliothek_f_r_Wirtschaftswissenschaften_02.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/81/mini_800px-Hamburg_Deutsche_Zentralbibliothek_f_r_Wirtschaftswissenschaften_02.jpg"}},"image_credit":"GeorgHH","lat":"53.55703","layer_id":5,"lon":"9.992488","place":"Afrika-Verein e.V.","public":true,"published_at":null,"source":"leicht bearbeitet aus: Stadtplan \"hamburg postkolonial\", PHARUS-Verlag, Herausgeber: Eine Welt Netzwerk Hamburg und Hafengruppe Hamburg, gefaltet auf ca. 9,8 x 17 cm (offenes Format: ca. 98 x 68 cm) 1. Auflage 2010, Ma\u00dfstab: 1 : 12.500, ISBN: 978-3-86514-","subtitle":"1934 wurde der Afrika-Verein Hamburg-Bremen e.V. - heute Afrika-Verein e.V. - von hanseatischen Handelsunternehmen gegr\u00fcndet.","teaser":"Bereits am 6. November 1933 trafen sich im so genannten Afrika-Haus, dem Sitz der Hamburger \"Reederei C. Woermann\":https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/56 in der Gro\u00dfen Reichenstra\u00dfe, Vertreter deutscher Handelsh\u00e4user und \u201ePflanzungsgesellschaften\u201c, um einen gemeinsamen Interessenverband f\u00fcr den Afrika-Handel zu gr\u00fcnden. \r\n","title":"Apartheid?","updated_at":"2013-12-12T20:43:10Z","url":"","user_id":26,"zip":"20354","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/81","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_green.png"},{"address":"Butenfeld 34 Hamburg","category_id":null,"city":"Eimsb\u00fcttel, Hamburg","comment":"","content":"Es dauerte lange, bis der Leichnam bestattet wurde. Der Tote mit dem Namen Achidi John lag viele Monate in der K\u00fchlhalle des Friedhofs Hamburg-\u00d6jendorf. Der junge Mann starb am 12. Dezember 2001, nachdem ihm drei Tage zuvor Ipecacuanha-Sirup und fast ein Liter Wasser in den Magen gepumpt worden waren. Die Hamburger Polizei hatte ihn am Hauptbahnhof festgenommen, weil sie gesehen habe, wie er wei\u00dfe K\u00fcgelchen geschluckt haben soll. Telefonisch genehmigte ein Staatsanwalt im Eilverfahren den Brechmitteleinsatz, an dessen Folgen John letztlich verstarb.\r\n\r\nErst die K\u00fcnstler rund um den Verein \u201eBrothers Keepers\u201c ermittelten, wo genau der Tote aufgewachsen war. Sie fanden heraus, dass der Tote nicht aus Kamerun, sondern aus Nigeria stammte, dass er nicht Achidi John, sondern Michael Uzodinma Nwabuisi hie\u00df: Im Sommer 2000, kurz bevor sein Visum auslief, hatte er seinen Pass entsorgt und in Hamburg Asyl beantragt \u2013 als 19j\u00e4hriger John aus Kamerun. Die \u201eBrothers Keepers\u201c sammelten Geld, \u00fcberf\u00fchrten den toten K\u00f6rper, beerdigten ihn gemeinsam mit der Familie und traten als Nebenkl\u00e4ger in einem Verfahren auf, das nie vor Gericht kam. Trotz zahlreicher Strafanzeigen hatte die Staatsanwaltschaft Hamburg im Jahr 2002 ein Ermittlungsverfahren abgelehnt, weil \u201ekein Anfangsverdacht strafbaren Handelns\u201c bestanden habe.\r\n\r\nbq. \u201eTatsache ist, dass Paul Nwabuisi unmittelbar durch die Ma\u00dfnahme der Prof. Lockemann und ihrer polizeilichen Helfer \u2013 eindeutig ein Versto\u00df gegen die Antifolterkonvention - zu Tode gekommen ist. Deutlicher kann der Anfangsverdacht f\u00fcr eine strafbare Handlung nicht sein. Wenn die Staatsanwaltschaft sich seit Dezember 2001 weigert, ihren gesetzlichen Aufgaben nachzukommen, muss nach dem Grund gefragt werden. Naheliegend ist, dass sich die Hamburger Staatsanwaltschaft mit der Entscheidung im Zustand der Selbstverteidigung befindet. Denn die Anordnung zum \u2013 auch gewaltsamen \u2013 Brechmitteleinsatz kam von ihr, obwohl die Hamburger \u00c4rztekammer diese Eins\u00e4tze l\u00e4ngst aus medizinischen und ethischen Gr\u00fcnden abgelehnt hatte\u201c,\r\n\r\nso die Anw\u00e4lt_innen der Familie Nwabuisi, Gabriele Heinecke und Martin Klingner, in einer Pressemitteilung vom Oktober 2002. [1] \r\n\r\nh4. Schlauch durch die Nase, gefesselt an H\u00e4nden und F\u00fc\u00dfen\r\n\r\nAn jenem Dezembertag 2001, als Polizeibeamte Nwabuisi ins Hamburger Universit\u00e4tsklinikums Eppendorf brachten, hatte die junge Professorin Ute Lockemann am Institut f\u00fcr Rechtsmedizin Dienst. Obwohl Nwabuisi zuvor zusammengesackt war, wollte sie ihm einen langen Plastikschlauch durch die Nase schieben, geht aus den Unterlagen zur Klageerzwingung von 2002 hervor.[2] Weil er Angst hatte und sich wehrte, dr\u00fcckten ihn Polizeibeamte auf den Boden, fesselten ihn an F\u00fc\u00dfen und H\u00e4nden, versuchten, sein Gesicht zu fixieren \u2013 eingequetscht zwischen den Oberschenkeln eines Polizisten. Die drei Beamten forderten Verst\u00e4rkung an. Offenbar unbeirrt von dieser Situation, presste die Rechtsmedizinerin dann ein drittes Mal den Schlauch durch das Nasenloch. Nwabuisi r\u00f6chelte, aber erbrach sich nicht. Dann bewegte er sich nicht mehr und verlor die Kontrolle \u00fcber seine Blase.\r\n\r\nMinutenlang lag Nwabuisi da, gefesselt, regungslos, fast ohne Puls. Eine Medizinstudentin soll dann nach dem Puls gef\u00fchlt haben. Schlie\u00dflich wurde der Notarzt gerufen. Sp\u00e4ter wird es in einem Gutachten hei\u00dfen, eine Herzkrankheit habe zu Nwabuisis Tod gef\u00fchrt. Dieses stammte von Volkmar Schneider, dem damaligen Direktor des Instituts f\u00fcr Rechtsmedizin der Berliner Charit\u00e9. Zu einem \u00e4hnlichen Urteil sollte er auch 2005 im Falle eines weiteren Opfers der Brechmittelfolter in Bremen gelangen.\r\n\r\nh4. Urteil des Europ\u00e4ischen Gerichtshof f\u00fcr Menschenrechte\r\n\r\n\u00dcber 40 K\u00fcgelchen holte man Nwabuisi aus dem Magen \u2013 insgesamt etwa f\u00fcnf Gramm Crack. Daf\u00fcr w\u00e4re er zu Arbeitsauflagen oder zu einer Jugendstrafe von etwa zehn Monaten auf Bew\u00e4hrung verurteilt worden. Dies hatte damals eine Anfrage der \u00c4rztekammer Hamburg beim Straf- und Jugendgericht ergeben. Sie wollte damit die Unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfigkeit der Mittel aufzeigen. Noch im Oktober, wenige Monate vor dem Tod durch staatliche und \u00e4rztliche Gewalt, hatte das \u00c4rztegremium einstimmig festgestellt, dass die Vergabe von Brechmitteln gegen den Willen des Betroffenen nicht zu vertreten sei und dass kein Arzt und keine \u00c4rztin \u2013 von welcher Seite auch immer \u2013 dazu gezwungen werden d\u00fcrfe, sich an solchen polizeilichen Ma\u00dfnahmen zu beteiligen.\r\nNoch deutlicher \u00e4u\u00dferte sich einige Jahre sp\u00e4ter der Europ\u00e4ische Gerichtshof f\u00fcr Menschenrechte (EGMR) in Stra\u00dfburg: Die zwangsweise Vergabe von Brechmitteln sei \u201eunmenschlich\u201c, \u201eerniedrigend\u201c und versto\u00dfe gegen das Folterverbot, entschied es 2006. Deutschland musste damals einem Kokain-Dealer aus K\u00f6ln ein Schmerzensgeld in H\u00f6he von 10.000 Euro zahlen.\r\n\r\nBrechmittel zum Zwecke der Beweissicherung hatte die rot-gr\u00fcne Koalition im Sommer 2001 eingef\u00fchrt \u2013 auf Dr\u00e4ngen des damaligen Innensenators und heutigen Ersten B\u00fcrgermeisters, Olaf Scholz (SPD). Auch die Gr\u00fcnen waren daran beteiligt. Krista Sager (GAL) war damals Zweite B\u00fcrgermeisterin und sagte am 6. Juli 2001 in der Hamburger Morgenpost: \r\n\r\nbq. \u201eEs handelt sich um einen intelligenten Mix aus Hilfsangeboten und repressiven Ma\u00dfnahmen, an dem wir konstruktiv beteiligt waren.\u201c\r\n\r\nZudem handele es sich um einen mexikanischen Brechsirup, der keine gesundheitlichen Sch\u00e4den hervorrufe.[3]\r\n\r\nh4. Scholz, Sager, von Beust und der mutma\u00dfliche Kokainkonsument Schill\r\n\r\nDamals standen B\u00fcrgerschaftswahlen an. Innere Sicherheit, Drogenkriminalit\u00e4t, Recht und Ordnung waren viel diskutierte Themen. Noch dazu schickte sich die neu gegr\u00fcndete Schill-Partei an, viele W\u00e4hlerstimmen zu gewinnen. Der gern als besonnener Hanseat portr\u00e4tierte Ole von Beust zeigte keinen Skrupel, mit seiner CDU eine Koalition mit der rechten Partei einzugehen, die von dem als \u201eRichter Gnadenlos\u201c bekannten Ronald Schill angef\u00fchrt wurde. Schill selbst sollte sp\u00e4ter als mutma\u00dflicher Kokainkonsument in die Schlagzeilen geraten.\r\n\r\nBis Sommer 2003 genehmigte die Staatsanwaltschaft Hamburg fast 300 Brechmitteleins\u00e4tze im Eilverfahren, also ohne dass ein Richter dar\u00fcber befand. In \u00fcber 80 Prozent der Falle waren junge M\u00e4nner mit schwarzer Hautfarbe betroffen.[4]\r\n\r\nAuch der zweite Versuch, Nwabuisis Tod vor Gericht zu bringen, scheiterte. Nach dem Stra\u00dfburger Urteil von 2006 hatte die Hamburger \u201eKampagne gegen Brechmitteleins\u00e4tze\u201c bei der damaligen Generalbundesanw\u00e4ltin Monika Harms eine Strafanzeige gestellt.[5]\r\nEs ging um Anstiftung zur N\u00f6tigung, zur gef\u00e4hrlichen K\u00f6rperverletzung und zur K\u00f6rperverletzung im Amt. Dessen bezichtigt wurden eine Reihe ranghoher Politiker_innen: Scholz als ehemaliger Innensenator, seine Nachfolger Schill und Udo Nagel, die ehemalige Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) und deren Nachfolger Roger Kusch und Carsten-Ludwig L\u00fcdemann (beide CDU). Au\u00dferdem angezeigt wurden unbekannte Hamburger Polizeibeamte und Staatsanw\u00e4lte beim Landgericht Hamburg sowie der Leiter des Instituts f\u00fcr Rechtsmedizin der Universit\u00e4tsklinik Eppendorf, eine Mitarbeiterin des Instituts und unbekannte \u00c4rzt_innen.\r\n\r\nh4. \u201eGefahr f\u00fcr die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland\u201c\r\n\r\nAus der Vielzahl der Brechmitteleins\u00e4tze \u2013 seit dem Todesfall im Dezember 2001 gab es weitere 400 registrierte F\u00e4lle \u2013 ergebe sich eine \u201eGefahr f\u00fcr die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland\u201c, hei\u00dft es in der Strafanzeige von 2006. In der Begr\u00fcndung, die von zahlreiche Rechtsanw\u00e4lt_innen unterzeichnet wurde, ist zudem zu lesen: \r\n\r\nbq. \u201eEs handelt sich hier um eine Form organisierter Regierungskriminalit\u00e4t, der mit der Befassung strafbaren Verhaltens im \u00fcblichen Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Zust\u00e4ndigkeiten nicht beizukommen ist\u201c.\r\n\r\nUnd weiter: \r\n\r\nbq. \u201eDie Hamburger Staatsanwaltschaft hat bei allen Brechmitteleins\u00e4tzen mitgewirkt. Sie ist daher nicht das geeignete Strafverfolgungsorgan f\u00fcr Ermittlungen in dieser Angelegenheit.\u201c\r\n\r\nTrotz des Urteils des EGMR sah sich die Generalbundesanw\u00e4ltin nicht f\u00fcr den Fall zust\u00e4ndig. Die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg schlie\u00dflich nahm die Strafanzeige nicht an. Kein Wunder \u2013 sie h\u00e4tte dann gegen sich selbst ermitteln m\u00fcssen.\r\n\r\nVon einer juristischen Aufarbeitung des Falles Nwabuisi ist man weit entfernt. Auch eine kritische Auseinandersetzung in der Politik und in Polizeikreisen mit der menschenrechtswidrigen Praxis des Brechmitteleinsatzes l\u00e4sst auf sich warten. Immerhin verzichten seit dem Stra\u00dfburger Urteil die Bundesl\u00e4nder, die Brechmittel eingesetzt haben, auf die zwangsweise Vergabe von Brechmitteln, darunter Berlin, Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Hamburg wiederum z\u00f6gerte nach dem Urteil noch einige Wochen, bis es schlie\u00dflich auch aufh\u00f6rte, mutma\u00dflichen Drogenh\u00e4ndler_innen Brechmittel gewaltsam einzufl\u00f6\u00dfen. Und heute? \r\n\r\nbq. \u201eIn den letzten Jahren wurde nach unserer Kenntnis auch kein Brechmittel mehr auf freiwilliger Basis verabreicht\u201c,\r\n\r\nsagte dazu ein Sprecher der Justizbeh\u00f6rde Hamburg im November 2011 auf Anfrage. Zu den Gr\u00fcnden daf\u00fcr befragt, hei\u00dft es aus der Innenbeh\u00f6rde: \r\n\r\nbq. \u201eDie \u201aoffene Drogenszene\u2019, die es in Hamburg als einziger deutscher Gro\u00dfstadt in dieser Art und Weise und in diesem Umfang gab, ist zerschlagen.\u201c\r\n\r\nDies sei unter anderem der intensiven Polizeiarbeit zu verdanken, die hier einen Schwerpunkt gesetzt habe, so die Beh\u00f6rde.\r\n\r\nDie Formen des Drogenhandels h\u00e4tten sich ver\u00e4ndert, die Zahl der S\u00fcchtigen sei aber unver\u00e4ndert, so Expert_innen. \r\n\r\nbq. \u201eHeute k\u00f6nnen wir kaum noch eine Szeneballung erkennen, junge Menschen sind mobiler in vielerlei Hinsicht, etwa was die Kommunikation betrifft oder die Orte, an denen sie sich aufhalten\u201c,\r\n\r\nsagt Burkhard Czarnitzki, der Leiter von Kids, einer Anlaufstelle f\u00fcr Stra\u00dfenkinder, zur Entwicklung der Drogenszene in Hamburg. Peter M\u00f6ller, Leiter der Drogenberatungsstelle \u201eDrob Inn\u201c weist allerdings darauf hin, dass die Zahl der Suchtkranken in den vergangenen zehn Jahren in etwa konstant geblieben sei. Insofern gehe er davon aus, dass auch eine \u00e4hnliche Stoffmenge wie fr\u00fcher gehandelt werden m\u00fcsse. Heute werde jedoch weniger in der S-Bahn und an einschl\u00e4gigen Pl\u00e4tzen gedealt, sondern eher im Verborgenen. \r\n\r\nbq. \u201eWir sehen keinen Anhaltspunkt, dass die Zahlen zur\u00fcckgehen\u201c,\r\n\r\nbetont auch der Psychologe Marcus-Sebastian Martens, Mitarbeiter am Zentrum f\u00fcr Interdisziplin\u00e4re Suchtforschung der Universit\u00e4t Hamburg. Das d\u00fcrfte auch dem Direktor der Rechtsmedizin an der Klinik Eppendorf, Klaus P\u00fcschel, ein gro\u00dfer Verfechter der Brechmitteleins\u00e4tze, nicht entgangen sein. Schlie\u00dflich bekommt er die Hamburger Drogentoten auf den Seziertisch gelegt.\r\n\r\n\r\nfn1. \"http://www.brechmitteleinsatz.de/presse/PK%20231002.pdf\":http://www.brechmitteleinsatz.de/presse/PK%20231002.pdf\r\nabgerufen 8.3.2012\r\n\r\nfn2. \"http://www.brechmitteleinsatz.de/presse/klageerzwingung.pdf\":http://www.brechmitteleinsatz.de/presse/klageerzwingung.pdf\r\nabgerufen 10.2.2012\r\n\r\nfn3. \"http://www.mopo.de/news/konzept-gegen-die-drogenszene-in-st--georg-vorgestellt--neue-hauptbahnhofwache--mehr-polizei--neuer-fixerraum--scholz-ueberholt-schill--brechmittel-gegen-dealer,5066732,6069678.html\":http://www.mopo.de/news/konzept-gegen-die-drogenszene-in-st--georg-vorgestellt--neue-hauptbahnhofwache--mehr-polizei--neuer-fixerraum--scholz-ueberholt-schill--brechmittel-gegen-dealer,5066732,6069678.html\r\nabgerufen 9.12.2011\r\n\r\nfn4. S. 7 in Hendrik Theismann: Die rechtliche Zul\u00e4ssigkeit einer zwangsweisen Verabreichung von Emetika. Logos Verlag Berlin, 2008.\r\n\r\nfn5. \"http://www.fluechtlingsrat-hamburg.de/content/Strafanzeige_aktuell_Brechmittel_191006.pdf\":http://www.fluechtlingsrat-hamburg.de/content/Strafanzeige_aktuell_Brechmittel_191006.pdf\r\nabgerufen 10.2.2012\r\n","created_at":"2011-12-09T12:11:18Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Lokstedt","geo_relation":"Nigeria","id":16,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/16/800px-UKE_Entrance.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/16/thumb_800px-UKE_Entrance.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/16/mini_800px-UKE_Entrance.jpg"}},"image_credit":"University Medical Clinic Hamburg Eppendorf","lat":"53.59219","layer_id":3,"lon":"9.971200","place":"Institut f\u00fcr Rechtsmedizin","public":true,"published_at":"2011-12-20","source":"","subtitle":"Brechmittel im Universit\u00e4tskrankenhaus Eppendorf","teaser":"Vor \u00fcber zehn Jahren starb Michael Uzodinma Nwabuisi in Hamburg an den Folgen der Brechmittelfolter. Diese wurde fast ausschlie\u00dflich bei jungen M\u00e4nnern mit schwarzer Hautfarbe angeordnet und stets im Institut f\u00fcr Rechtsmedizin am Universit\u00e4tskrankenhaus Eppendorf (UKE). Die Verantwortlichen mussten sich nie einem Verfahren stellen. Viele Jahre protestierten die \u00c4rztekammer Hamburg, Wissenschaftler_innen, Anw\u00e4lt_innen und antirassistische Initiativen gegen diese lebensbedrohende \"Beweissicherung\" bei mutma\u00dflichen Drogendelikten. Mittlerweile wird auf den zwangsweisen Einsatz von Brechmitteln in Hamburg verzichtet. Eine kritische Aufarbeitung hat staatlicherseits jedoch nie stattgefunden.","title":"Dead by Law","updated_at":"2013-12-12T20:43:07Z","url":"http://www.brechmitteleinsatz.de/","user_id":3,"zip":"22529","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/16","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Landwehr 63A","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Ramazan Avci hatte gerade sein Auto in die Werkstatt gebracht. Nun wollte er zusammen mit seinem Bruder Veli und einem Freund mit einem Bus nach Hause fahren. Aber vor der Bahnhofsgastst\u00e4tte standen etwa drei\u00dfig Naziskins, die pl\u00f6tzlich die drei jungen M\u00e4nner angriffen. Die verteidigten sich mit Pfefferspray. Avcis Bruder und sein Freund konnten in letzter Sekunde in einen Linienbus fliehen, wurden dann noch durch die geschlossenen Bust\u00fcren bedroht. Eine T\u00fcrscheibe wurde eingeschlagen, Skins schossen mit Gaspistolen hinein, der Bus fuhr ab.\r\nAvci erreichte den Bus nicht mehr rechtzeitig. In seiner Panik rannte er auf die Fahrbahn. Er wurde von einem Auto erfasst und durch die Luft geschleudert. Mit gebrochenem Bein auf dem Boden liegend, wurde Avci mit Baseballschl\u00e4gern, Axtkn\u00fcppeln und Fu\u00dftritten brutal maltr\u00e4tiert, bis er bewusstlos und stark blutend liegen blieb. Am Morgen des 24. Dezember starb er im Krankenhaus, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Wenige Tage sp\u00e4ter wurde sein Sohn geboren, der nach ihm benannt wurde.\r\n\r\nh4. Deutschnationale Politik gegen Eingewanderte\r\n\r\nBereits wenige Monate zuvor, am 24. Juli 1985 war in Hamburg der 29-j\u00e4hrige Mehmet Kaymakc\u0131 von drei Rechtsradikalen angegriffen und ermordet worden. Sie schlugen ihn am Nachmittag, als er auf dem Heimweg von der Arbeit war, und zertr\u00fcmmerten mit einer Gehwegplatte aus Beton seinen Sch\u00e4del. \u201eWir wollten den T\u00fcrken fertigmachen\", erkl\u00e4rte einer der drei T\u00e4ter nach seiner Festnahme.\r\nViele Skinheads sahen sich bei ihrem Terror gegen Eingewanderte als Vollstrecker eines \"Volkswillens\". Bereits in den siebziger Jahren gab es einen Anwerbestopp f\u00fcr sogenannte \"Gastarbeiter_innen\". Anfang der achtziger Jahre begann die SPD/FDP-Mehrheit unter Bundeskanzler Helmut Schmidt mit einem Pr\u00e4mienprogramm: Wer in sein Herkunftsland oder das seiner Eltern ausreiste, bekam eine Geldpr\u00e4mie und verzichtete im Gegenzug auf alle Rentenanspr\u00fcche aus den eingezahlten Beitr\u00e4gen. Dazu kam nach dem Regierungswechsel Ende 1982 eine zunehmend deutschnationale Politik der CDU/FDP- Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl \u2013 damals hie\u00df das \u201egeistig-moralische Wende\u201c.\r\n\r\nh4. Naziskins in Hamburg\r\n\r\nAktivit\u00e4ten von Naziskins auf offener Stra\u00dfe wurden polizeilich und gesellschaftlich weitgehend geduldet. So konnten auf dem belebten Hansaplatz im Hamburger Zentrum Anfang Dezember 1985 zwei Skinheads ein t\u00fcrkisches M\u00e4dchen eine Viertelstunde lang qu\u00e4len, schlagen und immer wieder zu Boden werfen, ohne dass jemand eingriff oder die Polizei holte. Die bis dahin medial kaum beachtete Naziskinszene hatte nach der gro\u00dfen \u00d6ffentlichkeit rund um Avcis Ermordung Zulauf. In Hamburg war die Verbindung zwischen den losen, trinkfreudigen Naziskingruppen und den neonazistischen Kaderorganisationen besonders auff\u00e4llig und erfolgreich. Die vier Skins, die von der Polizei nach dem Angriff auf Avci noch mit ihren Totschlag-Werkzeugen festgenommen wurden, waren Mitglieder einer Skinheadgruppe aus Hamburg-Lohbr\u00fcgge, die f\u00fcr ihre rassistischen Jagden auf Eingewanderte bekannt war. Einer der Festgenommenen, Ralph Lach, belastete bei seiner Vernehmung einen Mitt\u00e4ter schwer: Ren\u00e9 Wulff \u2013 der orientierte sich an seinem gro\u00dfen Bruder, dem Neonazikader Thomas Wulff, damals \"Gauleiter Nord\" der \"Aktionsfront Nationaler Sozialisten\" (ANS), heute NPD-Politiker. Die ANS, in Hamburg gegr\u00fcndet von Michael K\u00fchnen, war eine der wichtigsten Neonazigruppen bundesweit. K\u00fchnen wohnte lange im Hamburger Bezirk Bergedorf, wo der kleinb\u00fcrgerlich gepr\u00e4gte Stadtteil Lohbr\u00fcgge liegt.\r\n\r\nh4. Repression gegen die Selbstverteidigung der \"Bomber\"\r\n\r\nGegen die Angriffe der Naziskins wehrten sich Jugendgangs wie die \"Bomber\", die sich in der Bergedorfer Hochhaussiedlung Nettlenburg zusammengefunden hatten: \r\n\r\nbq. \u201eWenn die Polizei uns nicht so oft gegriffen h\u00e4tte, w\u00e4ren die Skins nicht so gro\u00df geworden\u201c,\r\n\r\nerkl\u00e4rte einer der \"Bomber\" nach Avcis Tod.\r\nZehn Monate zuvor hatte der Jugendbeauftragte der zust\u00e4ndigen Polizeidirektion, Herr Bohnet, vor dem Jugendausschuss der Bergedorfer Bezirksversammlung erkl\u00e4rt, die Skins seien unpolitisch. Pr\u00fcgeleien seien nun mal eine \u201eallgemein \u00fcbliche Handlungsweise von Jugendlichen\u201c, das solle man nicht \u00fcberbewerten und \u201eeine zunehmende Radikalisierung k\u00f6nne von der Polizei nicht beobachtet werden\u201c. Das galt aber nur f\u00fcr die Skins. Gegen die sogenannten \"ausl\u00e4ndischen Jugendbanden\" wurde repressiv vorgegangen. Die Selbstorganisation von jungen Migrant_innen, die neben Selbstbest\u00e4tigung und Rumposen auch ein Selbstschutz gegen die Naziskins war, blieb unerw\u00fcnscht. Dass die \"Bomber\" von Jugendlichen unterschiedlichster Nationalit\u00e4ten gebildet wurden, machte sie der Polizei nicht weniger suspekt. Die Gruppe konnte bei Nazialarm mithilfe befreundeter Jugendgangs bis zu 400 Leuten mobilisieren. \r\n\r\nbq. \u201eEinmal standen wir uns gegen\u00fcber\u201c, erkl\u00e4rte ein \"Bomber\" Anfang 1986 der taz: \u201eDie Skins riefen immer 'Ausl\u00e4nder raus' oder 'Deutschland den Deutschen'. Als wir dann anfingen mit 'Deutschland den Ausl\u00e4ndern' und 'Nazis raus', da hat die Polizei uns angegriffen.\u201c\r\n\r\nGegen die achtzig Jugendlichen der \"Bomber\" ermittelte fast zwei Jahre eine besondere Einsatzgruppe der Polizei, zur Observation wurde eine konspirative Wohnung angemietet und 29 Ermittlungsverfahren eingeleitet.\r\n\r\nbq. \"Ich hatte Freunde, die sich bei den Champs oder Bombers organisiert hatten. Dies fand ich richtig. Es war auff\u00e4llig, dass den Neonazis staatlicherseits mit viel Verst\u00e4ndnis begegnet wurde. Der Anteil dieser Gangs am Zur\u00fcckdr\u00e4ngen der Neonazis wird von der deutschen Antifa, die mehr auf Recherche und Strukturanalyse aus ist, bis heute untersch\u00e4tzt. Es findet kaum Anerkennung. Es ist eine soziale Frage, warum es diese Gangs gegeben hat. Die deutsche Antifa hat es bis heute nicht verstanden, diese Gangs in irgendeiner Form einzubinden, und \u00fcbersch\u00e4tzte oft die eigenen Beitr\u00e4ge am Verdr\u00e4ngen der Neonazis. Sp\u00e4ter wurde der Satz der Autonomen legend\u00e4r: Euer Mut, unsere K\u00f6pfe im Kampf gegen die Rassisten. Das dr\u00fcckt das Selbstverst\u00e4ndnis mancher Antifas aus.\"\r\n\r\nSo schilderte \u00dcnal Zeran seine Kritik in einem Interview vom M\u00e4rz 2011 [1]. Der heutige Rechtsanwalt war damals 14 Jahre alt, lebte in Hamburg und verfolgte die bedrohlichen Ereignisse. Auch seine Schwester Perihan Zeran, damals 18 Jahre alt, betont die wichtige Rolle der Gangs [1]:\r\n\r\nbq. \"Die Jugendgangs in den 80ern betrachten wir als Vorreiter. Sie standen f\u00fcr Selbstorganisierung als MigrantInnen. Die bekannteste Jugendgruppe waren die Wilhelmsburger T\u00fcrken Boys, die WTB! Nach Wilhelmsburg traute sich kein Nazi.\"\r\n\r\nh4. T\u00e4ter vor Gericht\r\n\r\nDie Naziskins aus Lohbr\u00fcgge wurden derweil punktuell festgenommen, aber gegen sie wurde nicht systematisch ermittelt. So kam es, dass auch die vier Naziskins, die Avci angegriffen hatten, nach ihrer Festnahme sofort als polizeibekannt bezeichnet wurden. Wie \u00fcblich kamen sie nach der Personalienfeststellung wieder frei. Erst nachdem Avci im Krankenhaus gestorben war, wurde Haftbefehl gegen sie erlassen.\r\n\r\nIm Juni 1986 fand vor einer Jugendkammer des Landgerichts Hamburg der Prozess gegen f\u00fcnf Naziskins statt. Der Staatsanwalt Hans Schlebusch klagte sie wegen gemeinschaftlich begangenen Totschlags an. Nicht wegen Mordes, nicht wegen Grausamkeit, nicht wegen niedriger Motive. Nur die Anw\u00e4lte und Anw\u00e4ltinnen der Nebenklage brachten dies vor \u2013 das wurde von Gericht und Staatsanwaltschaft ebenso ignoriert wie die politischen Hintergr\u00fcnde der Tat.\r\n\r\nDer Vorsitzende Richter der Jugendkammer Erich Petersen warf der Nebenklage vor, sie habe einen politischen Prozess f\u00fchren wollen und sich damit \u201ean der Grenze des prozessual Zumutbaren bewegt.\u201c Wer so vorgehe, \u201eder steht nicht auf dem Boden des Rechtsstaats\u201c. Aber nur aufgrund der Hartn\u00e4ckigkeit der Anw\u00e4lte der Nebenklage \u2013 Klaus H\u00fcser, Uwe Maeffert und Michael Spielhoff - kamen die eklatanten Ermittlungsm\u00e4ngel der Polizei heraus. In seiner Urteilsbegr\u00fcndung erkl\u00e4rte Petersen am 30. Juni 1986, eine politische Motivation, die straferschwerend wirken w\u00fcrde, sei nicht eindeutig feststellbar. Das Urteil: Wegen gemeinschaftlichem Totschlag wurden nur zwei der Angeklagten verurteilt: Ralf Lach (22 Jahre alt) zu 10 Jahren, Uwe P. (18) zu sechs Jahren Haft. Volker K. und Ren\u00e9 Wulff, beide 18 Jahre alt, wurden wegen gemeinschaftlicher K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge zu je dreieinhalb Jahren Jugendstrafe, Norbert Batschkus (23) wegen gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung zu einem Jahr ohne Bew\u00e4hrung verurteilt. Strafmildernd wertete das Gericht, das die Verurteilten Avci angeblich nicht t\u00f6ten wollten, sondern seinen Tod nur in Kauf genommen h\u00e4tten. Obwohl das Gericht selbst einr\u00e4umen musste, dass Avci noch einmal aufzustehen versuchte, w\u00e4hrend sie auf ihn einschlugen und -traten, erkannte es keine Grausamkeit, weil Avci angeblich schnell bewusstlos war.\r\n\r\nAls von Zuschauer_innen im Gerichtssaal bei der Urteilsverk\u00fcndung gerufen wurde \u201eJustiz und Polizisten sch\u00fctzen die Faschisten\u201c, \u201eNazis raus!\u201c und \u201eNieder mit dem Rassismus\u201c, drohte der Vorsitzende Richter Petersen:\r\n\r\nbq. \u201eJeder, der hier br\u00fcllt, fliegt raus.\u201c\r\n\r\nDie Hartn\u00e4ckigkeit der Nebenklage bei der Offenlegung der Ermittlungsm\u00e4ngel der Polizei f\u00fchrte auch zu Ermittlungen gegen Hans Gottschalk und einen weiteren Kriminalbeamten. Die beiden Polizisten hatten noch in der Tatnacht die Ermittlungen \u00fcbernommen: \u201eAusgerechnet an eine Tat, f\u00fcr deren v\u00f6llige Aufkl\u00e4rung B\u00fcrgermeister Dohnanyi sich mehrmals verb\u00fcrgte, hatte die Polizei einen Beamten gesetzt, dessen Sohn selbst unter den Skinheads verkehrt, gar einen Brief mit unterschrieben hat, der den Angeklagten in der Haft den R\u00fccken st\u00e4rken sollte\u201c, wie der taz-Redakteur Andreas Juhnke am 1. Juli 1986 in seinem Artikel \u201eEin Hauch von Kamaraderie im Avci-Prozess\u201c schrieb. Gottschalk war es, der einen Naziskin zuerst laufen lie\u00df, obwohl schwerwiegende Verdachtsmomente gegen ihn vorlagen. Gottschalk bekam von den beiden \u00fcberlebenden Angegriffenen zwar auf Fotos weitere Angreifer gezeigt, ermittelte aber nicht gegen sie.\r\n\r\nAuch die Staatsanwaltschaft gl\u00e4nzte nicht durch Eifer: Beim ersten Angriff der 30-k\u00f6pfigen Skingruppe war laut Zeugen federf\u00fchrend Carsten Wacker beteiligt \u2013 damals einer der Oberskins Hamburgs, ein Anf\u00fchrer. Staatsanwalt Hans Schlebusch weigerte sich, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn einzuleiten. \r\n\r\nh4. Verharmlosung in der Politik\r\n\r\nW\u00e4hrend viele Migrant_innen geschockt waren, \u00fcberwog in Politik und Verwaltung die Verharmlosung. Hamburgs damaliger B\u00fcrgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) bedauerte Avcis \u201etragischen Tod\u201c, ohne den Naziterror zu erw\u00e4hnen. Peter Rabels (SPD), damaliger Staatsrat in der Innenbeh\u00f6rde der Stadt, erkl\u00e4rte, man d\u00fcrfe den Skins nicht \u201edie Ehre\u201c eines politischen Hintergrundes zugestehen \u2013 sie seinen keine Neonazis, sondern \u201eSchl\u00e4ger und Radaubr\u00fcder\u201c. Als einsamer Rufer unter politischen Verantwortungstr\u00e4ger_innen widersprach ihm der damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Freimut Duve, der mit seiner antifaschistischen Argumentation allein bleib. Das Muster f\u00fcr die Bagatellisierung von Naziskins war erfunden \u2013 alles igitt und Unterschicht, aber mit der staatlichen Ausgrenzungspolitik gegen\u00fcber Migrant_innen hat das nichts zu tun. In seiner Neujahrsansprache, eine Woche nach Avcis Tod, sprach Bundeskanzler Helmut Kohl \u00fcber \u201eStolz auf Deutschland, unsere Heimat, unser Vaterland, in dem es sich zu leben und zu arbeiten lohnt.\u201c Kohl lobte die St\u00e4rkung der \u201ewirtschaftlichen und moralischen Kraft unseres Volkes\u201c.\r\n\r\nh4. Antirassistische Initiativen gegen Ignoranz und rechte Gewalt\r\n\r\nZwei Wochen sp\u00e4ter fand in Hamburg die bis dahin gr\u00f6\u00dfte antirassistische Demonstration der BRD statt. Vor 15.000 Teilnehmenden, deren Gro\u00dfteil auch die auf t\u00fcrkisch gehaltenen Reden problemlos verstand, erkl\u00e4rte der damalige Hochschullehrer und heutige Bundestagsabgeordnete der Linken, Hakki Keskin, damals:\r\n\r\nbq. \u201eEine glaubw\u00fcrdige und zukunftsorientierte Ausl\u00e4nderpolitik kann nicht mehr vom Verst\u00e4ndnis ausgehen, wir, die Ausl\u00e4nder seien hier nur provisorisch. Sie muss vielmehr uns, die Einwanderer, als einen festen Bestandteil dieser Gesellschaft akzeptieren. Sie muss den Einwanderern die Wege zur Gleichstellung in allen Bereichen, und zwar zur praktizierten Gleichstellung, freimachen.\u201c\r\n\r\nDas \"B\u00fcndnis t\u00fcrkischer Einwanderer\", wie sich der Zusammenschluss von vielen Migrant_innenvereinen, Organisationen und Moscheen nannte, der aus der Demonstrationsvorbereitung entstand, hatte und hat daf\u00fcr noch einen langen Weg vor sich. Aus dem B\u00fcndnis ging sp\u00e4ter die T\u00fcrkische Gemeinde Hamburg (TGH) hervor. \r\n\r\nNach dem Tod von Acvi begannen viele Migrant_innen, sich in antirassistischen Initiativen zu engagieren, vor allem w\u00e4hrend der rassistischen, massenhaften Gewalt der neunziger Jahre. Zwei von ihnen waren auch Perihan Zeran und \u00dcnal Zeran.\r\n\r\nbq. \"Damals wurde der Begriff Ausl\u00e4nderfeindlichkeit verworfen und Rassismus als Begriff verwendet. Das war eine wichtige politische Entwicklung, da bei der gesellschaftlichen Analyse und Kritik der Rassismus ins Zentrum der politischen Diskussionen gestellt wurde. Die migrantischen Vereine und politischen Organisationen orientierten sich in ihrer Politik nicht mehr auf die politischen Zust\u00e4nde in ihren Herkunftsl\u00e4ndern, sondern gegen die rassistischen Verh\u00e4ltnisse in Deutschland.\r\nSolidarit\u00e4t von anderen migrantischen Organisationen war kaum vorhanden. Im Gegenteil: Man wollte nicht zu den Kanaken dazugeh\u00f6ren\",\r\n\r\nerkl\u00e4rte Perihan Zeran im Fr\u00fchjahr 2011 im Interview [1].\r\n\r\nAm 21. Dezember 2010, dem Jahrestag des Angriffs auf Acvi, veranstaltete eine von Perihan und \u00dcnal Zeran mitgegr\u00fcndete neue \u201eInitiative zum Gedenken an Ramazan Avci\u201c eine Kundgebung. \r\n\r\nh4. Gedenken zum 25. Todestag\r\n\r\nAls Symbol f\u00fcr eine offene Gesellschaft wurde bereits 1985 die Umbenennung des Bahnhofsplatzes, auf dem Avci ins Koma gepr\u00fcgelt wurde, gefordert. 25 Jahre sp\u00e4ter hat die neu gegr\u00fcndete \u201eInitiative zum Gedenken an Ramazan Avci\u201c diese Forderung erneuert. Am Jahrestag des Angriffes hatte sie eine Gedenkkundgebung durchgef\u00fchrt, an der trotz klirrender K\u00e4lte 200 Leute teilnahmen \u2013 vor allem Migrant_innen, Aktivist_innen der Gedenkinitiative, Verwandte von Ramazan Avci, vom t\u00fcrkischen Konsulat. Und einige linke Deutsche, Aktive aus antirassistischen und Antifagruppen. Einziger prominenter Deutscher war Freimut Duve, fast wie vor 25 Jahren. Duve erkl\u00e4rte, es sei ihm ein Herzensanliegen dabei zu sein und einige Worte an die Menschen zu richten. \r\n\r\nEine aus der T\u00fcrkei angereiste Nichte von Avci schilderte sehr emotional die Erinnerung an ihren Onkel. Die Witwe G\u00fclistan Avci, die Gedenkinitiative und viele weitere erinnerten in Redebeitr\u00e4gen an Avci und die weiteren Opfer nationalistischer deutscher Gewalt. Einige rassistische Angriffe wurden durch eine Theaterinitiative szenisch dargestellt. Aus der Sicht der Opfer schilderten sie, wie es zu dem Mord an ihnen kam. Anschlie\u00dfend wurden Kerzen angez\u00fcndet und Blumen niedergelegt. In der t\u00fcrkischsprachigen Presse gab es \u00fcber die Gedenkkundgebung zahlreiche Berichte. In der deutschsprachigen Tagespresse nicht. Ein paar Tage zuvor war ein Artikel in der taz hamburg erschienen. Der Autor war der einzige deutschsprachige Journalist, der an der Pressekonferenz der T\u00fcrkischen Gemeinde Hamburg (TGH) teilnahm, auf der Avcis Witwe und Sohn an ihn erinnerten. Die \u201eInitiative zum Gedenken an Ramazan Avci\u201c wird trotz der Ignoranz weiterwirken \u2013 f\u00fcr einen Ramazan-Avci-Platz und eine Gedenktafel am S-Bahnhof Landwehr. \r\n\r\nfn1. \"Die Ermordung von Ramazan Avci war ein Wendepunkt in der Migrationsgeschichte\". Interview mit Perihan Zeran und \u00dcnal Zeran von der \"Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci\" in ZAG Nr. 58/2011: \"http://www.zag-berlin.de/antirassismus/archiv/58ramazanavci.html\":http://www.zag-berlin.de/antirassismus/archiv/58ramazanavci.html\r\n","created_at":"2012-01-18T20:56:44Z","creator":"Gaston Kirsche","district":"Eilbek","geo_relation":"T\u00fcrkei","id":24,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/24/DSC04136.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/24/thumb_DSC04136.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/24/mini_DSC04136.JPG"}},"image_credit":"Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci","lat":"53.56079","layer_id":3,"lon":"10.03809","place":"S-Bahnstation Landwehr","public":true,"published_at":"2012-04-11","source":"","subtitle":"1985 wurde Ramazan Avci von rechten Skinheads ermordet. Eine Gedenkinitiative m\u00f6chte den Tatort nach ihm benennen","teaser":"Ramazan Avci (* 1959; \u2020 24. 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F\u00fcr eben jene G\u00e4ste wird die restliche Belegung des Hotels ausquartiert, das Spielort des St\u00fcckes ist. Die Darsteller mimen selbst die chinesischen G\u00e4ste und stehen daf\u00fcr in der Kritik, dies mit rassistischen Stereotypen getan zu haben.\r\n\r\nEnde November wendete sich eine namentlich nicht bekannte Person mit ihrer Kritik an das Alma Hoppe Lustspielhaus und entflammte eine Diskussion \u00fcber Rassismus und Kabarett. Hier ein Auszug des Briefes:\r\n\r\nbq. \"Sehr geehrte Damen und Herren, ihre Plakate 'Chinesen zum Fr\u00fchst\u00fcck' von Alma Hoppes sind extrem beleidigend!! Es ist einfach herabw\u00fcrdigend wie Sie dort versuchen s\u00fcdostasiatischen' Menschen nachzumachen. Wollen Sie etwa mit diesem Plakat lustig sein? Da stellt sich die Frage auf wessen Kosten hier gelacht werden soll?! (...) Das Mindeste was Sie machen sollten ist, diese abscheulichen Plakate abzuh\u00e4ngen!!\", \r\n\r\nEinen Tag sp\u00e4ter antwortete der Intendant Jan-Peter Petersen, der das St\u00fcck mit seinem Kollegen Nils Loenicker spielte. Er sah sich in seiner k\u00fcnstlerischen Freiheit eingeschr\u00e4nkt:\r\n\r\nbq. \"Bei dem genannten Kabarett-Programm und -Plakat handelt es sich deutlich erkennbar um Satire und Karikaturen. Karikaturen und Satire abzuh\u00e4ngen, verbieten zu wollen, ist ein Reflex, der mich stark an die Handlungsweise der chinesischen Regierung, islamistischer oder diktatorischer Staaten erinnert, gegen die sich unser Programm, insbesondere in der Tibet-Frage, ausdr\u00fccklich inhaltlich richtet (was auch dem Trailer mit Ausschnitten zu entnehmen ist). Ihr Engagement in allen Ehren, aber ich kann Ihnen die Aufforderung nicht ersparen, k\u00fcnftig bei der Beurteilung kabarettistischer Programme und Plakate etwas genauer hinzusehen\",\r\n\r\nPrompt folgte am 1. Dezember 2011 die Reaktion im Blog auf die Antwort des Alma Hoppe Lustspielhaus:\r\n\r\nbq. \"Wenn rassistische Diskriminierungen problematisiert werden soll, dann sind diese reflexartigen Beschwichtigungsfloskeln leider kaum \u00fcberraschend! Ebenso abgedroschen wie typisch ist die T\u00e4ter-Opfer-Umkehrung, n\u00e4mlich die Bescheinigung einer gewissen '\u00dcberempfindlichkeit' oder eben der Unterstellung von 'b\u00f6swilligem Missverstehen' seitens derjenigen, die darauf hinweisen. Naja und der Hinweis darauf, dass dies doch alles 'nur' Satire sei, \u00e4ndert gar nichts an dem Fakt, dass diese Plakate beleidigend sind!!\"\r\n\r\nIm Juni 2012 f\u00fchrte das Alma Hoppe Lustspielhaus gegen\u00fcber Webmap Hamburg Global an, dass auf dem Plakat auch die selbstherrliche Selbstdarstellung staatlicher Protagonisten, wie etwa von H\u00fa Jintao, Chinas Staatspr\u00e4sidenten, parodiert worden sei. \u00c4hnliche Fotos gebe es in Archiven auch zu hunderten von Erich Honecker und Leonid Breschnew. Das Alma Hoppe Lustspielhaus weist in einem Schreiben an Webmap Hamburg Global die Kritik von sich:\r\n\r\nbq. \"Uns als engagiertem Kabarett Rassismus zu unterstellen, empfinden wir als \u00e4u\u00dferst abwegig. Wir selbst haben uns sehr h\u00e4ufig aktiv an Kampagnen gegen Rassismus beteiligt. Und wer das Programm 'Chinesen zum Fr\u00fchst\u00fcck' gesehen hat, wei\u00df, dass unser Engagement der V\u00f6lkerverst\u00e4ndigung dient und nicht umgekehrt. Die Auseinandersetzung mit chinesischer Kultur, Politik und Gesellschaft war f\u00fcr uns vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen \u00e4u\u00dferst interessant.\" \r\n \r\nDie Gruppe KARaNo \u2013 Kritik und Analyse Rassistischer Normalit\u00e4t ist, so die eigene Beschreibung, eine Hamburger Gruppe aus People of Colour und Wei\u00dfen, die Rassismus in der bundesdeutschen Gesellschaft aufzeigt, analysiert und kritisiert. Auf ihrer Website \u00e4u\u00dferte sich ebenfalls am 1. Dezember 2011 ein Blogger:\r\n\r\nbq. \"Danke an KARaNO, dass ihr \u00fcber diese erb\u00e4rmliche Posse aus Hamburg berichtet und klar Stellung bezieht. Das Passing von Wei\u00dfen Schauspieler in die Rolle des 'rassisch' anders Konstruierten erinnert mich an die Minstrel-Shows in den USA im 19. Jahrhundert als Wei\u00dfe sich schw\u00e4rzten und als Blackfaces auf der B\u00fchne Schwarze zum Zweck der Unterhaltung des Wei\u00dfen Publikums parodierten.\r\nNun haben wir Yellowfaces in Hamburg womit das Alma Hoppe Lustspielhaus an eine uns\u00e4gliche Tradition ankn\u00fcpft und sich wahrscheinlich nicht mal dar\u00fcber bewusst ist.\r\nAls Asiatischer Deutscher kann ich sagen, dass ich die Plakate als verletzend und rassistisch empfinde. Daher fordere ich das Alma Hoppe Lustspielhaus dringend dazu auf ihrer kulturellen, politischen und p\u00e4dagogischen Verantwortung gerecht zu werden und das St\u00fcck nicht weiter dem Publikum zuzumuten.\"\r\n\r\nDer Blogger empfiehlt dem Intendanten Jan-Peter Petersen die Lekt\u00fcre des Buches Asiatische Deutsche von Kien Nghi Ha. [3] \r\n\r\nIn einem weiteren Brief an das Lustspiel-Haus-Team hei\u00dft es:\r\n\r\nbq. \"Rassismus ist kein Werbegag \u2013 und auch kein Thema zur allgemeinen Belustigung wei\u00dfer Deutscher im Kabarett! Auf youtube sind Ausschnitte von Ihrem St\u00fcck 'Chinesen zum Fr\u00fchst\u00fcck' zu sehen. Mit dieser Nummer reproduzieren Sie rassistische Stereotype die von gewaltvollen Machtverh\u00e4ltnissen zeugen. (...)\r\nSo halten sich rassistische Stereotype hartn\u00e4ckig in unserer Gesellschaft, sie werden nicht hinterfragt sondern weitererz\u00e4hlt mit der stummen Annahme, 'dass es ja nicht so gemeint sei'. Doch Rassismus hat nichts mit dem guten oder schlechten Willen eines Menschen zu tun, Rassismus ist eine Machtstruktur, die Wei\u00dfen weiterhin erm\u00f6glicht 'Andere' zu definieren und zu bennenen wie es ihnen passt. Wei\u00dfsein wird in Ihrem St\u00fcck als Norm dargestellt und alles was davon abweicht ist offensichtlich etwas \u00fcber das man sich lustig machen kann.\r\nIch fordere Sie auf, das St\u00fcck aus Ihrem Programm zu nehmen und stattdessen mal kabarettistisch die eigene wei\u00dfe (m\u00e4nnliche) Rolle zu hinterfragen. Ich werde allen davon abraten Ihre Veranstaltungen zu besuchen, solange sie weiterhin unhinterfragt rassistische Stereotype reproduzieren, die auch noch lustig sein sollen.\"\r\n\r\nLaut Alma Hoppe lief das St\u00fcck \u201cChinesen zum Fr\u00fchst\u00fcck\u201d in der Spielzeit 2011/2012 und steht aktuell nicht mehr auf dem Spielplan.\r\n\r\nfn1. \"Alma Hoppe Plakat 1: Chinesen zum Fr\u00fcchst\u00fcck\":http://almahoppe.de//images//AH%20Plakate//2011_Chinesen_zum_Fruehstueck_2.jpg und \"Alma Hoppe Plakat 2: Chinesen zum Fr\u00fcchst\u00fcck\":http://almahoppe.de//images//AH%20Plakate//2011_Chinesen_zum_Fruehstueck.jpg\r\n\r\nfn2. \"www.karano.wordpress.com/tag/china\":http://karano.wordpress.com/tag/china/\r\n\r\nfn3. Kien Nghi Ha (Hg.): Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond. Berlin/Hamburg Assoziation A, 2012\r\n","created_at":"2012-02-24T16:53:00Z","creator":"Webmap Hamburg Global","district":"Eppendorf","geo_relation":"Asien","id":36,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/36/220px-Hh-lustspielhaus.jpg","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/36/thumb_220px-Hh-lustspielhaus.jpg"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/36/mini_220px-Hh-lustspielhaus.jpg"}},"image_credit":"Benutzer:Staro1","lat":"53.59264","layer_id":3,"lon":"9.991969","place":"Alma Hoppes Lustspielhaus ","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Das Kabarettst\u00fcck \"Chinesen zum Fr\u00fchst\u00fcck\" sorgt f\u00fcr Protest","teaser":"Die Plakate hingen an fast jeder U-Bahn-Station: Das Alma Hoppe Lustspielhaus warb f\u00fcr das Kabarettst\u00fcck \u201cChinesen zum Fr\u00fchst\u00fcck - Plagiatsicherer Humorexport bis zum Abwinken\u201d.[1] Die Hamburger Gruppe KARaNo kritisiert, dass das Plakat und das St\u00fcck rassistische Bilder (re)produziert und kommuniziert. Auf ihrer Website[2] dokumentiert sie einen \u00f6ffentlich gef\u00fchrten Schriftwechsel zwischen einer Privatperson und dem Alma Hoppe Lustspielhaus.","title":"Nicht alle k\u00f6nnen lachen","updated_at":"2013-12-12T20:43:06Z","url":"","user_id":3,"zip":"20249","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/36","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Pinnasberg 80","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"bq. \u00bbIch komme gerade vom Joggen und bin etwas verschwitzt. Fast jeden Morgen laufen ein paar Leute von uns mit dem Pastor vier Kilometer den Hafen entlang. Seit Anfang Juni \u00fcbernachten wir \u2013 etwa achtzig M\u00e4nner aus Nigeria, Mali, Togo, Niger, dem Sudan, der Elfenbeink\u00fcste \u2013 hier in der St.-Pauli-Kirche in Hamburg. Ich habe lange auf der Stra\u00dfe gelebt, viel Schlimmes gesehen und erlebt, und jetzt habe ich endlich ein Dach \u00fcber dem Kopf.\r\n\r\nbq. Ich bin im Norden Ghanas aufgewachsen. Als Jugendlicher bin ich 2005geflohen, denn es gab dort schwerwiegende Konflikte und viele Leute verloren ihr Leben. Die Lage ist hart, und deshalb m\u00f6chte ich auch nicht den Namen meines Volkes oder gar meinen Familiennamen nennen! Ich bin mit dem Auto durch die Sahara nach Libyen gefahren. In Tripolis habe ich ein gutes Leben gehabt. Dort konntest du es schaffen und nach zwei Jahren eine professionelle Arbeit bekommen.\r\n\r\nbq. Ich hatte eine Wohnung und Vertr\u00e4ge auf Baustellen. Ja, es gibt dort\r\nzwar auch Rassismus, aber den gibt es hier in Europa auch. Wenn man sich an die Gesetze hielt, nicht stahl, keinen Alkohol trank, nichts mit Drogen zu tun hatte und keine arabische Frau zur Freundin hatte, gab es nichts zu bef\u00fcrchten. Alles war gut bis zum 17. Februar 2011 \u2013 da begann die Gewalt auf den Stra\u00dfen. Leute wurden erschossen, alle waren bewaffnet. Es war sehr gef\u00e4hrlich, f\u00fcr alle, f\u00fcr Libyer und f\u00fcr Migranten. Letztere wurden von Gaddafis Leuten beschuldigt, auf Seiten der Rebellen zu stehen, und die Aufst\u00e4ndischen wiederum behaupteten, die Migranten seien S\u00f6ldner in Gaddafis Armee. Sp\u00e4ter regnete es auch noch Bomben. Viele Gebiete waren zerst\u00f6rt, viele Leute starben. Ich wurde Zeuge, wie die Nato den zentralen Busbahnhof bombardierte. Reisende lagen tot neben ihren Koffern und Taschen.\r\n\r\nbq. Meine alte Mutter wei\u00df nichts \u00fcber meine Situation. Aber auch die\r\nanderen nicht. Ich habe alles verloren, meine Kontakte und Telefonnummern. Soldaten haben mich am 20. Juni 2011 festgenommen und mir alles genommen, mein Geld, mein Mobiltelefon. Sie sagten, dass ich das Land verlassen m\u00fcsse, und brachten mich zum Hafen.\r\n\r\nbq. Zusammen mit 1250 M\u00e4nnern, Frauen, Schwangeren und Kindern wurden wir in ein Schiff mit drei Decks verfrachtet. Ich dachte, das ist das Ende, wir werden alle sterben. Drei Tage lang fuhren wir. Es gab nichts. Aber selbst wenn du etwas zu essen und trinken gehabt h\u00e4ttest \u2013 es h\u00e4tte nichts genutzt. Ich war nicht bei mir. Die Wellen waren riesig. Viele Passagiere kollabierten und mussten bei unserer Ankunft in Lampedusa ins Krankenhaus gebracht werden. Gl\u00fccklicherweise haben alle \u00fcberlebt. Ich war so gl\u00fccklich, dass ich nicht gestorben bin.\r\n\r\nbq. In Italien lebte ich fast zwei Jahre in Mailand. Das Leben war schrecklich. Wir mussten zu viert in einem winzigen Zimmer wohnen, es gab jeden Tag Nudeln, und in den zwei Jahren habe ich lediglich ein T-Shirt und eine Sporthose bekommen. Mitten im Winter wollten sie uns auf die Stra\u00dfe setzen, weil Italien kein Geld mehr von der Europ\u00e4ischen Union bekam. Die vierzig Leute aus meiner Notunterkunft protestierten, aber die Polizei kam und sagte, sie w\u00fcrde uns festnehmen, wenn wir nicht gingen. Sie hat uns nicht geschlagen, aber die Polizisten dr\u00fcckten und schoben uns raus. Wir konnten nicht bleiben, und nach und nach sah man die anderen M\u00e4nner am Bahnhof. Dort schliefen sie.\r\n\r\nbq. Ich sah auf eine Karte und entschied, nach Deutschland zu fahren. Nachts kam ich am Hamburger Hauptbahnhof an. Ich sah einen Schwarzen und fragte ihn, ob er hier Leute aus Ghana kenne, aber er verneinte. Im Winternotprogramm f\u00fcr Obdachlose konnte ich unterkommen, aber im Fr\u00fchjahr wurde es geschlossen, obwohl es kalt war und regnete.\r\n\r\nbq. Mittlerweile habe ich viele Fl\u00fcchtlinge aus Libyen hier in Hamburg\r\ngetroffen. Wir schliefen unter Br\u00fccken, in Parks und vor Ladeneing\u00e4ngen. Die Polizei schickte uns immer wieder von unseren Schlafpl\u00e4tzen weg. Wir hatten den Eindruck, niemand sollte mitbekommen, dass wir da sind. Wir diskutierten viel und organisierten uns. \u00dcber 300 Leute sind hier, die eine \u00e4hnliche Geschichte haben. Wir wollten zeigen, dass wir menschliche Wesen sind. Wir nennen uns \u00bbLampedusa in Hamburg\u00ab, demonstrieren und haben ein Protest-Zelt am Hauptbahnhof aufgestellt. Wir haben nicht den Nato-Krieg in Libyen \u00fcberlebt, um auf Hamburgs Stra\u00dfen zu sterben \u2013 das ist einer unserer Slogans.\r\n\r\nbq. Wir sind Kriegsfl\u00fcchtlinge und m\u00f6chten, dass man das anerkennt. Wir\r\nhaben nicht vor, Hamburg zu zerst\u00f6ren! Wir wollen dem Land helfen und\r\nm\u00f6chten, dass man uns hier leben l\u00e4sst. Wir wollen endlich zur Ruhe\r\nkommen. Viele m\u00f6chten arbeiten, Deutsch lernen, andere wollen zur Schule oder eine Ausbildung machen, manche von uns sind erst zwanzig Jahre alt. Die Hamburger Beh\u00f6rden wollen uns loswerden. Nun werden wir sehen, wie sie entscheiden werden.\u00ab\r\n\r\n\r\n\r\nh4. Stand der Dinge in Hamburg\r\n\r\n6000 Kriegsfl\u00fcchtlinge aus Libyen sind nach Angaben der Initiative \u201eLampedusa in Hamburg\u201c \u00fcber Italien nach Deutschland gekommen. Jahrelang hatten die Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter aus Westafrika in Libyen gelebt \u2013 bis zur Rebellion und dem Nato-Krieg vor zwei Jahren. Rund 300 von ihnen schlafen auf Hamburgs Stra\u00dfen, einige sind mittlerweile in Kirchen, Moscheen und bei Privatpersonen untergekommen. Mit Ausstellungen, Demonstrationen und anderen Aktionen fordern sie vom Hamburger Senat ihre Anerkennung als Kriegsfl\u00fcchtlinge. Die Innenbeh\u00f6rde betont, dass es im Rechtsstaat keine Pauschall\u00f6sung, sondern nur Einzelpr\u00fcfungen geben k\u00f6nne. Derzeit w\u00fcrde man dar\u00fcber informelle Gespr\u00e4che mit der Evangelischen Nordkirche f\u00fchren. Der Rechtsstatus der Fl\u00fcchtlinge sei nicht ganz klar, aber es sei davon auszugehen, dass die drei Monate g\u00fcltigen Touristenvisa f\u00fcr den Schengenraum mittlerweile abgelaufen seien und die M\u00e4nner zur\u00fcck nach Italien m\u00fcssten, so die Innenbeh\u00f6rde. In Italien, wo sich rund 60 000 Fl\u00fcchtlinge aus Libyen aufhalten, haben sie einen befristeten Aufenthalt aus humanit\u00e4ren Gr\u00fcnden.\r\n\r\nAnfang Juni waren Verhandlungen zwischen der Nordkirche, der Innen- und der Sozialbeh\u00f6rde gescheitert, da eine Unterbringung in einer Turnhalle nur mit vorheriger Registrierung und erkennungsdienstlicher Behandlung erlaubt worden w\u00e4re. \u201eDie Kirche und die Diakonie beteiligen sich nicht an einem Abschiebelager\u201c, sagte damals die Landespastorin Annegrethe Stoltenberg der taz. \u201eHumanit\u00e4re Hilfe ist bedingungslos\u201c, so Constanze Funck, Koordinatorin der Nordkirche f\u00fcr das Projekt der Gruppe \u201eLampedusa in Hamburg\u201c.\r\n\r\nEine Abschiebung nach Italien lehnt sie ab, da die Unterbringung dort menschenunw\u00fcrdig sei. Sie verweist auf zahlreiche Verwaltungsgerichtsurteile, in denen Abschiebungen nach dem Dublin-II-Verfahren nach Italien wegen unmenschlicher Lebensverh\u00e4ltnisse f\u00fcr rechtswidrig erkl\u00e4rt worden sind. Der Hamburger Senat habe als Bundesland die M\u00f6glichkeit, den M\u00e4nnern ein Bleiberecht aus humanit\u00e4ren Gr\u00fcnden zu geben. Sie seien zum Spielball einer verfehlten europ\u00e4ischen Fl\u00fcchtlingspolitik geworden. In \u00e4hnlicher Lage seien bundesweit noch viele andere Fl\u00fcchtlinge aus Italien. Dass sie in Hamburg Unterst\u00fctzung und Aufmerksamkeit erhalten, h\u00e4tten sie ihrer Selbstorganisierung zu verdanken, sagt Funck.\r\n\r\nDie Innenbeh\u00f6rde betont, dass es im Rechtsstaat keine Pauschall\u00f6sung, sondern nur Einzelpr\u00fcfungen geben k\u00f6nne. Derzeit w\u00fcrde man dar\u00fcber informelle Gespr\u00e4che mit der Evangelischen Nordkirche f\u00fchren. Der Rechtsstatus der Fl\u00fcchtlinge sei nicht ganz klar, aber es sei davon auszugehen, dass die drei Monate g\u00fcltigen Touristenvisa f\u00fcr den Schengenraum mittlerweile abgelaufen seien und die M\u00e4nner zur\u00fcck nach Italien m\u00fcssten, so die Innenbeh\u00f6rde. In Italien, wo sich rund 60 000 Fl\u00fcchtlinge aus Libyen aufhalten, haben sie einen befristeten Aufenthalt aus humanit\u00e4ren Gr\u00fcnden.\r\n\r\nNoch scheint die Zukunft der in Hamburg gestrandeten Fl\u00fcchtlinge v\u00f6llig offen. \u201eNiemand wird eingefangen und in den Zug nach Italien gesetzt\u201c, betonte ein Sprecher der Hamburger Innenbeh\u00f6rde. Es werde keine kollektive R\u00fcckf\u00fchrung geben - aber auch keine kollektive Anerkennung, wie es die Gruppe selbst fordert.\r\n\r\nDer Senat beharrt darauf, dass ihm die H\u00e4nde gebunden seien. Eine Anerkennung nach dem Paragrafen 23, bei dem oberste Landesbeh\u00f6rden aus humanit\u00e4ren Gr\u00fcnden oder zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland bestimmten Ausl\u00e4ndergruppen eine Aufenthaltserlaubnis erteilen k\u00f6nnen, sei nur im Einvernehmen mit dem Bundesinnenministerium zu erzielen.\r\n\r\nPositive Signale aus Berlin gebe es aber nicht. Das ist richtig. Mitte Juli hatte die Bundesegierung mitgeteilt, sie sehe keinen Anlass, den M\u00e4nnern ein humanit\u00e4res Aufenthalt zu gew\u00e4hren, weil sie zuvor bereits in Italien Schutz gefunden h\u00e4tten. Im Einzelfall k\u00f6nnten aber humanit\u00e4re Gr\u00fcnde greifen. Das Aufenthaltsgesetz sehe daf\u00fcr verschiedene M\u00f6glichkeiten vor. Allerdings: Es ist nicht bekannt, dass sich Hamburg beim Bundesinnenminister oder in der \u00d6ffentlichkeit f\u00fcr diese Anerkennung nach dem Paragrafen 23 besonders stark gemacht h\u00e4tte. Zudem hatte das Bundesinnenministerium auch betont: \u201eDie Letztentscheidung \u00fcber den Umgang mit den Fl\u00fcchtlingen lag und liegt jedoch bei den betroffenen L\u00e4ndern.\u201c\r\n\r\nh4. Gewerkschaftliche Unterst\u00fctzung\r\n\r\nIm Juli sind zahlreiche Fl\u00fcchtlinge der Gruppe \u201eLampedusa in Hamburg\u201c Mitglied der Gewerkschaft ver.di geworden. Sie haben in Libyen als Ingenieure, Journalisten, Automechaniker, Bauarbeiter oder Friseure gearbeitet. Peter Bremme, Ver.di-Fachbereichsleiter f\u00fcr Besondere Dienstleistungen, hie\u00df die Fl\u00fcchtlinge willkommen. \u201eWir unterst\u00fctzen ausdr\u00fccklich die Forderungen der Gefl\u00fcchteten aus Libyen auf Wohnung, freien Zugang zum Arbeitsmarkt, freien Zugang zu Bildung, freien Zugang zu medizinischer und sozialer Versorgung und freier Wahl des Aufenthaltsortes innerhalb der Europ\u00e4ischen Union.\u201c Die Politik k\u00f6nne den Weg frei machen und durch Aktivierung des Paragrafen 23 des Aufenthaltsgesetzes den Fl\u00fcchtlingen einen legalen Aufenthalt in Hamburg erm\u00f6glichen, so Bremme.\r\n\r\n\r\n","created_at":"2013-09-03T06:31:06Z","creator":"Anke Schwarzer","district":"Altona-Altstadt","geo_relation":"Libyen; Ghana; Italien; Nigeria; Mali; Togo; Niger; Sudan; Elfenbeink\u00fcste","id":95,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/95/1308hafencity_006.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/95/thumb_1308hafencity_006.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/95/mini_1308hafencity_006.JPG"}},"image_credit":"Webmap Hamburg Global","lat":"53.54637","layer_id":3,"lon":"9.955823","place":"St. Pauli-Kirche","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Mit der Initiative \u00bbLampedusa in Hamburg\u00ab k\u00e4mpfen Fl\u00fcchtlinge aus Libyen f\u00fcr ihr Bleiberecht.","teaser":"6000 Kriegsfl\u00fcchtlinge aus Libyen sind nach Angaben der Initiative \u201eLampedusa in Hamburg\u201c \u00fcber Italien nach Deutschland gekommen. Jahrelang hatten die Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter aus Westafrika in Libyen gelebt \u2013 bis zur Rebellion und dem Nato-Krieg vor zwei Jahren. Rund 300 von ihnen schlafen auf Hamburgs Stra\u00dfen, einige sind mittlerweile in Kirchen, Moscheen und bei Privatpersonen untergekommen. Mit Ausstellungen, Demonstrationen und anderen Aktionen fordern sie vom Hamburger Senat ihre Anerkennung als Kriegsfl\u00fcchtlinge. Andreas A.* (Name ge\u00e4ndert) ist ein Aktivist der Gruppe \u00bbLampedusa in Hamburg\u00ab. Der Sprecher von rund 80 M\u00e4nnern, die seit Anfang Juni in der St.-Pauli-Kirche untergekommen sind, erz\u00e4hlt seine Geschichte:","title":"\u00bbWir m\u00f6chten, dass man uns hier leben l\u00e4sst\u00ab","updated_at":"2013-12-12T20:43:06Z","url":"http://lampedusa-in-hamburg.tk/","user_id":3,"zip":"20359","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/95","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"},{"address":"Koreastra\u00dfe 3","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"Als er sechs Jahre alt war schenkte ihm seine Mutter das erste Modellschiff. Seither unterliegt Peter Tamm einer \u201cMarinemeise\u201d, wie er selbst sagt. Die Geschichte des kleinen Peter, der 1934 mit dem winzigen Schifflein in der Hand begann f\u00fcr das Meer zu brennen, die Schifffahrt zu mystifizieren und Kolumbus, Magellan und Cook zu seinen Idolen zu erheben, erz\u00e4hlt Tamm mit seinen nunmehr 84 Jahren immer noch gerne. Peter Tamm ist um ein paar Jahrzehnte \u00e4lter geworden \u2013 seine Sammlung mit jedem Jahr ins Unermessliche gewachsen. Mehr als 26 000 Schiffs- und U-Bootmodelle, 40 000 Konstruktionspl\u00e4ne, 5 000 Gem\u00e4lde und Grafiken, mehr als 2 000 Filme, 1,5 Millionen Fotografien, 120 000 B\u00fccher, zahlreiche nautische Ger\u00e4te, historische Uniformen, Waffen und Orden z\u00e4hlt er zu seinen Sch\u00e4tzen. [1]\r\n\r\nh4. Millionen an F\u00f6rdermittel f\u00fcr die Militariasammlung von Peter Tamm \r\n\r\nPeter Tamm, bis 1991 insgesamt 23 Jahre Vorstandschef des Axel-Springer-Verlags und 40 Jahre im Konzern t\u00e4tig, errichtete mit Hilfe der von ihm gegr\u00fcndeten \u201ePeter Tamm sen. Stiftung\u201c das Internationale Maritime Museum Hamburg. Bis zur Er\u00f6ffnung des Internationalen Maritimen Museums pr\u00e4sentierte Tamm die Exponate in seiner privaten Ausstellung an der Elbchaussee, dem \u201eWissenschaftlichen Institut f\u00fcr Schifffahrts- und Marinegeschichte\u201c. Die Zeit bezeichnete diese zu Recht einmal als \u201emarinegeschichtlich-militaristische\u201c[2] Sammlung, da dort neben Seekriegsgem\u00e4lden, Kriegsschiffs- und U-Boot-Modellen aus der Nazi-Zeit auch unz\u00e4hlige Marineuniformen, Orden und andere Marinedevotionalien ausgestellt wurden. Die mit Hakenkreuzen verzierten Admiralst\u00e4be von Hitlers Gro\u00dfadmiralen Raeder und D\u00f6nitz geh\u00f6ren au\u00dferdem zu Tamms Sammlung, die gr\u00f6\u00dftenteils unkommentiert in der Elbchaussee 277 ausgestellt war. F\u00fcr seinen milit\u00e4rischen \u201eVorgarten\u201c, den sich Tamm mit Schiffskanonen, Torpedos und Grundminen schuf, holzte er den Abhang zur Elbe ab, um freien Blick auf den Schiffsverkehr zu haben. Das Bezirksamt Altona wurde aufgrund der Baumschutz- und Landschaftsschutzverordnung auf diesen Eingriff aufmerksam.\r\n\r\nZur \u00f6ffentlichen Ausstellung dieser betr\u00e4chtlichen Sammlung von Militaria, beschloss der Hamburger Senat 2004 der \u201ePeter Tamm Sen. Stiftung\u201c den Kaispeicher B in der Hafencity f\u00fcr 99 Jahre kostenfrei zur Verf\u00fcgung zu stellen. Der Milit\u00e4rsammler erhielt eine Mietverg\u00fcnstigung, die f\u00fcr Hamburger Museen keinesfalls eine g\u00e4ngige Praxis darstellt. Dar\u00fcber hinaus \u00fcberlie\u00df die Kulturf\u00f6rderung der Stadt Hamburg der \u201ePeter Tamm sen. Stiftung\u201c 30 Millionen \u20ac zur Renovierung des Kaispeichers. Trotz dieser enormen finanziellen Unterst\u00fctzung verzichtete der Senat auf eine inhaltliche Mitsprache bez\u00fcglich der Auswahl und Pr\u00e4sentation der Exponate. Vielmehr \u00fcbernimmt der Multimillion\u00e4r Peter Tamm mit seiner Stiftung die Darstellung und Deutung von Seefahrt, Eroberung und Krieg.[3]\r\n\r\nh4. Tamms militaristisches Weltbild und die Verherrlichung von imperialistischem Gedankengut \r\n\r\nPeter Tamms politische Ausrichtung ist als rechtskonservativ zu bezeichnen und bewegt sich in milit\u00e4rischen Kategorien. Er ist Verleger von zahlreichen Milit\u00e4r- und Schifffahrtspublikationen, in erster Linie als Inhaber der Verlagsgruppe Koehler-Mittler. Seine konservativ-autorit\u00e4re Gesellschafts- und Staatsauffassung wurde von Kritiker_innen oft an drei exemplarischen Portraits dargestellt, die im Eingangsbereich seines \u201eWissenschaftlichen Instituts f\u00fcr Schifffahrts- und Marinegeschichte\u201c zu finden waren: Kurf\u00fcrst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der im 17. Jahrhundert eine eigene Kriegsflotte aufbaute und aus dem Gesch\u00e4ft mit Menschen-, Gold- und Elfenbeinhandel reich wurde. Neben ihm Otto von Bismarck, der mit \u201eBlut und Eisen\u201c auf kriegerische Weise die Gr\u00fcndung des deutschen Kaiserreichs durchsetzte und gleichzeitig den deutschen Kolonialismus ab 1884 vorantrieb. Schlie\u00dflich Kaiser Wilhelm II, als letzter der drei portraitierten M\u00e4nner, der die Symbolfigur des deutschen Imperialismus darstellt. \u201eWeltpolitik als Aufgabe, Weltmacht als Ziel, Flotte als Instrument\u201c lautete seine Devise. Seine Herrschaft war gepr\u00e4gt durch einen R\u00fcstungswettlaufs, den er durch den Schlachtschiffbau und seine Kanonenbootpolitik anheizte. In den Kolonien f\u00fchrte er eine brutale Aufstandsbek\u00e4mpfung durch, was allen voran an dem V\u00f6lkermord an den Herero und Nama in Deutsch-S\u00fcdwestafrika offenkundig wird. Eine Verehrung der genannten Herrscher, die wirtschaftliche und expansionistische Interessen mit Gewalt durchsetzten und diese \u00fcber moralische Richtlinien stellten, erscheint schwerlich vereinbar mit einem demokratischen Selbstverst\u00e4ndnis. [4]\r\n\r\nh4. Die \u00d6ffentlichkeit \u00fcbt Kritik an der Errichtung des Museums\r\n\r\nAngesichts der autorit\u00e4ren und militaristischen Grundeinstellung Peter Tamms, die sich in seiner Sammlung manifestiert, kam es bereits im Vorfeld der Er\u00f6ffnung des Museumsprojektes innerhalb der Hamburger Kulturszene und \u00d6ffentlichkeit zu gro\u00dfen Protesten. Die Aktion \u201eK\u00fcnstler informieren Politiker\u201c (KIP)[5] gr\u00fcndete sich bereits 2005. In dieser Initiative \u00fcbernahmen 121 K\u00fcnstler_innen eine Patenschaft f\u00fcr die Abgeordneten der Hamburger B\u00fcrgerschaft, die sie \u00fcber die Sachlage hinsichtlich des Museumsprojektes informierten. Dar\u00fcber hinaus ergab sich eine \u00f6ffentliche Diskussion angesto\u00dfen durch die Publikation \u201eTamm-Tamm\u201c, die im selben Jahr herausgebracht wurde. Zur Er\u00f6ffnung des Museums im Juni 2008 hielt der feld f\u00fcr kunst e.V.[6] eine Veranstaltungsreihe ab, die sich mittels Vortr\u00e4gen, Performances, Installationen und Interventionen im st\u00e4dtischen Raum der Thematik \u201eWo der Krieg wohnt\u201c ann\u00e4herte. Im Mittelpunkt standen dabei der Krieg auf den Meeren sowie der Mensch und sein Verh\u00e4ltnis zum Krieg.\r\n\r\nDurch die \u00f6ffentlichen Proteste angeregt, berichteten mehrere gr\u00f6\u00dfere und kleinere Medien \u00fcber die Kritik an dem Projekt, an seiner Finanzierung und der Art seiner politischen Durchsetzung. Weiter stellte sich f\u00fcr die Kritiker die Frage nach dem wissenschaftlichen Anspruch sowie dem Museumsbegriff, der hier zugrunde lag. Obwohl die Sammlung in Peter Tamms Villa seit 1991 als \u201eWissenschaftliches Institut f\u00fcr Schifffahrts- und Marinegeschichte\u201c gef\u00fchrt wurde, fehlte eine unabh\u00e4ngige Bewertung durch Expert_innen und Wissenschaftler_innen. Auch an der wissenschaftlichen Expertise Tamms lassen Kritiker_innen zweifeln: Zwar wurde ihm im Juli 2002 vom Hamburger Senat auf Antrag der Kultursenatorin Dana Hor\u00e1kov\u00e1 der Ehrentitel \u201eProfessor\u201c verliehen, dennoch l\u00e4sst seine Forschungsbilanz zu w\u00fcnschen \u00fcbrig. Eine Reflexion \u00fcber Methoden, Erkenntnisse und Forschungsdebatten der heutigen Geschichtswissenschaft ist in keiner seiner Abhandlungen erkennbar.\r\n\r\nh4. Ein Besuch im Internationalen Maritimen Museum Hamburg?\r\n\r\nNun gibt es das Museum seit Juni 2008. Doch inwieweit sind die Bef\u00fcrchtungen der Kritiker_innen eingetreten? Sch\u00fcrt Tamms Museum Milit\u00e4r- und R\u00fcstungsbegeisterung? Werden Militaristen, Heldenverehrer und Waffennarren durch das dargestellte Weltbild des Museums angezogen?\r\n\r\nSchnell f\u00e4llt auf, dass durch Tamms Sammlung ein Geist des 19. Jahrhunderts weht: Soldatentum und Eroberergeist als Tugenden, eurozentristische Geschichte der Admir\u00e4le, Kaiser und \u201eEntdecker\u201c \u2013 und das alles in einer gro\u00dfen Vitrinenschau. Die Bef\u00fcrchtungen sind ohne Zweifel zumindest bez\u00fcglich des veralteten didaktischen Konzepts eingetreten. Doch auch inhaltlich ist die besch\u00f6nigende Weise zu kritisieren, wie die deutsche Kriegs- und R\u00fcstungsgeschichte dargestellt wird. \u201eEntdecker\u201c werden heroisiert, die Verwobenheit mit dem Zeitalter von Kolonialismus und Sklaverei unzureichend thematisiert, ein Bezug zu den Folgen, die bis heute nicht bew\u00e4ltigt sind, fehlt v\u00f6llig. Die einseitige europ\u00e4ische Perspektive widerspricht dem internationalen Anspruch, den die Institution an sich selbst durch ihren Namen erhebt. Themen, die bereits zu Beginn der Diskussion um das Museum eingefordert wurden, werden immer noch ausgeklammert oder marginalisiert. Welche Rolle spielte die Schifffahrt bei der Ausbeutung anderer Kontinente, beim Sklavenhandel und Kolonialismus? Welche politischen Kontroversen um die Flottenr\u00fcstung wurden im letzten Jahrhundert aufgeworfen? Wie waren die Arbeitsbedingungen in den H\u00e4fen und auf den Werften? Inwieweit kam es zu Zwangsarbeit von KZ-H\u00e4ftlingen und Kriegsgefangenen in der deutschen Seewirtschaft?[7]\r\n\r\nDie Informationstafeln sind im Verh\u00e4ltnis zu den zur Exposition gestellten Objekten unzureichend und nur in geringer Anzahl vorhanden. Eine Stadt wie Hamburg, die Jahrhunderte lang von Europas Kolonialimperialismus Profit schlug, sollte eigentlich eine exponierte Stellung in der selbstkritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einnehmen. Die Zukunft der Stadt liegt in ihrem internationalen Charakter, im Gegensatz dazu steht das veraltete Gedankengut, das in Tamms Museum vermittelt wird. Dieses f\u00f6rdert nicht den interkulturellen Austausch, es tr\u00e4gt anstatt dessen zur Polarisierung bei. Es ist erstaunlich, dass noch nie ein Privatmuseum in Hamburg derart gef\u00f6rdert wurde wie das von Herrn Tamm. Geschichtsbilder verf\u00fcgen \u00fcber eine gro\u00dfe Wirkung, weshalb die Legitimation von Macht und kriegerischen Konflikten in der Vergangenheit sorgf\u00e4ltig betrachtet werden m\u00fcssen, um zuk\u00fcnftig eine friedlichere Welt zu schaffen. Dies wurde leider im Internationalen Maritimen Museum Hamburg vergessen.[8]\r\n\r\nfn1. M\u00f6we, Friedrich: Tamm-Tamm. Eine Anregung zur \u00f6ffentlichen Diskussion \u00fcber das Tamm-Museum. Herausgegeben vom Informationskreis R\u00fcstungsgesch\u00e4fte in Hamburg. Aktualisierte Auflage. Hamburg 2008.\r\n\r\nfn2. \"http://www.zeit.de/2003/09/Suchet_Trost_in_Eurem_Aquadome/komplettansicht\":http://www.zeit.de/2003/09/Suchet_Trost_in_Eurem_Aquadome/komplettansicht abgerufen am 15.11.2012.\r\n\r\nfn3. M\u00f6we, Friedrich: Tamm-Tamm. Eine Anregung zur \u00f6ffentlichen Diskussion \u00fcber das Tamm-Museum. Herausgegeben vom Informationskreis R\u00fcstungsgesch\u00e4fte in Hamburg. Aktualisierte Auflage. Hamburg 2008.\r\n\r\nfn4. M\u00f6we, Friedrich: Tamm-Tamm. Eine Anregung zur \u00f6ffentlichen Diskussion \u00fcber das Tamm-Museum. Herausgegeben vom Informationskreis R\u00fcstungsgesch\u00e4fte in Hamburg. Aktualisierte Auflage. Hamburg 2008.\r\n\r\nfn5. www.tamm-tamm.info abgerufen am 15.11.2012.\r\n\r\nfn6. \"http://www.feldfuerkunst.net\":http://www.feldfuerkunst.net.\r\n\r\nfn7. M\u00f6we, Friedrich: Tamm-Tamm. Eine Anregung zur \u00f6ffentlichen Diskussion \u00fcber das Tamm-Museum. Herausgegeben vom Informationskreis R\u00fcstungsgesch\u00e4fte in Hamburg. Aktualisierte Auflage. Hamburg 2008.\r\n\r\nfn8. Zu den Inhalten und dem didaktischen Konzept des Museums: \"http://www.taz.de/Im-Tamm-Museum-mit-Kritiker-Friedrich-Moewe/!67021/\":http://www.taz.de/Im-Tamm-Museum-mit-Kritiker-Friedrich-Moewe/!67021/sowie\r\n\"http://www.taz.de/Das-Maritime-Museum-schwaechelt/!72794/\":http://www.taz.de/Das-Maritime-Museum-schwaechelt/!72794/ abgerufen am 15.11.2012. ","created_at":"2012-08-09T10:29:42Z","creator":"Anna Ueberham","district":"HafenCity","geo_relation":"","id":68,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/68/tamm1.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/68/thumb_tamm1.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/68/mini_tamm1.JPG"}},"image_credit":"Webmap Hamburg Global","lat":"53.54397","layer_id":9,"lon":"10.00032","place":"Internationales Maritimes Museum Hamburg","public":true,"published_at":null,"source":"M\u00f6we, Friedrich: Tamm-Tamm. Eine Anregung zur \u00f6ffentlichen Diskussion \u00fcber das Tamm-Museum. Herausgegeben vom Informationskreis R\u00fcstungsgesch\u00e4fte in Hamburg. Aktualisierte Auflage. Hamburg 2008.","subtitle":"Verstaubtes Gedankengut im Glaskasten","teaser":"Nach dem Bekanntwerden der Pl\u00e4ne des Hamburger Senats, ein privates marinegeschichtliches Museum in der Hafencity finanziell zu unterst\u00fctzen, waren die \u00f6ffentlichen Proteste gro\u00df. Von verschiedenen Seiten wurde vor einer Dominanz milit\u00e4rischer Wertvorstellungen gewarnt - eine Gefahr, die von den meisten Kritiker_innen aufgrund des Bauherrn Peter Tamm formuliert wurde. Die Person Peter Tamm verk\u00f6rpert f\u00fcr viele eine konservativ-autorit\u00e4re Gesellschafts- und Staatsauffassung, wie sie dem heutigen Hamburg nicht angemessen erscheint.","title":"Eurozentristische Geschichte der Admir\u00e4le und \u201eEntdecker\u201c","updated_at":"2013-08-29T08:49:07Z","url":"","user_id":32,"zip":"20457","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/68","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Helgol\u00e4nder Allee","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"","created_at":"2012-08-29T11:10:01Z","creator":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\" 2010, Redaktion: Susann Lewerenz und Heiko M\u00f6hle ","district":"St. Pauli","geo_relation":"","id":71,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"Benutzer:Bejo","lat":"53.54776","layer_id":5,"lon":"9.971248","place":"Kersten-Miles-Br\u00fccke","public":true,"published_at":null,"source":"Stadtplan \"hamburg postkolonial\", PHARUS-Verlag, Herausgeber: Eine Welt Netzwerk Hamburg und Hafengruppe Hamburg, gefaltet auf ca. 9,8 x 17 cm (offenes Format: ca. 98 x 68 cm) 1. Auflage 2010, Ma\u00dfstab: 1 : 12.500, ISBN: 978-3-86514-171-2, Preis: 5 Euro","subtitle":"","teaser":"1895-1897 erbaut, verband die \u00fcber die Helgol\u00e4nder Allee f\u00fchrende Kersten-Miles-Br\u00fccke die zwei Flanken der repr\u00e4sentativen Hafenkrone. Die Statuen von vier Hamburger Seehelden s\u00e4umen die Br\u00fccke, darunter Simon von Utrecht, der 1401 den Seer\u00e4uber St\u00f6rtebeker fasste. 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R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011","subtitle":"","teaser":"","title":"Unter k\u00f6niglichem Schutz","updated_at":"2013-01-11T17:19:37Z","url":"http://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdf","user_id":26,"zip":"22761","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/85","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Industriestra\u00dfe 10F","category_id":null,"city":"Rellingen","comment":"","content":"fn1. \"Mail-Korrespondenz, www.autoflug.de (Historie)\":http://www.dwt-sgw.de/ueber-die-dwt/foerdernde-mitglieder/autoflug-gmbh/","created_at":"2012-02-25T10:46:17Z","creator":"Jan van Aken","district":"","geo_relation":"","id":39,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.63939","layer_id":9,"lon":"9.889640","place":"Autoflug GmbH","public":true,"published_at":null,"source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. 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[1]","title":"Sicherheit geht vor","updated_at":"2013-01-11T15:11:01Z","url":"www.waffenexpohttp://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdfrte.org","user_id":3,"zip":"25462","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/39","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"M\u00f6rkenstra\u00dfe 7","category_id":null,"city":"Hamburg","comment":"","content":"\r\n\r\nfn1. \"Firmenbrosch\u00fcre \u201eFluid sealing guide for the Defence & Aerospace industries\u201c\":http://www.jameswalker.biz/industries/19-Defence-Aerospace","created_at":"2012-02-25T10:08:59Z","creator":"Jan van Aken","district":"Altona-Altstadt","geo_relation":"","id":37,"image":{"url":null,"thumb":{"url":null},"mini":{"url":null}},"image_credit":"","lat":"53.54934","layer_id":9,"lon":"9.945685","place":"James Walker Deutschland GmbH","public":true,"published_at":null,"source":"Mit freundlicher Genehmigung und leicht redigiert aus der Brosch\u00fcre: Jan van Aken: \"Made in Hamburg \u2013 t\u00f6dlich weltweit. R\u00fcstungsindustrie in Hamburg\", Hamburg, Vorabfassung vom 7.12.2011 ","subtitle":"Die Firma James Walker ist spezialisiert auf hydraulische Systeme und Dichtungen aller Art.","teaser":"Die britische Firma mit ihrem deutschen Standort (fr\u00fcher C. Haacke & S\u00f6hne GmbH) wirbt damit, dass ihre Produkte internationalen Milit\u00e4rstandards entsprechen und man auf 125 Jahre Erfahrung im Milit\u00e4rsektor zur\u00fcckgreifen k\u00f6nne. Das Unternehmen arbeitet mit Herstellern von Milit\u00e4rfahrzeugen, Kriegschiffen und Kampfflugzeugen sowie den entsprechenden Wartungsfirmen \u201ein globalem Umfang\u201c zusammen.[1]","title":"Sind die Panzer noch ganz dicht?","updated_at":"2013-01-11T15:09:02Z","url":"http://www.old.jan-van-aken.de/files/r__stungsindex_20111207.pdf","user_id":3,"zip":"22767","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/37","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_red.png"},{"address":"Bullenhuser Damm 92 Hamburg","category_id":null,"city":"Hamburg-Mitte, Hamburg","comment":"","content":"Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, ermordete die SS zwanzig Kinder und ihre Pfleger_innen im Keller des Geb\u00e4udes, das im Kriege als Nebenlager des KZ Neuengamme diente. Die Schule wurde 1948 wiederer\u00f6ffnet.\r\n\r\nAm 20. April 1979 versammelten sich 2.000 Menschen vor der Schule. \u00dcberlebende der Familien gr\u00fcndeten die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm; im Kellerraum wurden Schautafeln angebracht. 1980 wurde die Schule nach dem P\u00e4dagogen und Arzt Janusz Korczak benannt. Seitdem ist sie eine Gedenkst\u00e4tte.\r\n\r\nKurz nach der Einweihung lie\u00dfen Neonazis eine Rohrbombe vor dem Eingang explodieren und verletzten damit zwei Personen. Wegen Gr\u00fcndung einer terroristischen Vereinigung wurde Manfred Roeder von den \"Deutschen Aktionsgruppen\" 1982 zu einer Freiheitsstrafe von 13 Jahren verurteilt.\r\nSeit 1987 wird das Geb\u00e4ude nicht mehr als Schule genutzt.\r\n\r\n\r\n\r\n","created_at":"2012-01-18T21:00:35Z","creator":"Webmap Hamburg Global","district":"Rothenburgsort","geo_relation":"","id":25,"image":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/25/797px-Bullenhuserdamm.JPG","thumb":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/25/thumb_797px-Bullenhuserdamm.JPG"},"mini":{"url":"/v1.0/uploads/placemark/25/mini_797px-Bullenhuserdamm.JPG"}},"image_credit":"User Dragan70 on de.wikipedia","lat":"53.54208","layer_id":3,"lon":"10.04778","place":"Janusz-Korczak-Schule","public":true,"published_at":null,"source":"","subtitle":"Anschlag auf die Grundschule Bullenhuser Damm","teaser":"Die Grundschule hie\u00df vor 1971 Volksschule Bullenhuser Damm und vor 1980 Hauptschule Bullenhuser Damm. Ein Sprengstoffanschlag von Neonazis auf die Janusz-Korczak-Schule Ende April 1980 verletzte zwei Personen.\r\n","title":"Rechter Terror ","updated_at":"2012-07-06T12:05:05Z","url":"","user_id":3,"zip":"20539","internal_link":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/placemarks/25","map_icon_url":"https://www.hamburg-global.de/v1.0/assets/marker/marker2_blue.png"}]